Eitelkeit und Heiterkeit: Citroën DS3 Cabrio

Gestatten, Citroën déesse (frz. Göttin) 3, mit Faltdach. Praktische Autos gibt es an jeder Strassenecke, darum möchte das hübsche DS3 Cabrio nicht pragmatisch sein, sondern vor allem auf sein Äusseres achten und Konkurrenten wie Mini Cabrio und Fiat 500C in den Schatten stellen. Das DS3 Cabrio wirkt modisch und modern, möchte gleichzeitig Auto und Accessoire sein. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich in den Bildern von Citroën gut aussehende Models (männliche und weibliche) dazugesellen. Aber wo gehört das DS3 Cabrio denn nun hin, auf die Strasse oder doch eher auf den Laufsteg?

Verglichen mit dem eher nüchternen C3 Basismodell wirkt das DS3 Cabrio mächtig aufgebretzelt, quasi bereit für den Ausgang. Schwarz-silberne Felgen, ein farblich abgesetztes Stoffdach, vertikale LED Tagfahrlichter, die Haifischflosse in der B-Säule, überall ein bisschen Chromverzierungen und spektakuläre 3D-LED Rücklichter (siehe Bilder) zeugen von französischem Chic und passend dazu, heisst die höchste Ausstattungslinie auch Sport Chic. Die nur 3.95 Meter kurze DS3 gibt optisch also mächtig was her, entsprechend muss auch der Innenraum anständig aussehen, was im Testwagen auch der Fall ist. Mit Carbon Optik, schwarzem Dachhimmel, Alu-Pedalen, Lederausstattung und einem Lenkrad ohne irgendwelche Knöpfe, fühlt man sich gut aufgehoben. In einer Zeit, in der Multifunktionslenkräder zum Standard gehören, fühlt es sich in der Tat gut an, mal ein Lenkrad vor sich zu haben, dass einfach nur ein Lenkrad ist. Audio-Fernbedienung und Tempomat werden mit zwei Hebeln links und rechts unterhalb des Lenkrads bedient, eine gute Lösung. Schade finde ich, dass das Multimediasystem nicht über einen Touchscreen verfügt, sondern über mit einem kleinen Rädchen und kleinen Knöpfen bedient werden muss, was nicht besonders intuitiv ist.
Mein absolutes Highlight ist aber der Parfumspender, der den Innenraum mit vier verschiedenen Düften (als Zubehör erhältlich) parfümieren kann. Mag wie ein unnötiges Gadget erscheinen, kostet aber – zumindest als Sport Chic – keinen Aufpreis und das Auto riecht dann tatsächlich sehr angenehm. Citroën preist die DS3 als ein Cabrio mit fünf vollwertigen Sitzen und dem grössten Kofferraum seiner Klasse an, nämlich mit 245 Liter Volumen. Da muss ich widersprechen, denn hinten wird der Platz doch sehr eng. Wenn sich vier kleine Personen treffen, so würden die noch unter menschenwürdigen Bedingungen im DS3 Cabrio fahren können. Hinter mir hätte jedoch  niemand mehr Platz und den fünften “Sitz” jemandem zumuten zu wollen, grenzt an eine Beleidigung. Dann der Kofferraum. Dessen Problem ist, dass er sich nur durch eine winzige Öffnung beladen lässt, die gerade mal 28 Zentimeter hoch ist. Bereits eine gefüllte Sporttasche passt nur mit Gewalt hinein. Dass sich die Kofferraumklappe halbkreisförmig öffnet, mag zwar wiederum gut aussehen, ändert jedoch nichts daran, dass an dieser Stelle ein bisschen pragmatischeres Denken nicht geschadet hätte.

Im Test stand mir die stärkste DS3 (abgesehen von der limitierten Racing Edition) mit dem 1.6 Liter Benziner zur Verfügung, der ausschliesslich mit einem manuellen Sechsganggetriebe erhältlich ist. Der Turbobenziner mobilisiert ein Drehmoment von 240 Nm und leistet 115 kW. Klingt nicht nach sonderlich viel, allerdings ist die DS3 mit knapp 1250 Kilo Leergewicht auch gut in Form; das Cabrio wiegt nur 25 Kilo mehr, als die geschlossene Variante. So ausgerüstet, ist die auf Wunsch halboffene DS3 ziemlich flott unterwegs, passend dazu liefert sie einen dezenten, aber knurrigen Klang. Gut auch, dass das Fahrwerk nicht typisch französisch sanft, sondern knackig abgestimmt ist. Im Zusammenspiel mit der rückmeldungsfreudigen Lenkung, lässt sich die DS3 zackig und sportlich fahren. Besonders bissig sind aber nicht die Antriebskomponenten, sondern die Bremsen. Wirklich erstaunlich, wie vehement die kleine Französin abbremst, zudem reagiert das Bremspedal sehr feinnervig und lässt sich hervorragend dosieren. Weiter positiv aufgefallen ist mir, dass man sich sehr gut in das Auto integriert fühlt, was in dieser Klasse nicht so selbstverständlich ist.
Für den ganzen Spass muss man nicht einmal so tief ins Portemonnaie greifen, denn im Test hat sich die DS3 trotz teilweise rasanter Fahrweise (Stichwort Klausenpass) akzeptable 6.5 l/100 km gegönnt, die Werksangabe beträgt 5.9 l/100 km. Der Verbrauch dürfte zwar angesichts des geringen Gewichts trotzdem noch ein bisschen geringer sein.

Ein Schnäppchen ist là Mademoiselle DS3 nicht, denn Citroën vermarktet die ganze DS-Line klar als Premium Produkte. Die Preise starten daher bei 22’900 CHF mit dem 60 kW Benziner, der hübsch ausgestattete Testwagen mit dem stärksten Benziner kostet 32’310 CHF, das ist nicht wenig Geld für so ein kleines Auto, auch wenn es ein Cabrio ist.
Das kleine Edel-Cabrio sieht also hauptsächlich gut aus und bietet – zumindest mit dem stärksten Benziner – viel Fahrspass. Durch das Faltschiebedach ist es zwar kein echtes Cabrio, aber bereits halbwegs milde Temperaturen und ein bisschen Sonnenschein reichen aus, um das Dach zu öffnen. Somit wäre bewiesen, dass das DS3 Cabrio auf dem Laufsteg bestimmt eine gute Figur machen würde – eine noch bessere Figur macht es aber auf der Strasse.

Alltag ★★★☆☆

Für junge Personen ist die DS3 sicher alltagstauglich genug, sobald aber Nachwuchs unterwegs ist, wird es schnell zu eng. Der Kofferraum ist durch die kleine Luke sehr umständlich zu beladen. Das Faltdach hingegen isoliert gut gegen Lärm von aussen.

Fahrdynamik ★★★★☆

Die kleine DS3 entwickelt mit dem stärksten Benziner erstaunlichen Durchzug. Das Fahrwerk würde noch mehr Leistung ertragen, mit der rückmeldungsintensiven Lenkung lässt sich der kleine Edel-Citroën flott um Kurven scheuchen.

Umwelt ★★★★☆

Der Testverbrauch von 6.5 l/100 km liegt nicht allzu weit von der Werksangabe von 5.9 l/100 km entfernt. Nichtsdestotrotz dürfte der Verbrauch angesichts des geringen Gewichts ein bisschen geringer sein. Schade, dass eine Start-Stopp-Automatik nur mit dem Dieselmotor erhältlich ist.

Ausstrahlung ★★★★★

Die kleine DS3 fällt durch ihr flottes Styling recht stark auf, während des Tests habe ich durchgängig positives Feedback zum Design erhalten. Ich persönlich finde, dass durch ihr Design insbesondere Frauen und Homosexuelle (überhaupt nicht böse gemeint) angesprochen werden könnten.

Fazit ★★★★☆

+ Hochwertige Innenausstattung
+ Parfumspender
+ Knackiges Fahrverhalten
+ Angemessener Verbrauch
+ Gut isoliertes Faltdach, in drei Stufen verstellbar, bis 120 km/h bedienbar

– Unpraktische Ladeluke
– Enge Platzverhältnisse hinten
– Kein Start-Stopp für Benziner
– Miserable Sicht nach hinten bei komplett geöffnetem Dach

(Bilder: Citroën)

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