Honda CR-Z: Ein scharfer Mild-Hybrid

Hybrid-Fahrzeuge haben ein langweiliges, biederes Image. Dem will Honda mit dem sportlichen, aber dennoch sparsamen CR-Z (Compact Renaissance Zero) Hybrid entgegenwirken. Sportlich und zugleich sparsam, dies ist ein Spagat, den viele Hersteller wagen, aber daran scheitern, denn diese Kombination ist eigentlich widersprüchlich. Doch Honda hat mit dem CR-Z, der optisch eindeutig dem legendären CRX aus den 80er und 90er nacheifert und technisch auf dem Insight Hybrid basiert, ein sehr interessantes Konzept auf die Räder gestellt: Sparsam bei grün, sportlich bei rot.

Der Honda CR-Z besitzt nicht die klassische Coupé-Linie, denn das Dach fällt nicht so steil ab, dafür endet es bei der geteilten Heckscheibe sehr abrupt. Wie bereits anfangs erwähnt, war auch der damalige CRX so konzipiert. Unabhängig davon, ob einem dieses Design gefällt oder nicht, auffallen tut der CR-Z Hybrid mit seinem kecken Heck auf alle Fälle. Ausserdem ist er mit einem cW-Wert von unter 0.30 sehr windschnittig. Die Front hingegen wirkt trotz grossem Grill freundlich und unschuldig. Die Seite wird von zwei Linien geprägt, was dem Auto optischen Schwung verleiht. Ungewöhnlich sind auch die ganz hinten angebrachten Türgriffe der etwas zu lang geratenen Türen. Und wohl um den grünen Touch dieses Autos zu unterstreichen, sind die Auspuffendrohre nicht sichtbar.

Das Interieur sieht auf den ersten Blick sehr schick aus, doch bei näherem betrachten wirkt der eingesetzte Kunststoff auf dem Armaturenbrett und teilweise auch an den Türen recht billig. Schade, denn ansonsten sind Verarbeitung und Materialien in Ordnung. Im Dunkeln strahlt die dezente, blaue Ambientebeleuchtung eine angenehme Ruhe aus. Die Instrumente sehen sehr futuristisch aus und die Anzahl Knöpfe ist nicht gerade gering, aber sobald man sich mit der Funktionsweise auseinandergesetzt hat, muss man sagen, dass die Anordnung stimmt und die Ergonomie berücksichtigt wurde. Ablagefächer für Kleinkram sind genügend vorhanden. Einzig das Navigations-und Multimediasystem, welche stolze 3000 CHF Aufpreis kostet, ist trotz Touchscreen etwas umständlich zu bedienen und nicht immer selbsterklärend. Darüber hinaus empfindet es die Dame, welche dem Fahrer akustisch den Weg weist, nicht bei jeder Kreuzung für nötig, zu erwähnen, wohin die Fahrt gehen soll. Aber immerhin ist der Musikklang dank sieben Lautsprechern grossartig. Bei der höchsten Ausstattungslinie wird man zusätzlich mit Sitzheizung, Panoramadach, Bluetooth-Freisprechanlage und Tempomat verwöhnt. Sechs Airbags, ESP, sowie ABS mit BA sorgen für die Sicherheit.
Die Sportsitze dürften mehr Seitenhalt bieten, sind aber ansonsten bequem. Überhaupt geniessen Fahrer und Beifahrer vorne viel Platz, doch die Rückbank verdient nicht einmal die Bezeichnung Notsitze. Höchstens ein Kleinkind mit Kindersitz hat in dieser engen Höhle im Fond Platz. Auch der Kofferraum ist mit seinen 215 Liter Fassungsvermögen (in niedrigeren Ausstattungsvarianten 225 Liter, da der Subwoofer fehlt) sehr bescheiden. Mit umgeklappter Rückbank entsteht eine ebene Ladefläche von immerhin 389 Litern.
Was unter dem eigenwilligen Heckdesign leidet, ist die Sicht nach hinten, sowie schräg hinten. Die Säulen und das geteilte Heckfenster rauben die Sicht. Die Parksensoren sind diesbezüglich sehr hilfreich, dennoch ist es schade, dass keine Rückfahrkamera zur Verfügung steht.

Wenn man sich am rassigen Design satt gesehen hat und den Motor startet (erst Zündschlüssel drehen und anschliessend Startknopf drücken), erwartet man eigentlich eine Leistung von gut 200 PS. Der Motor knurrt in tiefen Drehzahlregionen bissig vor sich hin und wird umso wütender, je weiter nach oben sich der Drehzahlmesser bewegt. Doch der Sound täuscht: Unter der Haube werkelt ein bescheidener 1.5 Liter Benziner mit 114 PS und 145 Nm. Der Elektromotor steuert zusätzliche 14 PS und 78 Nm bei, was eine Systemleistung von 124 PS und 174 Nm ergibt. Das ist, wenn man die nackten Zahlen so sieht, ziemlich mager…
Allerdings muss der CR-Z nur 1250 Kilo Leergewicht mit sich herumschleppen, doch sein eigentliches Geheimnis hat der Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes selber in der Hand: ein manuelles 6-Gang Getriebe. Der E-Motor ist zwischen Kurbelwelle und Getriebe platziert und nicht wie bei Vollhybriden (z. B. Toyota Yaris Hybrid) vor der Kurbelwelle. Somit kann auf ein träges, stufenloses Getriebe, welches einen Teil der Leistung nicht auf die Antriebsachse bringen kann, verzichtet werden. Dies hat zur Folge, das der CR-Z als Mild-Hybrid keinen Millimeter rein elektrisch zurücklegen kann, das Zero im Modellnamen erscheint mir daher nicht ganz angebracht. Andererseits wird durch das manuelle Getriebe der Schub, den die E-Maschine vor allem im tiefen Drehzahlbereich bietet, deutlich spürbar und wirkt fast wie ein Turbo. Das Schalten mit dem Knüppel aus Aluminium und Leder macht durch das spür- und hörbare Einrasten der Gänge richtig Spass. Zudem kann durch die elektrische Unterstützung sehr niedertourig (ca. 1250 U/min) gefahren werden. Gemütlichem Cruisen bei minimalem Verbrauch steht also nichts im Weg.
Der CR-Z hat drei Fahrmodi zur Auswahl: Econ, Normal und Sport. Im Normal-Modus ist das Fahrzeug ausgewogen, die Lenkung aber bereits angenehm direkt. Im Econ-Modus ist alles auf Effizienz getrimmt. Die Klimaanlage arbeitet auf Sparflamme und der Tritt aufs Gaspedal bringt keinen grossen Vortrieb zustande. Der sogenannte Eco Assist hilft beim Spritsparen, denn er analysiert in Echtzeit die Fahrweise. Bei ineffizientem Fahrstil verfärbt sich der Tacho von grün auf blau. Zusätzlich wachsen zarte, virtuelle Pflänzchen auf der Anzeige, die bei ökologischem Fahrstil aufblühen. Bei aggressiver Fahrweise sterben sie wieder ab. Um den Fahrer zu unterstützen, bietet das System auch eine Schaltpunkt-Empfehlung an.
Aber Moment mal! Die Rede ist hier von einem sportlichen Coupé. Die grüne Weste legt der CR-Z Hybrid mit dem Wechsel in den Sportmodus ab. Die Schaltpunkt-Empfehlung und die Pflänzchen verschwinden, dafür färbt sich der Tacho leuchtend rot und Gaspedal sowie Lenkung reagieren nervös auf kleinste Zuckungen. Der E-Motor hilft jetzt mit aller Kraft beim Beschleunigen und der Wagen wird zum absoluten Spassfaktor. Das Fahrwerk ist sehr, fast schon zu straff, was zwar in jeder Kurve Freude bereitet und das Auto sehr stabil macht. Handkehrum informiert der CR-Z die Insassen bestens über den Fahrbahnzustand.
Sobald es jedoch bergauf geht, können alle Tricks den 174 Nm nicht mehr helfen, man spürt, wie das Auto Mühe hat, rasch vom Fleck zu kommen. Richtig zäh wird es, wenn der Akku mangels Rekuperation zur Neige geht und der Benziner auf sich gestellt ist. Dann kann das Aggregat allem Knurren zum Trotz nicht mehr verbergen, dass es seine liebe Mühe hat, das Auto den Berg hinaufzuziehen. Um es nicht so weit kommen zu lassen, sollte man ab und zu einen Gang runter schalten, damit der Benziner nebst dem Antrieb auch den Akku wieder laden kann.
Laut Honda soll sich der CR-Z Hybrid mit 5.0 l/100 km zufrieden geben. Auf 600 Kilometer habe ich nach Bordcomputer im Schnitt 5.8 l/100 km verbraucht, dabei habe ich alle Modi getestet und bin abwechslungsreiche Strecken über Stadt, Überland und Autobahn gefahren. Wer besonders sparsam fährt und auf die virtuellen Pflänzchen achtet, kann die fünf Liter sogar unterbieten. Angesichts der Minustemperaturen während dem Test ein hervorragendes Resultat. Der CR-Z ist übrigens auch auf verschneiten Strassen ein treuer Begleiter. Auch wenn die Strassen mehr einer Skipiste als einer Hauptstrasse ähneln (siehe Bild unten) hält der CR-Z tapfer seine Spur und gibt dem Fahrer ein hohes Mass an Sicherheit.

Den CR-Z gibt es in vier Ausstattungslinien, doch alle treten mit derselben Motorenkombination an. Die Preise beginnen bei 29’000 CHF, ein voll ausgestattetes Topmodell (wie getestet) kostet 40’750 CHF. Im Jahr 2013 steht ein Facelifting an, welches die Optik etwas verschärft und die Leistung erhöht. Es bleibt allerdings beim Mild-Hybrid, ein Tribut an das manuelle Getriebe. Ob sich am Preis etwas ändert, steht noch nicht fest.
Fest steht dafür, dass dieses Auto mit seinem einzigartigen Antrieb es tatsächlich schafft, den Spagat zwischen sparsam und sportlich zu meistern. Die Tachofarbe zeigt dem Fahrer stets an, wie es um den Spritverbrauch steht. Geeignet ist dieses Auto aber nur für Singles, denn jeder Kleinwagen bietet mehr Platz. 😉

Fazit

+ Sportliches Fahrvergnügen bei geringem Verbrauch
+ Fahrdynamik mit den drei Modi Econ, Normal und Sport sinnvoll differenziert
+ Angemessener Preis
+ Grosszügige Sicherheitsausstattung
+ Schickes Interieur
+ Sehr stabiles Fahrverhalten auf verschneiten Strassen

– Geringe Platzverhältnisse
– Miserable Sicht hach hinten (keine Rückfahrkamera erhältlich)
– Knochentrockenes Fahrwerk

(Bilder: Koray Adigüzel)

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