Kia Soul: Design hui, Antrieb pfui

Der Kia Soul fällt völlig aus dem Rahmen. Er ist weder Kleinwagen, noch Mini-Van, noch SUV – sondern ein typischer Fall eines neumodischen Crossovers. Mittlerweile steht er in der zweiten Generation auf der Strasse, der Vorgänger hat sogar den begehrenswerten Red Dot Design-Award gewonnen. Trotzdem sind mir auf Schweizer Strassen bisher nicht viele Souls begegnet. Taugt der Kia Soul als Lifestyler? Bietet er praktische oder technische Vorteile? Oder ist er einfach nur ein optischer Wichtigtuer?

Hätte der Soul keine Motorhaube, er wäre ein fahrender Würfel. Überhaupt besteht der Soul hauptsächlich aus abgerundeten, rechten Winkeln. Ein spezielles, eigenständiges Design, das zwar aus der Masse heraussticht, aber nicht massentauglich ist. Ein interessantes Detail ist, dass die charakteristische Tigernase, die bei Kia normalerweise den Kühlergrill darstellt, beim Soul verschlossen ist. Der Soul kommt bald auch als Elektroauto und offensichtlich sind auch die Modelle mit Verbrennungsmotoren mit geschlossener Tigernase unterwegs.

Kia Soul
Die Tigernase ist verschlossen.

Etwas mehr optischen Schwung bringt die optionale BiColor-Lackierung, die dem Testwagen leider vorenthalten war. Dennoch finde ich persönlich, dass der Soul trotz der kastenförmigen Optik chic aussieht, da ihm die Scheinwerfer einen markanten Blick verleihen, die Rücklichter schwarz umrahmt sind, die Felgen sportlich wirken und die Fensterlinie an jene einer Yacht erinnert.

Kia Soul
Die gerade abfallende Fensterlinie ist speziell und ähnelt einer Yacht.

Natürlich muss bei einem extrovertierten Aussendesign auch der Innenraum etwas mehr bieten. Auf den ersten Blick wirkt das Interieur des speziellen Koreaners sachlich, übersichtlich und aufgeräumt. Schliesslich fallen doch noch einige nette Details auf, nämlich die gelben Ziernähte, die von einem LED-Leuchtband umrahmten Lautsprecher und die leicht verspielte Schrift des intuitiven Infotainmentsystems mit grossem Touchscreen.

Kia Soul
Disco-Feeling im Soul! LED Illuminierung und Infinity Soundsystem

Die Vordersitze sind bequem, bieten aber wenig Seitenhalt, auch wenn der im Soul kaum nötig ist. Dafür verfügen sie neben einer Sitzheizung sogar über eine Klimatisierung. Dank der Kastenform ist die Kopffreiheit auch hinten trotz Panorama-Schiebedach sehr grosszügig, auch die Beinfreiheit ist für Kleinwagengrösse gut. Auch im Fond ist eine Sitzheizung verfügbar! Der Kofferraum hingegen ist mit einem Volumen von 238 – 1367 Liter nur mit umgeklappter Rückbank wirklich gross.

Kia Soul
Die Schrift passt gut zum Charakter vom Soul.

Dass der Soul eher ein gemütliches Auto ist, sieht man ihm sofort an. Insofern erwartet niemand eine Granate unter der Haube, und das ist der getestete 1,6-Liter Diesel wahrlich nicht. Mit einem Drehmoment von 260 Nm und einer Leistung von 94 kW ist er nämlich ziemlich schwach auf der Brust. Wahrscheinlich wäre das Aggregat für den Soul gerade noch ausreichend, denn obwohl er nur ein höher gebauter Kleinwagen ist, bringt er doch 1557 Kilo auf die Waage. Zusätzlich eingebremst wird er von der trägen 6-Gang-Automatik, welche die Gänge weich und langsam wechselt und den Motor bei starker Beschleunigung wie ein stufenloses Getriebe aufheulen lässt, ohne dass es gross vorwärts geht.

Kia Soul
Der Kia Soul ist mit dem umstrittenen Kältemittel R1234yf befüllt.

Womöglich wäre der Soul mit dem manuellen Getriebe etwas flotter zu fahren, wobei auch dann nicht vergessen werden darf, dass er keinerlei sportliche Ambitionen hegt. Das Fahrwerk konzentriert sich eher darauf, sanft zu federn und schert sich nicht darum, dass der Soul schnell aufschaukelt. Die Lenkung brüstet sich zwar mit einem Sportmodus, bleibt aber stets etwas diffus und synthetisch. Das klingt jetzt so, als ob man ein 300 Meter Schiff über den Ozean bugsiert. So schlimm ist es natürlich nicht, ein gutes, vertrauliches Gefühl wird ganz klar vermittelt. Gleichzeitig wird aber vermittelt, dass Eile nicht unbedingt erwünscht ist.

Kia Soul
Das Interieur setzt an den richtigen Stellen die richtigen Akzente.

Beim komfortablen Dahingleiten verwöhnt der Soul stattdessen mit hochwertigen Ausstattungsmerkmalen wie Spurhalteassistent, Fernlichtautomatik, und Einparkautomatik. Ausserdem gefällt er durch die effektive Dämmung von Wind- und Reifenlärm, wobei der Diesel stets etwas brummig bleibt. Eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, ein Xenon-Fernlicht und einen Regensensor hat sich Kia dann aber doch gespart. Der Normverbrauch von 6,0 l/100 km wurde im Test mit 7,0 l/100 km etwas übertroffen. Krass ist hingegen, dass die Automatik alleine auf dem Papier für einen Mehrverbrauch von 1,2 Liter je 100 km sorgt. Ein weiterer Grund, im Soul lieber selber zu schalten.

Kia Soul
Wobei irgendwo halt gespart werden muss…

Der Kia Soul hinterlässt einen leicht zwiespältigen Eindruck. Auf den ersten Blick sehr hochwertig ausgestattet, wird beim zweiten Blick ersichtlich, dass eben doch ein paar Dinge dem Rotstift zum Opfer fielen – dennoch ist der voll ausgestattete Testwagen mit einem Preis von 37’050 CHF alles andere als günstig, denn aufgrund der stattlichen Höhe geht schnell vergessen, dass böse gesagt nur ein aufgeplusterter Kleinwagen vorfährt.
Nichtsdestotrotz überzeugt der Kia mit der Ausstattung, die er hat, dem markanten Design und dem gemütlichen Fahrverhalten. Allerdings sollte Kia das eine oder andere Goodie dem Soul noch auf den Weg geben, oder andersherum den Preis um den einen oder anderen Tausender senken. Dann wäre er auch finanziell eine lohnende Alternative.

Alltag ★★★★★

Für seine geringe Länge ist der Soul geräumig. Der Fahrkomfort ist hoch und die Assistenzsysteme, die er hat, entspannen beim Fahren. Er passt sowohl in die City, wie auch für den längeren Ausflug am Wochenende.

Fahrdynamik ★★☆☆☆

Schnell und zackig fahren? Lieber nicht. Fahrwerk, Lenkung und Getriebe spielen da nämlich überhaupt nicht mit. Aber das ist okay, denn Kia verspricht beim Soul mit keiner Silbe, dass er sportlich angehaucht ist.

Umwelt ★★★☆☆

7,0 Liter Dieselverbrauch sind nicht gerade wenig. Vor allem das träge Automatikgetriebe erhöht den Verbrauch, dies wird schon auf dem Prospekt ersichtlich. Ausserdem ist eine Start-Stopp-Automatik nur für das manuelle Getriebe erhältlich.

Ausstrahlung ★★★★☆

Speziell ist der Kia Soul allemal, ein richtiger Blickfänger ist er aber auch wieder nicht, dafür wirkt er dann doch zu wenig “anders” oder “provokativ”. Er suggeriert, dass er ein stärkeres und robusteres Auto sei, als er tatsächlich ist. Das macht ihn auf eine Art spannend.

Fazit ★★★★☆

+ Individuelles, markantes Design
+ Hochwertige Ausstattungmerkmale
+ Peppiges Interieur
+ Gute Schallisolierung
+ Komfortables und gediegenes Fahrgefühl
+ Grosszügige Platzverhältnisse
+ Intuitives, vielfältiges Infotainmentsystem mit starker Sound-Anlage

– Man merkt, wo gespart werden musste (Hinter der Pedalerie, gewisse Ausstattungsmerkmale, die fehlen)
– Träges Automatikgetriebe
– Keine Start-Stopp-Automatik fürs Automatikgetriebe
– Mit Automatikgetriebe erhöhter Verbrauch
– Diffuses und synthetisches Lenkgefühl

Steckbrief

Marke / ModellKia Soul Style
Preis Basis­modell / Testwagen22'550 CHF / 37'050 CHF
AntriebDiesel, Front­antrieb
Hubraum / Zylinder1582 ccm / R4
Getriebe6-Gang-Automatik
Max. Leistung94 kW bei 4000 r/min
Max. Drehmoment260 Nm bei 1900 - 2750 r/min
Beschleu­nigung 0–100 km/h12,2 s
Vmax177 km/h
Verbrauch Werk / CO2 Emissionen / Energieeffizienz6,0 l/100 km / 158 g/km / E
Verbrauch Test / CO2 Emissionen / Differenz7,0 l/100 km / 184 g/km / +17 %
Länge / Breite / Höhe4,14 m / 1,80 m / 1,60 m
Leergewicht1557 kg
Koffer­raum­volumen238 - 1367 l

(Bilder: Koray Adigüzel)

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