Meilensteine des Automobils

“Fahrerairbag: 3500 CHF”, “ABS: 3000 CHF”. Eine solche Aufpreisliste wäre heute nicht mehr vorstellbar und alles andere als konkurrenzfähig. Diese und viele weitere Sicherheitssysteme erwarten wir heute serienmässig. Doch vor 20 Jahren waren obige Beispiele die Realität. Und vor weiteren 20 Jahren schien es unvorstellbar, während einer Vollbremsung das Lenkrad zu nutzen. In diesem Post möchte ich mich den Entwicklungen und Errungenschaften widmen, welche die Geschichte des Autos bewegten.

Als erstes zwei bedeutende Namen, ohne die wir heute womöglich einen gänzlich differenzierten Standpunkt hätten: Nikolaus August Otto und Rudolf Diesel, die Urgrossväter und Erfinder der Ottomotoren (Benziner) und Dieselmotoren. 1867 war Ottos erste Konstruktion fertig und 1892 war Diesel soweit. Natürlich hatten diese Ungetüme wenig mit heutigen Motoren zu tun, doch auch heute noch funktionieren sie nach denselben Prinzipien.

Viel Elektronik und präzisere Technologien machten die Autos zu dem, was sie heute sind. Ein Rückblick:

  • 1867: Der erste Ottomotor wurde gebaut. Er leistete 3 PS.
  • 1889: John Dunlops Luftreifen wurde marktreif. Die Grundlage für den Strassenkontakt war da.
  • 1892: Der erste Dieselmotor wurde gebaut. Er wog vier Tonnen.
  • 1902: Ein Funke springt rüber. Die Zündkerze wurde entwickelt, welche 10 Jahre später serienreif war. Das hiess: Kein Ankurbeln mehr vor dem Start.
  • 1908: Die Massenproduktion: Henry Ford brachte das T-Modell auf den Markt.
  • 1919: Mach mal Druck! Paul Daimler entwickelte den ersten Motor mit Kompressor, denn höherer Druck bedeutet mehr Leistung.
  • 1926: Für den Durchblick: Elektrische Scheibenwischer gingen in Serie.
  • 1931: Ein Rad, eine Feder. Mercedes bringt ein Modell mit Einzelradfederung. Ein Meilenstein in Sachen Fahrkomfort. Vorher gab es eine Feder für die ganze Karosserie.
  • 1932: “Die Nachrichten von heute.” Erstmalig findet sich an Bord ein Autoradio.
  • 1936: Der erste PKW mit Dieselmotor an Bord war ein Modell von Mercedes.
  • 1939: Fuss aufs Gaspedal und fahren, nie mehr kuppeln. Die Automatik machts möglich.
  • 1951: Warte, ich helfe dir. Mit der Servolenkung dreht sich das Volant ohne Kraftaufwand.
  • 1952: Ich bin verformbar. Mercedes veröffentlichte das erste Modell mit einer Knautschzone vorne und hinten. Die Knautschzone verformt sich bei einem Aufprall uns absorbiert so einen Teil der Aufprallkräfte.
  • 1958: Der Kreiskolbenmotor (Wankelmotor) geht an den Start. Im Gegensatz zu den Viertaktmotoren hat er einen sich drehenden Kolben und keine Zylinder. Bekanntes Modell mit Wankelmotor ist der Mazda RX-8.
  • 1967: Elektronisch gesteuerte Benzineinspritzung für eine präzisere Kraftstoffverbrennung. Folge davon ist geringerer Verbrauch.
  • 1970: Die Lebensretter kommen. Erstmalig gab es Sicherheitsgurte für Fahrer und Beifahrer
  • 1978: Das Sicherheitssystem ABS erscheint. Somit blockieren die Räder bei einer Notbremsung nicht und das Fahrzeug bleibt lenkfähig.
  • 1978: Der Diesel wird leistungskräftiger. Mit dem neuen Turbodiesel.
  • 1979: Ich kenne nur 0 und 1. Das digitale Motorsteuergerät kommt, mit dem sich die Verbrennung und das Zusammenspiel der Komponenten nochmals verfeinerte.
  • 1980: Permanenter Allradantrieb in Serie. Erstmalig im Audi Quattro.
  • 1980: Ich explodiere. Doch damit rette ich dein Leben. Der Airbag feiert Premiere.
  • 1991: Das edle Licht blitzt auf. BMW stellt Xenon-Scheinwerfer vor. 95% der Energie wird in Licht umgewandelt und die Lebensdauer ist drei mal höher als bei Halogenlampen.
  • 1993: Enge Parklücken? Kein Problem, denn jetzt gibt es Ultraschallsensoren, welche die Umgebung “abtasten” und dem Fahrer Auskunft geben, wie viel Freiraum noch besteht.
  • 1995: Schleudergefahr aus. Das Stabilitätsprogramm ESP erkennt eine drohende Instabilität und bremst gezielt einzelne Räder aus, um den Kurs zu halten. Kann im Winter gefährliche Unfälle vermeiden.
  • 1997: Der Diesel wird grüner. Dank Common-Rail-System (CRS) werden alle Zylinder gleichzeitig mit Kraftstoff versorgt, was die Schadstoffemissionen und den Verbrauch senkt.
  • 1997: Toyota bringt den ersten Prius, natürlich mit Hybridantrieb.
  • 1999: Aktives Fahrwerk. Wie soll’s denn sein, sportlich oder komfortabel? Ein Knopfdruck bestimmt die Fahrwerksabstimmung.
  • 2000: Abstand halten bitte. Mit Adaptive Cruise Control (ACC) wird der Abstand zum Vordermann und dessen Geschwindigkeit gemessen. Kommt man zu nah, wird automatisch gebremst.
  • 2001: Erster serienmässiger Einsatz von Keramik im Auto. Vorreiter: Porsche Carrera GT, dessen Kupplung und Bremsscheiben aus sündhaft teurem Carbon-Keramik bestehen.
  • 2002: Beschleunigen ohne Zugkraftverlust. Mit dem Doppelkupplungsgetriebe DSG (Direct Shift Gear) spürt man keinen Gangwechsel mehr. Die zweite Kupplung hat bereits den nächsten Gang drin. Die Erste öffnet, die Zweite schliesst. Das geschieht innert Bruchteilen von Sekunden.
  • 2003: Informationen auf der Windschutzscheibe, mit dem Head-up Display. Tempo, Navigationspfeil und weitere wichtige Infos immer im Blick, ohne die Strasse zu vernachlässigen.
  • 2003: Ich bin aktiv dabei. Die Aktivlenkung. Bei niedrigen Geschwindigkeiten reagiert das Lenkrad sehr empfindlich, je schneller man wird, desto mehr muss man drehen. So wird die Stabilität erhöht. Zusätzlich werden kleinere Fahrfehler geschickt korrigiert.
  • 2005: Die Nacht wird sicherer. Mit Night Vision wird mittels Infrarot die Fahrbahn dreimal weiter als das Fernlicht abgecheckt. Hindernisse und Fussgänger werden in einem Display zwischen den Instrumenten blinkend markiert.
  • 2007: Kein Energieverlust beim Bremsen mehr. Mit Brake Energy Regeneration wird die überschüssige Energie beim Bremsen genutzt, um das Licht und Entertainment System zu speisen. Somit kann sich der Motor ungestört seiner Haupttätigkeit widmen: dem Vortrieb.
  • 2007: Start-Stopp. Ganz alleine. Steht man still und ist ausgekuppelt (Schaltgetriebe) oder man steht etwas fester auf der Bremse, (Automatik) schaltet der Motor aus. Kupplung treten oder Bremse lösen und der Motor ist sofort wieder da. Spart 8% Kraftstoff im Stadtgebiet.
  • 2009: Ich bin nicht wählerisch. Der Ford Mondeo LPG hat drei Tanks, welche Benzin, Flüssiggas oder Bio-Ethanol fassen. Der Motor kommt mit allem klar. Sind alle Tanks gefüllt, muss man die nächsten 1100 Kilometer keine Tankstelle aufsuchen.
  • 2009: Es werde Licht mit dem neuen adaptiven Fahrlicht. Auf der Autobahn breit und bis zu 150 Meter weit, auf der Landstrasse rechtsorientiert, in Kurven mitschwenkend und bei Kreuzungen fast ein 180° Spektrum abdeckend. Damit alles gesehen wird.
  • 2009: 0-100 km/h: 3.9 Sekunden, Hubraum… Hubraum? Tesla zeigt mit dem Roadster, wozu Elektrofahrzeuge fähig sind und dass sie serienreif sind. Übrigens: ein Getriebe gibt es auch nicht, der Elektromotor, dessen Grösse mit einer 2 Liter-Petflasche vergleichbar ist, dreht bis zu 14’000 Umdrehungen.
  • 2010: Ich sehe, was du nicht siehst. Der Tote-Winkel-Assistent warnt den Fahrer, wenn ein anderes Fahrzeug am überholen ist. Ein Spurwechsel wird unterbunden.
  • 2010: Der absolute Temporausch im Bugatti Veyron Super Sport mit 1200 PS und 1500 Nm. Er erreichte 434 km/h und ist somit das schnellste Serienfahrzeug der Welt. Mit der Energie dieses Triebwerks könnte man 500 Haushalte heizen. Der Verbrauch? Fragt man bei so einem Auto nicht!
  • 2010: Der BMW i8 Concept (im Bild oben) repräsentiert den Sportwagen der Zukunft. Mit einem 200 PS-Elektromotor an der Vorderachse und einem 300 Nm starken Verbrennungsmotor an der Hinterachse zeigt er glänzende Zahlen: 0-100 km/h in 5.0 Sekunden und 3.5 Liter/100 Kilometer.
  • 2011: Audi arbeitet an einem Q7-Prototypen, der anhand der Rücklichter des Vordermanns, Fahrbahnmarkierungen, Wegweisern und einer Vielzahl an Sensoren selbstständig lenken kann. Dieses System soll kein Autopilot sein, sondern Leben retten, falls der Fahrer bei einer drohenden Kollision nicht schnell genug reagiert oder in einen Sekundenschlaf fällt. Dann übernimmt die Elektronik komplett das Zepter, schaltet die Warnblinkanlage ein und bremst das Fahrzeug sicher am nächstmöglichen Fahrbahnrand ab. Natürlich ohne den restlichen Verkehr zu behindern.
Das Auto hat eine unglaubliche Entwicklung hinter sich, welche wir hauptsächlich klugen Köpfen zu verdanken haben. Doch das Auto steht niemals still. Es wird weiterhin geforscht, an der Sparsamkeit der Verbrennungsmotoren, alternativen Antriebsenergien und dem selbstlenkenden Auto. Der Zeitstrahl, welcher anno 1867 begonnen hat, wird niemals enden. Das perfekte Auto wird wahrscheinlich trotzdem nie entwickelt werden, genauso, wie es den perfekten Menschen niemals geben wird.

 

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