Opel Mokka X: Das Haar in der Suppe

Der Opel Mokka X trifft den Nerv der Zeit: Kompakt, hoch und stylisch. Um den Anschluss nicht zu verlieren, spendiert Opel dem SUV ein Facelift und hängt ein X hinten dran – zukünftig sollen nämlich alle SUV- und Crossover-Modelle von Opel mit einem X gekennzeichnet sein, unabhängig davon, ob sie über Allradantrieb verfügen oder nicht. Der Mokka X verfügt über Vierradantrieb und noch weitere Verkaufsargumente. Allerdings gibt es Punkte, die Opel beim Facelift übersehen hat. Vor allem die neue Top-Motorisierung hätte zusätzlichen Feinschliff am dringendsten nötig.

Erkennen tut man das Facelift am ehesten über die neuen LED-Scheinwerfer mit adaptiver Lichtverteilung. Zusammen mit dem überarbeiteten Grill und der Schürze verleiht dies dem Crossover mehr optische Präsenz. Ansonsten hat sich nicht viel getan. Cool ist auf jeden Fall die neue Farbe Amber Orange, da sie richtig viel Energie ausstrahlt. Grundsätzlich ist der Mokka X ein gefälliges Auto, lediglich von der Seite betrachtet wirkt er aufgrund des hohen Dachs und kurzen Radstands leicht aufgeblasen. Störend ist in meinen Augen ausserdem der sichtbare Griff am Kofferraumdeckel. Schöner wäre es, diesen getarnt unterhalb der Chromleiste anzubringen.

Opel Mokka X
Am Heck ist nicht viel vom Facelift zu sehen. Der auffällige Griff stört das Bild.

Innen hat die hohe Dachlinie aber klare Vorteile. Das Raumgefühl ist nicht nur luftig, es haben wirklich alle Passagiere buchstäblich mehr als genügend Luft nach oben. Dank vielfach verstellbaren Sitzen reist es sich vorne formidabel, die Ergonomie beherrscht Opel wirklich. Aufgrund den hochwertigen Oberflächen und sehr guter Verarbeitungsqualität fühlt man sich im Mokka schnell wohl und gut aufgehoben. Auch die Hinterbänkler sitzen auf einer gut ausgeformten Rückbank mit genügend Beinfreiheit.Wer den Kofferraum belädt, ist den Opel Ingenieuren bestimmt dankbar für die ebene Ladekante. Schade ist einzig, dass kein grosses Panoramadach, sondern nur das winzige Schiebedach erhältlich ist.

Opel Mokka X
Der Mokka X ist für seine kompakte Länge hoch geraten.

Der überarbeitete Mokka gehört leider zu denen Autos, die eigentlich wirklich gut sind, aber einen so heftigen Negativpunkt haben, der das Gesamtbild meiner Ansicht nach extrem trübt, respektive die positiven Eigenschaften nach hinten drängt. Beim Mokka ist die Achillesferse der Antrieb – dumm für ihn, denn das ist nun mal das Kernstück eines jeden Autos. Doppelt bitter, dass dieser Antrieb ganz neu seit dem Facelift angeboten wird.

Opel Mokka X
Der Reisekomfort auf den vielfach verstellbaren Sitzen ist genial.

Das Problem beim Topbenziner mit 112 kW ist die träge 6-Gang Automatik. Damit kommt der Mokka zwar flott vom Fleck, doch das Getriebe dreht die Gänge zu weit hoch, der Motor dröhnt und die Schaltwechsel sind so weich und lang, dass man sich fast in einem alten Ami wähnt. Dazu kommt, dass keine Schaltwippen erhältlich sind, sondern der Schalthebel erst ins M gedrückt und anschliessend über Knöpfe am Schalthebel manuell eingegriffen werden kann. Klingt umständlich – ist es auch.

Opel Mokka X
Das Interieur ist hochwertig und viel aufgeräumter als vor dem Facelift.

Zu allem Übel kommt dazu, dass der kompakte Mokka trotz gemütlicher Fahrweise im Test 8,2 Liter schluckte. Für seine Grösse ist das einfach zu viel. Somit ist das Getriebe beim Opel Mokka das Haar – nein, der Haarbüschel – in der ansonsten feinen Suppe.

Opel Mokka X
Das Automatikgetriebe versaut den ganzen Eindruck. Mit Handschaltung würde sich das Auto bestimmt viel angenehmer fahren.

Ich wünschte mir im Test einfach eine andere Antriebskombination und alles wäre in Ordnung gewesen. Dank direkter Lenkung und ausgewogenem Fahrwerk ist der doch recht hohe Wagen in Kurven stabiler, als man denkt. Der Mokka X kann’s sportlicher, als man es ihm zutrauen würde und wenn ich mir das Getriebe wegdenken, macht dieser Opel beim Fahren durchaus Laune. Für die Langstrecke oder das gemütliche dahinbummeln ist er sowieso empfehlenswert, da der Fahrkomfort genauso hoch wie die Schalldämmung ist.

Opel Mokka X
Auch hinten haben sich grosse Personen nicht zu beschweren.

Technische Helferlein bietet er ebenfalls, allerdings nicht die ganze Bandbreite, die Opel im Angebot hätte. Die LED-Scheinwerfer passen den Lichtkegel zwar der Umgebung und den Umständen (Kreuzung, Autobahn, Regen, etc.) an, doch gezielt den Gegenverkehr ausblenden können sie nicht, da es sich nicht um das Matrix-Licht handelt. Einen adaptiven Tempomat sucht man wie einen Tot-Winkel-Warner vergebens. An Bord sind dafür Spurhalteassistent (passiv), Fernlichtassistent, Verkehrszeichenerkennung und Notbremsassistent. Wegwünschen würde man sich manchmal die Einparkhilfe, denn ihr hektisches Gepiepse stresst mehr, als dass es das Parkieren vereinfacht.

Opel Mokka X
Praktisch: Der integrierte Fahrradträger.

Eigentlich ist der Mokka ein angenehm zu fahrendes, zeitgemässes SUV – wenn bloss diese Schlaftablette zu einem Getriebe nicht wäre. Deshalb meine Empfehlung: Lieber den etwas schwächeren Motor mit 103 kW in Verbindung mit Schaltgetriebe nehmen. Dann wird der Motor nicht nur weniger verbrauchen, auch der Preis sinkt um gut 2000 Franken. Die Leistungseinbusse dürfte im Alltag kaum zu spüren sein.

Opel Mokka X
Das Infotainmentsystem ist auf dem aktuellsten Stand. Via OnStar holt man sich persönliche Hilfe ins Auto.

Dann bleibt eigentlich nur noch die hektische Einparkhilfe zu monieren sowie das Fehlen einiger praktischer Assistenten… Wobei, mit dem Preis vom Mokka bin ich nicht so im Reinen, was bei einem Opel erstaunt. Der Testwagen kostet 40’690 Franken, das sind rund 4000 Franken mehr als mein Astra-Testwagen bei reichhaltigerer Ausstattung und stärkerer Motorisierung kostete. Für mich stimmt da das Verhältnis nicht so ganz: Entweder der Astra ist zu günstig, oder der Mokka zu teuer. Ich finde: Von beidem etwas. 😉

Opel Mokka X
Den Mokka X gibt es auch mit Frontantrieb, was den Preis senken würde.

Alltag 5 out of 5 stars

Der Mokka X bietet auf kompakter Länge viel Platz und dank cleverem Faltmechanismus der Rückbank eine fast ebene Ladefläche. Praktisch ist auch die ebene Ladekante. Nominell scheint das Kofferraumvolumen eher knapp zu sein, doch in der Realität reicht es völlig aus. Ein Plus für aktive Leute ist zudem der integrierte Fahrradträger.

Fahrdynamik 3 out of 5 stars

Vom Handling her ist der Crossover trotz hohem Schwerpunkt recht agil und direkt. Die Lenkung ist besonders gelungen. Alles andere als gelungen ist dafür das träge 6-Gang Automatikgetriebe, welches langsam und zu spät schaltet.

Umwelt 2.5 out of 5 stars

Schon der NEFZ-Verbrauch von 6,8 l/100 km ist für ein kleines SUV recht happig, trotz Allradantrieb. Der Testverbrauch von 8,2 Liter liegt dann über der Schmerzgrenze.

Ausstrahlung 4 out of 5 stars

Wäre das Auto etwas flacher würde er schon deutlich sportlicher wirken. Dennoch macht der Mokka eine ganz gute Figur, sofern man ihn nicht direkt seitlich betrachtet.

Fazit 4 out of 5 stars

+ Geräumiger Innenraum, viel Ablageflächen
+ Tolle Sitze, perfekte Ergonomie
+ Hochwertige Materialien, sehr gute Verarbeitung
+ Ausgewogenes Fahrwerk
+ Direkte Lenkung
+ Vernetztes Infotainmentsystem mit OnStar-Dienst
+ Komfortables Fahrverhalten, hoher Fahrkomfort
+ Gutes LED-Licht mit adaptiver Lichtverteilung
+ Integrierter Fahrradträger

– Träges Automatikgetriebe, dröhnender Motor
– Hoher Verbrauch
– Viel zu nervöse und stressige Einparkhilfe
– Kein adaptiver Tempomat und Tot-Winkel-Warner erhältlich

Mängel am Testwagen

– Keine Mängel

Steckbrief

Marke / ModellOpel Mokka X
Preis Basismodell / Testwagen22 700 CHF / 40 690 CHF
AntriebBenzin, Allradantrieb
Hubraum / Zylinder1399 ccm / R4
Motoranordnung / MotorkonzeptFrontmotor / Turbomotor
Getriebe6-Gang Automatikgetriebe
Max. Leistung112 kW bei 5600 r/min
Max. Drehmoment240 Nm bei 2200 r/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h9,7 s
Vmax193 km/h
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz6,8 l/100 km / 150 g/km / F
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz8,2 l/100 km / 181 g/km / +21%
Länge / Breite / Höhe4,28 m / 1,78 m / 1,66 m
Leergewicht1538 kg
Kofferraumvolumen356 - 785 l

Bilder: Koray Adigüzel

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