Subaru BRZ: Exot wider Willen

Es ist das A und O im Business: Eine Marktlücke zu besetzen, die bislang noch niemand für sich beansprucht. Genau das haben die Japaner Toyota und Subaru mit dem GT86, respektive dem BRZ, im Jahr 2012 gemacht. Herausgekommen sind zwei harte, aber herzliche Sportler mit intensivem Fahrgefühl, die jedoch bezahlbar sind. So etwas gab es bislang in diesem Preissegment noch nicht. Und eigentlich müssten die beiden Hersteller jubeln, denn niemand ist nachgezogen, GT86 und BRZ sind immer noch die einzigen kompakten, reinrassigen Sportwagen mit Heckantrieb. Dennoch gibt es wenig zu jubeln. Und ich frage mich: Was ist falsch gelaufen mit dem Subaru BRZ?

Ich denke, niemand widerspricht mir, wenn ich behaupte, dass der BRZ knackig und gut aussieht. Schneidiger Blick, lange Motorhaube, flache Dachlinie, kecker Hüftschwung und ein knackiger Hintern mit dicken Endrohren und einem frechen Spoiler obendrauf. Das Grundrezept für einen reinen Sportwagen. Obwohl der Gute bereits vier Jahre auf dem Buckel hat, wirkt er immer noch aktuell und kein bisschen veraltet.

Subaru BRZ 2016
Der BRZ wirkt sprungbereit wie eine Raubkatze.

Trotzdem sind vier Jahre nun mal vier Jahre, weshalb im Oktober das Facelift startet. Ich bin noch den «alten» BRZ gefahren, aber technisch ändert sich sowieso fast nichts, lediglich das Fahrwerk wurde leicht angepasst. Optisch fallen dagegen einige Veränderungen auf, zudem wird das Interieur modernisiert und hochwertiger eingerichtet. Die Unterschiede können in den beiden Galerien am Ende des Berichts betrachtet werden. Grosse Änderungen gibt es nicht, der BRZ bleibt sich treu. Natürlich wird auch der Toyota GT86 geliftet.

Subaru BRZ 2017
Beim Facelift werden Frontschürze und Scheinwerfer nachgeschärft.

Sich selber treu bleiben, das bedeutet im Falle des BRZ, Fahrspass auf eine Art und Weise zu vermitteln, wie es heutzutage kaum noch Autos können. Moderne Autos versuchen stets, den Fahrer und die Passagiere, so gut es geht, vom Fahrgefühl abzukoppeln. In Sportwagen sind die Lenkung Bremse und allenfalls die Kupplung zwar hart, aber ansonsten soll auch ein Sportler komfortabel sein und vor allem keine Geräusche von sich geben, die er nicht sollte. Kurz: Das Fahrgefühl wird gefiltert, um den Komfort zu steigern.

Subaru BRZ 2016
Das Heck ist keck und knackig. Der Sound klingt gut, ist aber leise.

Es gibt extreme Autos wie Lotus oder der Alfa 4C, die filtern absolut gar nichts, aber diese Autos will man auch nicht im Alltag einsetzen, sie sind einfach zu extrem und ungemütlich. Den Subaru BRZ kann man jedoch bedenkenlos im Alltag einsetzen. Er vermittelt nicht nur tollen Fahrspass, sondern auch Sicherheit und nicht das Gefühl, dass man in einer Rohkarosserie sitzt. Ich kenne nur ein Auto, welches aus demselben Holz geschnitten ist: Den Nissan 370Z Nismo. Nur: Der kostet fast das Doppelte vom Subaru und ist damit für viele unerreichbar.

Subaru BRZ 2017
Das Facelift erhält neue Rücklichter und einen grösseren Spoiler.

So perfekt ich den BRZ auch finde und so gelungen die Business-Idee dahinter auch scheint, es gibt einen kapitalen Haken: Niemand will diesen bezahlbaren Sportler. Lausige 15 Exemplare wurden letztes Jahr verkauft, genauso viele wie vom Ferrari LaFerrari, nur: Ein Ferrari kostet deutlich mehr als alle 15 Subarus zusammen. Der GT86 hat es immerhin auf 86 Einheiten geschafft, aber machen wir uns nichts vor: Diese Verkaufszahlen sind ein Witz.

Subaru BRZ 2016
Zugegeben, besonderen Chic verströmt das Interieur nicht. Immerhin klappert aber nichts.

Und ich frage mich: warum? Gefühlt die halbe Welt schreit nach einem Volksporsche und Porsche hat klar und deutlich gesagt, man bleibe auf Premium-Niveau. Ein Modell unterhalb vom Cayman wird es nicht geben. Punkt. Klar, der Subaru ist bei weitem nicht so edel wie ein Porsche und dem 2,0-Liter Boxer fehlt mangels Turbo leider insbesondere Bergauf die Power, aber sein Handling könnte genauso gut von Porsche stammen, nur dass ein Cayman ebenfalls mindestens das Doppelte kostet.

Subaru BRZ 2017
Das Facelift verspricht ein hochwertigeres Interieur mit neuem Infodisplay und Multimedia-System.

Die Lenkung ist messerscharf, das Getriebe kurz und knackig, das Fahrwerk straff. Man sitzt gefühlt auf der Strasse und das Auto folgt den Befehlen, als wäre es ein weiteres Körperteil. Der Boxermotor dröhnt herrlich ungefiltert in den Innenraum – natürlich ist alles echt, kein Sound Symposer oder sonstiger Bullshit. Hier hört und spürt man die Mechanik, hier ist Autofahren noch Arbeit, aber Arbeit, die Spass macht. Das ESP lässt sich komplett deaktivieren und man kann problemlos an die Grenzen geht, weil der BRZ so perfekt ausbalanciert ist, dass er selbst im Grenzbereich easy zu beherrschen ist. Keine bösen Überraschungen wie bei zu potenten Sportwagen.

Es gibt den BRZ auch mit einem Automat. Aber wer BRZ mit Automatik fehlt, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank…
Es gibt den BRZ auch mit Automatik. Aber wer BRZ mit Automatik fehlt, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank…

Es wird immer gejammert, Sportwagen seien zu teuer. Der BRZ ist günstiger als ein gut ausgestatteter VW Golf, so what? Es wird weiter gejammert, Sportwagen saufen viel. Der BRZ verbraucht auf dem Papier zwar 7,8 Liter, in der Praxis jedoch weniger – und das sogar bei sportlicher Fahrweise, so what? Dann wird gejammert, das Sportwagen unpraktisch seien. Im BRZ können die Sitze umgeklappt werden und dann kann man sogar zu zweit in die Ferien verreisen, so what? Ausserdem haben immer mehr Leute einen Zweitwagen nebst dem grossen Kombi oder SUV. Warum nicht den BRZ als Zweitwagen wählen?

Subaru BRZ 2017
Ebenfalls neu beim Facelift: Audio-Fernbedienung am Lenkrad.

Kann es wirklich sein, dass Leute heute für einen simplen, mechanischen Sportwagen nicht mehr zu begeistern sind? Braucht ein Sportwagen einen adaptiven Tempomat und eine Lenkradheizung? Um Gottes willen, nein! Ich bin sicher, die meisten sehen das ein. Sportwagen üben nach wie vor eine Faszination aus. Sie sehen schön aus und sind schnell – und sowohl Schönheit als auch Geschwindigkeit ziehen uns Menschen in ihren Bann.

Subaru BRZ 2017
Die Alcantara-Leder-Sportsitze sind super bequem.

Das Facelift vom Subaru BRZ muss die Kurve kriegen. Dieser tolle Wagen verdient eine anständige Vermarktung. Für nur 36’900 Franken bekommt man einen Sportwagen mit einem Feeling, welches einem niemand sonst für diesen Preis bieten kann. Die Aufpreisliste lässt sich an einer Hand abzählen. Der neue BRZ bietet nebst dem Spass alles, was man im Alltag braucht: Einparkhilfe, Navi, Multimedia und für kalte Tage sogar eine Sitzheizung. Ein Tempomat ist natürlich auch ein Bord.

Subaru BRZ 2017
Das Facelift wird optional mit einer Brembo Bremse ausgestattet sein.

Man muss auf nichts verzichten und wird dafür mit einem Gefühl belohnt, welches einem moderne Autos nicht mehr geben können/wollen. Den Leuten ist gar nicht klar, dass der Volksporsche schon lange da ist. Es ist einfach kein Porsche. Wenn das Facelift nicht wenigstens eine kleine Fangemeinde begeistern kann, werden wir des einzigen echten und erschwinglichen Sportwagens beraubt, der derzeit angeboten wird. Einen ganz neuen BRZ wird es bei den aktuellen Verkaufszahlen garantiert nicht mehr geben. Wir haben es folglich selbst in der Hand.

Alltag 3 out of 5 stars

Natürlich ist ein Sportwagen kein Raumwunder, aber zu zweit oder als Zweitwagen reicht es locker. Zudem ist er handlich und übersichtlich.

Fahrdynamik 4.5 out of 5 stars

Mehr Feedback kann man nicht erwarten. Man weiss immer ganz genau, was das Auto tut, man spürt es an der Lenkung und an den Karosseriebewegungen. Das Handling ist so scharf wie präzise, Bremsen und Getriebe bieten einen angenehmen Widerstand. Einzig der Motor dreht nicht so gierig hoch und bergauf fehlt einfach Drehmoment.

Umwelt 4 out of 5 stars

7,8 l/100 km für ein kleines, leichtes Auto scheinen viel – aber es handelt sich um einen Sauger und das bedeutet: Selbst bei sportlichem Einsatz gemischt mit Alltagsfahrten hat sich der Verbrauch bei mir bei 7,7 l/100 km eingependelt. Wer es ruhig angeht, erreicht locker 7,0 Liter. Für einen Sportwagen mehr als nur akzeptabel, einzig eine Start-Stopp-Automatik fehlt.

Ausstrahlung 5 out of 5 stars

Die Proportionen vom Subaru BRZ sind perfekt. Er wirkt schnittig, sprungbereit und sogar edler, als er innen tatsächlich ist. Dadurch, dass man ihn so selten sieht, hat er etwas von einem Exoten – obwohl er der Sportwagen für alle sein möchte.

Fazit 4.5 out of 5 stars

+ Schickes Design
+ Kerniger, spontan ansprechender Motor
+ Scharfes, präzises Handling
+ Knackiges Getriebe
+ Ungefilterter Fahrspass
+ Genügend Komfort
+ Akzeptabler Verbrauch
+ Fairer Preis
+ Bequeme Sportsitze
+ Geringes Gewicht

– Mässig hochwertiges Interieur
– Motor mit wenig Drehmoment
– Laute Windgeräusche auf der Autobahn

Mängel am Testwagen

– Keine Mängel

Steckbrief

Marke / ModellSubaru BRZ
Preis Basismodell / Testwagen36 900 CHF / 37 600 CHF
AntriebBenzin, Heckantrieb
Hubraum / Zylinder1998 ccm / B4
Motoranordnung / Motorkonzept Frontmotor / Saugmotor
Getriebe6-Gang manuell
Max. Leistung147 kW bei 7000 r/min
Max. Drehmoment205 Nm bei 6400 - 6600 r/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h7,6 s
Vmax226 km/h
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz7,8 l/100 km / 180 g/km / G
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz7,7 l/100 km / 178 g/km / -1%
Länge / Breite / Höhe4,24 m / 1,78 m / 1,29 m
Leergewicht1340 kg
Kofferraumvolumen243 l

Modelljahr 2016

Modelljahr 2017

Bilder: Subaru (MY 2017), Koray Adigüzel (MY 2016)

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