Alfa Romeo Giulietta: Stehen geblieben

Es ist bereits das zweite Facelift, welches die Italiener bei der Giulietta anwenden. Trotzdem sieht sie nach wie vor praktisch genau gleich aus wie eh und je. Dem Design schadet das nicht. Die Giulietta ist einfach eine rassige, knackige Lady. Da ist –bildlich gesprochen – weder Botox, noch Silikon nötig, um dem Zahn der Zeit zu entfliehen. Aus technischer Sicht sehe ich allerdings dunkle Wolken aufziehen. Ausserdem enttäuscht ausgerechnet die schärfste Giulietta, die neu nicht mehr Quadrifoglio Verde (QV), sondern Veloce (italienisch für «schnell») heisst.

Das Facelift erkennt man an der leicht veränderten Front, die nun mehr der Giulia ähnelt. Ansonsten ist sie immer noch ganz die Alte, lediglich eingefleischte Alfisti werde das neue Markenlogo und den geänderten «Giulietta»-Schriftzug in neuer Schrift am Heck erkennen. Alfa Romeo sagt, die Kunden lieben das Auto für das Design, darum sehen die Italiener keinen Anlass, daran etwas zu ändern. Sehe ich genauso.

Alfa Romeo Giulietta Veloce
Die Nase ist neu, der Rest ist alt. Rote Akzente prägen das Veloce-Modell.

Im Innenraum bin ich allerdings schon nicht mehr derselben Meinung. Die neueste Generation Uconnect eingebaut, neue Dekore, fertig ist die aufgehübschte Giulietta. Ähm, sorry, aber da ist immer noch verdammt viel unschöner Kunststoff im gesamten Innenraum verstreut. Insbesondere um die Mittelkonsole und an den Türen ist die Qualität enttäuschend. Die Menüführung des Bordcomputers ist extrem mühsam und offenbart das wahre Alter von der Giulietta. Die Sitze sind zwar sehr bequem, aber insgesamt ist die Ergonomie, zumindest für grosse Personen, immer noch nicht perfekt. Der Verstellbereich vom Lenkrad ist zu knapp. Ebenfalls knapp sind die Platzverhältnisse hinten.

Alfa Romeo Giulietta Veloce
Mässig hochwertiges Interieur, aber coole Sitze.

Gefahren bin ich zwei Giuliettas, wie sie verschiedener nicht sein können. Neu ist nämlich ein 88 kW Diesel im Portfolio, der vor allem Flottenkunden anziehen soll. Der Diesel ist natürlich keine Rakete, aber es ist im mittleren Drehzahlbereich ausreichend Kraft vorhanden. Zudem ist der Motor ziemlich leise und mit einem Normverbrauch von nur 3,9 l/100 km sehr sparsam. Da das Setting von der Giulietta grundsätzlich sportlich ist, kann man bereits mit der Basis-Version ziemlich viel Fahrspass haben. Interessanterweise ist der kleine Diesel ausschliesslich mit dem 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe TCT erhältlich. Wer gerne dick aufträgt, kann zusätzlich das Veloce-Paket ordern, womit die Giulietta optisch geschärft wird und wie das Top-Modell aussieht.

Alfa Romeo Giulietta Veloce
Die scharfe Optik kann man sich auch als Optikpaket dazu kaufen.

Die echte Veloce ist ausschliesslich am Schriftzug am vorderen Kotflügel eindeutig identifizierbar. Alle anderen Merkmale wie die rote Spoilerlippe, den Diffusor oder die zweiflutige Auspuffanlage sind für alle Varianten optional erhältlich. Da Alfa Romeo den Cuore Sportive propagiert, bin ich besonders gespannt auf die Fahrt mit der Veloce. Sofort fällt der Sound auf – positiv, wie auch negativ. Denn obwohl der 4C denselben Motor hat, ist die Giulietta massiv leiser und verkneift sich auch böllern und knallen. Schade, aber immerhin ist der Sound ehrlich und es wird nicht künstlich nachgeholfen. Doch leider, leider ist der dürftige Sound nicht die einzige Schwäche. Auf dem Rundkurs offenbart sich die Giulietta als ein zartes, sehr sicherheitsbewusstes Pflänzchen. Das äusserst rigorose ESP kann nicht in einen Sport-Modus versetzt, geschweige denn komplett deaktiviert werden. Ausserdem ist das matschige Bremsgefühl einem sportlichen Auto nicht würdig und zu guter Letzt dürfte auch die Lenkung direkter und weniger soft sein. Motor und Getriebe sind zwar gut, der Turbomotor zieht schön durch und das Getriebe schaltet zackig und im richtigen Moment, wenn auch nicht so perfekt wie ein DSG von VW. Doch das Handling enttäuscht, der Grenzbereich ist, nicht zuletzt wegen dem ESP, recht früh erreicht.

Alfa Romeo Giulietta Veloce
«Mit Schönheit alleine kommt man nicht weit» sagt mir meine Grossmutter schon, seit ich klein bin…

Ausserdem besteht das Leben nicht nur aus Rundkursen. Doch auch technisch überzeugt die Giulietta nicht. Heute übliche Assistenzsysteme kennt sie vielleicht höchstens vom Hörensagen. Die Preise sind zwar noch nicht bekannt, aber ein Schnäppchen wird die Giulietta bestimmt nicht. Ich würde liebend gerne ein besseres Fazit abgeben, aber mir scheint, Alfa Romeo ruht sich auf den nicht vorhandenen Lorbeeren aus. Abgesehen vom Design, dem Infotainmentsystem und dem Antrieb hat Alfa Romeo da echt Nachholbedarf. Die Italiener haben mit dem Facelift schlicht zu wenig geleistet und wer nicht komplett dem Design verfallen ist, dem muss ich von der Giulietta abraten. Die Konkurrenz ist sportlicher, praktischer und moderner.

Alfa Romeo Giulietta Veloce
…und das trifft leider auch auf die Giulietta zu.

Steckbrief

Marke / ModellAlfa Romeo Giulietta Veloce
Preis abNoch nicht bekannt
AntriebBenzin, Frontantrieb
Hubraum / Zylinder1742 ccm / R4
Motoranordnung / MotorkonzeptFrontmotor / Turbomotor
Getriebe6-Gang Doppelkupplungsgetriebe Alfa TCT
Max. Leistung177 kW bei 5750 r/min
Max. Drehmoment340 Nm bei 2000 r/min
Beschleu­nigung 0–100 km/h6,0 s
Vmax244 km/h
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz6,8 l/100 km / 157 g/km / Keine Angabe
Länge / Breite / Höhe4,35 m / 1,80 m / 1,46 m
Leergewicht1395 kg
Koffer­raum­volumen350 - 1045 l

(Bilder: Alfa Romeo)

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