Sie sind omnipräsent: Retuschierte Bilder. Insbesondere in Zusammenhang mit Models begegnen wir im Alltag Bildern oder Plakaten, auf denen man sich manchmal fragt, wie diese Perfektion wohl möglich ist. Auch die Werbebilder der Autohersteller funktionieren nach demselben Prinzip. Da wird das Auto piekfein in Szene gesetzt, dass es eigentlich fast schon zu schön ist, um wahr zu sein. Doch der A5 Testwagen sieht auch im wenig aufregenden Alltag brillant aus – wie retuschiert. Blitzblankes Weiss, schicke Felgen, getönte Scheiben, selbstverständlich mit S line. Kein CH-Kleber versaut das Heck und sogar die klobige Nummernschildhalterung an der Front für das grosse DE-Kennzeichen wurde entfernt. Bloss keine Angriffsfläche bieten. Da stellt sich doch die Frage: Alles nur Fassade? Oder kann das Coupé den perfekten ersten Eindruck bis zum Schluss aufrecht erhalten?
Die Kreativität der Designer hat sich schon in sehr engen Grenzen gehalten. Ab der B-Säule nach hinten sieht der Neue dem Vorgänger schon verdammt ähnlich, da hat man es sich in Ingolstadt ziemlich einfach gemacht. Andererseits funktioniert das Ganze ja, denn ich bin bestimmt nicht der Einzige, der das A5 Coupé sehr schick findet. Persönlich gefällt mir der lang gezogene Schwung am vorderen Kotflügel sehr gut, der lässt das Auto gestreckt und athletisch wirken.

Das Interieur präsentiert sich da deutlich klassischer, von eleganter Schönheit ist nicht mehr so viel übrig. Klar, das Aluminium fühlt sich gut an und mit der konfigurierbaren Ambietebeleuchtung kann man es jedem Recht machen. Die Verarbeitung ist top, da sitzt jedes noch so kleine Detail. Und trotzdem. Spätestens innen wird deutlich, dass der A5 “nur” ein hübsch gemachter A4 ist.

Die äusserliche Extravaganz, die so ein Coupé mitbringt, fehlt mir im A5 Cockpit ein wenig. Doch das ist eine subjektive Meinung, denn fehlen tut es den Insassen an nichts, zumindest vorne. Die Sitzposition ist angenehm tief und die Sportsitze stützen perfekt. Hinten wird es dafür deutlich enger, aber wer weiss, dass er regelmässig mehrere Personen mitnimmt, kauft sich auch kein Coupé als Erstwagen. So einfach ist das.

Wer jetzt denkt, das A5 Coupé sei ein gemütlicher Gleiter, den muss ich enttäuschen. Zumindest in Verbindung mit dem Sportfahrwerk ist da wenig Gemütlichkeit drin. Audi meint es wirklich ernst mit dem Sportfahrwerk, denn es ist ziemlich straff und das kann man mögen (wie ich), oder eben nicht. Doch das ambitionierte Fahrwerk in Verbindung mit dem quattro-Antrieb verleiht dem A5 eine ungeheure Stabilität. Es handelt sich zwar bloss um ein Basismodell (klingt böser, als ich es meine), doch die Sportlichkeit, die das Coupé an den Tag legt, ist verblüffend.

Das schwächste Glied in diesem Auto beim sportlichen Fahren ist eindeutig der 185 kW starke Benziner, obwohl der schon beherzt zu Werke geht. Doch der A5 fährt sich so direkt und spurtreu und bremst obendrein auch noch erstaunlich bissig, dass er ohne weiteres auch mit einem stärkeren Motor zu Recht kommen würde.

Der RS5 mit nochmals verschärfter Aufhägung, Lenkung und Bremse muss daher eine echte Rakete sein, wenn bereits die Basis so gut ist. Im RS5 darf man denn wenigstens echten Motorsound geniessen. Im A5 wabert im Innenraum nämlich künstlicher Sechszylinder-Sound. Zugegeben, es klingt nicht schlecht, aber man muss einfach wissen, dass das Auto da einem etwas vorgaukelt.

So gut der A5 fährt, wenn man ihn richtig scheucht, so kommen auch Schwächen ans Licht, wenn man ganz gemütlich im Verkehr mitschwimmt. Ganz oben auf der Minus-Liste steht die Start-Stopp-Automatik, die den Motor bereits beim Rollen bei ca. 5-7 km/h abwürgt. Bei diesem grassierenden Spritsparwahn kommt mir selber das Würgen. Schade, kann man im Individual-Modus dieses ätzende System nicht dauerhaft deaktivieren wie bei Porsche.

Angriffsfläche bietet mir auch das Doppelkupplungsgetriebe. Dieses mag die hohen Gänge nämlich so sehr, dass es die Motordrehzahl richtiggehend in den Keller fallen lässt. Gerade bei Steigungen schaltet das Getriebe teils erst dann runter, wenn man mangels Leistung beinahe stehen bleibt. Auch, wenn nach dem Segeln wieder eingekuppelt wird, scheint sich das Getriebe erst mal überlegen zu müssen, welcher Gang jetzt angebracht wäre. Nicht gerade souverän. Beim sportlichen Fahren gibt sich das Getriebe dafür keine Blösse und schaltet sich flink und geschickt durch die Gänge, stets dem Wunsch des Fahrers entsprechend.

Die Liste der Assistenzsysteme ist sehr lang und das Gros davon ist extra zu bezahlen, wie so vieles an diesem Auto. Die Funktionsweise ist dafür perfekt, da gibt’s nichts zu bemängeln. Gerade das Matrix-LED-Licht möchte man nicht mehr missen, wenn man es einmal erlebt hat. Mit dem Abstandstempomat, der so eingestellt werden kann, dass er Verkehrszeichen und Strassenverlauf mitberücksichtigt, kann man den A5 eigentlich fast sich selber überlassen. Allerdings ist die Fahrweise sehr defensiv und nicht jedes Verkehrsschild wird erkannt.

Das A5 Coupé ist schon ein ziemlicher Musterschüler. Schade, trübt das Getriebe den ansonsten glänzenden Eindruck. Hübsch ist der A5 in meinen Augen und wahrscheinlich stimmen mir da viele zu. In der Masse untergehen tut er trotzdem, da gibt es gewagtere und speziellere Coupés. Aber es soll Menschen geben, die genau diese Unauffälligkeit schätzen.

Preislich wird einem wenig geschenkt. Fast alle Annehmlichkeiten kosten zusätzlich. Der mit 81’080 Franken angeschriebene Testwagen hat bei weitem noch nicht alles an Bord, was die Preisliste hergibt. Das ist viel Geld, doch wer sich bei vergleichbarer deutscher Konkurrenz umschaut, kriegt so ein Coupé auch nicht günstiger. Die hohe Anzahl des Vorgängers auf der Strasse zeigt mir, dass sich die Kundschaft nicht daran zu stören scheint. Das Image und die Ausstrahlung, die so ein A5 Coupé an den Tag legt, ist den Meisten eben etwas wert.

Alltag 
Die Rückbank eignet sich nur für Kleingewachsene, doch der Kofferraum ist gross genug. Innerorts hat der A5 eine Grösse, mit der man ganz gut zu Recht kommt.
Fahrdynamik 
Der A5 ist sehr gut ausbalanciert. Sein Handling ist agil und vor allem ist er sehr spurtreu und bleibt lange stabil – Sportfahrwerk sei Dank. Das Getriebe wirkt bei sportlicher Fahrt hellwach.
Umwelt 
Angesichts des Potenzials wurde der A5 im Test oft sportlich bewegt, was in einem Verbrauch von 8,6 l/100 km resultierte. Für seine Leistung geht das in Ordnung. Wer bloss im Alltag hin und her fährt, dürfte mit rund sieben Litern auskommen.
Ausstrahlung 
Ich kann das Design zwar kaum kritisieren, aber etwas mehr Abgrenzung zum Vorgänger wäre schon wünschenswert gewesen. Diesen Generationenwechsel könnte man schliesslich auf den ersten Blick auch als grosses Facelift verbuchen.
Fazit 
+ Schönes Design
+ Matrix-LED Scheinwerfer
+ Hochwertiges Interieur mit perfekter Ergonomie
+ Bequeme Sportsitze
+ Individualisierungsoptionen
+ Sehr sportliches Handling
+ Neutrales Fahrverhalten
+ Zackiges Getriebe bei sportlicher Fahrt
+ Dreistufig deaktivierbares ESP
+ Knackiges Fahrwerk
+ Sehr viele Assistenzsysteme verfügbar
– Hoher Preis, viele aufpreispflichtige Optionen
– Nervige Start-Stopp-Automatik
– Träges Getriebe im Stadtverkehr
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Audi A5 Coupé |
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Preis Basismodell / Testwagen | 48 700 CHF / 81 080 CHF |
Antrieb | Benzin, Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1984 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
Getriebe | 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
Max. Leistung | 185 kW bei 5000 - 6000 r/min |
Max. Drehmoment | 370 Nm bei 1600 - 4500 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 5,8 s |
Vmax | 250 km/h (elektronisch abgeregelt) |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,3 l/100 km / 144 g/km / E |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 8,6 l/100 km / 196 g/km / +36% |
Länge / Breite / Höhe | 4,67 m / 1,84 m / 1,38 m |
Leergewicht | 1683 kg |
Kofferraumvolumen | 465 l |
Bilder: Koray Adigüzel
1 thought on “Audi A5 Coupé: Alles echt?”