Ist ein Audi RS 7 nicht performant genug? Nun, Tuner ABT wie auch andere Veredler liefern mit ihren Kreationen die deutliche Antwort: Mehr geht immer und wird auch nachgefragt. Nun liefert Audi selbst nach. Der Audi RS 7 Performance hebt die Power an und sorgt mit weiteren Modifikationen für ein agileres und vor allem aggressiveres Handling. Während sich der Wagen an die Grenzen der Physik herantasten, geht das Ganze aber zulasten des Komforts. Ausserdem ist die RS-Endstufe noch lange kein all-inclusive Angebot.
Audi versucht es beim RS 7 gar nicht erst mit Eleganz und Understatement. Die Optik ist brachial und hat etwas von einem Bodybuilder, der beinahe seinen Anzug sprengt. Mattsilberne Akzente kennzeichnen das Performance-Modell. Ebenfalls exklusiv sind die neuen 22″-Felgen, welche mit ihrem dreidimensionalen Design ein Hingucker und obendrein leichter als die bisherigen Felgen sind. Die Lackfarbe Ascari Blue des Testwagens ist ebenfalls neu für das Performance-Modell verfügbar, auf Wunsch auch in matt. Weitere Optikpakete, um das Exterieur mit schwarzen oder Carbon-Applikationen aufzuwerten, sind ebenfalls verfügbar.
Gewohnte Qualität
Den Innenraum hat Audi ebenfalls ein paar subtilen Änderungen unterzogen. Die blauen Nähte greifen die neue Lackfarbe auf, ausserdem ist ein neues, schwarz-blaues Carbon-Element als Dekor verfügbar. Zudem zeigt das digitale Cockpit je nach Konfiguration im Infotainmentsystem eine neue Ansicht an. Leider sind die Sitze nach wie vor identisch mit dem «Standard»-RS 7. Für ein Performance-Modell dürfte der Seitenhalt etwas ausgeprägter und die Sitzposition tiefer sein. Immerhin geniessen sowohl Fahrer als auch alle Mitreisenden gute Platzverhältnisse. Im Fond ist die Kopffreiheit trotz flacher Dachlinie ausreichend. Die Beinfreiheit genügt zwar ebenfalls für grosse Personen, ist aber angesichts von fünf Metern Länge nicht überragend.
Für das gehobene Ambiente sorgt eine durchgehende Verkleidung aus Leder, Mikrofaser, Aluminium sowie Klavierlack. Die Verarbeitungsqualität ist einmal mehr bombastisch, das ganze Auto wirkt, als wäre es aus einem Guss gemacht, hier sitzt alles fantastisch. Einzig bei den Lüftungsdüsen hätte sich Audi etwas mehr Mühe geben können. Das Infotainmentsystem mit den geteilten Screens leistet gute Dienste mit Online-Navigation und guter Sprachsteuerung, doch insbesondere puncto Reaktionszeit merkt man, dass das System eben doch nicht mehr das Jüngste ist.
Eingeschränkter Komfort
Für den RS 7 Performance bietet Audi zwei Fahrwerksoptionen an: Zum einen das adaptive Luftfahrwerk oder das adaptive Sportfahrwerk. Das Luftfahrwerk ist etwas komfortabler ausgerichtet, während das im Testwagen verbaute Sportfahrwerk auch im Comfort-Modus stets etwas Resthärte aufweist. Trotz guter Geräuschdämmung sind die Abrollgeräusche oft im Hintergrund präsent und die breiten Reifen rundum erhöhen die Tendenz, dass der Wagen gerne Spurrillen nachläuft. Unter dem Strich ist der stärkste RS 7 nach wie vor ein bequemer Langstrecken-Wagen, doch das Sportfahrwerk fordert bezüglich Fahrkomfort seinen Tribut.
Monströser Antrieb
Im Vergleich zum standardmässigen RS 7 ist die Leistung um 22 kW und das Drehmoment um 50 Nm gestiegen. Zudem ist die Getriebeabstufung kürzer und die Achtgang-Automatik reagiert schärfer. Das RS Dynamic-Package mit der Anhebung der Höchstgeschwindigkeit auf 280 km/h sowie das Sport-Differenzial an der Hinterachse sind serienmässig. So viel zur Theorie. Zwar verfügt das Aggregat über keine störende Anfahrschwäche, doch unterhalb von 3000 Umdrehungen traben die Pferde unter der Haube dennoch nur zögerlich an. Angesichts der Tatsache, dass es sich um ein nachgeschärftes Performance-Modell handelt, mag das etwas irritierend wirken, doch sobald die Drehzahl weiter ansteigt, hat man keine Zeit mehr, um über die Leistungsentfaltung im niedrigen Drehzahlbereich nachzudenken.
Sobald 3000 Umdrehungen überschritten sind, explodiert das Aggregat förmlich und katapultiert den Wagen mit einer ungestümen Kraft vorwärts. Der Sound kann sich dabei absolut hören lassen, es röhrt und bollert aus der Sportabgasanlage, dass es eine wahre Freude ist. Ebenfalls erfreulich: In den sportlichen Fahrmodi Dynamic oder den beiden personalisierbaren RS-Modi schaltet das Getriebe im manuellen Modus nicht automatisch hoch. Der Testwagen ist nicht mit der optionalen Keramikbremse ausgerüstet, dennoch ist die Bremsanlage für schnelle Fahrten auf Landstrassen über alle Zweifel erhaben, der Druckpunkt ist präzise und mit angenehmem Widerstand.
Obwohl der RS 7 Performance gross und schwer ist, lässt er sich agil um Kurven scheuchen. Die Allradlenkung sorgt für ein aggressives Einlenkverhalten und die Kraftverteilung beim Herausbeschleunigen ist deutlich hecklastig. Trotzdem bleibt das Heck auch im ESP-Sport-Modus stets stabil, was den RS 7 Performance zu einem sicheren, und leicht handlebaren Auto macht. Dass alles seine Grenzen hat, wird bei sehr engen Kurven deutlichen, wo der Wagen aufgrund des Gewichts zum Untersteuern neigt.
Teures Vergnügen
Audi verlangt für den RS 7 Performance mindestens 162’000 Franken, was einem Aufpreis von 7450 Franken zum “normalen” RS 7 entspricht. Das ist ziemlich wenig, bedeutet aber im Umkehrschluss, dass auch für das Performance-Modell noch etliche Sonderausstattungen verfügbar sind, welche den Preis schnell in die Höhe treiben. Der Testwagen ist mit 195’000 Franken ausgeschrieben – und, wie erwähnt, ohne die Keramikbremsanlage inklusive der Vmax-Anhebung auf 305 km/h.
Wer maximale Sportlichkeit in einem Gran Turismo sucht und aggressives Fahrfeeling möglichst hohem Fahrkomfort vorzieht, ist mit dem RS 7 Performance bestens bedient. Wichtig ist, unbedingt das Sportfahrwerk zu bestellen. Wer hingegen einfach die Leistung im Überfluss geniessen möchte, aber keinen besonderen Wert auf ein mitreissendes Fahrerlebnis sucht, wird mit dem normalen RS 7 mit Luftfahrwerk glücklicher.
Alltag
Die Platzverhältnisse sind zwar gut, aber angesichts von fünf Metern Aussenlänge auch nicht überragend. Insbesondere der Kofferraum ist zwar sehr tief, aber sperrige Gegenstände würden nicht hineinpassen. Die Handlichkeit ist dank der Allradlenkung gut.
Fahrdynamik
Im tiefen Drehzahlbereich ist das Aggregat zugeschnürt, doch danach ist die Hölle los. Kraft und Bremsgefühl sind über alle Zweifel erhaben. Die Agilität ist beeindruckend hoch und das Gewicht wird zwar sehr gut kaschiert, ist aber immer noch da.
Umwelt
Es handelt sich beim Antrieb zwar um einen Mild-Hybrid, doch die Ökologie haltet sich dennoch in arg engen Grenzen. Zweistellige Verbräuche sind stets an der Tagesordnung und wer die Kraft häufig nutzt, muss mit einem Verbrauch wie im Testmittel von 15,7 l/100 km rechnen.
Ausstrahlung
Der Audi RS 7 Performance macht keinen Hehl aus seiner schieren Kraft und wirkt aus jeder Perspektive aggressiv und auffällig.
Fazit
+ Brachiales und aggressives Design
+ Beispiellose Verarbeitungsqualität, sehr hochwertige Materialien
+ Sehr bequeme Sitze, top Ergonomie
+ Intuitives Infotainmentsystem mit zahlreichen Online-Diensten
+ Tiefer Geräuschpegel auf der Autobahn
+ Diverse Fahrmodi mit grosser Spreizung, personalisierbare Fahrmodi
+ ESP dreistufig deaktivierbar
+ Sehr gut dosierbare Bremse
+ Brachialer Durchzug
+ Präsenter Motorsound
+ Agiles Handling
+ Sehr neutrales Fahrverhalten
+ Sensationelles Matrix-LED-Licht mit Laser-Fernlicht
+ Umfangreiches und zuverlässiges Assistenz-Paket
– Hoher Verbrauch
– Auch als Performance-Modell ist die Optionsliste lang und teuer
– Wenig Elan im tiefen Drehzahlbereich
– Sitzposition dürfte etwas tiefer sein
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Audi RS 7 Sportback Performance |
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Preis Basismodell / Testwagen | 162 000 CHF / 195 018 CHF |
Antrieb | Benzin Mild-Hybrid / Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 3996 ccm / V8 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Biturbomotor |
Getriebe | 8-Gang Automatikgetriebe |
Max. Leistung | 463 kW bei 6000 r/min |
Max. Drehmoment | 850 Nm bei 2300 - 4500 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 3,4 s |
Vmax | 280 km/h (elektronisch abgeregelt, optional 305 km/h) |
WLTP-Verbrauch / CO? Emissionen / Energieeffizienz | 12,2 l/100 km / 277 g/km / G |
Test-Verbrauch / CO? Emissionen / Differenz | 15,7 l/100 km / 356 g/km / +28% |
Länge / Breite / Höhe | 5,00 m / 1,95 m / 1,41 m |
Leergewicht | 2260 kg |
Kofferraumvolumen | 535 - 1390 l |