Audi haltet am starken SQ5 mit Dieselantrieb fest und zu welchem Auto könnte dieser Antrieb besser passen als zum neuen, besonders schnittigen Q5 Sportback? Insofern ist der SQ5 Sportback ein logischer Schritt. Die Tatsache, dass ein Performance-SUV heute noch mit blosser Dieselkraft angetrieben wird, ist sehr selten geworden. Mit Mild-Hybrid-Technik ist die Elektrifizierung aber nicht spurlos an diesem Motor vorbeigegangen. Aber kann der SQ5 Sportback wahre Qualitäten vorweisen oder ist er nur ein Lückenfüller?
Mittlerweile ist ein SUV-Coupé auch schon normal geworden und der SQ5 Sportback erfindet das Segment nicht neu. Der Reiz des Autos entsteht vor allem aufgrund der Proportionen: Riesige Räder, kurze Überhänge, knackige Silhouette. So ein Sportback wirkt schnittiger als ein ordinärer Q5 und insofern ist es erstaunlich, dass vom meistverkauften SUV von Audi die schönere Version erst 2021 kam.
Kein Raumwunder
Dass der SQ5 Sportback nicht Platz und Hülle in Fülle bietet, ist kein Coupé-Problem, sondern ein grundsätzliches. Aufgrund der langen Schnauze schrumpft der Fahrgastraum. Erstaunlicherweise ist die Kopffreiheit im Fond kein Problem, es ist die Beinfreiheit, die knapp wird, wenn vorne keine zierliche Dame sitzt. Mittels der verschiebbaren Rückbank kann etwas mehr Kofferraumvolumen generiert werden, wobei das Gepäckabteil unter der flacheren Dachlinie nur ein bisschen leidet und immer noch einen sehr geräumigen Laderaum bietet.
Schick, aber altbacken
Einmal mehr beweist Audi mit dem SQ5 Sportback, wie Verarbeitungsqualität geht. Jede Verkleidung, jeder Hebel und jedes Rädchen sitzt bombenfest. Der Qualitätsanspruch der Ingolstädter macht diesbezüglich auch vor Details keinen Halt. Das feine Leder der Sitze passt da bestens ins Bild. Allerdings kommt auch ziemlich viel Kunststoff vor und der ist nicht überall besonders hochwertig.
Zwar erachte ich es von Vorteil, wenn für die Klimabedienung und für andere Funktionen noch Knöpfe zur Verfügung stehen, wie es hier der Fall ist. Jedoch ist der SQ5 innen so konventionell gestaltet, dass er nicht nach einem 2021er Auto aussieht. Zu diesem Eindruck tragen auch der eher knapp bemessene Touchscreen sowie die teilweise begriffsstutzige Sprachsteuerung bei.
Diesel mit Hightech
Während früher potente Sechszylinder-Diesel in der Business- und Oberklasse weit verbreitet waren, wird der Diesel-Anteil immer geringer. Dabei zeigt der Audi SQ5 deutlich und in aller Stärke, warum dieser Antrieb so gut zu einem (schnellen) SUV passt. Audi hat enormen Aufwand betrieben, dass der Motor a) sauber und b) performant ist. Auf der Effizienz-Seite steht ein Mild-Hybrid-System, welches nicht nur Treibstoff spart, sondern bei Bedarf auch boostet. Zudem ist der Motor an zwei Katalysatoren, einen Partikelfilter und eine Harnstoffeinspritzung gekoppelt. Damit werden gemäss Audi sogar die derzeit geltenden Euro-6d-Grenzwerte deutlich unterschritten.
Auf der Performance-Seite wurde auch einiges an Aufwand betrieben. Das Verdichterrad des Turboladers wurde leichter und kleiner, damit es schneller auf Touren kommt. Die Ladeluftkühlung sitzt im innern des V des Motors und die Ansaug-Wege wurden verkürzt. Last but not least sorgt ein elektrischer Verdichter für Druckaufbau, bevor der Abgasturbolader auf Touren kommt.
Stark wie ein Diesel, schnell wie ein Benziner
Im Alltag beudetet das, dass das Triebwerk vor allem für einen Diesel sehr spontan reagiert und früh viel Drehmoment aufbaut. Davon gibt es reichlich: 700 Nm schieben das SUV bei Bedarf sehr vehement voran. Allerdings stehen der Kraft auch deftige 2270 Kilo gegenüber, wobei mir nicht ganz einleuchtet, wo in einem nicht-Elektro-SUV dieser Grösse all diese Kilos stecken. Audi und Leichtbau, das war wohl einmal.
Das ändert aber nichts daran, dass das Aggregat erste Sahne ist. Ab 2000 Umdrehungen steht die volle Kraft zur Verfügung und der Motor dreht willig bis knapp auf 5000 Touren ohne Leistungsabfall. Dabei scheint die Kraft locker aus dem Ärmel geschüttelt, unterstützt vom flinken Getriebe und untermalt von einem künstlichen Sound, so dass man sich in einem Benziner wähnt.
Das Fahrwerk steht dem Motor in keiner Weise nach. Einmal mehr wird das Gewicht im Fahrbetrieb als nicht mehr so hoch empfunden, einzig bei Bergabfahrten spürt man in Kurven durchaus, welche Masse man hier um die Kurven prügelt. Ich würde den Audi SQ5 Sportback definitiv nicht als unterkühlt bezeichnen, aber typisch Audi bleibt eine gewisse Distanz zwischen Fahrer und Auto. Richtig einnehmend und fordernd ist das Fahrerlebnis nicht.
Teurer Spass
Fordernd ist dafür der Preis, denn beim Testwagen-Preis von über 115’000 Franken bleibt einem doch für einen kurzen Moment der Atem weg. Nicht, dass die Preise bei der einschlägigen Konkurrenz günstiger sind, doch wer Diesel und Performance sucht, muss heute leider sehr tief in die Tasche greifen. Während der Komfort, die Performance und die Technik spitzenmässig sind, hapert es beim Raumangebot, beim Infotainment und teils bei der Materialauswahl. Dafür bekommt man ein Auto, bei dem es sehr gut möglich ist, dass es ein Antrieb dieser Art bedauerlicherweise nicht mehr in die nächste Generation schafft.
Alltag
Da der Q5 allgemein längs eingebaute Motoren hat und nicht so gross ist, sind die Platzverhältnisse für die hinteren Insassen nicht überragend. Immerhin sind durch das abfallende Dach nur minimale Platzeinbussen hinzunehmen. Eine verschiebbare Rückbank schafft ein wenig Variabilität.
Fahrdynamik
Der kräftige V6-Diesel holt ab 2000 Umdrehungen richtig aus und haltet die Kraft bis zum Begrenzer. Dank Sperrdifferential an der Hinterachse fährt der SQ5 erfreulich hecklastig, bricht aber nicht aus. Angesichts seines Gewichts sind krasse Kurventempi möglich, aber wie es bei Audi so ist, ist das Fahrfeeling dennoch nicht besonders mitreissend.
Umwelt
Auf der Langstrecke ist der grosse Diesel erfreulich sparsam. Bei forcierter Fahrweise steigt der Verbrauch wieder an, nichtsdestotrotz hilft das Mild-Hybrid-System, den Verbrauch im Rahmen zu halten. Im Test waren es 8,0 l/100 km.
Ausstrahlung
Der Audi SQ5 Sportback macht insbesondere mit den grossen Rädern Eindruck. Die Linienführung ist sportlich-elegant, die offensichtlichen Fake-Endrohre dagegen sind es nicht.
Fazit
+ Sportlich-elegantes Design
+ Bombastische Verarbeitungsqualität, exzellentes Leder
+ Intuitive Infotainment-Bedienung, Klimabedienung analog
+ Hoher Fahrkomfort trotz grossen Rädern
+ Verschiedene Fahrmodi mit grosser Spreizung
+ Sensationelles und unauffälliges Automatikgetriebe
+ Kraftvoller und drehfreudiger Dieselmotor
+ Mit Sperrdifferential hecklastiger Allradantrieb
+ Neutrales Handling
+ Angemessener Verbrauch
+ Viele Einstellungsmöglichkeiten bei Assistenzsystemen, Funktionsweise durchgehend zuverlässig
– Hoher Preis
– Hohes Gewicht
– Mässiges Platzangebot im Fond
– Cockpit-Design wirkt etwas veraltet
– Teils begriffsstutzige Sprachsteuerung
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Audi SQ5 Sportback |
---|---|
Preis Basismodell / Testwagen | 90 000 CHF / 115 300 CHF |
Hubraum / Zylinder | 2967 ccm / V6 |
Antrieb | Diesel Mild-Hybrid, Allradantrieb |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor + elektrischer Verdichter |
Getriebe | 8-Gang Automatikgetriebe |
Max. Leistung | 251 kW bei 3800 - 3950 r/min |
Max. Drehmoment | 700 Nm bei 1750 - 3250 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 5,1 s |
Vmax | 250 km/h (elektronisch abgeregelt) |
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 8,3 l/100 km / 216 g/km / F |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 8,0 l/100 km / 208 g/km / -4% |
Länge / Breite / Höhe | 4,69 m / 1,89 m / 1,63 m |
Leergewicht | 2268 kg |
Kofferraumvolumen | 510 - 1480 l |
Bilder: Koray Adigüzel
Von aussen sieht er wirklich super aus, aber die Innenausstattung überzeugt mich auch nicht, da findet man bei der Konkurrenz schon besseres und ja dann wär da auch noch der Preis. Schade eigentlich..