Autosalon Genf 2012: Trends und Impressionen

Für mich ist der alljährliche Autosalon in Genf ein absoluter Pflichtbesuch. Auch dieses Jahr fanden sich viele Europa- und Weltpremieren. Der Autosalon ist eine Art Wegweiser, in welche Richtung sich das Auto entwickelt und zu welchen Mitteln die Hersteller greifen. Auffallend war, dass die Hersteller im Jahr 2012 offenbar lieber auf dem Boden der Tatsachen blieben. Selbstverständlich gab es ein paar ausgefallene Studien zu sehen, doch die meisten Ausstellungsstücke waren entweder fertige Serienautos oder seriennahe Konzepte.

Doch man kann es nicht schönreden: die Revolution der E-Fahrzeuge lässt auf sich warten. Obwohl es zunehmend käufliche Elektroautos gibt, ist der Durchbruch noch weit entfernt. Zu Hoch sind die Preise, zu gering die Reichweite, zu gross die Skepsis der Autofahrer. Um zumindest letzterem etwas entgegenzuwirken, kann man im sogenannten Pavillon Vert ein Elektrofahrzeug nach Wunsch kostenlos auf einem abgesperrten Parcours probe fahren und sich so von der Technologie überzeugen lassen und einem Vertreter Fragen stellen, falls man unsicher ist. Doch der Pavillon Vert wirkt lieblos gestaltet, so als wäre er ein notwendiges Übel. Tatsache ist, dass vom ganzen Glanz und Glamour der grossen Messehallen nichts in den Pavillon eindringt. Keine Scheinwerfer, keine sexy Hostessen, die Stimmung wirkt gekühlt. Zudem ist der Pavillon nur über einen kleinen Fussmarsch nach draussen zu erreichen, was zur Folge hat, dass viele Besucher ihn keines Blickes würdigen. Es wäre wohl wesentlich effektiver, würde man das Ganze in die Messehallen integrieren.

Zudem senken die Hersteller laufend den Verbrauch ihrer Verbrennungsmotoren durch Leichtbauweise und Spritspartechnologien wie Start-Stopp-Automatik oder Energierückgewinnung beim Bremsen. Darüber hinaus werfen sie den Besuchern Begriffe wie EcoBoost (Ford), BlueMotion (VW), BlueEFFICIENCY (Mercedes-Benz) oder EfficientDynamics (BMW) an den Kopf. Und solange sich die Verbrennungsmotoren grün vermarkten lassen, wird sich der Durchbruch der Stromer weiter verzögern. Sinnbildlich dafür ist die fünfwöchige Produktionspause des Chevrolet Volt, dem Zwillingsbruder des Opel Ampera, in den USA. Obwohl dem E-Paar der Titel Car of the Year 2012 verliehen wurde und Opel anscheinend mehr Bestellungen erhalten hat als erwartet, tut sich sein nahezu baugleicher Zwilling in den USA deutlich schwerer.

Auch auffallend ist, dass die Flaggschiffe der Hersteller sich eher im Hintergrund halten und die Kleinen dafür ganz vorne stehen. Ein Zeichen, dass in der Kompaktklasse ein regelrechter Krieg ausgebrochen ist. Mercedes-Benz läutet mit grossem Rummel die neue A-Klasse ein, Hyundai und Kia wollen mit dem i30, resp. dem Cee’d mitmischen, Audi kommt mit dem neuen A3, Peugeot zeigt den 208, Opel den Astra. Alle wollen sich mit ihren Kleinen grosse Marktanteile sichern. Doch die wahre Nummer eins, der VW Golf, ist der grosse Abwesende, denn er feiert seine Premiere erst ein halbes Jahr später in Paris.

Ebenfalls äusserst lukrativ sind die (Kompakt)-SUVs. Die Verkaufszahlen sind ununterbrochen hoch, auch hier wollen die Hersteller ein Stück vom Kuchen. Deshalb lancieren immer mehr Hersteller ein SUV, welches meistens ohnehin nur auf geebnetem Asphalt verkehren wird. Sogar Bentley zeigt eine SUV-Studie und wartet auf das Echo ihrer wohlhabenden Kunden. Und Range Rover setzt noch einen drauf und zeigt den erfolgreichen Evoque als Cabrio. Vorläufig nur als Studie, doch bei genügend Interesse stehen die Chancen auf eine Serienproduktion recht gut.

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Energieeffizienz durchaus mehr an Gewicht gewinnt. Die Leute schauen heutzutage eher auf die Energieeffizienzklasse, die Hersteller optimieren die Verbrauchszahlen und das Angebot an Hybrid- und Elektrofahrzeugen wächst. Obwohl die E-Autos noch ein Nischendasein fristen, sind sie langsam am kommen.
Für diejenigen, welche den Autosalon nicht beehren konnten sind hier ein paar Impressionen.

(Bilder: Koray Adigüzel)

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