Der BMW M2 Competition ist das Eintrittsticket nach M Town, eine Marketingmassnahme, die eine fiktive Stadt abbildet, in der alles lustig zu und her geht. Auch im M2 Competition geht es hoch her, immer lustig, manchmal überraschend, gelegentlich fordernd, aber stets unterhaltsam. Lustigerweise ist er im M-Portfolio zwar das «Basismodell» und hat entsprechend auch weniger Power als alle grösseren M-Brüder, doch puncto Fahrspass kommt der kleine M ganz gross raus!
Schon die Entstehung des M2 Competition ist faszinierend. Obwohl er doch wortwörtlich eine ganze Nummer kleiner als 3er und 4er ist, trägt er deren Achsen sowie Motor in voller Grösse in sich. Deshalb wirkt der freche M wie ein Bodybuilder, der ein etwas zu enges Hemd trägt und jederzeit einen Knopf oder eine Naht zu sprengen droht. Er wirkt aggressiv, er hat Muckis und er stellt sie unverhohlen zur Schau, von Understatement keine Spur. Auch die vierflutige Abgasanlage wirkt auf zarte Gemüter nicht gerade einladend. Und weil wir bei BMW M sind, wo mehr immer geht, gibt es selbstverständlich sowohl fürs Exterieur, als auch fürs Interieur Zubehör von M Performance Parts, die den Auftritt noch weiter dramatisieren!
So dramatisch wie aussen präsentiert sich der M2 innen allerdings nicht. Überhaupt ist das Innenleben abgesehen von den optisch schicken und haltstarken Sportsitzen der Preisklasse nicht ganz würdig. Gewiss, die Verarbeitungsqualität erfüllt auch hohe Ansprüche und dass anstelle des neuartigen Mäusekinos bei BMW noch richtige Instrumente arbeiten, ist ebenfalls ein Pluspunkt. Der letzte Pluspunkt betrifft ausgerechnet das Platzangebot, denn obwohl der Fond von aussen sehr eng scheint, sitzen selbst zwei grössere Personen hinten überraschend kommod, da die Dachlinie nicht frühzeitig abfällt.
Doch das Cockpit ist zu einfach gestrickt. Meiner Meinung nach zu viel Kunststoff. Auch irgendein hübsches oder sportliches Designmerkmal fehlt. Dann kommt das Infotainmentsystem. Es ist nicht dasselbe wie bei den ganz neuen BMW-Modellen, sondern man muss die Adresse mühsam über ein «Alphabet-Karussell» anstatt über eine Tastatur eingeben. Ausserdem zeigt sich die Sprachsteuerung als besonders schwer von Begriff. Da sollte BMW schnellstens nachbessern, denn die Technologie und das Know-How sind definitiv vorhanden.
Doch nun widmen wir uns den Dingen, welche die M-Sportabteilung zu verantworten hat. Druck auf den Startkopf und der Reihensechser meldet sich mit einem dunkeln Grummeln zum Dienst. Adaptive Dämpfer hielt BMW offensichtlich für nicht notwendig, was zur Folge hat, dass selbst beim gemütlichen Cruisen die Verbindung zum Asphalt sehr präsent ist, um es nett auszudrücken. Hart ja, aber nicht bockig.
Erstaunlicherweise fordert der M2 Competition den Fahrer gar nicht so sehr zum aggressiven Fahren auf – sofern das gesamte Auto zahm eingestellt ist. Anstelle einzelnder Fahrmodi können nämlich Motorcharakteristik, Getriebespontanität und -Aggressivität sowie die Lenkung separat in drei Stufen justiert werden. Mittels den beiden M-Tasten auf dem Lenkrad können zwei individuell abgespeicherte Setups direkt abgerufen werden. Top!
Mein favorisiertes Setup: Lenkung mittel, Getriebe manuell, Motor scharf und ESP in Sport. Bereits der Motor ist ein Meisterwerk. Obwohl es sich um ein Biturboaggregat handelt, könnte man angesichts des linearen Schubs meinen, es handle sich um einen Sauger, auch, weil das Triebwerk bis zu 7500 Umdrehungen verträgt! Der Sound ist metallisch-rau, allerdings ohne Gebollere oder sonstige nennenswerte Geräuschäusserungen. Dass der M2 mit einem Gewicht von knapp 1700 Kilo für seine Grösse ausserdem ein ziemlicher Wonneproppen ist, ist dem bärigen Motor herzlich egal.
Doch was dem M2 Competition puncto Sound an Charakter fehlt, macht er mit seinem lebendigen Handling wieder wett. Bereits mit aktiviertem ESP macht der BMW keinen Hehl daraus, dass er bei zu forschem Gasfuss gerne mit dem Hintern zuckt. Besonders mitreissend wird das Fahrerlebnis mit Sport-ESP, dem sogenannten MDM (M-Dynamic Mode). Fortan sind alle Möglichkeiten offen.
Es wäre vermessen, den bulligen Sportler als Heckschleuder abzustempeln. Das Auto ist wahnsinnig kommunikativ, man spürt über die Lenkung die Vorderachse und über das elektronische Sperrdifferential die Hinterachse. Wenn man auf das Auto «hört», ist es trotz der unbändigen Kraft, die an der Hinterachse zerrt, möglich, eine sehr saubere Linie zu fahren. Andererseits kann man natürlich den Heckantrieb auch nutzen, um mehr oder weniger quer aus jeder Haarnadelkurve und Kreuzung zu schiessen. Es kommt ganz auf die Handhabung von Gas und Lenkwinkel an.
Diese grosse Spreizung, wie das Auto gefahren werden kann, macht für mich die Faszination aus. Darüber hinaus hat der M2 Competition mit Heckantrieb, überbordender Kraft und kurzem Radstand sehr wohl einen gestörten Touch, was ihn in meinen Augen aber nur noch begehrenswerter macht. Ein Auto, das aus der Masse raussticht, ein echter Charaktertyp, der nicht versucht, es jedem Recht zu machen. Wer mit dem leicht sitzenden Heck nicht klar kommt, lässt halt die Finger von ihm, Punkt.
Allerdings ist der Spass nicht gerade günstig, denn der Testwagen ist mit rund 94’000 Franken angeschrieben. Für die gebotene Power nicht überrissen viel, doch es ist und bleibt ein Kompaktwagen und entsprechend ist auch die Behausung eingerichtet. Kleiner Tipp: Um das Fahrgefühl nochmals zu intensivieren, lohnt sich das manuelle Getriebe mit automatischer Zwischengasfunktion, womit das Auto ganze 5000 Franken weniger kostet. Dieses Geld kann man dann gut in einen neuen Reifensatz investieren…
Alltag
Der M2 Competition ist zwar ein Coupé, aber mit einer vernünftigen Dachlinie und einem alltagstauglichen Radstand. Jedenfalls sitzt man auch im Fond zu zweit ganz ordentlich, auch für längere Zeit. Der Kofferraum ist ebenfalls alltagstauglich genug, genau wie die gut erträgliche Fahrwerks-Härte. So böse und kompromisslos, wie er aussieht, ist er dann doch wieder nicht.
Fahrdynamik
Nein, der Kraftmeier hat keine unerschütterliche Traktion und nein, er fährt nicht wie auf den sprichwörtlichen Schienen. Wie er fährt, hängt ganz vom persönlichen Fahrstil an: Schnell und präzise, wild und quer, oder etwas dazwischen, alles ist möglich. Was er jedoch ist: ehrlich, präzise und bärenstark. Die Rückmeldung ist zudem fantastisch.
Umwelt
Es ist das alte Lied: Von nicht, kommt nichts. Klar, man kann mit weniger als 10 Liter fahren, bei sehr sachtem Gasfuss. Aber wer nur hin und wieder mal ordentlich drückt, erreicht wie ich schnell einen Verbrauch von 11,1 l/100 km.
Ausstrahlung
Mit seinem bulligen, fast schon anabolika-mässigem Design kommt der M2 bei extrovertierten Leuten und solchen, die Sportwagen mögen, bestimmt gut an. Und der ganze Rest? Der hat ihn eh nicht zu interessieren.
Fazit
+ Sportliches und bulliges Design
+ Sportliche Sitze mit tiefer Sitzposition
+ Ausreichend Platz im Fond trotz Coupé-Bauart
+ Sehr hohe Verarbeitungsqualität
+ Zwei personalisierbare Fahrmodi
+ ESP zweistufig deaktivierbar
+ Sehr kultivierter Reihensechser mit Sauger-artigem Durchzug und mächtigem Punch
+ Sonorer Sound, aber ohne Gebollere
+ Lebendiges, reaktives und rückmeldungsfreudiges Handling
+ Kann sowohl präzise, als auch mächtig quer
+ Richtige Menge an Assistenzsystemen
+ Ausreichend grosser Kofferraum
– Hoher Verbrauch
– Hoher Preis
– Ziemlich hohes Gewicht
– Im Vergleich zum Vorgänger dezenterer Motorsound
– Cockpit-Anmutung für diese Preisklasse ziemlich schlicht
– Mühsame Navigations-Bedienung
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | BMW M2 Competition |
---|---|
Preis Basismodell / Testwagen | 77 900 CHF / 94 010 CHF |
Antrieb | Benzin, Heckantrieb |
Hubraum / Zylinder | 2979 ccm / R6 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Biturbomotor |
Getriebe | 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
Max. Leistung | 302 kW bei 5250 - 7000 r/min |
Max. Drehmoment | 550 Nm bei 2350 - 5200 r/min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 4,2 s |
Vmax | 250 km/h, optional 280 km/h (elektronisch abgeregelt) |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 9,2 l/100 km / 210 g/km / G |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 11,1 l/100 km / 253 g/km / +21% |
Länge / Breite / Höhe | 4,46 m / 1,86 m / 1,41 m |
Leegewicht | 1691 kg |
Kofferraumvolumen | 390 l |
Bilder: Koray Adigüzel
Hoffe Du kannst bald auch einen M2 CS testen und uns mitteilen, wie gross da der Unterschied wirklich ist 🙂
Hi Björn, ich tue, was ich kann, um einen M2 CS zu testen, kann aber nichts versprechen. 🙂
Das Auto ist echt cool. Das wollte ich auch kaufen bzw. leasen. Ich denke es ist aber doch besser einen Teil Privatkredit in der Schweiz zu beantragen. Kommt günstiger als das Leasen.