Nein, ich spreche nicht von der seligen Giulia der 60er-Jahre, sondern tatsächlich von der aktuellen Giulia, wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist. Und trotzdem: Diese Einfachheit und die Freude am Fahren, die ist in den sieben Jahren, in denen die Giulia uns nun schon beehrt, leider immer seltener geworden. Ja, auch Alfa Romeo arbeitet intensiv an der Elektromobilität, doch bevor es so weit ist, haben Giulia und Stelvio noch einmal ein sanftes Facelift erhalten. Viel hat sich dabei jedoch nicht verändert, weshalb es nun auch ein wenig von den persönlichen Präferenzen abhängt, ob man die neue Giulia veraltet oder begehrenswerter denn je empfindet.
Alfa Romeo
Alfa Romeo Tonale: Über Attraktivität und innere Werte
Stellt euch vor, ihr seid an der Bar und entdeckt eine äusserst attraktive Person. Ihr mustert sie und nickt unauffällig anerkennend. Jackpot! Ihr begebt euch zu dieser Person, nähert euch an und kommt in ein Gespräch. Doch je länger dieses Gespräch andauert, desto stärker wird die Einsicht, dass die inneren Werte und Charakterzüge eures Gegenübers nicht mit euren Vorstellungen übereinstimmen. Die äussere Attraktivität hat getrogen. Jetzt ersetzt die Person an der Bar mit dem Alfa Romeo Tonale und wir sind bereits mittendrin in der Geschichte.
Alfa Romeo Stelvio Veloce: Gereift, nicht gealtert
Alfa Romeo ist Weltmeister im warm halten der aktuellen Modelle. Die Giulietta ist gefühlt eine ganze Menschengeneration auf dem Markt und immer noch als Neuwagen erhältlich. Auch der Stelvio ist mittlerweile nicht mehr der Jüngste, wurde aber kontinuierlich weiterentwickelt. Kann einen der heissblütige Italiener um den Finger wickeln? Oder blickt das Alter zu sehr durch?
Alfa Romeo Stelvio QV: Der Teufel fährt mit
Meistens werden SUVs aufgrund einer pragmatischen Denkweise gekauft. Man liebäugelt mit der Sitzposition, dem Allradantrieb, dem Gefühl der Sicherheit, der Variabilität, oder dem Platzangebot. Der Stelvio als der Bachelor unter den SUVs setzt die Prioritäten jedoch etwas anders. Er hat Charme, sieht verboten gut aus und bietet ein Handling, worauf viele Konkurrenten neidisch sind. Wenn schliesslich noch das vierblättrige Kleeblatt die vorderen Kotflügel ziert, dann werden sämtliche rationalen Gedanken weggewischt. Das hier ist ein veritabler Sportwagen, der zu viele Wachstumshormone gefressen hat!
Alfa Romeo Stelvio: Der Pfeffer in der Suppe
Es hat lange gedauert, bis sich Alfa Romeo endlich mit attraktiven Autos wie Giulia und Stelvio zurückgemeldet hat. Und so schön die Giulia auch sein mag, die Hoffnung ruht natürlich auf dem Stelvio, der in das boomende SUV-Segment einsteigt. Noch ein SUV mehr in der unübersichtlichen Masse. Allerdings sticht der Italiener nicht nur optisch aus der Masse hinaus. Wenn man der SUV-Markt als die Suppe bezeichnen möchte, dann ist der Stelvio definitiv der Pfeffer darin. Pfeffer darum, weil er sich mit seiner Schärfe deutlich von der Konkurrenz abhebt! Wer darum selber über einen «Cuore Sportivo» in der Brust verfügt, ist beim Alfa genau richtig. Allerdings sollte man mit italienischer Leichtigkeit über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen.
Femme fatale: Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio
Wer im Ausgang einer sehr attraktiven Frau begegnet, den verlässt schnell der Mut, wenn man nicht mit einem besonders ausgeprägten Selbstbewusstsein gesegnet ist. «Die ist doch eh vergeben», oder «bei der habe ich nicht mal den Hauch einer Chance», dürften die häufigsten Zweifel sein. Auch bei der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio hat man sofort das Bedürfnis, ihre Rundungen zu berühren und intim mit ihr zu werden. Doch die muskulösen Kotflügel und fast schon lasziv angeordneten Endrohre machen kein Geheimnis daraus, dass Giulia mit einer harten Hand geführt werden will. Wer allerdings seine Berührungsängste überwinden kann, hat mit der temperamentvollen Italienerin nicht nur eine begnadete Tänzerin an seiner Seite. Auch die neidischen und bewundernden Blicke der anderen sind einem gewiss.
Alfa Romeo Giulietta: Stehen geblieben
Es ist bereits das zweite Facelift, welches die Italiener bei der Giulietta anwenden. Trotzdem sieht sie nach wie vor praktisch genau gleich aus wie eh und je. Dem Design schadet das nicht. Die Giulietta ist einfach eine rassige, knackige Lady. Da ist –bildlich gesprochen – weder Botox, noch Silikon nötig, um dem Zahn der Zeit zu entfliehen. Aus technischer Sicht sehe ich allerdings dunkle Wolken aufziehen. Ausserdem enttäuscht ausgerechnet die schärfste Giulietta, die neu nicht mehr Quadrifoglio Verde (QV), sondern Veloce (italienisch für «schnell») heisst.
Wenn die Strasse direkt ins Herz führt: Alfa Romeo 4C
Jööh, ist der niedlich! Nein, die Rede ist hier nicht vom Fiat 500, sondern von Alfa Romeos Meisterwerk, dem 4C (4 Cylindri, zu Deutsch: 4 Zylinder). Er sieht eben schon süss aus, mit seinen unschuldigen Augen und den winzigen Fenstern. Wie ein zu heiss gewaschener Ferrari, dem beim Waschgang jegliche optische Aggressivität abhanden gekommen ist. Ein richtiger Bonsai-Sportwagen. Unwissende neigen schnell dazu, den kleinen Flitzer falsch einzuordnen, dies kann aber böse enden…
Alfa Romeo Mito: Den Zenit überschritten
Gemeinsam mit der Giulietta muss der Mito (ital. Mythos) das Interesse an der Marke Alfa Romeo hochhalten. Der faszinierende Sportler 4C ist aufgrund mickriger Stückzahlen nicht dazu geeignet, die Verkaufszahlen von Alfa Romeo anzukurbeln. Doch langsam wird es eng für Alfa, da Giulietta und Mito nicht mehr jünger werden. Auf dem Papier macht der Mito eine recht gute Figur – sofern man den Preis nicht beachtet. Aber in der Praxis gesellen sich leider ein paar schlechte Eindrücke dazu. Dass der Mito im letzten Jahr ein Facelift erhalten hat, sieht man ihm kaum an. Dabei hätte er eine intensivere Überarbeitung nötig.
Alfa Romeo Giulietta: Die Schöne und das Biest
Italien ist eine sehr beliebte Feriendestination, auch ich als Italiener mag es, mein Heimatland zu besuchen und den mediterranen Charme, sowie die südliche Unbeschwertheit zu geniessen. Und man geniesst mehr, wenn man über gewisse Schwächen, oder nicht vorhandene Dinge hinwegsieht. Genauso verhält es sich mit der bezaubernden Giulietta von Alfa Romeo. Sie wirkt so anziehend wie verführerisch und versucht, potenzielle Fahrer mit ihrem Charme um den Finger zu wickeln, damit sie gar nicht erst auf ihre Schwächen aufmerksam werden.