Es gibt keine Aliens; zumindest ist ihre Existenz nicht bewiesen. Und dennoch, wenn man seine Augen schliesst, hat jeder eine ganz konkrete Vorstellung von “seinem” Alien. Gäbe es ein Alien unter den Autos, es würde den Namen Citroën C4 Picasso tragen. Wirklich ganz schön mutig, was die Franzosen da auf die Räder gestellt haben, aber sie haben Ihre Philosophie konsequent durchgezogen und ein Auto entwickelt, das seinesgleichen sucht.
Der automobile Picasso wirkt sehr futuristisch, sowohl von aussen, als auch von innen. Aussen ist es sicherlich das LED Tagfahrlicht, das direkt unterhalb der Motorhaube liegt und sich in die Flanken zieht, was den Eindruck eines futuristischen Autos weckt, denn eigentlich erwartet man an dieser Stelle die normalen Scheinwerfer. Diese liegen leicht unterhalb und sind ziemlich unauffällig in den Stossfänger integriert. Hinten verleihen die 3D LED Rücklichter dem Schlusslicht eine erstaunliche Tiefe.
Citroën verspricht ein Gefühl wie in ein einem Loft und ein Fahrgefühl erster Klasse. Diese Behauptungen sind nicht aus der Luft gegriffen, der Picasso fühlt sich tatsächlich sehr luftig an. Die Panoramafrontscheibe ist gigantisch und dank der geteilten A-Säulen ist auch die Übersicht sehr gut. Einen Mitteltunnel gibt es vorne, wie hinten nicht, dafür befindet sich zwischen den Vordersitzen ein riesiges Staufach, dass sich sogar herausnehmen lässt. Völlig neu und ungewohnt wirkt auch, dass der Picasso über einen hochauflösenden 12″ Monitor in der Mitte auf dem Armaturenbrett verfügt, der alle wichtigen Informationen anzeigt. Bedient wird der Picasso über das Multifunktionslenkrad, dem kleineren Touchscreen in der Mittelkonsole und ein paar Sensortasten. Das wirkt am Anfang alles gewöhnungsbedürftig, aber sehr aufgeräumt und übersichtlich. Die sehr bequemen Sitze verfügen optional sogar über eine Massagefunktion. Überhaupt liegt dem Picasso viel daran, dass seine Passagiere möglichst entspannt ans Ziel kommen. Aus nicht einmal 4.50 Metern Länge holt Citroën das Maximum an Raum heraus. Auf allen fünf Plätzen sitzt es sich bequem, auch hinten haben gross gewachsene gut Platz. Der Kofferraum fasst 537 – 1709 Liter und die drei Rücksitze lassen sich alle einzeln verschieben und/oder umklappen. Dass sich die Heckklappe elektrisch öffnet, versteht sich da fast von selbst.
Motorisiert war der Testwagen mit einem 1.6 Liter Diesel, der 84 kW und 285 Newtonmeter mobilisiert. Klingt nach wenig, reicht allerdings aus, um den knapp 1.5 Tonnen schweren Picasso in Schwung zu bringen. Der Dieselmotor läuft zudem sehr ruhig und kultiviert, bei zurückhaltender Fahrweise spürt man kaum einen Unterschied zu einem Benziner. Am Motor gibt es also nichts auszusetzen – wohl aber an der Kraftübertragung, denn das automatisierte Schaltgetriebe, welches auch in der hübschen DS5 seinen Dienst verrichtet, ist eine automobile Zumutung. In der DS5 half wenigstens der E-Motor bei den Schaltwechseln ein bisschen, beim Picasso aber ist ein heftiges Kopfnicken die Folge, wenn man während dem Schaltvorgang auf dem Gas bleibt. Zügiges Beschleunigen sollte man tunlichst unterlassen; der Kickdown, um einen Überholvorgang zu starten, treibt einen schier zur Verzweiflung. Auch das manuelle Schalten mit den Schaltwippen macht die Situation nicht angenehmer. Das “Problem” ist wohl, das die Doppelkupplungsgetriebe uns alle zu sehr verwöhnt haben. Wenn man während dem Schalten den Fuss vom Gas lupft, wird das Fahren mit dem Picasso deutlich angenehmer. Ab Mitte Jahr ist zum Glück ein richtiges Automatikgetriebe erhältlich. Wobei das mühsame Getriebe aus technischer Sicht auch schon der einzige Kritikpunkt ist, denn ansonsten fährt sich der Picasso ausgesprochen gemütlich, so, wie man es von einem Auto seines Kalibers auch erwartet. Das Fahrwerk ist klar komfortabel ausgelegt, weshalb der Picasso bei Lastwechseln ziemlich schaukelt.
Für den Picasso sind diverse Assistenzsysteme erhältlich, unter anderem auch ein adaptiver Tempomat. Der ist allerdings eine Mogelpackung, denn er bremst nur mit der Motor-, nicht aber mit der mechanischen Bremse. Fährt man zu schnell auf jemanden auf, deaktiviert sich das System, während ein richtiger Abstandstempomat eigentlich in die Eisen steigen sollte. Besonders negativ ist mir aufgefallen, dass ich nicht mehr in der Lage war, den Tempomat zu aktivieren, während es schneite. Der Picasso meldete, dass die Abstandsmessung aufgrund eingeschränkter Sicht nicht mehr funktionierte- soweit okay, es schneite schliesslich und der Radar wurde bedeckt. Aber das dann die ganz gewöhnliche Tempomatfunktion nicht mehr zur Verfügung stand, das geht gar nicht.
Citroën hat sich beim Design des Picassos wirklich was getraut und die Funktionalität leidet kein bisschen darunter, was selten der Fall ist. Der Picasso wirkt sehr ausgereift, obwohl sein Konzept brandneu ist. Er ist ein gemütlicher, geräumiger und hochwertiger Begleiter mit einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis. Der Basispreis liegt bei 26’500 CHF, der Testwagen kostet 46’450 CHF, was angesichts der gebotenen Ausstattung immer noch ein angemessener Preis ist. Rätselhaft ist mir nur, warum diverse Motor- und Getriebevarianten je nach Ausstattungslinie nicht verfügbar sind, damit wird der Wahl des Kundens Grenzen gesetzt, die er vielleicht nicht will. Ansonsten gibt es kaum etwas zu bemängeln, die Franzosen haben ein richtig, richtig gutes Auto auf die Räder gestellt.
Alltag ★★★★★
Der Picasso ist mit seinem geräumigen, komfortablen und variablen Innenraum ein echter Alltagsheld. Details wie ein zweiter Innenspiegel, um die Kids auf der Rückbank zu beobachten sowie die unzähligen Ablagemöglichkeiten runden das Gesamtpaket ab.
Fahrdynamik ★★☆☆☆
Der Picasso macht keinen Hehl daraus, dass er nicht sportlich sein will und muss. Keine Komponente ist auf Sportlichkeit getrimmt und es ist auch gut so, dass Citroën diesbezüglich konsequent ist. Wer ein Auto möchte, das hohe Alltagstauglichkeit mit Sportlichkeit vereinen kann, der sollte sich woanders umschauen.
Umwelt ★★★★★
Der sehr hochwertig ausgestattete Testwagen wog knapp 1.5 Tonnen und dem gegenüber stand ein Testverbrauch von sagenhaften 4.3 l/100 km gegenüber, nur 0.3 Liter mehr, als das Werk verspricht. Die sehr gut agierende Start-Stopp-Automatik, die bereits beim Ausrollen den Motor abstellt, trägt sicherlich einen kleinen Teil dazu bei. Chapeau!
Ausstrahlung ★★★★★
Wie bereits eingangs erwähnt, hat der Picasso wirklich ein abgehobenes Design, was ihn unverkennbar macht und ihm erst noch gut steht.
Fazit ★★★★★
+ Hohe Verarbeitungsqualität
+ Faires Preis- / Leistungsverhältnis
+ Sehr komfortables Fahrverhalten
+ Diverse Assistenzsysteme erhältlich
+ Abgehobenes Design
+ Sehr geringer Verbrauch
+ Grosszügiges Platzangebot und hohe Variabilität
– Mühsames und langsames Getriebe
– Motor-und Getriebewahl stark von der Ausstattung abhängig
– Kein richtiger adaptiver Tempomat, Probleme bei Schneefall
Steckbrief
Marke / Modell | Citroën C4 Picasso |
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Preis Basismodell / Testwagen | 26'500 CHF / 46'450 CHF |
Antrieb | Diesel, Frontantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1560 ccm / R4 |
Getriebe | Automatisiertes 6-Gang Getriebe |
Max. Leistung | 84 kW |
Max. Drehmoment | 285 Nm |
Beschleunigung 0-100 km/h | 12.3 s |
Vmax | 189 km/h |
Verbrauch Werk / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 4.0 l/100 km / 105 g/km / A |
Verbrauch Test / CO2 Emissionen | 4.3 l/100 km / 113 g/km |
Länge / Breite / Höhe | 4.43 m / 1.83 m / 1.61 m |
Leergewicht | 1491 kg |
Kofferraum | 537 - 1709 l |
(Bilder: Citroën)
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