Dass der Eiffelturm das Wahrzeichen von Paris ist, daran gibt es wohl nichts zu rütteln. Natürlich verfügt die Stadt der Liebe und des furchtbaren Strassenverkehrs noch über viele weitere Sehenswürdigkeiten. Seit kurzem verfügt die Metropole sogar über eine Automarke, welche die Werte in die weite Welt hinaus trägt: DS Automobiles. Leider ist die Nobelmarke von Citroën hierzulande immer noch wenig bekannt, sodass man als SUV-Interessent kaum darauf kommt, den DS 7 näher zu betrachten. Dabei entgeht einem einiges, denn kaum ein anderes Auto besinnt sich so sehr auf seine Wurzeln und hebt sich dabei so stark von der Konkurrenz ab!
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, doch ob einem der DS7 nun gefällt oder nicht, so muss man ihn einfach für die grenzenlose Liebe zum Detail lieben. Das beginnt beim feinen Muster des Kühlergrills, zieht sich über die zweifarbigen Felgen und endet bei den Lichtern. Sie sind so schön wie ein beleuchtetes Schaufenster eines Juweliers, vorne wie hinten. Die dynamische Lichtshow der Scheinwerfer ist spektakulär, sie bringt jede Frau zum dahinschmelzen. Da kann Mercedes mit seinen Swarowski-Kristallen gleich einpacken!
Haute Couture wird in Paris gross geschrieben, zahlreiche renommierte Modehäuser
und -Designer stammen von hier. Als wäre DS Automobiles nebenbei eine Schneiderei, lässt sich der DS7 Crossback in diversen Design-Lines ordern, sie bestimmen Ledersorte, Musterung, Zierelemente sowie Farben. Der Testwagen ist mit der «Performance Line» ausgerüstet, das heisst: Schwarzes Alcantara soweit das Auge reicht, schwarze Sportsitze, schwarzer Dachhimmel, Aluminium-Pedalerie sowie Aluminium-Zierelemente.
Bis auf die Hebel hinter dem Lenkrad scheint jedes Element im Innenraum direkt aus dem Design-Studio zu kommen. Die Mittelkonsole mit ihren zentral angeordneten, skulpturalen Fensterhebern könnte man genauso gut als «Modern Art» ins Louvre stellen. Die liebevoll gezeichnete Uhr, die erst beim Motorstart sichtbar wird, stammt aus dem Hause B.R.M. und würde sich auch am Handgelenk gut machen. Ausserdem ist der grosse Touchscreen perfekt integriert und stört die Linienführung nicht.
Selbstverständlich fügen sich das Design des Screens sowie des digitalen Cockpits perfekt in die DS-Welt ein, Schwarz und geometrische Formen dominieren das Bild. Meiner Meinung nach verdient dieses Auto sämtliche Designawards. Nur selten wirkt das grosse Ganze so stimmig und nimmt obendrein einen so grossen Bezug zur Heimat.
Erfreulicherweise ist auch die Verarbeitungsqualität auf dem Niveau, das man angesichts der Materialien erwartet. Einzig das Fach unter dem Touchscreen, wo sich die USB-Anschlüsse befinden, schliesst zumindest im Testwagen nicht bündig, was den Qualitätseindruck etwas trübt. Die grösste Frage ob der ganzen Liebe zum Design ist allerdings, wie es um die Praktikabilität des SUVs steht. Da kann ich Entwarnung geben: Der DS7 Crossback steckt ordentlich was ein!
Dank der kurzen Motorhaube sind nicht nur die Platzverhältnisse im Fond, sondern auch der Kofferraum überdurchschnittlich gross. Darüber hinaus wartet der DS7 mit einem doppelten Ladeboden, automatischer Heckklappe mit Gestensteuerung, grossen Türablagen sowie einer Mittelkonsole, in die auch ein kleiner Einkauf rein passt, auf. Unter der Haube ist dafür Downsizing angesagt: Selbst der stärkste Benziner muss mit 1,6 Litern Hubraum für Vortrieb sorgen.
Eigentlich fast schon unnötig zu erwähnen, dass der durchgestylte DS7 Crossback ein reines Strassen-SUV ist, es gibt keinen Allradantrieb, selbst die bei Peugeot und Citroën übliche Grip Control ist beim DS 7 kein Thema, ausserdem es sind performance-orientierte Reifen aufgezogen. Das könnte im Zusammenhang mit der Performance Line hohe Erwartungen an die Fahrdynamik wecken, diese müssen allerdings gleich wieder begraben werden.
Die Ausstattung bezieht sich rein auf die Optik und der DS7 versteht sich trotz schnittiger Optik nicht als Sportler, sondern als Gleiter. Der verhältnismässig kleine Benziner arbeitet ausgesprochen ruhig, was auch der Akustikverglasung zu verdanken ist. Die Fahrgeräusche bleiben so auch bei höherem Tempo dezent, was den DS7 zum prädestinierten Langstrecken-Auto macht.
Dank der umfangreichen Assistenz-Armada ist teilautonomes Fahren auf der Autobahn möglich. Die Assistenzsysteme arbeiten dabei auf extrem hohem Niveau: Sie «steuern» das Auto menschlich, also sanft und einigermassen vorausschauend. Apropos vorausschauend: Optional ist eine Kamera erhältlich, welche die Strasse scannt und das Adaptivfahrwerk so voreinstellt, dass man möglichst wenig von der Strasse und ihren Unebenheiten mitbekommt. Der fliegende Teppich muss da als Marketing-Instrument herhalten. Leider war der Testwagen nicht damit ausgerüstet.
Durch die ausgewogene Abstimmung kann man es durchaus etwas zügiger angehen lassen, es kommt nicht gleich hoher Seegang auf im DS7. Die Lenkung ist zwar leichtgängig, aber dennoch präzise, sodass man sich nicht zu abgekapselt fühlt. Übertreiben sollte man es allerdings nicht, denn wer das SUV zu sehr scheucht, wird mit erheblicher Seitenneigung bestraft, ausserdem wirkt der Motor dann sehr angestrengt und das Getriebe versucht hektisch, denn passenden Gang zu wählen, was nicht immer gelingt. Im Sport-Modus wird alles noch schlimmer. Künstlicher Motorsound der übelsten Sorte wabert durchs Auto, ausserdem schaltet das Getriebe auf einmal sehr aggressiv durch die Gänge, was überhaupt nicht zum geschmeidigen Charakter des SUVs passt.
Besser also, man verzichtet auf den Sport-Modus und fahrdynamische Eskapaden, um stattdessen den Komfort und die Ruhe an Bord zu geniessen. Dafür, dass die Franzosen mit DS ganz klar auf Premium setzen, ist der Preis des Testwagens mit 59’400 Franken sehr fair und gerechtfertigt. Trotz des stylischen Äusseren und Inneren leidet der Nutzwert nicht. So hat man stets ein kleines Stück Paris mit sich – ohne Einbussen und ohne einen überrissenen Preis dafür zu bezahlen.
Alltag
Ohne ausufernde Abmessungen schafft es der DS7 dank kurzer Haube und Verzicht auf Allradantrieb, sehr grosszügige Platzverhältnisse anzubieten. Ausserdem ist er für ein SUV handlich.
Fahrdynamik
Eine zügigere Fahrweise ist noch kein Problem, auch dank der präzisen Lenkung. Wirklich sportlich kann man aber aufgrund des komfort-betonten Fahrwerks nicht unterwegs sein. Der Sport-Modus passt leider absolut nicht zum Auto.
Umwelt
Eigentlich sollte der frontgetriebene DS etwas haushälterischer mit dem Sprit umgehen als die Allrad-SUVs im selben Segment. Der Testverbrauch von 7,8 l/100 km mit einem downgesizten 1,6-Liter Motor zeigt, dass dem nicht so ist.
Ausstrahlung
Ich würde so weit gehen und behaupten, dass das Design dieses Auto mit Abstand der grösste Kaufgrund sein könnte. So viel Liebe zum Design und so viel Stil findet man nur selten.
Fazit
+ Extravagantes Design mit viel Liebe zum Detail
+ Komplett durchgestyltes Interieur
+ Diverse Design-Lines erhältlich
+ Bequeme Sportsitze
+ Grosszügige Platzverhältnisse
+ Materialanmutung und Verarbeitung auf sehr hohem Niveau
+ Tiefer Geräuschpegel
+ Komfortables Fahrverhalten
+ Präzise Lenkung
+ Umfangreiches Angebot an Assistenzsystemen
+ Fairer Preis
– Unpassender Sport-Modus
– Erhöhter Verbrauch
– Menüführung des Infotainmentsystems teils sehr komplex
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | DS7 Crossback |
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Preis Basismodell / Motorisierung / Testwagen | 36 550 CHF / 46 550 CHF / 59 400 CHF |
Antrieb | Benzin, Frontantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1598 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
Getriebe | 8-Gang Automatikgetriebe |
Max. Leistung | 165 kW bei 5500 r/min |
Max. Drehmoment | 300 Nm bei 1900 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 8,3 s |
Vmax | 227 km/h |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 5,8 l/100 km / 134 g/km / E |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 7,8 l/100 km / 180 g/km / +34% |
Länge / Breite / Höhe | 4,57 m / 1,89 m / 1,63 m |
Leergewicht | 1595 kg |
Kofferraumvolumen | 555 - 1752 l |
Bilder: Koray Adigüzel