Das komfortable SUV DS 7 versucht als Performance-Variante mit 265 kW Leistung – natürlich als PHEV – den Spagat zwischen Gleiten und sportlicher Höchstleistung. Unabhängig davon ist der DS 7 darauf bedacht, in jeder Situation gut dazustehen. Der Test zeigt, dass der DS 7 in vielerlei Hinsicht ein unterschätzter Underdog ist. Allerdings sind auch mehrere Punkte negativ aufgefallen.
Im Grunde ist das SUV gar nicht so neu, denn sein Debüt, damals noch als DS 7 Crossback, liegt bereits sechs Jahre zurück. Im Zuge des Facelifts wurde die Front mit vergrössertem Tagfahrlicht und Kühlergrill markanter gestaltet. Das Heck wird nun von schmaleren Scheinwerfern sowie dem DS Automobiles Schriftzug geziert. Die Performance-Version steht zudem auf mächtigen 21-Zoll-Rädern, welche den sportlichen Anspruch unterstreichen. Das insgesamt nach wie vor zeitgemässe Design darf durchaus als gelungen bezeichnet werden.
Ein Stück Paris
Seit jeher ein Highlight des DS 7 ist der Innenraum. Einerseits aufgrund ganz klassischer Tugenden: Das Raumangebot ist nämlich ausgezeichnet. Auf allen Plätzen sitzt es sich luftig, das Cockpit bietet zahlreiche und grosse Ablagen und auch der Gepäckraum ist gross und mit einem doppelten Boden versehen. Puncto Haptik und Verarbeitungsqualität ist der DS 7 ausserdem ein Musterschüler und in seiner Preisklasse ganz oben.
Das SUV ist aber nicht nur praktisch und hochwertig vermacht, die Liebe zum Design ist in diesem Auto allerorten zu erkennen. Da wäre zum einen die analoge Uhr des französischen Herstellers B.R.M, welche unmittelbar nach dem Druck auf den Startknopf aus der Versenkung aufersteht. Ebenfalls ein Blickfänger ist die wuchtige Mittelkonsole, welche unter anderem die wie Kristalle geformten Fensterheber beherbergt. Für Haute Couture sorgen die komplette Lederausstattung mit ausgestanzten Formen sowie die Perlennähte. Sogar die Lüftungsdüsen sind durchgestylt. Diese Hingabe und das Design machen das Cockpit einzigartig und heben den DS 7 deutlich von der Konkurrenz ab.
Mehr Hingabe würde aber das Infotainmentsystem verdienen. Die Reaktionszeiten sind teilweise dürftig, die Navigation ist nicht über alle Zweifel erhaben (sie kennt diverse POIs nicht) und die Sprachsteuerung versteht mich ungefähr ähnlich gut zu wie meine Katze. Aber immerhin lässt sich das System nach Belieben individualisieren und das Soundsystem von Focal (natürlich ebenfalls ein französischer Hersteller) gefällt mit kräftigen Bässen und klarem Sound, der ebenfalls feingetunt werden kann.
Fahren wie auf Wolken
Komfort ist seit jeher die Kerntugend von DS und als eines der Topmodelle muss der DS 7 hier performen – viel mehr als bei den Fahrleistungen. Bereits im standardmässigen Hybrid-Modus reist es sich im SUV angenehm, dennoch bleibt eine gewisse Verbindung zur Strasse bestehen. Im Comfort-Modus, in welchem die Strasse mittels Kamera gescannt wird, um die Dämpfer besser auf die Gegebenheiten einzustellen, spielt der DS 7 schliesslich sein Ass aus. Trotz gewaltigen 21-Zöller passt der viel zitierte fliegende Teppich hervorragend. Mit weichem Einfedern und sanftem Nachwippen setzt der Franzose puncto Fahrkomfort deutlich die Messlatte in seinem Segment – und auch darüber hinaus. Insbesondere auf Autobahnen ist der Comfort-Modus die beste Wahl. Wenn dann noch die Massage aktiviert ist, wünscht man sich, dass die Ausfahrt niemals kommen möge.
Aufgrund des kompromisslosen Fokus auf den Fahrkomfort empfiehlt es sich, den Comfort-Modus wieder zu verlassen, sobald die Strasse etwas kurviger wird, da sich der DS 7 ansonsten arg nach Schaukelpferd anfühlt. Doch um auch kurvigen Geläuf gerecht zu werden, gibt es am anderen Ende der Skala den Sport-Modus. Der strafft das Fahrwerk und auch die Lenkung deutlich, aber vor allem wird jetzt die imposante Systemleistung von 265 kW deutlich. Das Antriebs-Trio bestehend aus einem Elektromotor pro Achse sowie einem Benziner, der ausschliesslich auf die Vorderachse einwirkt, schiebt den rund zwei Tonnen schweren SUV mit einer Leichtigkeit voran. Schub und Ansprechverhalten sind sensationell. Etwas befremdlich ist einzig der angestrengt und wenig kraftvoll klingende Vierzylinder-Sound, wenn es gleichzeitig so rabiat vorwärtsgeht. Irgendetwas fühlt sich da in der Wahrnehmung falsch an.
Schnell, aber nicht sportlich
Trotz des immensen Durchzugs macht auch die hohe Motorleistung aus dem DS 7 trotz Performance im Namen kein Performance-Auto. Es fehlt an Direktheit und Feedback in der Lenkung, sodass man in Kurven einfach zu wenig spürt. Und obwohl das Fahrwerk im Sport-Modus sich sehr deutlich vom Komfort-Modus unterscheidet, so fehlt es beim sportlichen Kurvenfahren am nötigen Biss. Aber das ist auch verständlich, schliesslich ist am Ende des Tages der Komfort in diesem Auto entscheidend. Und die Fahrwerksingenieure von DS wären tatsächlich Götter, wären sie in der Lage, ein Fahrwerk zu konstruieren, welches sowohl maximalen Komfort, als auch superbe Performance an den Tag legen kann. Was hingegen überzeugt, ist die Bremse: Linearer Druckpunkt, kräftige und anhaltende Bremsleistung. Das ist nach wie vor bei weitem nicht bei allen Hybrid-Autos der Fall.
Schwächen beim Akku und der Assistenz
Die elektrische Reichweite des PHEVs ist leider dürftig. In der winterlichen Praxis sind es im Elektro-Modus keine 30 Kilometer, dann macht der Akku bereits schlapp. Das ist auch für einen niedrigen Verbrauch nicht gerade förderlich. Da der Benziner ausserdem keine mechanische Verbindung zur Hinterachse hat, wird diese ausschliesslich über den dort platzierten Elektromotor angetrieben. Damit die Systemleistung im Sport-Modus oder der Allradantrieb im entsprechenden Modus stets sichergestellt sind, lädt der Verbrenner in diesen Modi den Akku permanent auf. Funktioniert zwar einwandfrei, der Preis ist aber ein deutlich erhöhter Benzinverbrauch.
Nicht auf ganzer Linie überzeugend waren zudem gewisse Assistenzsysteme im Test. Vor allem die Nachtsicht schlägt zu häufig Alarm, obwohl Passanten ganz normal auf dem Trottoir laufen. Ebenfalls unnötige Piepser kassierte ich vom Notbremsassistenten. Gegenteilig nicht zuverlässig war der Tot-Winkel-Warner, der insbesondere im Regen diverse Fahrzeuge schlicht nicht mehr erkennt. Speziell der hysterische Nachtsichtassistent ist schade, da der Franzose sich damit von der Konkurrenz abheben könnte.
Für das Topmodell der Baureihe ruft DS mit 84’000 Franken – wie gezeigt – einen stolzen Preis auf, wobei stolz halt relativ ist. Ja, für ein französisches Auto eher ein ungewohnt hoher Preis, doch für die gebotene Motorleistung sowie das extrem hohe Level an Fahrkomfort ist der Preis angemessen. Der Premium-Anspruch von DS wird vielerorts erfüllt und mancherorts auch deutlich übertroffen, allerdings sind die geringe elektrische Reichweite, das Infotainmentsystem sowie die sensiblen Assistenzsysteme die Schwächen des französischen Nobel-SUVs.
Alltag
Positiv am DS 7 ist die tolle Raumökonomie sowie die gute Handlichkeit durch den kleinen Wendekreis. Leider ist die rein elektrische Reichweite beschränkt.
Fahrdynamik
Primär im Sport-Modus sind Schub sowie Ansprechverhalten beträchtlich. Ebenfalls positiv aufgefallen ist die standfeste Bremse mit klarem Druckpunkt. Allerdings ist das Fahrwerk auch im Sport-Modus nicht straff genug und der Lenkung mangelt es an Feedback.
Umwelt
Die kurze elektrische Reichweite sorgt selbst bei mittellangen Fahrten für einen erhöhten Verbrauch. Bei sporadischem Laden betrug der Testverbrauch 8,4 l/100 km.
Ausstrahlung
Das Design vom DS 7 ist eigenständig und hebt sich von anderen SUVS aus dem Segment ab. Vor allem im Innenraum ist die Liebe zum Design unübersehbar.
Fazit
+ Eigenständiges und elegantes Design
+ Extrem hohe Qualität im Innenraum
+ Edle Materialien, vorzügliche Haptik, viel Liebe zum Detail
+ Stark personalisierbares Infotainmentsystem und Digital-Cockpit
+ Gute Ergonomie
+ Üppige Raumausnutzung
+ Fahrmodi mit deutlicher Spreizung
+ Sensationeller Fahrkomfort
+ Kräftige Bremse mit gutem Druckpunkt
+ Üppige Ausstattung
– Elektrische Reichweite gering
– Ziemlich langsames Infotainmentsystem mit ungenügender Sprachsteuerung
– Teilweise übervorsichtige Assistenzsysteme
– Lenkung mit mangelnder Präzision und Feedback
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | DS 7 E-Tense 4x4 |
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Preis Basismodell / Motorisierung / Testwagen | 59 500 CHF / 71 400 CHF / 84 000 CHF |
Antrieb | Benzin Plug-in-Hybrid / Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1598 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor + 2 Elektromotoren |
Getriebe | 8-Gang-Automatikgetriebe |
Max. Systemleistung | 265 kW |
Max. Systemdrehmoment | 520 Nm |
Vmax | 235 km/h |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 5,6 s |
Elektrische Reichweite nach WLTP | 57 km |
Batteriekapazität | 14,2 kWh |
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 1,7 l + 17,8 kWh/100 km / 39 g/km / C |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 8,4* l/100 km / 193 g/km / +394% |
Länge / Breite / Höhe | 4,59 m / 1,89 m / 1,62 m |
Leergewicht | 2001 kg |
Kofferraumvolumen | 555 - 1750 l |
*Hoher Testverbrauch: Aufgrund mangelnder privater Lademöglichkeit werden Plug-in-Hybride während des Testzeitraums unregelmässig geladen. Dies resultiert in überdurchschnittlich hohen Verbräuchen.