Wenn die Angst mitfährt

Wenn das Auto wie ein unkontrollierbares Ungetüm, der Tunneleingang wie der Zugang zur Unterwelt oder die Autobahn wie die Strasse ans Ende der Welt wirkt, dann ist von Fahrangst die Rede. Dies kann das Meiden von gewissen Strecken und deren Eigenschaften als auch die totale Abstinenz gegenüber dem Auto sein. Eine solche Angst schränkt die eigene Mobilität natürlich drastisch ein und über Ihre Ängste zu reden fällt den Betroffenen meistens schwer, da sie befürchten, von Ihrem Umfeld nicht verstanden zu werden. Dabei ist Fahrangst ein ernst zu nehmendes Problem.

Viele fahren tagtäglich mit ihrem Auto von A nach B und können sich kaum vorstellen, wie man während dem Fahren Angst empfinden kann. Mir geht es übrigens genauso. Die Entstehung von Fahrangst kann verschiedene Ursachen haben. Die wohl verständlichste ist das Erleben eines schweren Autounfalls, bei dem schlimmstenfalls jemand ums Leben kam. Doch auch jahrelanges Nichtfahren kann dazu führen, dass man sich nicht mehr traut, hinters Lenkrad zu sitzten. Ein weiterer, relativ häufiger Auslöser, kann eine Panikattacke sein, die man während der Fahrt erlebt hat.
Fahrangst muss aber auch nicht von einem Moment auf den anderen eintreten, sondern kann sich schleichend in das Leben einer Person einnisten, indem man beispielsweise lange Zeit dieselbe Strecke fährt und sich eines Tages nicht mehr auf fremde Strassen traut.
Darüber hinaus fahren im Strassenverkehr viele, insbesondere bei Stosszeiten, ziemlich aggressiv, hupen sofort, fahren in kleine Lücken und üben sich nicht gerade in Geduld. Wird man häufig angehupt oder seines Vortritts beraubt, kann sich das negativ auf dieses langsame Entstehen einer Angst auswirken.
Ebenfalls anfällig sind Leute, die es allen Recht machen wollen und das Gefühl haben, sie behindern andere, wenn sie auf der Strasse unterwegs sind.
Doch Ängste sind überwindbar! Im Rahmen einer Therapie sollte es jedem mit genügend Mut zur Konfrontation mit der Angst möglich sein, sich von dieser zu befreien. Hilfe findet sich auf fahrangst.ch.

Wer das Gefühl hat, er kann seine Fahrangst aus eigener kraft überwinden, dem seien hier einige Tipps gegeben:

  • Als erstes muss die Angst eingestanden werden.
  • Anschliessend gilt es, die Angst zu konkretisieren. Was genau macht mir Angst?
  • Nun gilt es zu entscheiden, ob man sich der Angst allein, resp. mit seinem sozialem Umfeld stellen will oder man sich professionelle Hilfe sucht.
  • Bei langer Fahrabstinenz lohnt es sich, die Grundkenntnisse in aller Ruhe nochmals zu üben.
  • Wenn während einer Angstreaktion körperliche Überreaktionen auftreten wie Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Muskelzittern, etc. ist es sinnvoll, dies therapieren zu lassen. Es existieren eine Menge Übungen, mit welchen sich solche Zustände in den Griff bekommen lassen.
  • Eine gute Taktik, sich der Angst zu stellen ist es, sich bewusst in eine Stresssituation zu manövrieren – anfangs am besten mit Unterstützung – und die Lage dann ohne Angstausbrüche zu meistern. Dies gibt Selbstbewusstsein zurück.
  • Um die Angst für immer zu überwinden, muss das Autofahren wieder dauerhaft in den Alltag integriert werden.
Jede Angst ist lediglich eine psychische Blockade, welche durch Übung und Mut überwunden werden kann. Man wird staunen, auf was man längere Zeit mehr oder weniger freiwillig verzichtet hat, wenn das Autofahren wieder etwas alltägliches geworden ist.
Und wenn man sich mit seiner Angst outet, ist es gut möglich, dass man noch jemanden findet, der unter derselben Angst leidet.

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