Die EU kennt keine Gnade. Ab 2015 soll der durchschnittliche CO2-Ausstoss nur noch 130 Gramm pro Kilometer betragen und ab 2020 wird die Grenze sogar auf 95 Gramm reduziert. 2012 waren es im Schnitt 153 Gramm pro Kilometer, was die neu immatrikulierten Autos hierzulande in die Luft pusteten (Quelle: BFE). Wer als Autohersteller die zukünftigen Limits nicht einhält, muss saftige Bussen bezahlen. Kein Wunder also, dass die Köpfe der Ingenieure zu rauchen beginnen, denn es müssen Sparkonzepte entwickelt werden, um die strengen Grenzwerte einhalten zu können. Das Ganze muss aber auch noch rentabel sein, weshalb reine Elektroautos (noch) nicht die Lösung der Problematik sind. Der französische Automobilkonzern PSA mit den Marken Peugeot/Citroën hat nun gemeinsam mit dem Deutschen Zulieferer Bosch einen Antrieb namens Hybrid Air entwickelt, in welchem ein Dreizylinder Benziner von Druckluft anstelle eines E-Motors unterstützt wird. Klingt seltsam, aber es funktioniert. 2016 sei das Konzept serienreif.
Unter Hybrid Antrieb versteht man gegenwärtig einen kombinierten Antrieb von Verbrennungs- und Elektromotor. Doch anstelle von Akku, Stromleitungen und Elektromotor befinden sich im Hybrid Air Antrieb ein 20 Liter Drucklufttank mit Stickstoff und ein Hydraulikmotor, welcher über ein konventionelles Schalt- oder Automatikgetriebe mit einem Verbrennungsmotor gekoppelt wird, an Bord. Die Partnerschaft zwischen den Komponenten funktioniert folgendermassen: Beim Bremsen wird der Hydraulikmotor zur Pumpe und füllt den Drucklufttank (Rekuperation). Beim Beschleunigen wird der Hydraulikmotor von der Druckluft angetrieben und unterstützt den Verbrennungsmotor. Wird nur wenig Gas gegeben, kann der Hydraulikmotor das Auto für ein paar wenige hundert Meter sogar alleine antreiben. Das Auto fährt dann tatsächlich mit Luft. Nachteil gegenüber einem Elektrohybrid ist, dass die gespeicherte Luft aufgrund des beschränkten Drucklufttanks niemals solange hält wie ein geladener Akku. Doch diese Tatsache bringt gleichzeitig einen Vorteil mit sich, welcher besagten Nachteil aus der Welt schafft. Der Drucklufttank ist nämlich viel schneller wieder gefüllt als ein Akku, was zur Folge hat, dass die Unterstützung des Hydraulikmotors zwar nicht so ausdauernd ist wie jene eines Elektromotors, dafür steht sie viel öfters zur Verfügung. Darüber hinaus bietet diese Technologie einen weiteren, entscheidenden Vorteil gegenüber konventionellen Hybriden: Sie ist viel günstiger, denn es sind hauptsächlich die Akkus, welche den Preis für Hybrid Modelle in die Höhe treiben. Der Aufpreis soll gegenüber konventioneller Hybridtechnik mit E-Motor und Akku nur rund die Hälfte betragen.
Selbstverständlich hilft diese Antriebstechnik, Sprit zu sparen. Laut PSA können innerorts bis zu 45% und total bis zu 30% niedrigere Verbrauchswerte realisiert werden. Konkret könnten bestehende Kleinwagen wie Citroën C3 oder Peugeot 208 ohne zusätzliche Modifikationen einen Mixverbrauch von nur 2.9 l/100 km vorweisen, was einem CO2-Ausstoss von lediglich 69 Gramm pro Kilometer entsprechen würde. Durch die neuartige Antriebsform entstehen keinerlei Einschränkungen beim Platzangebot, der Wechsel zwischen den drei Betriebsmodi (Nur Benziner, Hybrid, oder nur Druckluft) wird vom Fahrer nicht zu spüren sein.
Die Entwicklung von PSA ist ganz klar ein Schritt in die richtige Richtung, um sparsame Autos zu erschwinglichen und konkurrenzfähigen Preisen anzubieten. Natürlich verfolgt diese Technik nicht den Ansatz einer endgültigen Problemlösung der Emissionen, wie beispielsweise der noch weit entfernte Brennstoffzellenantrieb. Im übrigen verursachen die Autos von PSA laut eigenen Angaben bereits heute nur 122 Gramm CO2 pro Kilometer. Mit der Einführung von Hybrid Air soll dieser Wert noch deutlich gesenkt werden.
Das hybrid air concept ist einer der interessantesten Ansaetze um den Treibstoffkonsum dort zu reduzieren wo er exorbitant ist: beim Anfahren und auch beim Stillstehen (Verbrauch bezogen auf Distant: unendlich…!). In den ersten Sekunden des Tempoaufnehmens nach einem Halt vor einerAmpel/Fussgaengerstreifen/Stoppstrasse/Kreisel liegen die Verbraeuche naemlich auch fuer Kleinwagen im hoeheren zweistelligen Bereich. Das hybrid air concept setzt voraus, dass der Fahrer die Energie beim verzoegern optimal speichert.
Es ist quasi ein “Billig-KERS”. Auf die Konzeptumsetzung darf man wirklich gespannt sein.