Der Hyundai i30 N ist schon als «Basismodell» klar auf der sportlichen Seite und bietet dank knackiger Handschaltung und feurigem Sound eine hohe emotionale Bindung. Das Project C Sondermodell schärft die Fahrdynamik zusätzlich, ohne die Motorleistung zu steigern. Mit knallhartem Fokus auf Performance und aufregendem Design richtet sich dieser Heisssporn an Enthusiasten. Doch trotz beachtlichem Aufwand reicht es für den i30 N Project C nicht ganz, um sich als König der Fronttriebler zu manifestieren.
Der Project C hebt sich durch seine exklusive und ausschliessliche Lackierung in Mattgrau von den Massenmodellen ab. Doch damit nicht genug: Alles, was an diesem Auto nach Carbon aussieht, besteht auch als Carbon. Das beinhaltet das komplette Bodykit sowie die unlackierte und besonders sexy wirkende Motorhaube. Dazu kommen ebenfalls graue, geschmiedete OZ-Leichtmetallfelgen zum Einsatz. Die Auspuffanlage ist unangetastet, aber das ist ok, denn das Stimmorgan war schon immer eine Stärke des Hyundai i30 N.
Carbon-Schraubstöcke
Auch im Innenraum geht es mit dem Rennsport-Flair weiter. Die Carbon-Sitze von Sabelt sind nicht nur leicht und ein Augenschmaus, sie bieten auch radikalen Seitenhalt und eine viel tiefere Sitzposition als beim Standardmodell. Doch man muss Komfort-Einbussen hinnehmen, denn die Sitze sind sehr straff gepolstert und eher eng geschnitten.
Weiteres sportliches Flair bieten die Alcantara-Verkleidungen bei Lenkrad, Schaltsack und Handbremse sowie die roten Sicherheitsgurte und der Alu-Schaltknauf. Leider ändert das nicht viel daran, dass der Innenraum des Hyundai i30 mit seinen Schwarz in Schwarz gehaltenen Kunststoffen eher trist ist. Das Infotainment-System sieht auch nicht nach 2021 aus, aber immerhin kann man sich darauf den sogenannten Custom-Mode frei zusammenstellen. Der und viele andere Feinheiten tragen nämlich massgeblich zum gigantischen Fun-Faktor dieses Autos bei!
Komfort? Gibt’s woanders
Motorstart, es röhrt aus der Aupuffanlage und der erste Gang wird mit Nachdruck über den kühlen Alu-Schalthebel eingelegt. Orange LEDs am Drehzahlmesser warnen davor, den noch kalten Motor zu sehr zu fordern. Los geht die Fahrt stets im Normal-Modus, der sich durch die «weichste» Fahrwerks-Abstimmung und den dezentesten Motorsound auszeichnet. Nun ja, wie alles im Leben ist auch hier alles relativ.
Der i30 N Project C hat drei Fahrwerkskennlinien: hart, sehr hart und gnadenlos hart. Die Auspuffanlage bietet selbst mit geschlossener Klappe mehr Sound als einige andere Konkurrenten generell zu bieten haben. Die Lenkung verlangt nach einer zupackenden Hand, genauso die Schaltung. Klar kann man mit diesem kompromisslosen Hot Hatch ganz normal im Alltag fahren, aber das ganze Auto schreit mit seinem Wesen förmlich danach, bitte mal so richtig hart rangenommen zu werden.
Knallhart
Normalerweise darf es gerne der Schärfste aller Fahrmodi sein, in diesem Fall wäre das der N-Modus. Doch der ist dermassen auf die Rennstrecke abgestimmt, dass es auf der Strasse einfach too much ist. Die Lenkung bietet sehr hohen Widerstand und das ESP wird direkt in den Sport-Modus gestellt. Die Dämpfer werden so hart, dass das Auto auf den meisten (Berg-)Strassen anfängt zu hoppeln, da fast nicht mehr gefedert wird. Das führt im Endeffekt zu Traktionsproblemen und im Zusammenspiel mit der widerspenstig harten Lenkung und dem ESP-Sport-Modus zu Situationen, die von unterhaltsam auch schnell ins brenzlige kippen können.
Die Lösung: Der Custom-Mode. Motor, Sound und Sperrdifferential können auf maximale Attacke justiert werden, während Lenkung und Fahrwerk eine Stufe milder walten. Wobei Milde hier genauso fehl am Platz ist wie der Eco-Modus. Der i30 N Project C bietet ein herrlich analoges, fast schon oldschool-mässiges Fahrverhalten. Unterhalb von 3000 Umdrehungen bleibt der Schub zahm, allerdings ganz im Gegenzug zum Sound. Bereits im tiefen Drehzahlbereich grollt und brodelt es aus der Auspuffanlage, dass die Mundwinkel nur eine Richtung kennen: nach oben.
Nach oben geht es auch mit dem Schub, sobald das Turboloch überwunden ist. Schön linear und gierig dreht der Turbomotor hoch bis in den Begrenzer, kuppeln, schalten, es knallt aus dem Auspuff und weiter geht’s. Man spürt in der Lenkung die Kräfte, aber nie auf eine unangenehme Weise. Dann weg vom Gas, es knallt abermals aus dem Auspuff, hart anbremsen, runterschalten, Zwischengas kommt automatisch, das Auto bleibt absolut neutral.
Der i30 N Project C lenkt aggressiv ein, das Sperrdifferential jongliert mit den Kräften und katapultiert den Wagen aus der Kurve, ohne ins Untersteuern zu geraten. Das Spektakel kann von vorne beginnen. Keine Assistenzsysteme piepsen hier ins Geschehen, nichts muss vorrangig deaktiviert werden. Stattdessen liegt der Fokus klar auf dem Fahren: Eine Bremse, die jeden Millimeter Bremspedalweg akribisch quittiert, ein präzises Schaltgetriebe und ein Fahrwerk-Setup, das gar nicht erst eine Balance vorzugaukeln versucht. Hier zählt nur eines: maximale Fahrdynamik!
Für den Thron reicht es nicht ganz
Punkto Kompromisslosigkeit und Fahrspass darf sich der Hyundai i30 N Project C somit ganz weit vorne in seiner Klasse einreihen. Was den Sound angeht, so steht ihm ohne Zweifel sogar die Krone zu. Doch trotz ordentlicher Schärfe gibt es Kontrahenten, mit denen er nicht ganz mithalten kann. Sein Problem: Trotz Carbon-Diät wiegt der Project C immer noch 1550 Kilo, was leider nicht wenig ist. Ein Renault Megane R.S. Trophy verfügt über mehr Power, ein paar Kilo weniger Gewicht und über ein ähnlich komromisslos-aggressives Fahrverhalten.
Auch an DER Messlatte im Segment, dem Honda Civic Type R, gibt es selbst als Limited Edition kein Vorbeikommen. Der japaner ist nochmals deutlich kraftvoller, hoch-performant und wiegt vor allem nur knapp 1440 Kilo. Weiter kommt dazu, dass der Project C als Carbon-Sonderedition mit 52’900 Franken einen Preis hat, der rund 3000 Franken über der Konkurrenz liegt.
Ernüchterung pur? Mitnichten! Am normalen Hyundai i30 N haben die Koreaner die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt und eine Granate gebaut, die nach allen Regeln der Kunst Fahrspass bietet. Der Grenzbereich ist irre hoch, der Plausch ebenfalls. Konkurrenz belebt den Markt und als liebevolle Limited Edition darf auch der Preis etwas höher sein. Prädikat: Kaufen, solange es noch Exemplare zu kaufen gibt!
Alltag
Trotz extremer Performance ist man mit dem i30 N Project C im Alltag nicht eingeschränkt. Allerdings sind die sehr harte Fahrwerksabstimmung, die Strebe im Kofferraum sowie der sperrige Wendekreis Aspekte, die man in Kauf nehmen muss.
Fahrdynamik
Ein Hot Hatch wie aus dem Bilderbuch: Aggressiv grummelnder und drehfreudiger Motor, knackige Handschaltung, extrem zackiges Einlenken und ein effektives Sperrdifferential. Der i30 N Project C federt hart, bremst hart und wird am liebsten hart gefahren – möglichst nah am Limit. Ein echter Freudenspender, in der heutigen Zeit erst recht.
Umwelt
Zweistellige Verbrauchswerte erreicht man mit diesem Wagen auch ohne dass man ihn bis an die Grenze prügelt. Auf der anderen Seite sind Verbräuche unter 8,5 Liter so gut wie unmöglich. Der i30 N Project C folgt somit der alten Weisheit “Turbo läuft, Turbo säuft”.
Ausstrahlung
Ein so aufwendiges Werkstuning ist in dieser Klasse genauso selten wie der geradezu verschwenderische Einsatz von Carbon. Einfach geil – und Gewicht wird obendrein auch noch gespart.
Fazit
+ Carbon-lastiges Design
+ Top Verarbeitung
+ Tiefe Sitzposition, erstklassiger Seitenhalt, top Integration ins Auto
+ Gute Platzverhältnisse im Fond
+ Knackige und präzise Handschaltung
+ Aggressives Einlenkverhalten
+ Grob zupackende, aber fein dosierbare Bremse
+ Kompromisslos sportliches Fahrwerk-Setup
+ Neutrales Fahrverhalten, kein Untersteuern
+ Fetziger Motorsound
+ Drehfreudiger Turbomotor
+ Detailliert einstellbarer Custom-Fahrmodus
+ ESP dreistufig deaktivierbar
+ Sehr gute Ausstattung inklusive
+ Limitiertes Liebhaber-Modell
– Hoher Verbrauch
– Trotz Carbon-Einsatz kein Leichtgewicht
– Riesiger Wendekreis
– Infotainmentsystem nicht mehr up to date
– Qualitativ mässige Audioanlage
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Hyundai i30 N Project C |
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Preis Basismodell / Testwagen | 52 900 CHF / 52 900 CHF |
Antrieb | Benzin, Frontantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1998 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
Getriebe | 6-Gang manuell |
Max. Leistung | 202 kW bei 6000 r/min |
Max. Drehmoment | 353 Nm bei 1450 - 4700 Nm (Overboost: 378 Nm bei 1750 - 4200 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 6,0 s |
Vmax | 250 km/h (elektronisch abgeregelt) |
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 8,3 l/100 km / 188 g/km / E |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 9,6 l/100 km / 217 g/km / +16% |
Länge / Breite / Höhe | 4,34 m / 1,80 m / 1,44 m |
Leergewicht | 1550 kg |
Kofferraumvolumen | 381 - 1287 l |
Bilder: Hyundai