Was für ein Brocken! Und der Schein trügt nicht, der neue Hyundai Santa Fe bringt über zwei Tonnen auf die Waage. Gleichzeitig steht er an der Spitze vom Portfolio des südkoreanischen Herstellers, theoretisch ist er also der beste Hyundai. Bei einem Testwagenpreis von über 50’000 CHF sind die Erwartungen logischerweise ziemlich hoch. Erfüllt sie der Santa Fe?
Anders als erwartet darf das neue Flaggschiff, entgegen der aktuellen Namenskonvention von Hyundai, den Namen Santa Fe samt aufgehender Sonne (siehe Bilder unten) anstelle des Kürzels ix45 tragen. Dies deshalb, weil die früheren Santa Fe’s insbesondere in Amerika sehr beliebt waren und man bei Hyundai den Markenwert nicht begraben wollte. Anhand vom dominanten, in Chrom gefassten Kühlergrill wird auch sofort ersichtlich, dass der Wagen in Amerika Erfolge einfahren soll. Nichtsdestotrotz hat Hyundai dem 4.69 Meter langen und 1.88 Meter breiten SUV ein ansprechendes Blechkleid geschneidert, welches auch in Europa gut ankommen dürfte. Storm Edge nennt Hyundai die Designsprache des Santa Fe’s, welche ihm bereits im Stand Dynamik einhauchen soll, was durchaus gelingt.
Das überaus geräumige Interieur bietet für fünf Personen eine komfortable Fahrgelegenheit, in den beiden höheren Ausstattungslinien gibt es sogar noch die Plätze sechs und sieben, welche aber nur für Kinder vorgesehen sind. Der Kofferraum fasst 537 – 1632 Liter im 7-Plätzer und 585 – 1680 Liter im 5-Plätzer. Ein kleiner Negativpunkt ist in meinen Augen, dass die Anzahl Sitze von der Ausstattung abhängig und nicht frei wählbar ist. Die Verarbeitung und die Qualität ist, wie mittlerweile bei Hyundai üblich, recht hoch, bloss ein paar Plastikverkleidungen wirken in einem 55’000 CHF Auto recht billig. Ebenfalls üblich bei Hyundai sind die schönen, weiss-blauen Instrumente mit einer Tiefenwirkung, sowie der 7″ Touchscreen, der bei Sonneneinstrahlung zu dunkel und in der Nacht zu hell ist. Ich frage mich zuweilen, ob Hyundai da nicht ein Software Update durchführen kann, um dieses kleine, aber ärgerliche Detail zu beheben? Denn ansonsten funktioniert das Mediasystem tadellos, ist intuitiv zu bedienen, versteht sich mit Spotify und beherrscht Bluetooth und USB gleichzeitig.
Der 2.2 Liter Diesel erwacht nach Druck auf den Startknopf leise nagelnd, während der Sitz sich nach vorne schiebt. Moment, der Sitz schiebt sich nach vorne? Jawohl, denn beim Aussteigen schiebt sich der Sitz nach hinten, damit der Fahrer mehr Platz zur Verfügung hat; in Verbindung mit der Begrüssungsmelodie ist der Santa Fe ein echter Gentleman, der bei Bedarf aber auch ordentlich Druck machen kann. Mit 436 Nm Drehmoment (manuelles Getriebe: 421 Nm) zwischen 1800 und 2500 Umdrehungen und einer maximalen Leistung von 197 PS schiebt das Aggregat mächtig an, die Schaltvorgänge werden von der 6-Stufen Automatik sanft, aber zügig übernommen, auch wenn man es mal etwas eiliger hat. Besonders gut gefallen hat mir der manuelle Modus, indem man den Schalthebel nach rechts drückt. Jeder manuelle Eingriff wird ohne Einwand akzeptiert und die Automatik verbleibt im manuellen Modus, bis der Fahrer explizit wieder den Automatikmodus wählt. Längst nicht alle Automatikgetriebe sind gegenüber manuellen Eingriffen so offen. Wind-, Reifen- und Motorengeräusche dringen nur schwach in den Innenraum durch, der Santa Fe hat echte Langstreckenqualitäten. Das Fahrwerk ist ganz auf Komfort ausgelegt, vielleicht fast schon ein bisschen zu sehr, denn beim Ausfedern entstehen recht grosse Vertikalbewegungen, fast wie beim Busfahren. Kurven nimmt man im Santa Fe lieber gemächlich, da sich das SUV ansonsten tief in die Federn legt und unangenehme Wankbewegungen entstehen. Die sogenannte Flex Steer Lenkung, mit welcher sich die Servounterstützung in drei Stufen verstellen lässt, ist zwar ein angenehmes Feature, doch es ändert nichts am synthetischen Lenkgefühl.
Die Werksangabe von 6.8 Liter Diesel pro 100 km klingt erstaunlich gut für ein zwei Tonnen schweres Trumm, doch an der Tankstelle waren leider 8.3 l/100 km die Realität, was ich angesichts der Lüge des Bordcomputers von 7.2 l/100 km erst recht stossend fand. Schade ausserdem, dass neben dem Spurhalteassistent kein Tot-Winkel-Assistent angeboten wird, welcher auf langen Autobahnreisen ein angenehmes Helferchen ist.
Die Preise für den Santa Fe beginnen bei 38’490 CHF, der komplett ausgestattete Testwagen kostet 55’840 CHF. Das ist nicht wenig, aber man kriegt viel Auto fürs Geld und ist immer noch deutlich weniger als man für ein ähnlich ausgestattetes, deutsches Fabrikat zahlen müsste. Gegenüber der asiatischen oder amerikanischen Konkurrenz ist der Santa Fe aber kein Schnäppchen. Im Verlauf vom Herbst kommt zusätzlich noch der Grand Santa Fe mit einem um 10 cm verlängerten Radstand und 22 cm mehr Gesamtlänge auf den Markt, um noch mehr Platz anzubieten.
Der Santa Fe muss sich gegenüber einer harten Konkurrenz behaupten. Wer Wert auf ein geräumiges und komfortables Auto legt, sollte sich das SUV mit der aufgehenden Sonne mal genauer unter die Lupe nehmen.
Alltag ★★★★★
Platz gibt es im Santa Fe mehr als genug, ausserdem ist er auch für längere Reisen gemütlich eingerichtet. Dieses Auto ist sowohl für den Weg zur Arbeit, für die Freizeit und für die Ferien eine gute Wahl. Der Verbrauch ist zwar recht hoch, dafür ist der Geräuschpegel angenehm niedrig.
Fahrdynamik ★★☆☆☆
Der Komfort geht ganz klar zu Lasten der Fahrdynamik, aber das ist okay, denn Hyundai geht einen konsequenten Weg und versucht gar nicht erst, eine Pseudo-Sportlichkeit zu suggerieren.
Umwelt ★★★☆☆
Für den europäischen Markt sind keine Benziner, sondern nur zwei Dieselmotoren erhältlich, deren Verbrauch aber im Gegensatz zur Werksangabe recht hoch ist. Schade, dass nur der kleinere Diesel die Euro 6 Abgasnorm erfüllt und keiner der beiden über eine Start-Stopp-Automatik verfügt.
Ausstrahlung ★★★★☆
Hyundai hat den Santa Fe wirklich schick gestylt, er wirkt in keiner Weise klobig oder unförmig, sondern kann fesche Linien und schöne Lichter vorweisen.
Fazit ★★★★☆
+ Üppige Ausstattung
+ Faires Preis-/Leistungsverhältnis
+ Gutes Mediasystem
+ Sehr gutes Platzangebot
+ Niedriger Geräuschpegel
+ Komfortables Fahrverhalten
+ Überzeugende Automatik
+ Anziehendes Design
– Etwas zu weiches Fahrwerk
– Keine Spritspartechniken
– Hoher Verbrauch
– Schlechte Übersicht
(Bilder: Hyundai)
1 thought on “Hyundai Santa Fe: In der Ruhe liegt die Kraft”