Dass die Elektroautos und elektrifizierten Autos von Hyundai effizient sind, hat sich mittlerweile schon herumgesprochen. Darum sind die Erwartungen an den ziemlich schweren Tucson Plug-in-Hybrid hoch, er muss liefern. Vereint er genügend Durchzug, wie es das Datenblatt vermuten lässt, mit bestmöglichster Effizienz? Und wie harmoniert das Ganze mit der neuen Design- und Formensprache der Koreaner?
Grundsätzlich vertrete ich die Meinung, dass fast nur Sportwagen mit einem fantastischen Design punkten können. Form folgt der Funktion, auf Platz muss wenig bis keine Rücksicht genommen werden, um automobile Träume zu erschaffen. Bei SUVs ist es genau andersrum, in der Grundform sehen mittlerweile doch fast alle gleich aus.
Viel Liebe zum Design
Es ist der Hyundai Tucson, der mich eines Besseren belehrt. In den Kühlergrill eingelassenes Tagfahrlicht, unauffällige Hauptscheinwerfer, fein ausgearbeitete Felgen, konturierte Motorhaube, markante Kotflügel, geometrische Sicken in der Seitenlinie, silbrige D-Säule und ein rundlich-sportliches Heck mit durchgehendem Leuchtband, echten Auspuffrohren und verstecktem Heckscheibenwischer. Dieses SUV ist eine echte Augenweide und beweist einmal mehr, dass tolles Design keine Frage des Preises ist!
Geräumig & modern
Besonders toll finde ich, dass das mutige und tolle Aussendesign kein bisschen zu Lasten des Platzangebotes geht. Man sitzt auf allen Plätzen luftig, auch im Fond. Da kein Mitteltunnel vorhanden ist, ist auch der fünfte Platz zumutbar. Der Kofferraum ist beim Plug-in-Hybrid zwar um ca. 50 Liter kleiner, aber das spürt man nicht. Für ein kompaktes SUV bietet der Tucson einen geräumigen Kofferraum sowie eine dreiteilige Rückenlehne. Nach wie vor ziemlich einzigartig ist zudem das Feature, dass die Heckklappe durch blosses Anstehen ohne virtuellen Kick aufschwingt.
Das Cockpit kann puncto Design und Moderne mit dem Aussendesign mithalten. Silberne Zierlelemente, welche die Lüftungsdüsen beinhalten, verbinden das Armaturenbrett sowie die Türen. Das schafft Weite und Luftigkeit, die darunterliegende Stoff-Applikation dagegen schafft Heimeligkeit. Haptik und Verarbeitung sind top und weit mehr als nur dem Preis angemessen.
Das digitale Cockpit ändert die Darstellung je nach Fahrmodus, eine eigene Individualisierung oder eine Kartendarstellung ist leider nicht möglich. Das Infotainmentsystem reagiert flink und setzt auf Online-Navigation. Die darunter liegenden Sensortasten runden die futuristische Optik zwar ab, sie sind aber wie alle Touchflächen der Bedienung wenig zuträglich.
Eco ist Standard
Der Tucson Plug-in-Hybrid startet grundsätzlich elektrisch im Eco-Modus. Sein Antrieb lässt sich in vielerlei Hinsicht anpassen: Für Ausflüge in mittleres Gelände stehen drei verschiedene Offroad-Fahrmodi zur Verfügung, die vor allem den Allradantrieb sowie die Traktionskontrolle beeinflussen. Für das Temperament und das Fahrwerk auf der Strasse stehen Eco und Sport zur Verfügung, während EV, Auto und Hybrid das Motorenzusammenspiel regeln.
Bei ausreichender Ladung ist stets der EV-Modus aktiv. Da der Tucson PHEV trotz relativ hoher Systemleistung auf maximale Effizienz und Reichweite ausgelegt ist, spürt man von der Leistung erst mal herzlich wenig. Dafür fährt der Tucson sehr leise, gemütlich und schafft mit einer relativ kompakten Batterie von knapp 14 kWh fast 60 Kilometer E-Reichweite im Alltag.
Im Test lag der Verbrauch bei verhältnismässig hohen 5,8 l/100 km. Das liegt aber daran, dass ich sehr oft Autobahn gefahren bin, auf denen der Plug-in-Hybrid seine Stärken nicht ausspielen kann. Im urbanen Umfeld sowie bei Überlandfahrten lässt sich der Wagen viel sparsamer bewegen und mein Testverbrauch widerspiegelt eher den Maximalverbrauch, was die Zahl wieder gut dastehen lässt.
Sport ist Mord
Im Sport-Modus ist automatisch der Hybrid-Modus aktiv, in dem beide Motoren permanent laufen. Das sorgt zwar für ein tolles Ansprechverhalten, doch die 6-Gang-Automatik scheint einen Teil der Leistung zu schlucken. Zudem sind die Schaltvorgänge für heutige Verhältnisse ungewohnt träge. Mit dem Fokus auf Komfort ist der Tucson PHEV selbst im Sport-Modus fahrdynamisch nicht wirklich relevant. Bereits bei etwas zügigeren Kurvenfahrten quietschen die Reifen. Somit ist der Sportmodus am besten kurz vor Überholmanövern einzusetzen, ansonsten erhöht er nur den Verbrauch des sparsamen SUVs.
Top Technik, schwaches Licht
Im Hyundai Tucson steckt eine riesige Technik-Armada. Sie reicht von tadellosen Remote-Services über vielfältige Assistenzsystem bis hin zu ferngesteuertem Parkieren. Während das Fernlicht über eine Reichweite und Ausleuchtung verfügt, die man von LED-Scheinwerfern erwarten kann, vermag das Abblendlicht nur einen schmalen, nicht sehr weit reichenden Lichtkegel zu projizieren. Schade, dass ausgerechnet so etwas Banales wortwörtlich einen Schatten über die üppige und ansonsten sauber funktionierende Technologie des Tucson wirft.
Teurer, aber sparsamer
Im Vergleich zum stärksten Verbrenner-Modell liegt der Plug-in-Hybrid preislich 8500 Franken darüber, im Vergleich zum normalen Hybrid beträgt der Unterschied 5000 Franken. Zwar ist der Plug-in-Hybrid von der Motorleistung her das Topmodell, doch das schlägt sich in den Fahrleistungen kaum nieder. Zudem ist das zügigere Doppelkupplungsgetriebe den reinen Verbrennern vorbehalten. Wem der tiefstmögliche Verbrauch sehr wichtig ist, fährt mit dem PHEV logischerweise am besten. Wer nicht so viel Wert darauf legt, könnte dagegen mit dem normalen Hybrid oder einem Verbrenner besser bedient sein.
Alltag
Der Hyundai Tucson bietet viel Platz für alle Insassen und zudem eine Rückbank mit Lehnenverstellung. Der Kofferraum verfügt über ein Tiefgeschoss für Ladekabel sowie über eine dreigeteilte Rückbank.
Fahrdynamik
Trotz relativ hoher Systemleistung und Sport-Modus mit spritzigerem Ansprechverhalten sowie strafferen Dämpfern: Der Tucson ist – zumindest als Plug-in-Hybrid – alles andere als sportlich. Die Lenkung fühlt sich synthetisch an und das Automatikgetriebe ist träge. Zudem schaukelt sich die Karosserie bei schnell gefahrenen Kurven auf.
Umwelt
Mit einer ziemlich kompakten Batterie kommt der Tucson in der Praxis rund 50 Kilometer weit. Im Hybridbetrieb bleibt der Koreaner ebenfalls sparsam. Im Test mit wenig Ladungen lag der Testverbrauch bei 5,8 l/100 km.
Ausstrahlung
Mit einem mutigen und selbstbewussten SUV-Design sticht der Tucson aus der Masse heraus. Zudem ist er an vielen Stellen bis ins Detail liebevoll designt.
Fazit
+ Progressives, mutiges Design
+ Sehr gute Verarbeitungsqualität
+ Perfekte Ergonomie, luftiges Interieur
+ Üppige Ausstattung
+ Online-Navigation & Remote-Services
+ Sehr komfortables Fahrgefühl
+ Sehr leise
+ Offrad-Fähigkeiten
+ Zwei Fahrmodi mit deutlicher Spreizung
+ Fairer Preis
+ Niedriger Verbrauch
– Synthetisches Lenkgefühl
– Bescheidene Fahrleistungen trotz ziemlich hoher Systemleistung
– Altbacken wirkendes 6-Gang-Automatikgetriebe
– Schwaches Abblendlicht
Mängel am Testwagen
– Spurhalteassistent konnte oft nur nach Systemneustart deaktiviert werden, da der Eintrag im Untermenü «verschwunden» war.
Steckbrief
Marke / Modell | Hyundai Tucson PHEV |
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Preis Basismodell / Testwagen | 45 100 CHF / 57 700 CHF |
Antrieb | Benzin Plug-in-Hybrid / Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1598 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor + Elektromotor |
Getriebe | 6-Gang Automatikgetriebe |
Max. Systemleistung | 195 kW bei 5500 r/min |
Max. Systemdrehmoment | 360 Nm bei 1500 - 4500 r/min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 8,2 s |
Vmax | 191 km/h |
Elektrische Reichweite nach WLTP | 62 km |
Batteriekapazität | 13,8 kWh |
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 1,4 l + 17,7 kWh/100 km / 31 g/km / A |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 5,8 l/100 km / 128 g/km / +314% |
Länge / Breite / Höhe | 4,45 m / 1,87 m / 1,65 m |
Leergewicht | 1999 kg |
Kofferraumvolumen | 558 - 1721 l |
Bilder: Hyundai Schweiz