Es gab schon einmal, vor längerer Zeit, einen Hyundai Tucson, sogar mit V6-Motor. Der war aber eher als Arbeitsgerät gedacht. Anschliessend füllte der ix35 die Lücke der Kompakt-SUVs. Nun bringt Hyundai erneut den Tucson ins Spiel, der trotz Allradantrieb, Bergabfahrhilfe und 50:50-Sperre des Antriebs ganz klar ein Lifestyle-SUV mit schickem Design, aber praktischen Fähigkeiten sein soll.
Seit Hyundai seine aktuelle Designsprache gefunden hat, sehen die Autos ganz gut aus, aber sie werden immer besser, wie ich mit Respekt feststelle. Der Tucson sieht für ein SUV jedenfalls richtig fesch aus. Über den fetten Kühlergrill kann man sich streiten, aber die Linienführung, die flachen Rücklichter und die Doppelendrohre machen echt was her. Im direkten Vergleich mit dem Kia Sportage, dem technischen Bruder vom Tucson, gefällt mir der Hyundai auch besser.
Innen ist von der schicken Aussenoptik aber nicht mehr viel übrig. Der Innenraum wirkt etwas trist, es ist alles grau in grau, es gibt keinen Kontrast. So ist das Interieur zwar hochwertig, aber ziemlich nüchtern. Dafür geräumig: Auch im Fond sitzen grosse Personen ordentlich und der Kofferraum steckt ganz schön was weg. Cool ist zudem die Heckklappe, die sich durch blosses Anstehen an der Klappe öffnen lässt.
Einzig das Tempo dürfte Hyundai noch ein bisschen hochschrauben. Ausserdem: Endlich haben es die Koreaner geschafft, das Display vom Mediasystem auch in der Nacht auf ein akzeptables Mass zu dimmen. Das hat ganz schön gedauert. Leider ist das Mediasystem an eine dürftige Soundanlage gekoppelt, etwas Hochwertigeres ist in der Aufpreisliste nicht zu finden.
Der moderne, dynamische Look gaukelt einem jedoch etwas vor, nämlich eine gewisse Sportlichkeit. Der Tucson ist ganz klar für Leute gedacht, die es auf der Strasse etwas ruhiger angehen möchten. Wie schon im Sportage wirkt der 136 kW starke Diesel ziemlich träge, was wohl am hohen Gewicht von über 1800 Kilo und dem schläfrigen Automatikgetriebe liegt, was einen Teil der Leistung schluckt. Der Tucson hat vom Fahrstil etwas von einem Ami.
Er ist äusserst gemütlich und komfortabel, doch der Wunsch nach sportlichem Fahren vergeht einem ganz von alleine. Richtig übel ist die Lenkung, die ist nämlich nicht nur schwammig, sondern das Lenkrad selber ist mit einem komischen, rutschigen Leder bezogen, das sich auch nicht hochwertig anfühlt. Grundsätzlich muss ein Kompakt-SUV keine Fahrmaschine sein, aber ein besseres Handling, wie es Kia geschafft hat, wäre schon wünschenswert.
Wenn man sich jedoch auf den Entschleunigungstrip einlässt, dann fühlt man sich im Tucson schnell wohl. Mit Sitzheizung rundum, Lenkradheizung, Sitzlüftung vorne sowie vielen, grosszügig dimensionierten Ablagen wähnt man sich in einer gemütlichen Stube. Ausserdem ist der Tucson technisch gut ausgerüstet, obwohl Hyundai hier und da noch Feinschliff betreiben sollte. So setzen auch die Koreaner nur beim Abblendlicht auf LED-Scheinwerfer. Ich weiss nicht, warum die Asiaten so gerne beim Fernlicht knausern…
Sicherlich gut gemeint ist der Spurhalteassistent, der sogar aktiv in der Lage ist, das Fahrzeug selber zu steuern. Allerdings fährt das Auto ziemlich eckige Kurven und auch der korrigierende Eingriff ist recht harsch. Sanftere Eingriffe sind wünschenswert. Tiptop funktionieren dagegen der Tot-Winkel-Warner sowie der Parkassistent, einen Abstandstempomat hat Hyundai leider nicht im Angebot.
Trotz technischer Verwandtschaft gehen Sportage und Tucson eigene Wege. Der Tucson ist etwas geräumiger, bietet mehr Ablagen und ist allgemein softer abgestimmt. Der Sportage ist direkter und innen etwas weniger trist, dafür fehlen die cleveren Ablagen und das geschmeidige Abrollen. Obwohl der Tucson für die gemütliche Gangart plädiert, dürfte Hyundai die Antriebseinheit etwas flotter gestalten. Dafür, dass der Motor nicht so viel zu leisten scheint, ist sein Verbrauch mit rund 8,0 l/100 km nämlich ziemlich hoch. Der All-Inclusive Preis von 46’200 Franken ist angesichts der üppigen Ausstattung dennoch ein fairer Preis, doch zurücklehnen ist bei Hyundai nicht angesagt.
Alltag
Durch die grosszügigen Platzverhältnisse und die vielen Ablagen ist der Tucson sowohl für den Alltag, als auch für die Ferienfahrt bestens gerüstet.
Fahrdynamik
Mit dem zähen Antrieb, dem komfortbetonten Fahrwerk und der schwammigen Lenkung lässt man besser den anderen den Vorrang. Der Tucson ist durch und durch ein gemütlicher Begleiter.
Umwelt
8,0 l/100 km sind ein recht hoher Wert, der wohl dem üppigen Gewicht zu verdanken ist. Eine Start-Stopp-Automatik ist zudem nicht an Bord.
Ausstrahlung
Wenn der Tucson so flott fahren würde, wie er aussieht, hätte er ein paar Sympathiepunkte mehr eingeheimst. Das Design wird bei Hyundai kontinuierlich besser, sprich schöner.
Fazit
+ Grosszügige Platzverhältnisse
+ Viele, grosse Ablagen
+ Heckklappe öffnet durch blosses Anstehen
+ Gemütliches Fahrverhalten
+ Umfangreiche Ausstattung
+ Diverse Assistenzsysteme erhältlich
+ Simples Mediasystem
+ Schickes Design
+ Übersichtliches Interieur
+ Fairer Preis
– Schwammige Lenkung mit rutschigem Lenkrad
– Trister Innenraum
– Erhöhter Verbrauch, keine Start-Stopp-Automatik
– Halogen-Fernlicht
– Spurhalteassistent reagiert zu grob
– Schwaches Soundsystem
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Hyundai Tucson |
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Preis Basismodell / Testwagen | 25 600 CHF / 46 200 CHF |
Antrieb | Diesel, Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1995 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
Getriebe | 6-Gang Automatikgetriebe |
Max. Leistung | 136 kW bei 4000 r/min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 1750 - 2750 r/min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 9,5 s |
Vmax | 201 km/h |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,5 l/100 km / 170 g/km / F |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 8,0 l/100 km / 209 g/km / +23% |
Länge / Breite / Höhe | 4,48 m / 1,85 m / 1,65 m |
Leergewicht | 1854 kg |
Kofferraumvolumen | 513 - 1503 l |
(Bilder: Koray Adigüzel)