Der Hyundai Veloster sorgte vor 1.5 Jahren mit seinem einzigartigen 2+1 Türkonzept und frecher Optik für Gesprächsstoff. Leider wurde ihm ein lahmer Saugmotor eingebaut, dessen bescheidenes Drehmoment von 167 Nm obendrein erst bei über 4500 Umdrehungen bereitsteht. Als Veloster Turbo soll er’s jetzt richten. Mit mehr Power unter der Haube, einer verschärften Optik und wahlweise grauer Mattlackierung namens young gun soll er junge Fahrer beeindrucken, die nach etwas Individuellem suchen. Kann der Veloster Turbo mehr, als bloss eine Tür verstecken?
Ein Kollege von mir hat die Optik wunderbar treffend beschrieben: “Mann, der sieht ja aus wie ein Tarnkappenbomber!” Der Veloster Turbo macht zweifelsohne einen auf dicke Hose. Mit einem riesigen, sechseckigen Kühlergrill, auffälligen Frontscheinwerfern, ausgestellten Kotflügeln, kurzen Überhängen, abfallender Dachlinie, ansteigender Gürtellinie, Heckdiffusor mit zwei überdimensionalen Endrohren, und dem optionalen Mattlack sieht der Wagen sehr rasant und eindrucksvoll aus. Wie der einfache Veloster auch, hat der Turbo auf der Beifahrerseite eine dritte Tür, die geschickt kaschiert ist, denn die Fensterflächen verlaufen auf beiden Seiten genau gleich, lediglich die B-Säule ist versetzt. Mit dem optionalen Panoramaschiebedach, das beinahe an die geteilte Heckscheibe anschliesst, ist praktisch das gesamte Dach verglast.
Im interieur setzt sich die sportliche Note mit den “Turbo” bestickten Sportsitzen und dem kurzen Schalthebel fort. Die Sitze sind bequem, geben ordentlich Seitenhalt und verfügen über eine Sitzheizung. Seltsam ist, dass der Fahrersitz teilelektrisch verstellbar ist. Hat etwa das Geld nicht mehr für eine elektrisch verstellbare Rückenlehne gereicht…? Vorbildlich ist dafür, dass sich die Kopfstützen vertikal und horizontal einstellen lassen. Auf den beiden hinteren Plätzen ist zwar die Kopffreiheit eingeschränkt, aber man sitzt bequem und mit ausreichender Beinfreiheit. Auffallend sind vier massive Haltebügel, zwei an den Türen und zwei weitere an der Mittelkonsole. Leider ist die gesamte Innenausstattung in schwarz und dunklem grau gehalten. Eine etwas hellere Kontrastfarbe, wie Silber oder Chrom, würde das Ganze noch optisch aufwerten. Zudem ist die Mittelkonsole unten in recht billigem Hartplastik gehalten. Alles in allem ist die Verarbeitung aber gut und dem Preis mehr als angemessen. Eine Schwachstelle ist aber das Display. Selbst bei der geringsten Helligkeitsstufe ist es noch viel zu hell und blendet im Dunkeln. Bei Sonneneinstrahlung wiederum ist es dann auch mit der maximalen Helligkeitsstufe zu dunkel. Die Rundumsicht ist besser als erwartet, trotzdem stehen dem Fahrer Parksensoren hinten und Rückfahrkamera serienmässig zur Verfügung.
Die deftige Auspuffanlage erhöht die Erwartungen an den Sound ungemein. Umso grösser dann die Enttäuschung nach dem Druck auf den Startknopf. Ein schöner, sonorer, tiefer Leerlauf? Nichts da, der 1.6 Liter Turbobenziner säuselt im Stand wie die Unschuld vom Lande. Auch Kupplung und Gangschaltung sind weicher als erwartet. Im gewöhnlichen Fahrbetrieb ist der Veloster somit komfortabel zu fahren und dank dem maximalen Drehmoment von 265 Nm bei 1500 – 4500 Umdrehungen geht es zügig vorwärts. Von 0 auf 100 km/h vergehen 8.4 Sekunden (Automatik: 8.1 s), das Spitzentempo liegt bei 214 km/h. Das Fahrwerk teilt zwar insbesondere kleine Unebenheiten wie beispielsweise Gullydeckel deutlich an die Insassen mit, doch grössere Bodenwellen in der Strasse werden recht gut absorbiert. Das Handling ist mehr als zufriedenstellend, mit dem Veloster kann man sehr flink um Kurven wieseln. Bei Autobahntempo sind jedoch die Windgeräusche recht gut hörbar.
Was komplett auf der Strecke bleibt, ist der Sound. Der Veloster Turbo zieht schneller davon, als man meint, da der Motor in tiefen Drehzahlregionen kaum hörbar ist. Nur, wenn die drehfreudige Maschine auf über 4500 Umdrehungen gejagt wird, ist ein böses, aber dezentes Knurren zu vernehmen. Ansonsten schnurrt der Motor wie eine zufriedene Hauskatze. Dafür hielt sich aber der Verbrauch in Grenzen. Die Werksangabe von 6.9 l/100 km (Automatik: 7.7 l/100 km) wurde im Test laut Bordcomputer mit 6.6 l/100 km geringfügig unterboten, und in real mit 7.1 l/100 km leicht überboten.
Abschliessend lässt sich sagen, dass der Veloster Turbo sehr, sehr vielversprechend aussieht. So vielversprechend, dass man sich beim Fahren dann doch das eine oder andere Pferdchen mehr wünscht. Was aber nicht heisst, dass er zu schwach oder gar schlecht ist. Er fährt sich sehr anständig, auch sportlich, aber er ist eben doch nicht so spektakulär unterwegs wie ein Tarnkappenbomber. Dafür ist er garantiert ein echtes Schnäppchen. Den Veloster Turbo gibt es ab 30’340 CHF und ausschliesslich mit Komplettausstattung (beinhaltet Luxury- Techno- und Premium-Pack). Nur diverse Lackierungen, Panoramadach und Automatikgetriebe kosten extra. Ein voll ausgestatteter, normaler Veloster kostet nur 1000 CHF weniger. Und 1000 CHF Aufpreis für eine aggressivere Optik, 98 Nm mehr Drehmoment und 46 PS mehr Leistung erscheinen mir dann äusserst attraktiv. Der rote Turbo Schriftzug am Heck ist seinen Preis wert. In jeder Hinsicht.
Alltag ★★★★☆
Der Hyundai Veloster Turbo ist ein Vierplätzer, ohne dass die hinteren Plätze unbequem sind – trotz eingeschränkter Kopffreiheit. Die dritte Tür ist geschickt kaschiert und sehr praktisch. Der Kofferraum ist mit 320 Liter aber nur mässig bemessen.
Fahrdynamik ★★★★☆
Der Turbo wird seinem Namen gerecht. Der Durchzug ist ordentlich, das Fahrwerk und die Lenkung sauber abgestimmt. Es ist und bleibt der Sound, der zu fahl ist, vor allem, bei so einer ausdrucksstarken Optik. Im Allgemeinen ist das Fahrverhalten aber angenehm.
Umwelt ★★★☆☆
Der Testverbrauch lag zwar nahe an der Werksangabe, aber im Verhältnis zu Leistung und Gewicht ist der Verbrauch trotzdem zu hoch, insbesondere mit Automatikgetriebe. Zudem ist, im Gegensatz zum normalen Veloster, keine Start-Stopp-Automatik erhältlich.
Ausstrahlung ★★★★★
Bereits der normale Veloster polarisiert mit seinem Design. Der Turbo legt mit seiner noch brachialeren Optik nochmals einen obendrauf. Auffallen tut man mit diesem 2+1 Türer auf jeden Fall.
Fazit ★★★★☆
+ Mutiges, ansprechendes Design
+ Fairer Preis
+ Hohe Fahrdynamik
+ Guter Fahrkomfort
+ Saubere Verarbeitungsqualität
+ Grosszügige Ausstattung
– Verhältnismässig recht hoher Verbrauch (Energieeffizienzkategorie E)
– Keine Start-Stopp-Automatik erhältlich
– Schwacher Motorsound
– Zum Teil billig wirkendes Hartplastik im Interieur
– Displayhelligkeit des Touchscreens nicht optimal
(Bilder: Hyundai)
2 thoughts on “Hyundai Veloster Turbo: Der leise Krawallbruder”