Kia Optima: Mehr Sein als Schein

Der Kia Optima ist auf meinem Blog ein alter Bekannter, denn die Hybrid-Version wurde schon einmal von mir getestet, wobei das Auto zwar durchaus positiv angekommen ist, aber doch Verbesserungspotenzial bot. Jetzt ist das Facelift-Modell da und die grösste Neuerung ist, dass der Optima auch als Diesel (wie im Test) erhältlich ist. Beim Namen Optima denkt man unweigerlich an “optima(l)” – ist der Kia Optima wirklich so optimal, wie sein Name indirekt verspricht?

Das Design der südkoreanischen Limousine war schon vor dem Facelift perfekt und trotzdem haben die Designer es geschafft, durch gezielte Kosmetik an der Front den Optima noch besser aussehen zu lassen. Neue Lichter vorne und hinten runden die optischen Retuschen ab. Mehr wurde nicht verändert, aber das war auch nicht nötig, denn der Optima sieht einfach klasse aus: Entschlossen, schnittig, elegant.

Kia Optima
Der Kia Optima verfügt über eine sportliche, schöne Silhouette.

Auch das Interieur ist weitgehend dasselbe, neu ist nur das Multimediasystem, welches auch im Soul zum Einsatz kommt. Das System überzeugt durch seinen grossen Touchscreen, die intuitive Bedienbarkeit und der speziellen Schrift. Das Interieur ist sauber verarbeitet, die Materialien sehen gut aus, auch wenn natürlich die Wertigkeit der weitaus teureren, deutschen Konkurrenten nicht ganz erreicht wird.

Kia Optima
Sauber verarbeitetes und übersichtliches Interieur.

Die Ergonomie ist dafür perfekt, lediglich die Knöpfe für Sitzheizung- und Lüftung sind aus Fahrersicht unglücklich schräg hinter dem Schalthebel positioniert. Hervorragend ist auch das Platzangebot in der zweiten Reihe. Selbst für gross gewachsene Personen besteht ausreichend Bein- und Kopffreiheit. Auch der Kofferraum ist mit einem Volumen von 505 Liter üppig dimensioniert, allerdings muss die Hybrid-Variante aufgrund der Akkus massive Abstriche machen und bietet daher nur 381 Liter Volumen.

Kia Optima
Platz en masse auf der Rückbank.

Da von der Kundschaft ein Dieselantrieb gewünscht wurde, bietet ihn Kia im Rahmen des Facelifts nun an. Die Hybrid-Variante bleibt weiterhin im Angebot. Der 1,7-Liter Diesel ist ein Vernuftsaggregat, ab einer Leistung von 100 kW und einem Drehmoment von 320 Nm gerät niemand ins Staunen – im Gegenteil, in Anbetracht der Abmessungen vom Optima fragt man sich, ob die Limousine überhaupt anständig motorisiert ist? Wie schon des öfteren bei den Hyundai/Kia – Modellen festgestellt, ist auch der Optima mit seinen 1,7 Tonnen Leergewicht ein bisschen zu schwer geraten. Darüber hinaus arbeitet im Optima optional ein Oldschool-Automatikgetriebe mit 6 Gängen, die eher gemütlich sortiert werden. Wie beim Soul sorgt der Automat nur schon auf dem Papier für gewaltige 1,1 Liter Mehrverbrauch, 6,0 l/100 km sind es dann gemäss NEFZ. Trotzdem passt zu einem Auto wie dem Optima ein Automatikgetriebe viel besser als das manuelle Gerühre im Getriebe.

Kia Optima
Im Gegensatz zum Soul hat der Optima noch das alte Kältemittel R-134a, da er nur ein Facelift-Modell ist.

Der Optima ist somit keine Emotionsbombe, aber er ist überhaupt nicht untermotorisiert. Das Getriebe reagiert sogar recht flink auf starke Beschleunigungswünsche und obwohl die Schaltvorgänge gut wahrnehmbar sind, bremsen sie nicht ein. Der Diesel wird bei forscher Gangart zwar recht rau, aber der Durchzug reicht für den alltäglichen Betrieb oder ein Überholmanöver allemal aus. Beim Dahingleiten überzeugt der Optima mit seiner hervorragenden Schalldämmung, auch der Motor ist dann angenehm leise. Das Fahrwerk ist eher weich ausgelegt, so dass sich das Auto in schnellen Kurven ziemlich neigt. Ebenfalls weich ist die Lenkung, die überdies gerne etwas direkter und präziser sein dürfte. Zwar verfügt der Optima über einen Sportmodus, aber abgesehen davon, dass sich die Lenkung verhärtet und der Motor hochtouriger fährt, sind keine nennenswerte Unterschiede zu spüren. Von einer Sportlimousine ist der Optima weit entfernt, auch wenn er optisch stark danach aussieht.

Kia Optima
Die Rücklichter des Optima erinnern an einen vollen Kussmund… 😉

Viel besser zum Auto passt der Eco-Modus. Im Test verbrauchte der Kia erstaunlicherweise nur 6,0 l/100 km, trotz nur 3500 km auf dem Zähler und montierten Winterreifen. Respekt, Kia. Somit wird er zur prädestinierten Reiselimousine. Mit dem Facelift haben nämlich auch ein aktiver Spurhalteassistent (ja, der Kia lenkt auf der Autobahn mit, das gab es bisher von den Südkoreanern nicht) und ein Tot-Winkel-Warner Einzug gehalten. Trotzdem spart Kia weiterhin am Licht: Das Fernlicht wird nämlich über öde Halogenscheinwerfer betrieben. Das viel hübschere Xenonlicht beschränkt sich auf das Abblendlicht.

Kia Optima
Xenon gibts leider nur für das Abblendlicht.

Wo Kia gespart hat, ist trotzdem nur an Kleinigkeiten ersichtlich. Mit dem Optima bekommt man schlicht sensationell viel Auto fürs Geld! Eine hochwertig ausgestattete Limousine, die klasse aussieht und super komfortabel fährt. Besonders lobenswert finde ich den tiefen Verbrauch sowie der Einzug der Assistenzsysteme. Schade finde ich, dass die Potenz etwas auf der Strecke bleibt. In Nordamerika ist der Optima nämlich mit einem 204 kW starken Turbobenziner erhältlich!

Kia Optima
Der Kia Optima sieht sportlicher aus, als er in Wahrheit ist.

Kia befürchtet wahrscheinlich, dass dieser Motor in Europa nicht gefragt ist… Ich hingegen behaupte, dass eine derart kräftige Kia Limousine ein deutliches Ausrufezeichen setzen und den Leuten so bewusst machen würde, zu was Kia fähig ist. Ausserdem wäre der Optima mit dem starken Benziner eine echte Alternative zu den deutschen Premium-Modellen. Mit dem einwandfreien, aber gemütlichem Diesel bleibt der Respektabstand zu den Deutschen zu gross. Wer aber keinen potenten Antrieb oder einen Kombi braucht: zugreifen! Ein besseres Auto für 42’900 CHF findet sich definitiv nicht.

Alltag ★★★★★

Der Opima bietet Platz in Hülle und Fülle. Wer nicht extrem sperriges Material transportieren muss und einen Kombi benötigt, wird mit dem Optima rundum glücklich. Er ist komfortabel, leise, sparsam und parkiert sogar von alleine.

Fahrdynamik ★★☆☆☆

Auf Fahrdynamik legt Kia trotz Sport Modus keinen grossen Wert. Man wird zwar bei zügiger Fahrt nicht seekrank und unpräzise fährt sich der Optima auch nicht. Aber ich würde noch nicht von grossem Fahrspass sprechen.

Umwelt ★★★★★

Auf dem Papier macht das Automatikgetriebe eine schlechte Figur, da es für Mehrverbrauch sorgt und die Start-Stopp-Automatik entfällt. Aber die Realität zeigt mit einem Verbrauch von 6,0 l/100 km, dass der Optima sehr sparsam ist. Den Normverbrauch im Alltag zu erreichen, das geschieht wahrlich äusserst selten.

Ausstrahlung ★★★★★

Der Kia Optima sieht einfach nur super aus. Ein makelloses Design. Erinnert ein wenig an den letzten produzierten Saab 9-5.

Fazit ★★★★☆

+ Komfortables Fahrwerk
+ Sehr schnittiges und elegantes Design
+ Superbequeme Sitze
+ Einwandfreie, hochwertige Verarbeitung
+ Tiefer Verbrauch
+ Enormes Platzangebot
+ Fortschrittlicher Spurhalteassistent
+ Reichhaltige Ausstattung
+ Sensationelles Preis-/Leistungsverhältnis

– Keine potente Motorisierung erhältlich
– Geringe Fahrdynamik
– Halogen-Fernlicht

Steckbrief

Marke / ModellKia Optima
Preis Basis­modell / Testwagen39'950 / 42'900 CHF
AntriebDiesel, Frontantrieb
Hubraum / Zylinder1685 ccm / R4
Getriebe6-Gang-Automatikgetriebe
Max. Leistung100 kW bei 4000 r/min
Max. Drehmoment320 Nm bei 2000-2500 r/min
Beschleu­nigung 0–100 km/h11,6 s
Vmax197 km/h
Verbrauch NEFZ / CO2 Emissionen / Energieeffizienz6,0 l/100 km / 158 g/km / D
Verbrauch Test / CO2 Emissionen / Differenz6,0 l/100 km / 158 g/km / + 0%
Länge / Breite / Höhe4,85 m / 1,83 m / 1,45 m
Leergewicht1695 kg
Koffer­raum­volumen505 l

(Bilder: Koray Adigüzel)

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