Der Kia XCeed Plug-in-Hybrid ist schnell erklärt: Im Grunde ist er ein hübscherer und stylischerer Klon als der Hyundai Ioniq, der seine Elektrifizierung mit seinem durch und durch ökologischen Design nach aussen trägt. Der XCeed wirkt mit seinen knackigen Proportionen und dem flach abfallenden Dach sportlich frech, doch unter dem Blech steckt bei beiden Modellen derselbe Hybridantrieb. Der ist zwar tatsächlich sparsam, aber sehr träge. Zudem nervt eine besondere Eigenschaft im Winter zusätzlich.
Grundsätzlich ist der XCeed eine sportliche Crossover-Variante des normalen Ceed. Von Offroad-Tauglichkeit redet hier aber niemand, stattdessen ist der XCeed optisch etwas weiter weg vom Mainstream und macht durch seine sportliche, gestreckte Silhouette eine tolle Figur. Der Plug-in-Hybrid lässt sich nicht von den konventionell betriebenen Varianten unterscheiden.
Gute Integration
Wer Platz nimmt stellt fest, dass die Sitzposition trotz höherer Bodenfreiheit sportlich tief ist. Das ermöglicht eine tolle Integration ins Auto. Das Cockpit ist digital und wechselt je nach Fahrmodus die Darstellung, darum herum befinden sich eine klassische Mittelkonsole und ein Infotainmentsystem mit Sensortasten. Die Bedienung ist eingängig, doch leider fehlt dem System eine Online-Anbindung für eine einfachere Eingabe von prominenten Zielen.
Das Platzangebot entspricht dem Klassendurchschnitt. Leider übernimmt der XCeed auch die Schwäche von vielen PHEVs, dass der Kofferraum aufgrund der Batterie etwas schrumpft. Dafür ist die Kopffreiheit ausreichend, trotz des stark abfallenden Daches.
Eco ist Standard
Der Kia XCeed Plug-in-Hybrid teilt sich eine seltsame Eigenschaft mit dem Ioniq, die mir sonst noch bei keinen Hybrid aufgefallen ist: Trotz Start mit ausreichend Strom schaltet sich der Verbrenner mit ein. Zwar wird das Auto nur vom Elektromotor angetrieben. Jedoch läuft der Verbrenner im Leerlauf mit, läuft sich warm und produziert etwas Strom für den Akku. Gerade bei Kurzstrecken, wofür ein Plug-in-Hybrid eigentlich prädestiniert wäre, irritiert dieses Vorgehen.
Standardmässig ist beim Motorstart der Eco-Modus aktiv. Der wird seinem Namen gerecht: Das Auto setzt sich gemächlich in Bewegung, auch verhältnismässig viel Gaseinsatz scheint den Antrieb nicht zu stressen, er schaltet nur selten runter und beschleunigt verhalten. Kein Wunder, denn der Elektromotor ist nicht gerade als Booster ausgelegt und der Saugbenziner verschiebt ebenfalls keine Berge.
Sport? Nein danke
Im Gegenzug dazu existiert zwar ein Sport-Modus, aber der verhilft dem XCeed höchstens zu dem, was man sich unter einem Normal-Modus vorstellen würde: Anständiges Ansprechverhalten und ein Getriebe, das etwas mehr auf Zack ist. Mehr aber auch nicht. Es gibt keinen Drehzahlmesser und keine Schaltpaddels. Der XCeed ist als Plug-in-Hybrid ein total auf Sparsamkeit getrimmtes Auto, daran gibt es nichts zu rütteln.
Grundsätzlich unsportlich ist er aber nicht. Fahrwerkstechnisch ist der XCeed auf der knackigen Seite. Ebenfalls bemerkenswert ist, wie unauffällig der Unterschied zwischen Rekuperation und effektiver Bremse beim Bremspedal ist. Doch ein gutes Fahrwerk nützt diesbezüglich nichts, wenn der Antrieb nicht mitmacht. Unter dieser Prämisse wäre es seitens Kia sogar eine Überlegung wert gewesen, das Fahrwerk etwas softer abzustimmen, um den Fahrkomfort noch etwas zu verbessern. Nicht, dass dieser leidet, aber meiner Meinung nach hätte man auch eine Sänfte daraus machen können.
Preislich im Nachteil
Leider kommt für den PHEV erschwerend hinzu, dass er preislich wenig attraktiv ist. Der Plug-in-Hybrid ist ab 42’400 Franken erhältlich, das sind 2000 Franken mehr als beim 150 kW starken Turbobenziner bei gleicher Ausstattung. Von den Leistungsdaten her und vom Fahrspass hat der Hybrid da nicht den Hauch einer Chance. Dafür ist der Hybrid mit einem Testverbrauch von 3,6 l/100 km ausgesprochen sparsam, sodass man den Aufpreis relativ schnell dank geringerer Treibstoffkosten drin hat. Wer ein stylisches ökologisches Auto sucht, ist mit dem XCeed Plug-in-Hybrid folglich gut bedient. Wer Freude am Fahren hat, sollte besser zu einem Turbobenziner greifen.
Alltag
Der Xceed bietet durchschnittliche Platzverhältnisse für seine Klasse wobei der Hybridantrieb etwas Kofferraumvolumen kostet. Leider ist es im Winter nicht möglich, Kurzstrecken rein elektrisch zu fahren, da sich der Verbrenner auch im E-Modus erst mal warmläuft.
Fahrdynamik
Es existiert zwar ein Sport-Modus, aber der macht das Auto nicht sportlicher, sondern nur weniger zäh. Das Getriebe schaltet langsam, der Antriebsstrang baut nur zögerlich Kraft auf – von einem Elektro-Boost ist hier nicht viel zu spüren. Das Fahrwerk dagegen ist knackig, da würde einiges mehr gehen, als der Antrieb zu leisten vermag.
Umwelt
Immerhin: Obwohl der Verbrenner zum Teil mitläuft, ist der Verbrauch niedrig. Ausserdem ist die elektrische Reichweite angesichts der recht kleinen Batterie ausreichend.
Ausstrahlung
Sportlich designte Crossover treffen den Nerv der Zeit und der XCeed macht eine gute Figur. Ein Dach in Kontrastfarbe würde ihm noch gut stehen, das wird aber leider nicht angeboten.
Fazit
+ Schickes, zeitgemässes Design
+ Sehr gute Haptik und Verarbeitung
+ Bequeme Sitze mit Heizung und Lüftung
+ Niedriger Verbrauch
+ Knackiges Fahrwerk
+ Üppige Ausstattung
+ Grosses Assistenz-Paket
– Teurer als konventionelle Motorisierungen
– Reduziertes Kofferraum-Volumen
– Träges Fahrverhalten
– Benziner läuft bei kalten Temperaturen mit
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Kia XCeed PHEV |
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Preis Basismodell / Testwagen | 42 400 CHF / 46 550 CHF |
Antrieb | Benzin Plug-in-Hybrid / Frontantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1580 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Saugmotor+ Elektromotor |
Getriebe | 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
Max. Systemleistung | 104 kW bei 5700 r/min |
Max. Systemdrehmoment | 265 Nm bei 1000 - 2400 r/min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 11,0 s |
Vmax | 160 km/h / 120 km/h im E-Modus |
Elektrische Reichweite nach NEFZ | 58 km |
Batteriekapazität | 8,9 kWh |
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 1,4 l /100 km) / 32 g/km / A |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 3,6 l/100 km / 82 g/km / +157% |
Länge / Breite / Höhe | 4,40 m / 1,83 m / 1,48 m |
Leergewicht | 1656 kg |
Kofferraumvolumen | 291 - 1243 l |
Bilder: Koray Adigüzel