Mit dem RS-Modell krönt Skoda die Kodiaq-Baureihe – und genauso sollte man das sportliche SUV auch betrachten. In erster Linie ist nämlich auch der Kodiaq RS ein grosses, alltagstaugliches und sehr praktisches Modell. Die sportlichen Attribute kommen erst an zweiter Stelle. Das macht aus dem Tschechen weder ein schlechtes, noch ein unsportliches Modell – doch wer die Nordschleifen-Rekordrunde zu ernst nimmt und ein veritables Sport-SUV erwartet, wird enttäuscht sein. Die Frage, ob der Kodiaq RS das RS-Label zu Recht trägt, ist am Ende nämlich durchaus berechtigt.
Optisch tritt der Kodiaq RS wie auch sein Bruder Octavia RS eher dezent auf. Eine neue Frontschürze, schwarzer Kühlergrill, spezifische Felgen, rote Bremssättel, dazu eine zweiflutige Abgasanlage – fertig. Wer genau hinguckt, erkennt jedoch, dass die rechte Auspuffblende lediglich der Symmetrie dient und dass dahinter gar kein Endrohr steckt. Das ist übrigens bei weitem nicht der einzige Fake beim Auspuff, doch dazu später mehr.
Erstklassige Sportsitze
Grösste Änderung im Vergleich zum normalen Kodiaq sind zweifelsohne die auffälligen Sportsitze, die vor allem in einem SUV ein Hingucker sind. Man sitzt zwar naturgemäss hoch, doch der Seitenhalt am ganzen Körper ist prima. Dank der Mikrofaser-Polsterung sind die Sitze trotz des strammen Seitenhaltes sehr bequem. Ansonsten beschränken sich die optischen Änderungen auf eine RS-spezifische Anzeige im digitalen Cockpit sowie Zierblenden im Carbon-Look.
Der Rest ist bekannt, beeindruckt aber nach wie vor: Das gigantische Platzangebot. Ich würde den Kodiaq als Fünfplätzer, wie der Testwagen einer ist, empfehlen, da die hinterste Sitzreihe sehr eng ist. So hingegen haben nicht nur fünf Erwachsene sehr viel Platz, auch der Kofferraum ist riesengross. Dazu gesellen sich diverse Befestigungsmöglichkeiten im Kofferraum, eine verschiebbare Rückbank sowie viele Simply-Clever-Lösungen, wie etwa die Regenschirme in den Vordertüren oder die Möglichkeit, eine Pet-Flasche im Cupholder einhändig zu öffnen.
Schrecklicher Sound-Symposer
Motor gestartet, Gang eingelegt, Gas gegeben – und dann fängt das Grauen an. Mit einem Gemisch aus synthetischem V8-Geblubbere und Diesel-Nageln legt der Kodiaq RS los. Das irritiert und stört nicht nur das Umfeld, sondern auch die Insassen, denn der Lärm – man kann es gar nicht anders nennen – ist auch im Innenraum sehr präsent. Das ganze klingt nicht sportlich, sondern einfach nur peinlich. Warum kann Skoda nicht akzeptieren, dass ein Vierzylinder-Diesel halt nicht wie ein V8-Benziner klingt? Wenn die Entwickler einen geilen Motorsound wollen, dann sollen sie eben einen geilen Motor einbauen, aber nicht diese Lachnummer!
Um diesen unnötigen Lärmemissionen zu entgehen, gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich den künstlichen «Motorensound» im Individual-Fahrmodus zu deaktivieren. Ärgerlich dabei ist allerdings, dass der Individual-Modus nach jedem Motorstart erneut angewählt werden muss. Aber, phuu, jetzt, wo Ruhe an Bord ist, kann man sich mal mit dem Sport-SUV der Tschechen auseinander setzen.
Komfort als grosse Stärke
Die erste Nachricht ist eine gute Nachricht: Das RS-Setup beeinträchtigt den Fahrkomfort – immerhin eine wichtige Domäne eines Familien-SUVs – nicht. Insbesondere im Comfort-Modus glättet der Kodiaq RS Unebenheiten sehr effektiv. Die Lenkung ist in diesem Modus angenehm leichtgänging, aber weiterhin genügend präzise. Auch der Geräuschpegel ist sehr niedrig, sodass man sich sowohl als Fahrer, wie auch als Passagier sehr wohl fühlt. Das gigantische Panoramadach sowie die tolle Soundanlage – beides ist aber optional – runden die gemütliche Atmosphäre an Bord ab.
Sportlichkeit ist dehnbar
Die zweite Nachricht ist eine weniger gute: So sportlich, wie Skoda den Kodiaq RS vermarktet, ist er bei weitem nicht. Wer sich mit Nordschleifen-Rundenzeiten einigermassen auskennt, der kapiert, dass die Skoda-Zeit von 9:29 Minuten ziemlich dürftig ist. Zum Vergleich: Ein richtiges Sport-SUV wie der Stelvio QV rast in 7:51 Minuten um den Ring. Zugegeben, der Vergleich hinkt aufgrund der massiven Mehrleistung vom Stelvio. Trotzdem zeigt das Beispiel exemplarisch, wie sehr der Kodiaq von einem echten Sportler entfernt ist.
Im Vergleich zu einem normalen Kodiaq ist der RS nur leicht dynamischer. Eine etwas direktere Lenkübersetzung, ein strafferer Sportmodus für die adaptiven Dämpfer und eben der Biturbo-Diesel, der dem RS vorbehalten ist. Dessen 500 Nm sind zwar nicht zu verachten, doch angesichts der knapp zwei Tonnen, die der Kodiaq RS leer wiegt, reisst man auch mit dem starken Diesel keine Bäume aus. Für eine zügige Fahrweise ist das Topmodell jederzeit zu haben, doch von einem RS-Modell erwartet man eigentlich etwas anderes.
Andere Herangehensweise
Angesichts der Situation, dass der Kodiaq RS sein Label eigentlich nicht gerade voller Stolz tragen darf, lohnt es sich, die Sache mal anders zu betrachten. Im Grunde ist der Kodiaq RS nämlich das ultimative Rundum-Sorglospaket. Mit der dynamischeren Abstimmung geht dank der breiten Spreizung der Fahrmodi nichts vom Fahrkomfort verloren. Stattdessen bietet der RS nicht nur den stärksten Motor, und das breiteste Spektrum an Fahrmodi, sondern auch eine äusserst umfangreiche Ausstattung. Das Ganze ergibt ein durchaus reizvolles Package, denn mit einem Testwagenpreis von rund 59’000 Franken bietet Skoda einmal mehr besonders viel Auto fürs Geld.
Alltag
Der Innenraum ist riesig, die Ablagen sind zahlreich, die Variabilität ist hoch, die Simply-Clever-Lösungen sind super – der Kodiaq ist auch als RS der Held des Alltags, egal ob im geschäftlichen oder privaten Einsatz.
Fahrdynamik
Das Handling ist präzise, die Seitenneigung hält sich ebenfalls in Grenzen. Wer aber sehr sportlich unterwegs ist, kommt früher an die Grenzen, als man es erwartet. Für wahre Sportfahrer ist der Kodiaq zu wenig kompromisslos, auch der Motor reisst keine Bäume aus, vom Klang wollen wir gar nicht reden. Nichtsdestotrotz fährt sich der Kodiaq RS für ein 2-Tonnen-Diesel-SUV ausreichend spritzig für die eine oder andere Bergstrasse.
Umwelt
7,8 l/100 km sind als Testverbrauch für einen Diesel gar nicht so wenig, da müsste eigentlich ein tieferer Verbrauch resultieren, zumal der Testwagen nur selten stark beansprucht worden ist.
Ausstrahlung
Ein Eyecatcher ist der Kodiaq RS nicht, das Design ist lediglich dezent auf Sportlichkeit getrimmt.
Fazit
+ Gigantische Platzverhältnisse im Innenraum
+ Zahlreiche Simply Clever Lösungen
+ Komfortables und ruhiges Fahrverhalten
+ Sportliches Handling, relativ geringe Seitenneigung
+ Weich und bei Bedarf sehr schnell schaltendes DSG
+ Sehr bequeme, haltstarke und coole Sitze
+ Perfekte Ergonomie
+ Hohe Variabilität
+ Umfangreiches Infotainmentsystem
+ Zahlreiche Assistenzsysteme erhältlich
+ Attraktive Preisgestaltung
– Grauenhafter Soundsymposer aussen im Auspuff, ist nach jedem Motorstar erneut aktiv
– Schürt als RS-Modell höhere Erwartungen an die Fahrdynamik
– Individual-Fahrmodus muss nach jedem Motorstart erneut angewählt werden
– Motor klingt bei tiefen Drehzahlen brummig
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Skoda Kodiaq RS |
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Preis Basismodell / Testwagen | 56 240 CHF / 59 540 CHF |
Antrieb | Diesel, Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1968 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Biturbomotor |
Getriebe | 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
Max. Leistung | 176 kW bei 4000 r/min |
Max. Drehmoment | 500 Nm bei 1750 - 2500 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 6,9 s |
Vmax | 221 km/h |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,4 l/100 km / 167 g/km / F |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 7,8 l/100 km / 204 g/km / +22% |
Länge / Breite / Höhe | 4,70 m / 1,88 m / 1,66 m |
Leergewicht | 1959 kg |
Kofferraumvolumen | 650 - 2065 l (5-Sitzer) / 560 - 2005 l (7-Sitzer) |
Bilder: Koray Adigüzel
2 Tonnen mit 239 Ps, dass kann ja nicht abgehen 🙂 Finds auch irgendwie müssig, dass jeder SUV jetzt auch als Sportwagen noch daherkommen muss, es gibt von Modelle von Porsche, Audi oder auch BMW und Alfa die auch sehr sportlich sind, aber nur schon die aufgepumpte G Klasse von AMG kann ja nur geradeaus schnell. Aber eben… man will halt alles auf einmal und vergisst dabei, wo der Spass am Sportwagen wirklich begraben ist (C8, 4C, Cayman, M2, Exige etc)
Ich stimme dir zu, aber mit SUVs macht man heute eben das grosse Geld und mit “sportlichen” SUVs halt noch ein bisschen mehr.