Lexus CT200h: Leisetreter

Die Kompaktklasse ist unter den Herstellern hart umkämpft, jeder will ein Stück vom grossen Kuchen. Lexus hat mit dem CT200h einen sparsamen und edlen Hybrid im Angebot, der auf der Strasse allerdings kaum zu sehen ist. Der technisch praktisch identische Toyota Auris Hybrid hat sich hingegen längst etabliert. Komisch, denn vor allem bei uns in der Schweiz sind hohe Preise meistens kein Verkaufshindernis. Das Problem liegt wohl in erster Linie darin, dass Lexus in unseren Breitengraden nur ein Nischenanbieter ist.

Der CT200h, das Einstiegsmodell von Lexus, wurde anfangs dieses Jahres frisch geliftet und trägt nun das neue Lexus Markengesicht. Der Testwagen in der F Sport Ausführung fährt darum mit dem mächtigen Diabolo-Kühlergrill vor, der aussieht, als würde er alles und jeden, was sich ihm in den Weg stellt, aufsaugen. Dagegen sieht sogar Audis Single-Frame Grill plötzlich ganz zahm aus. Schade finde ich, dass er aus billigem Plastik besteht. Wäre er aus Metall, würde er zwar noch mehr Eindruck schinden, aber wahrscheinlich wäre das dann für die Fussgänger etwas schmerzhafter… Weitere F Sport Komponenten sind ein grösserer Heckspoiler, ein angedeuteter Diffussor (natürlich ohne sichtbaren Auspuff, es ist schliesslich ein Hybrid) und ein F Sport Logo. Auffällig sind des weiteren die kleinen Fenster, wodurch der CT sehr unübersichtlich ist. Unterm Strich ist das Facelift aber dezent geblieben, es dürfte schwierig sein, den Neuen CT vom Alten zu unterscheiden.
Der Innenraum ist sehr gut verarbeitet und die Materialien sind allesamt hochwertig. Der Kunde hat die Wahl zwischen verschiedenen Sitzbezügen und Zierelementen. Die Mittelkonsole ist erstaunlich massiv und trennt Fahrer und Beifahrer klar voneinander. Das Infotainment System mit dem Remote Touch Bedienkonzept, ähnlich eines Trackpads beim Laptop, ist via Smartphone internetfähig und nach kurzer Eingewöhnungszeit einfach zu bedienen. Es ist bereits aus dem IS bekannt. Das Display ist gestochen scharf und wirkt edel. Weniger edel wirken die hellgrüne Tasten-Beleuchtung im Dunkeln und das Schalthebel-Stummelchen, das vom Toyota Auris stammt.
Die Sitze sind sehr bequem und bietet guten Seitenhalt, eine gelungene Kombination aus Komfort und Sportlichkeit. Aufgrund der massiven Mittelkonsole ist das Raumgefühl allerdings nur mässig, auch hinten wirkt es durch die kleinen Fenster düster. Der Kofferraum fasst 375 Liter, was etwa dem Klassenschnitt entspricht. Beim Umklappen der Sitze ergibt sich sogar eine ebene Ladefläche, das maximale Volumen ist mit 985 Liter allerdings bescheiden.

Der Lexus CT200h ist ausschliesslich als Hybrid erhältlich und unter dem Blech steckt eins zu eins der Antrieb vom Toyota Auris: Ein 1.8 Liter Benziner, der im Atkinson-Zyklus (niedrigere Leistung, dafür höherer Wirkungsgrad) arbeitet, ein E-Motor, eine stufenlose Automatik und ein Nickel-Metallhybrid-Akku. Das ist alles nichts Neues, sondern schon lange Standard im Regal der Japaner. Natürlich wurde die Technik ständig verfeinert, so dass der Hybrid Antrieb perfekt arbeitet, das Wechselspiel zwischen Benziner und Elektromotor funktioniert vollkommen ruckfrei, der Fahrer merkt wirklich nur über das Infodisplay, was gerade wie fliesst. Der Akku wird entweder beim Bremsen oder beim Bergabfahren geladen, indem der E-Motor als Generator fungiert. Aber auch der Benziner kann dazu verwendet werden, den Akku zu laden. Trotz dem nicht geringen Gewicht von 1540 Kilo soll der CT200h nur 4.1 l/100 km verbrauchen.
Es ist einfach wieder einmal das stufenlose Getriebe, das zugleich Fluch und Segen ist. So schön und ruhig es beim gemütlichen Cruisen ist, so nervig ist es beim sportlichen Fahren. Es heult und so richtig schnell vorwärts kommt man trotzdem nicht. Dazu kommt, dass die F Sport Ausrüstung beim CT eine kleine Mogelpackung ist. Denn während im grösseren IS F Sport immerhin Schaltpaddels, eine verfeinerte Lenkung und ein Sport+ Modus vorhanden sind, muss sich der CT F Sport mit einem Sportfahrwerk abfinden, ansonsten ist alles gleich, wie bei den normalen Modellen. Das Fahrwerk liegt zwar hervorragend in Kurven und federt dennoch geschmeidig, aber das reicht einfach noch nicht. Der CT hat zu wenig Dampf und seine Lenkung ist zu leichtgängig, die Präzision wäre jedoch da. Der Sportmodus, der einfach die Gasannahme verschärft, macht aus dem kleinen Edel-Hybrid noch keinen wachen Sportwagen. Ganz übel ist der Eco Modus, da bewegt sich der Lexus so, als ob er einen 3.5 Tonnen Anhänger mitschleppen müsste.
Sportlichkeit liegt dem CT200h nicht; diese Sparte wird von anderen Kompakten bedient, die F Sport Ausstattung sieht zwar toll aus und auch das Sportfahrwerk überzeugt vollkommen. Aber man darf sich davon nicht blenden lassen. Der kleinste Lexus ist ein Gleiter, ein sparsamer noch dazu. Denn obwohl ich viele Autobahnkilometer gefahren bin, pendelte sich der Durchschnittsverbrauch bei 5.2 l/100 km ein, da ist aber noch deutliches Potential nach unten vorhanden. Bei gemässigter Fahrt überzeugt der CT durch seine geschmeidige Fahrweise und die Ruhe im Auto. Dafür, dass er aber in der Premium-Klasse spielt, dürfte er mehr Assistenzsysteme als nur einen Abstandstempomat bieten. Auch, dass nur das Abblendlicht LED-Scheinwerfer erhält, das Fernlicht jedoch über öde Halogenscheinwerfer funktioniert, sollte nicht sein.

Theoretisch steht der CT200h ohne Konkurrenz da, denn edle Kompaktwagen mit Hybridantrieb hat sonst keiner im Angebot. Dennoch ist der CT auf unseren Strassen, wie Lexus allgemein, Mangelware, obwohl sein Preis (Testwagen: 46’995 CHF), trotz des Hybridantriebs, nicht so hoch wie bei anderen Premium Anbietern ist. Somit reiht er sich völlig unauffällig weit hinten in der Hitparade der Zulassungszahlen ein, obwohl er ein sehr gutes Auto ist, sofern man vom mangelnden Temperament absieht.

Alltag ★★★★☆

Richtig geräumig ist der CT nicht, sein Platzangebot ist in der Kompaktklasse nur durchschnittlich, aber immerhin gibt es einen ebenen Ladeboden beim Umlegen der Rücksitze. Aufgrund der sehr schlechten Übersicht ist eine Rückfahrkamera empfehlenswert.
Im Alltag ist er ein sehr leiser und komfortabler Gleiter.

Fahrdynamik ★★★☆☆

Das stufenlose Getriebe versauts, so richtig davonziehen mag der Lexus nicht. Das Sportfahrwerk dagegen ist top und auch die Lenkung könnte sich sehen lassen, wenn sie ein bisschen schwergängiger wäre.

 Umwelt ★★★★★

Der Testverbrauch von 5.2 l/100 km ist tief und hat Potential nach unten. Ausserdem ist der Benziner dank Erfüllung der Euro-6-Norm ebenfalls sehr sauber.

Ausstrahlung ★★★★★

Insbesondere in der F Sport Variante sieht der Lexus richtig, richtig gut aus und ist eine willkommene Abwechslung in der Kompaktklasse. Sehr eigenständiges, aggressives Design, ohne überheblich zu wirken. Man erkennt den Hybrid in ihm dennoch.

Fazit ★★★★☆

+ Eigenständiges, gelungenes Design
+ Sehr gute Verarbeitungsqualität
+ Hochwertiger Innenraum
+ Überzeugendes Sportfahrwerk
+ Im gemässigten Fahrbetrieb sehr geschmeidig und leise
+ Niedriger Verbrauch
+ Modernes Infotainmentsystem mit vielen Funktionen
+ 10 Jahre / 100’000 km gratis Service

– Mangelndes Temperament aufgrund stufenloser Automatik
– Wenig Assistenzsysteme
– Mässiges Platzangebot

Steckbrief

Marke / ModellLexus CT200h F SPORT
Preis Basis­modell / Testwagen34'700 CHF / 46'995 CHF
AntriebBenzin-Hybrid, Frontantrieb
Hubraum / Zylinder1798 ccm / R4
GetriebeStufenloses Automa­tik­ge­triebe (E-CVT)
Max. Leistung (Hybridsystem)100 kW
Max. Drehmoment (E-Motor)207 Nm
Beschleu­nigung 0–100 km/h10.3 s
Vmax180 km/h
Verbrauch Werk / CO2 Emissionen / Energieeffizienz4.1 l/100 km / 94 g/km / A
Verbrauch Test / CO2 Emissionen5.2 l/100 km / 119 g/km
Länge / Breite / Höhe4.35 m / 1.77 m / 1.45 m
Leergewicht1540 kg
Kofferraumvolumen375 - 985 l

(Bilder: Lexus)

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