Seit der Einführung des Mazda 3 wurde der Skyactiv-X genannte Antrieb leicht überarbeitet. Nach wie vor ist der Benziner mit Kompressions-, also Selbstzündung einzigartig. Die komplizierte Technik dringt aber nur am Rande bis zum Fahrer durch. In fast allen Belangen macht es der Mazda 3 seinem Fahrer ganz einfach. Mazda schafft es, mit diesem Auto ganz schnell eine sehr gute Bindung herzustellen. Nichtsdestotrotz muss man gewisse Abstriche in Kauf nehmen.
Mittlerweile ist der Mazda 3 seit rund drei Jahren auf dem Markt und das Design kann sich immer noch sehen lassen. Clean, mit schlanken Scheinwerfern, tiefer Silhouette und markanter C-Säule erregt er die Aufmerksamkeit, ohne aggressiv zu wirken. Mit 4,46 Meter Länge ist er in der Kompaktklasse ausserdem einer der grössten Vertreter. Wer das Auto einzigartiger gestalten möchte, kann ab Werk ein dezentes Aerokit ordern, welches den Japaner noch sportlicher auf der Strasse stehen lässt.
Understatement und Premium
Manchmal ist es schon eine verkehrte Welt. Gewisse Hersteller – und ja, ich meine ganz besonders die vier Ringe – werden nicht müde, ihre Premium-Welt zu betonen. Vor allem in diesem Segment spürt man davon aber herzlich wenig. Mazda dagegen hebt sich nicht mit leeren Worten, sondern mit Taten ab. Der Mazda 3 ist nicht nur astrein und picobello verarbeitet, sondern richtig nobel ausstaffiert. Okay, die rote Lederausstattung, die das Auto besonders schick macht, kostet 2000 Franken extra, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Darüber hinaus sitzt man sportlich tief und perfekt eingebettet im Auto.
Aber Mazda geht noch weiter und kleidet auch die Türen sehr schön aus – übrigens auch im Fond. Echtes Aluminium und hochwertiger Kunststoff runden das hochwertige Cockpit ab. Dass die Japaner auch die berühmte Extra-Meile gegangen sind spürt man an den Knöpfen. Egal, ob am Lenkrad, Klima oder Mittelkonsole: Alles klickt und gibt schönes Feedback. Das ist echte Qualität und da Mazda preislich trotzdem bodenständig bleibt, ist das meiner Meinung nach gleich doppelt zu würdigen.
Wo bleibt der Platz?
Ganz simpel ist auch die Bedienung: Es gibt Direktwahltasten, eine Leiste für die Klimaanalge und einen Dreh-Drücker fürs Infotainmentsystem. Aus Gründen der Ablenkbarkeit und Sicherheit verfügt der Mazda 3 über keinen Touchscreen. Das eingeben eines Navi-Ziels ist somit etwas mühsamer, insbesondere auch deshalb, weil die Sprachsteuerung leider kaum etwas taugt. Smarte Online-Dienste sucht man auch vergebens.
Was man auch vergebens sucht: Platz. Der Mazda 3 ist aussen vergleichsweise gross, doch innen ist er klein. Vorne sitzt man bereits mit wenig Bewegungsfreiheit, doch der Fond ist selbst für Durchschnitts-Erwachsene eine enge und vor allem dunkle Höhle aufgrund der sehr kleinen Fenster. Auch der Kofferraum ist nur unterdurchschnittlich gross. Da wurde das Design ganz klar höher priorisiert.
Fahren wie früher
Im Mazda 3 gibt es für heutige Verhältnisse erfreulich wenig einzustellen. Es gibt keine Fahrmodi oder sonstige adaptive Sachen. Einschalten, erster Gang einlegen, und los. Eine kleine Sensation ist die Handschaltung. Sie ist nämlich nicht nur gut abgestuft, sondern das Schalten macht mit den kurzen Wegen und dem spürbaren Einrasten wahre Freude. Das träge Automatikgetriebe, welches ich schonmal getestet habe, ist in keinster Weise eine Alternative zu dieser tollen Handschaltung. Bitte mehr davon!
Da fahrerische Einstellungsmöglichkeiten fehlen, setzt Mazda auf die typische Ausgewogenheit. Das Fahrwerk hat eine leicht knackige Seite, bietet aber guten Reisekomfort. Die Lenkung ist leichtgängig und linear und bietet eine überraschend gute Rückmeldung. Die gute Geräuschdämmung spricht ebenfalls für die vorbildliche Qualität, die in diesem Auto einfach durchgehend ist.
Da der Benziner ein Sauger ist, fühlt sich der Mazda 3 untenrum langsam an. Obwohl die Handschaltung und das Design Sportlichkeit vorgeben, darf halt nicht vergessen werden, dass der Skyactiv-X-Motor eigentlich ein Öko-Motor ist mit dem Ziel, möglichst sparsam mit dem Treibstoff umzugehen. Der Testverbrauch von 6,6 l/100 km trotz Allradantrieb zeigt, dass er das auch wirklich kann.
Das erinnert an vergangene Zeiten, als Turbomotoren nicht die Norm waren. Wer Power will, muss auf über 4000 Umdrehungen fahren, wo der Benziner dann von der Kompressions- in die konventionelle Fremdzündung mit Zündkerze wechselt, da so immer noch mehr Leistung generiert werden kann. Der Wechsel ist deutlich spürbar, es erinnert an die glorreichen Zeiten von Honda’s VTEC-Saugmotoren!
Zuverlässige Technik
Nicht nur die Qualität, auch die verbaute Technik kann sich sehen lassen. Von den üblichen Assistenzsystemen bis hin zu ein paar Goodies wie 360°-Kamera, Matrix-Licht oder Stau-Assistent ist alles an Bord und funktionierte während des Tests tadellos und ohne Fehlalarme. Besonders sympathisch: Wird der Spurhalteassistent deaktiviert, so verbleibt er auch permanent deaktiviert.
Unter dem Strich bekommt man mit dem Mazda einen voll wintertauglichen, stylischen Wagen, der trotz des ökologischen Motors dank der harmonischen Lenkung und der Handschaltung zarten Fahrspass vermitteln kann. Nicht nur der Motor schont mit seinem Verbrauch das Budget, sondern das ganze Auto: Mit Vollausstattung und Allradantrieb verlangt Mazda für den 3 nur knapp 43’000 Franken. Man darf nicht vergessen, dass Mazda einer der letzten Volumenhersteller ist, der nicht in einem Grosskonzern eingebettet ist und somit keine Synergien nutzt. Hier wird alles selber entwickelt, was die Autos auch einzigartig macht.
Alltag
Der Allradantrieb ist in dieser Klasse insbesondere bei Nicht-Performance-Modellen ziemlich selten, wodurch sich der Japaner abheben kann. Für den normalen Alltag sind die Platzverhältnisse ausreichend, doch für Outdoor-Menschen, die viel Equipment transportieren oder generell grossen Stauraum benötigen, ist dieser Wagen nicht geeignet.
Fahrdynamik
Der Skyactiv-X-Motor ist mehr Spar- als Sportmotor, aber die rückmeldungsfreudige Lenkung, das ausgewogene Fahrwerk und vor allem die knackige Handschaltung können dennoch Fahrspass vermitteln, obwohl man nicht sehr schnell unterwegs ist.
Umwelt
Mit der neuen Kompressionszündung zeigt Mazda, dass ein moderner Benziner sehr sparsam und sauber sein kann. Zwar läuft unten rum wenig, aber im oberen Drittel wird der Durchzug dann ganz ordentlich.
Ausstrahlung
Der Mazda 3 ist fast schon ein Juwel unter den Kompaktsportlern. Innen und aussen sehr schön designt, clean, sportlich, dezent.
Fazit
+ Sehr schönes, cleanes und sportliches Design
+ Bestechende Qualität im Innenraum
+ Einfaches Bedienkonzept, auch während der Fahrt
+ Tiefe Sitzposition, top Ergonomie
+ Keine Fahrmodi oder sonstige Einstellungen, einfach losfahren
+ Sehr tiefes Geräuschniveau
+ Hoher Fahrkomfort
+ Knackige und sehr präzise Handschaltung
+ Leichtgängige Lenkung mit guter Rückmeldung
+ Matrix-Licht
+ Umfangreiches und sehr zuverlässiges Assistenzpaket. Spurhalteassistent bleibt auch nach Motorstart aus.
+ Niedriger Verbrauch
– Sprachsteuerung taugt so gut wie nichts, kaum Online-Dienste
– Schlechte Raumausnutzung
– Schlechte Übersicht
– Schwacher Durchzug unter 4000 Umdrehungen
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Mazda 3 Skyactiv-X |
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Preis Basismodell / Testwagen | 32 590 CHF / 42 945 CHF |
Antrieb | Benzin Mild-Hybrid, Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1998 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Saugmotor mit Kompressionszündung |
Getriebe | 6-Gang manuell |
Max. Leistung | 137 kW bei 6000 r/min |
Max. Drehmoment | 240 Nm bei 4000 r/min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 8,3 s |
Vmax | 210 km/h |
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,0 l/100 km / 135 g/km / B |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 6,6 l/100 km / 149 g/km / +10% |
Länge / Breite / Höhe | 4,46 m / 1,80 m / 1,43 m |
Leergewicht | 1542 kg |
Kofferraumvolumen | 334–1026 l |