Mazda ist bekannt dafür, eigene Wege zu gehen. Jüngst ist den Japanern mit dem sogenannten Skyactiv-X Benzinmotor ein Durchbruch gelungen. Dank der angewandten Kompressionszündung, welche durch die für einen Benzinmotor sehr hohe Verdichtung von 16,3:1 ermöglicht wird, verbraucht der neue Benziner in der Theorie etwa so viel wie ein vergleichbarer Diesel. Wie fühlt sich der komplett neue Motor an? Und kann der schnittige Mazda 3 seine sportliche Optik mit einem sportlichen Handling unterstreichen?
Optisch fällt der Mazda 3 auf. Vorne fällt vor allem die optisch tief liegende Schnauze auf. Für mehr Präsenz sorgt der schwarz abgesetzte Kühlergrill inklusive schwarzer Umrahmung. Die eigentliche Besonderheit kommt jedoch hinten. Die sehr dicke, schräge C-Säule schafft in Verbindung mit dem bulligen Heck und den kleinen Fenstern eine Shooting-Brake ähnliche Optik.
Schick und eng
Das Interieur präsentiert sich komplett in Schwarz und ist trotz Stoffsitzen sehr hochwertig. Feine Chromakzente und Aluminium-Elemente bringen spürbare Qualität in den Innenraum. Überhaupt ist Mazda auf einem Niveau, das auch pingelige Zeitgenossen zufriedenstellt. Besonders toll sind die Ergonomie, die tiefe Sitzposition, das scharfe HUD in der Scheibe sowie das druckvolle Bose-Audiosystem.
Weniger zufriedenstellend ist das Infotainmentsystem. Zum einen ist der Screen zwar breit, aber sehr niedrig, sodass Platz verloren geht. Das grössere Übel: Es ist kein Touchscreen. Die allgemeine Bedienung (Einstellungen, Audio, etc.) mag via Dreh-Drücker noch funktionieren, aber eine Zieleingabe im Navi ist auf diesem Weg eine Zumutung. Da müsste Mazda sein Konzept überdenken.
Ein ziemlich klares Statement ist das schlechte Raumangebot. Da setzen die Japaner komplett aufs Design, was auch toll ist. Doch für einen Kompaktwagen ist der Mazda 3 mit 4,46 Metern eher gross, wovon innen nichts zu spüren ist. Der Fond ist dunkel und knapp geschnitten, der Kofferraum eher klein. Kein Weltuntergang, aber man muss wissen, worauf man sich einlässt.
Man spürt… nichts (vorerst)
Doch kommen wir zur spannenden Sache: Dem neuartigen Motor. Wer sich eingehend für die Technik interessiert, kann das Funktionsprinzip beim ADAC nachlesen, dort ist es besser beschrieben, als ich es jemals könnte. Was jedoch für den Endkunden wichtig ist: In erster Linie spürt man von der neuen Technik nichts, genauso wenig wie von der Mild-Hybrid-Technologie. Der Mazda fährt und klingt wie mit jedem anderen Benziner auch: Kultiviert, leise (nichts von einem Diesel-Nageln spürbar) und mit einem spontanen Ansprechverhalten, da Mazda seit jeher keine Turbobenziner baut.
Was man jedoch sehr wohl spürt, ist die Lethargie des Getriebes. Schon seit über sechs Jahren verbaut Mazda das träge 6-Gang-Automatikgetriebe und heute ist es hoffnungslos veraltet. Während man es beim gemütlichen cruisen noch als sanft und weich abstempeln kann, wird bereits bei mittlerer Gangart deutlich, dass die unteren Gänge zu lang übersetzt sind. Ausserdem ist jeder Schaltvorgang deutlich spürbar, kein Vergleich zu den modernen Automaten der anderen Hersteller.
Da war was!
Die sparsamere Kompressionszündung kann der Motor nicht unter allen Umständen nutzen. Ab 4500 Umdrehungen wird auf die konventionelle Fremdzündung mit Zündkerzen gewechselt. Ich denke, es ist kein Zufall, dass der Motor genau bei kurz vor 5000 Umdrehungen bis zum Begrenzer bei 6500 Umdrehungen spürbar mehr Schub erzeugt. Die 132 kW mögen auf dem Papier nett wirken, doch in Tat und Wahrheit handelt es sich um einen ökologischen und nicht um einen sportlichen Antrieb.
Verbrauchstechnisch hält sich der Motor mit im Test ermittelten 7,0 l/100 km zwar einigermassen im Rahmen, doch angesichts einer technologischen Weltneuheit hätte ich mehr spürbaren Fortschritt erwartet. Doch wie bei der eher mässigen Beschleunigung wird auch puncto Verbrauch der baldige Test vom CX-30 mit manueller Schaltung klären, inwiefern das Getriebe für die magere Begeisterung verantwortlich gemacht werden kann.
Potenzial wäre da
Fahrwerkstechnisch ist der Mazda 3 alles andere als eine lahme Ente. Die Lenkung packt direkt zu, gibt gutes Feedback und ist nicht übertrieben künstlich hart. Auf adaptive Dämpfer verzichtet Mazda, auch ein Sportfahrwerk ist nicht bestellbar. Dennoch schafft der Japaner einen gelungenen Spagat zwischen Komfort und Fahrfreude in schnell gefahrenen Kurven. Das ESP lässt sich immerhin teilweise deaktivieren, sodass sogar leichtes Untersteuern zugelassen wird, bevor man elektronisch eingebremst wird.
Viel Hightech
Ganz so feinfühlig wie das ESP ist leider nicht die gesamte Elektronik. Enttäuscht hat vor allem der Abstandstempomat, der bereits bei normalem Regen schnell den Dienst wegen «mangelnder Sicht» quittiert. Cool ist dafür der Spurhalteassistent: Wenn man ihn nicht wünscht, muss man ihn nicht nach jedem Motorstart erneut deaktivieren. Ebenfalls keine Selbstverständlichkeit sind die gestochen scharfen Kameras, die auch bei schlechtem Wetter ein brauchbares Bild erzeugen. Wortwörtliches Highlight ist aber das Matrix-Licht, welches einen einwandfreien Job macht.
Wenig Auswahl, viel drin
Wie bei Japanern typisch, ist die Ausstattung in verschiedene Ausstattungslinien unterteilt. Bei der höchsten Linie «Revolution» (wie beim Testwagen) ist so gut wie alles dabei. Lediglich Lederausstattung, Metallic-Lack und das Automatikgetriebe kosten extra, wobei auf Letzteres aufgrund seiner Nachteile verzichtet werden sollte. Individualisierungsoptionen gibt es zwar keine, dafür ein schicker Kompaktwagen mit Vollausstattung, viel Technologie und Allradantrieb für knapp 41’000 Franken. Wer jetzt noch das Automatikgetriebe weglässt, landet bei unter 40’000 Franken und kriegt wahrscheinlich ein besseres Auto, wie ich es gefahren bin!
Alltag
Die Japaner haben ganz klar das Design priorisiert. Der Mazda 3 ist rund zehn Zentimeter länger als die meisten Konkurrenten, bietet aber weniger Platz. Ausserdem sind die Fenster im Fond extrem klein.
Fahrdynamik
Mit seinem leichtfüssigen Handling wäre der Mazda 3 durchaus in der Lage, Fahrfreude aufkommen zu lassen. Doch das Automatikgetriebe bremst den Wagen völlig aus, da helfen auch die manuellen Eingriffe per Schaltpaddels nicht mehr.
Umwelt
Der ermittelte Testverbrauch von 7,0 l/100 km ist für einen Allradler und die gebotene Leistung eigentlich nicht schlecht. Doch die versprochene Verbrauchseinsparung der Kompressionszündung ist zumindest mit dem Automatikgetriebe nicht nachvollziehbar.
Ausstrahlung
Mit dem markanten Heck und der frechen Front mischt Mazda das etwas bieder gewordene Segment der Kompaktwagen auf. Mit seinem Design könnte er schon fast als Hot Hatch durchgehen – leider sind die MPS-Zeiten bei Mazda vorbei.
Fazit
+ Sportlich-markantes Design
+ Sehr gute Verarbeitungsqualität
+ Druckvolles Bose-Audiosystem
+ Sehr umfangreiche Ausstattung
+ Schnelles Ansprechen des Motors
+ Grosse Bandbreite an Assistenzsystemen
+ Präzise Lenkung
+ Ausgewogenes Fahrwerk
+ Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
– Träges und veraltetes Automatikgetriebe (optional)
– Verbrauchseinparung durch die Kompressionszündung praktisch nicht vorhanden
– Abstandstempomat fällt bei Regen regelmässig aus
– Im Verhältnis zur Grösse geringe Platzverhältnisse im Fond und im Kofferraum
– Sehr umständliche Bedienung des Infotainmentsystems
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Mazda 3 Skyactiv-X |
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Preis Basismodell / Testwagen | 30 590 CHF / 40 951 CHF |
Antrieb | Benzin-Mildhybrid, Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1998 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Saugmotor mit Kompressionszündung |
Getriebe | 6-Gang-Automatikgetriebe |
Max. Leistung | 132 kW bei 6000 r/min |
Max. Drehmoment | 224 Nm bei 3000 r/min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 8,9 s |
Vmax | 210 km/h |
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,9 l/100 km / 157 g/km / C |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 7,0 l/100 km / 159 g/km / +1% |
Länge / Breite / Höhe | 4,46 m / 1,80 m / 1,43 m |
Leergewicht | 1529 kg |
Kofferraumvolumen | 330 - 1022 l |
Bilder: Koray Adigüzel
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