Würde man alle Kompakt-SUVs optisch vergleichen wollen, dann ist der Mazda CX-3 derjenige, der das Abendkleid trägt. Klar, das ist jetzt subjektiv und sehr persönlich und man kann mir auch vorwerfen, dass ich oberflächlich sei. Aber sind wir das nicht alle? Dabei ist es völlig egal, ob es sich um ein Auto oder einen Menschen handelt. Entscheidend dafür, ob wir etwas oder jemanden länger anschauen, ist, wie schön wir unser Gegenüber empfinden. Ob es dann tiefgründiger wird, ob man es beim beiläufigen Flirt oder gar beim Anstarren bewenden lässt, entscheidet dann der Charakter. Jetzt bin ich gespannt, wie lange der CX-3 mein Interesse aufrecht erhalten kann. Kann er mich bis zum Schluss gut unterhalten?
Es ist nicht der «Wow-Effekt», womit der CX-3 die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vielmehr ist es die Summe zahlreicher kleiner, aber feiner Designelementen, welche das harmonische Ganze zusammenfügen: Der verchromte Grill, die flachen LED-Scheinwerfer, die dynamische Seitenlinie und wellenförmige Fensterlinie sowie das kurvige Heck mit zweiflutiger Abgasanlage. Während viele SUVs mit ihren markanten Kotflügeln eher grobschlächtig aussehen, wirkt der CX-3 deutlich zurückhaltender, je nach Perspektive fast schon filigran, man möchte ihm gar nicht zumuten, die asphaltierte Strasse zu verlassen.
Der Innenraum wirkt im ersten Augenblick sehr edel. Weisse Teilleder-Sitze, dunkelrote Armauflagen, Head-up Display, modernes Infotainmentsystem – der Innenraum vom CX-3 sieht jenem vom Mazda 2 zum Verwechseln ähnlich. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, denn wahrscheinlich spart Mazda durch die Gleichteile-Strategie und dasselbe Design eine Menge Geld, wodurch sie ihre Autos auch zu sensationellen Preisen anbieten können.
Trotzdem, beim zweiten Blick wird ersichtlich, dass Mazda versucht, zu sparen. Der harte Kunststoff am Armaturenbrett und an den Türen, das billig öffnende Handschuhfach, die fehlenden Mittelarmlehnen (vorne und hinten), der nicht höhenverstellbare Beifahrersitz, sowie die Einzonen-Klimaanlage sind alles Beweise, dass eben nicht überall geklotzt werden kann. Schlimm? Keineswegs. Dank perfekter Ergonomie, bequemen Sitzen sowie druckvollem Bose Soundsystem fühle ich mich an Bord des CX-3 ausgesprochen wohl. Aufgrund meiner Grösse wird es im Fond zwar ziemlich eng, aber weniger langbeinige dürften es auch hinten gut aushalten. Allerdings leidet der Ausblick zu Gunsten des Designs, denn die hinteren Fenster sind sehr klein.
Alles andere als klein geht es unter der Motorhaube zu und her, denn wie mittlerweile die meisten wissen, setzt Mazda auf Saugmotoren mit hoher Kompression. Unter der Haube des Testwagens arbeitet der Basisbenziner, ein 2,0-Liter Aggregat mit 88 kW, der ausschliesslich mit Frontantrieb erhältlich ist. Ich will ehrlich sein. Mir persönlich ist der Motor etwas zu schwachbrüstig. Im unteren Drehzahlbereich passiert wenig, aber auch mit steigenden Drehzahlen steigt vor allem das Dröhnen und nicht der Schub.
Aber ich bin auch ein 23-jähriger Jungspund und meine – so glaube ich zumindest – überdurchschnittlich hohe Anzahl an Überholmanövern zeigt, dass mein Fahrstil nicht als Massstab genommen werden sollte. Man kann mit dem Motor wunderbar gleiten. Er arbeitet sehr ruhig, spricht feinfühlig an und kann sehr niedertourig gefahren werden. Wer gerne etwas mehr Leistungsreserven hat, sollte den stärkeren Benziner mit 110 kW (nur in Verbindung mit Allradantrieb) wählen. Doch ein stärker Motor ist hier keinesfalls mit mehr Sportlichkeit gleichzusetzen. Der CX-3 liesse sich dann souveräner bewegen, hätte mehr Kraft. Doch der Japaner ist ein Auto für ruhige Gemüter. Die Lenkung ist viel zu synthetisch und leichtgängig, das Fahrwerk straft die Insassen bei flotter Kurvenfahrt mit deutlicher Seitenneigung. Vor allem die unpräzise Lenkung ist irgendwie typisch bei Mazda, ich hoffe inständig, dass dies beim MX-5 nicht so sein wird.
Ebenfalls typisch Mazda ist aber auch das exakte und knackige Schaltgetriebe. Da macht den Japanern so schnell keiner was vor. Seine Stärke spielt der CX-3 auf der Autobahn aus, wo er sehr leise die Kilometer frisst und über einen hervorragend unauffälligen Abstandstempomat sowie einen zuverlässigen Tot-Winkel-Warner verfügt. Den piepsenden Spurhalteassistenten hingegen deaktiviert man am besten sofort. Einen weiteren Wow-Effekt gibt es bei anbrechender Dunkelheit, denn automatisch abblendende Voll-LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht sind in dieser Klasse keine Selbstverständlichkeit. Und dann muss ich Mazda noch etwas zu Gute halten. Konstruktionsbedingt leiden SUVs aller Grössen an Übergewicht und eine üppige Ausstattung wie beim CX-3 verschärft die Problematik in der Regel. Doch der Grund dafür, dass der CX-3 mit dem schwächeren Benziner keine Schlaftablette und der Verbrauch mit 6,5 l/100 km nahe am Normverbrauch ist, liegt an seinem geringen Gewicht. Mit nur 1202 Kilo ist der Japaner das Fliegengewicht seiner Klasse. Chapeau, Mazda.
Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich bei der Rückgabe vom CX-3 Trennungsschmerz verspürt habe. Aber ich würde ihn fast uneingeschränkt empfehlen. Wer wie der Mazda selber ein ruhiges Gemüt ist und nicht im hintersten Loch wohnt, kommt auch mit dem kleinen Benziner zu Recht. Der Testwagen kostet 31’882 Franken, doch wer auf das weisse Interieur verzichtet, spart rund 2500 Franken, womit der Preis unter die 30’000 Franken-Grenze fällt. Damit ist der Mazda günstig, aber bei weitem nicht billig. Denn trotz gewissen Sparmassnahmen ist dieses Auto mit den LED-Scheinwerfern, dem hervorragenden Abstandstempomat, dem innovativen Motorkonzept und der Leichtbau-Technik der Beweis, dass Mazda in der Lage ist, ganz weit vorne mitzuspielen. Und für weniger Technik-Begeisterte ist da immer noch das Design, welches glatt aus einem italienischen Designzentrum stammen könnte.
Alltag
Die kleinen Details wie fehlende Mittelarmlehnen, kleine Fenster hinten oder der eher knapp bemessene Kofferraum stören zwar nicht besonders, aber wer besonderen Wert auf Komfort oder maximale Raumausnutzung legt, muss sich nach was anderem umschauen.
Fahrdynamik
Wer das «Sport» im Wort SUV wörtlich nimmt, ist mit dem CX-3 ebenfalls nicht richtig bedient. Sportlich ist an diesem Auto einzig die Getriebeführung. Der Mazda ist ein Gleiter durch und durch.
Umwelt
Der Normverbrauch von 5,9 l/100 km ist nicht besonders niedrig. Dafür ist der Realverbrauch von 6,5 l/100 km besonders nahe dran. Und der CX-3 wurde wirklich nicht geschont.
Ausstrahlung
Wie eingangs bereits erwähnt, ist der CX-3 nicht so etwas wie eine Sexbombe. Er ist auf eine angenehme Art zurückhaltend und gleichzeitig attraktiv.
Fazit
+ Schönes Design
+ Hoher Fahrkomfort
+ Hochwertige Materialien und schöne Verarbeitung
+ Leises Fahrverhalten
+ Bequeme Sitze, perfekte Ergonomie
+ Knackige Schaltung
+ Sehr attrativer Preis
+ Üppige Ausstattung
+ Diverse Assistenzsysteme verfügbar
+ Akzeptabler Verbrauch
+ Niedriges Leergewicht
– Knappe Leistungsreserven (Basisbenziner)
– Gewisse Sparmassnahmen im Innenraum
– Diffuse, unpräzise Lenkung
– Nicht besonders geräumig
Steckbrief
Marke / Modell Mazda CX-3 Preis Basismodell / Testwagen 21 300 CHF / 31 882 CHF Antrieb Benzin, Frontantrieb Hubraum / Zylinder 1998 ccm / R4 Motoranordnung / Motorkonzept Frontmotor / Saugmotor Getriebe 6-Gang manuell Max. Leistung 88 kW bei 6000 r/min Max. Drehmoment 204 Nm bei 2800 r/min Beschleunigung 0–100 km/h 9,0 s Vmax 192 km/h NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz 5,9 l/100 km / 137 g/km / D Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz 6,5 l/100 km / 151 g/km / +10% Länge / Breite / Höhe 4,28 m / 1,77 m / 1,54 m Leergewicht 1202 kg Kofferraumvolumen 287 - 1197 l
(Bilder: Koray Adigüzel)
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