Mazda MX-5: Die letzte Chance?

Der Mazda MX-5 hat seine zweite grössere Überarbeitung erfahren. Obwohl frisch gefaceliftet, ist er im Grunde alles andere als neu, in der aktuellen sogenannten ND Generation ist er bereits seit 2016 unterwegs. Aber muss das was Schlechtes sein? Der Roadster hat schon oft genug bewiesen, dass der kleine Racker im Grund konkurrenzlos unterwegs ist und weitgehend immun gegen den Zahn der Zeit ist. Allerdings neigt sich das Leben des quirligen Sportwagens, wie wir ihn kennen und lieben, in Europa langsam aber sicher dem Ende zu. Seine Qualitäten und sein ganz eigener Fahrspass sind nach wie vor unbestritten, doch die Uhr tickt, und zwar schnell!

Zum ersten Mal seit der Lancierung haben die Japaner am Design etwas verändert. Wobei das nach deutlich mehr klingt, als effektiv passiert ist. Neu sind nämlich einzig die Lichter vorne und hinten, wer nicht genau hinschaut, wird die Unterschiede zu den bisherigen Modellen kaum finden. Wie bei jedem Facelift gibt es auch bei MX-5 eine neue Lackfarbe sowie ein neues Felgendesign. Der Testwagen ist das Sondermodell Kazari, welches als einziges mit beigefarbener Innenausstattung sowie dazu passendem beigefarbenem Verdeck vorfährt. In Verbindung mit der nicht neuen, aber tief leuchtenden Farbe Crystal Blue, wirkt der kleine Roadster besonders schick und hochwertig.

Neues, mässiges Infotainmentsystem

Die grösste und beinahe einzige Neuerung im weiterhin sehr eng geschnittenen Cockpit ist das neue Infotainmentsystem mit grösserem Screen. Neu unterstützt der MX-5 Android Auto und Apple CarPlay kabellos. Bahnbrechende Hightech-Features sind jedoch nicht zu erwarten. Ausserdem verzichtet Mazda bewusst auf eine Touchscreen-Funktionalität (Ausnahme: Smartphone-Spiegelung im Stand), sodass insbesondere die Navibedienung mühsam ist. Die Sprachsteuerung ist zwar da, aber schwer von Begriff. Die zweite, feine Neuerung ist ein rahmenloser Innenspiegel, welcher das Interieur optisch aufwertet.

Pragmatik sei Dank

Bevor wir uns dem Fahrerischen aufwerten, müssen noch zwei schlechte Neuigkeiten abgehandelt werden. Erstens: Der Spurhalteassistent ist, im Gegensatz zu den früheren Versionen, nun nach jedem Motorstart erneut aktiv. Ausserdem hält auch der unsägliche Tempolimitwarner ISA in den Roadster Einzug. Beide Systeme passen so gar nicht in den MX-5 und glücklicherweise hat sich Mazda wenigstens bezüglich des ISA etwas überlegt. Das nervige Gebimmel lässt sich mit einem Knopfdruck links unten vom Lenkrad ausschalten. Danke für diesen pragmatischen Ansatz, Mazda!

Die eigentliche Hiobsbotschaft ist jedoch die zweite Nachricht: Aufgrund verschärften Abgasnormen fällt der beliebte Zweiliter-Motor im Herbst aus dem Portfolio. Fortan wird der quirlige Roadster nur noch mit dem kleinen 1,5-Liter-Motor verfügbar sein und sorry: Dem kleinen Motor fehlt es einfach an genügend Druck, um genügend Fahrspass zu beschwören.

Urchig und begehrenswert

Doch anstatt Trübsal zu blasen, erfreuen wir uns lieber an dem, was Mazda noch baut und im Angebot hat. Normalerweise generieren Sportwagen ihren Fahrspass durch die Leistung und/oder das Handling. Beim MX-5 ist es etwas anders: Nämlich das Gefühl, dass man ein 20 Jahre altes Auto fährt, obwohl es sich um 2024er-Modell handelt! Alles ist so analog und direkt, der Schalthebel vibriert, der Saugmotor hängt am Gas und Tempo 80 fühlt sich mit offenem Verdeck und offenem Fenster eher an wie Tempo 120. Während das eigentliche Fahrgefühl bei Neuwagen je länger, je mehr abnimmt, zelebriert es der Japaner mit jedem Meter! Aufgrund der Einfachheit seines Seins hat man bereits bei niedrigem Tempo oder, um es anders auszudrücken, auch beim Einhalten jedes Tempolimits Freude am Fahren.

Das heisst aber nicht, dass der Roadster lahm ist, er muss einfach anders gefahren werden als die modernen Turbomotoren und erst recht Elektroautos. Drehzahlen bestimmen alles und ohne ausreichend Drehzahlen geht halt nichts. Unter 3000 Umdrehungen passiert wenig, darüber und bis 4500 Touren geht es allmählich los und ab 4500 bis 7500 Umdrehungen geht die Post richtig ab. Es ist immer wieder ein Genuss, den Motor auszudrehen und über die knackige Schaltung den nächsten Gang einzulegen.

Was das Handling angeht, so präsentiert sich der Roadster – der als Testwagen ohne die optionale Sportausstattung, bestehend aus Recaro-Sitzen, Brembo-Bremsen, Bilstein-Dämpfern und einer Querstrebe im Motorraum zum Test antrat – auf der spielerischen Seite. Mazda hat es sogar geschafft, dass der kleine Racker weicher federt, ohne dass die Performance leidet. Im Standardtrimm wankt das Fahrwerk aber dennoch, was einem dafür auch ein gutes Gefühl für den Grenzbereich gibt. Dieser ist einfach zu handeln, da das Heck sanft und leicht nach aussen drückt. Für noch mehr Fahrspass verfügt das neueste Modell über einen Track-Modus, der das ESP später eingreifen lässt. Nicht restlos überzeugen kann die Bremsanlage. Sie kann bei forcierten Bergabfahrten überhitzen, weshalb für richtig enthusiastische Fahrer das Sportpaket, welches im 2024-er-Modell in der Homura Top-Line enthalten ist, zu empfehlen ist.

Neu kein Schnäppchen mehr

Die allgemeine Preiserhöhung bei Neuwagen hat auch vor dem Mazda keinen Halt gemacht. Der Testwagen ist mit 46’541 Franken angeschrieben, was doch recht viel Geld für so wenig Auto ist. Andererseits ist der gebotene Fahrspass des Japaners nach wie vor überragend und wird je länger, desto begehrenswerter, da solche Autos wie der MX-5 einfach nicht mehr gebaut werden.

Das neueste Modell punktet vor allem mit der kabellosen Smartphone-Integration auf dem grösseren Screen, dem ESP-Track-Modus sowie den neuen Scheinwerfern, welche die Strasse sowohl mit Abblend-, als auch mit Fernlicht besser ausleuchten. Die zusätzlichen Assistenzsysteme sind auf gut Schweizerdeutsch ein «Driischiss» und stören das Gesamtpaket eher. Insofern kann auch ein älteres Modell als Occasion mit bestem Gewissen empfohlen werden, wodurch man mit einer erheblichen Ersparnis denselben Fahrspass geboten bekommt. Bezüglich der Zukunft des ikonischen Roadsters lässt sich Mazda nicht in die Karten sehen. Es könnte daher die letzte Chance sein, dieses tolle Fun-Auto als Neuwagen zu erwerben und hoffentlich viele Jahren lang zu geniessen!

Alltag 

Es braucht schon etwas Wille, um den MX-5 als Alltagsauto zu nutzen. Ablagefächer sind rar, das Auto ist eng und der Kofferraum schlecht nutzbar. Dafür ist das Auto handlich und die Übersicht ist super. Ausserdem ist das Auto ein Garant für gute Laune!

Fahrdynamik 

Rein objektiv betrachtet ist der kleine Roadster nicht der Hardcore-Sportler. Das Fahrwerk wankt und die Bremse kommt bei harter Beanspruchung ans Limit. Doch der spontan ansprechende, drehfreudige Motor, das knackige Getriebe sowie das agile, wuselige Wesen des Auto generieren trotzdem Fahrspass en masse!

Umwelt 

Der Mazda MX-5 ist ein sehr grünes Auto und das meine ich nicht ironisch. Durch sein geringes Gewicht ist er grundsätzlich ressourcenschonend in der Herstellung, ausserdem lässt sich der Wagen – ebenfalls dank seines Fliegengewichts mit rund 6,5 l/km Durchschnittsverbrauch fahren. Selbst wenn er gefordert wird, eskaliert der Verbrauch nicht.

Ausstrahlung 

Der Roadster ist einfach ein Sympathieträger. Im Gegensatz zu ausgewachsenen Sportwagen wirkt er nicht protzig, sondern witzig und sympathisch. Ausserdem ist er trotz geringen Ausmassen mit sportlich-knackigen Proportionen gesegnet. Dass er trotz des praktisch unveränderten Designs immer noch neu und frisch wirkt, spricht ebenfalls für sich!

Fazit 

+ Zeitloses, sportliches und sympathisch wirkendes Design
+ Tiefe Sitzposition, beim Sondermodell nobles Nappaleder
+ Einfache Bedienung, kabellose Smartphone-Integration
+ Ultra spontaner und drehfreudiger Saugmotor
+ Knackiges Getriebe mit kurzen Schaltwegen
+ Spielerisches, berechenbares Handling
+ Ungefiltertes Fahrgefühl
+ Schön eindrehendes Heck dank des Sperrdifferentials
+ Ohne Sportfahrwerk ausreichender Fahrkomfort
+ 3 ESP-Stufen
+ Gutes Matrix-Licht
+ Keine direkte Konkurrenz

– Unbrauchbare Sprachsteuerung
– Unnötige Assistenzsysteme
– Bremsen kommen bei aggressiver Fahrweise ans Limit (ohne Sportpaket)
– Ziemlich hoher Preis

– Keine Mängel

Steckbrief

Marke / Modell	Mazda MX-5 Roadster
Preis Basismodell / Motorisierung / Testwagen	35 600 CHF / 44 600 CHF / 46 541 CHF
Antrieb	Benzin, Heckantrieb
Hubraum / Zylinder	1998 ccm / R4
Motoranordnung / Motorkonzept	Front-Mittelmotor / Saugmotor
Getriebe	6-Gang manuell
Max. Leistung	135 kW bei 7000 r/min
Max. Drehmoment	205 Nm bei 4000 r/min
Beschleu­nigung 0–100 km/h	6,5 s
Vmax	219 km/h
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz	6,8 l/100 km / 153 g/km / D
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz	7,3 l/100 km / 164 g/km / + 7%
Länge / Breite / Höhe	3,92 m / 1,74 m / 1,23 m
Leergewicht	1128 kg
Kofferraumvolumen	130 l

Bilder: Koray Dollenmeier