Die Autowelt dreht sich unaufhörlich weiter. Plug-in-Hybride werden beinahe täglich vorgestellt, Assistenzsysteme entwickeln und verbreiten sich unaufhörlich weiter. Elektroautos sind auf dem Vormarsch. Doch es gibt sie noch, die Nischenprodukte, die für puren Fahrspass stehen. Ein prominenter und obendrein erschwinglicher Vertreter ist der Mazda MX-5, der seit vier Jahren praktisch unverändert in der vierten Generation antritt. Beinahe still und heimlich hat Mazda an der Leistungsschraube gedreht, sodass der wuselige Roadster jetzt stärker anschiebt, ansonsten weitgehend ganz der Alte geblieben ist. Zum Glück!
Die Japaner sprechen ehrlicherweise auch von einer Modellüberarbeitung anstatt einem Facelift. Optisch hat sich nämlich rein gar nichts getan. Der rassige Zweisitzer mit langer, flacher Schnauze blickt immer noch fordernd-frech drein und wirkt dank den sehr geringen Ausmassen trotzdem ein bisschen herzig. Nach wie vor steht der Roadster aber ein bisschen hoch, eine Tieferlegung würde nicht nur die Optik schärfen, sondern den ohnehin schon tiefen Schwerpunkt noch weiter absenken!
Was viele nicht wissen: Mazda bietet diverses Zubehör ab Werk an: So sind nebst einem sportlicheren Bodykit der meiner Meinung nach sehr empfehlenswerte Tieferlegungssatz von Eibach oder ein Sportauspuff von Bastuck erhältlich. Aber auch optische Aufwertungen wie Alcantara-Verkleidungen, Ambientebeleuchtung oder ein Alu-Öldeckel können ab Werk bestellt werden. Ein Blick in den Zubehör-Katalog lohnt sich definitiv!
Der Innenraum präsentiert sich ebenfalls unverändert. Vor allem für grosse Personen ist es definitiv hilfreich, dass sich das Lenkrad endlich auch in der Tiefe anstatt nur in der Höhe verstellen lässt. Die erstklassigen Recaro-Schalensitze sind Bestandteil des Sport-Pakets und definitiv empfehlenswert, denn es enthält auch noch eine Domstrebe im Motorraum zur Erhöhung der Karosseriesteifigkeit sowie ein Bilstein-Dämpfer mit einer strafferem Abstimmung.
Innert wenigen Sekunden ist man starklar: Startknopf drücken, dem kurzen Knurren des Zweiliter-Saugers lauschen und anschliessend mit einem Handgriff das Stoffverdeck entriegeln und nach hinten schmeissen! Der erste Gang lässt sich aus dem Handgelenk aus einlegen und die Kupplung arbeitet sehr sanft, ohne störrischen Schleifpunkt oder starken Gegendruck. Auf geht’s!
Dank der sehr tiefen Sitzposition sowie den lauten Fahrgeräuschen bei offenem Verdeck, hat man ein ungewohnt intensives Gefühl für die Geschwindigkeit. Selbst Tempo 80 wirkt im MX-5 erstaunlich aufregend! Bereits das normale Fahren macht dank dem super knackigen Getriebe und des knurrenden Motors richtig Laune. Da der Roadster nicht nur sehr agil, sondern auch sehr handlich ist, findet man sich auch im Stadtgewusel sehr schnell zu Recht – mit einem Sportwagen nicht selbstverständlich. Das wahre Revier des MX-5 sind aber Passstrassen.
Um mit dem aufgeweckten Japaner schnell unterwegs zu sein, braucht es hohe Drehzahlen. Unter 4000 Umdrehungen bleibt der Schub eher mässig, doch darüber wird’s witzig. Unter erstaunlichem Getöse erklimmt der längs eingebaute Motor die Drehzahlleiter immer schneller und lässt sich ohne Probleme bis auf 7500 Umdrehungen jubeln! Früher war bereits bei 6700 Umdrehungen Schluss.
Dank des sehr tiefen Gewichts kann entsprechend spät gebremst werden, auch leicht in die Kurve hinein. Sobald man anschliessend wieder stärker beschleunigt, hilft das Sperrdifferential, das Heck um die Kurve zu drücken. Selbst mit aktivem ESP sind bei sehr starker Beschleunigung leichte Powerslides möglich! Dank der linearen Kraftentfaltung ist das vollständige Deaktivieren des ESP bei trockener Strasse unbedenklich, da das Heck stets langsam nach aussen schwenkt und nicht plötzlich ausbricht.
So gesehen ist der Mazda MX-5 so gut und so spassig wie eh und je – jetzt einfach mit mehr Leistung und Drehfreude! Zudem wurde das LED-Licht um eine Matrix-Funktion erweitert, sodass jetzt sogar mit dem kleinen Roadster blendfreies Fernlicht möglich ist. Die Euro-6d-Temp Norm erreichen die Japaner übrigens clever über eine hohe Verdichtung und weitere, feine Anpassungen am Motor. So kann auf den Partikelfilter, der nur Gewicht ins Auto bringt, unnötigen Gegendruck im Abgasstrang verursacht und auf den Sound drückt, verzichtet werden.
Für den überaus spassigen Roadster mit Komplettausstattung wie beim Testwagen ruft Mazda rund 40’000 Franken auf. Klar gibt es für dieses Geld weitaus praktischere und zweckmässigere Autos, doch gemessen am Fahrspass ist der Japaner ein echtes Schnäppchen! Apropos Schnäppchen: Dass der NEFZ-Normverbrauch von 6,9 l/100 km mit einem Testverbrauch von 6,2 l/100 km trotz teils sportlichem Fahrstil deutlich unterboten wurde, ist phänomenal. Nur der Mazda MX-5 bietet soviel Fahrspass bei gleichzeitig gutem Gewissen und schonendem Umgang mit dem eigenen Portemonnaie!
Alltag
Als Hauptauto taugt der MX-5 nur bedingt. Zwar lässt er sich dank des Saugers ohne explosive Kraftentfaltung auch im Winter sicher fahren, doch das knappe Platzangebot bleibt das Hauptproblem. Es stehen innen nur sehr wenige Ablageflächen zur Verfügung und der Kofferraum fasst gerade mal genügend für einen Weekend-Trip zu zweit.
Fahrdynamik
Der Sauger besticht mit sensationellem Ansprechverhalten und hoher Drehfreude bis deutlich über 7000 Touren hinaus. Auch ohne übertriebene Härte bleibe der flache Roadster sehr stabil, das Sperrdifferential an der Hinterachse drückt den Winzling förmlich um die Kurven. Provozierte Powerslides bei deaktiviertem ESP fördern den Fahrspass ungemein! Einzig die Lenkung dürfte einen Tick direkter sein.
Umwelt
Abgesehen von einem herkömmlichen Start-Stopp-System verfügt der Roadster über keine Spritspartechniken. Dass der Testverbrauch trotz teils sportlichen Ausfahrten mit nur 6,2 l/100 km deutlich unter (!) dem Normverbrauch von 6,9 l/100 km liegt, ist eine kleine Sensation und zeigt einmal mehr, worauf es beim Spirtsparen wirklich ankommt: geringes Eigengewicht. Zudem lässt sich ein Sauger im Gegensatz zu einem kleinen Turbobenziner bei gleichmässiger Fahrt niedertouriger fahren.
Ausstrahlung
Trotz unverändertem Design kommt der knackige Roadster immer noch sehr gut an und wirkt keinesfalls wie von gestern!
Fazit
+ Schnittiges, sehr kompaktes Design
+ Sehr tief montierte Recaro-Schalensitze mit bequemer Polsterung und tollem Seitenhalt
+ Matrix-LED-Scheinwerfer
+ Sehr handlich und agil
+ Manuelles Stoffverdeck, kann mit einem Handgriff zurückgeworfen werden
+ Sehr tiefes Leergewicht
+ Knackige Handschaltung mit ultrakurzen Schaltwegen
+ Drehfreudiger Sauger mit schönem Sound
+ Ausreichender Fahrkomfort
+ Tiefer Schwerpunkt
+ Ausgezeichnete Rundumsicht
+ Sehr tiefer Realverbrauch für einen Sportwagen
+ Fairer Preis
+ Grosses Zubehör-Angebot
– Trotz Smartphone-Integration angestaubtes Infotainment-System mit trägem Navi
– Bodenfreiheit dürfte aus optischen Gründen etwas geringer sein
– Kaum Ablageflächen, sehr kleiner Kofferraum
– Lenkung dürfte noch direkter und spitzer reagieren
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Mazda MX-5 Skyactiv G-184 |
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Preis Basismodell / Testwagen | 32 500 CHF / 40 127 CHF |
Antrieb | Benzin, Heckantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1998 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Front-Mittelmotor / Saugmotor |
Getriebe | 6-Gang manuell |
Max. Leistung | 135 kW bei 7000 r/min |
Max. Drehmoment | 205 Nm bei 4000 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 6,5 s |
Vmax | 219 km/h |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,9 l/100 km / 156 g/km / G |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 6,2 l/100 km / 140 g/km / -10% |
Länge / Breite / Höhe | 3,92 m / 1,74 m / 1,23 m |
Leergewicht | 1114 kg |
Kofferraumvolumen | 127 l |
Bilder: Koray Adigüzel
Hallo Koray,
da hast du aber einen tollen Artikel zum Mazda MX-5 Facelift geschrieben.
Besonders die Bilder finde ich super .-)
Die sind sogar besser als in der “Auto Hintergründe” App:
https://play.google.com/store/apps/details?id=de.hammtech.carwallpapers
Viele Grüße
Throsten