Es gibt Autos, die haben eine längere Lebensdauer. Da wären beispielsweise die aktuelle Generation des Chrysler 300 C. Oder der FIat 500, welcher in der letzten Generation als Hybrid weitergebaut wird. Oder eben der aktuelle Mazda MX-5, der auch schon seit bald acht Jahren quasi unverändert gebaut wird. Was diese Autos in der Regel gemein haben: Sie werden technisch überholt und/oder man sieht ihnen – zumindest im Cockpit – ihr eigentliches Alter an. Der Mazda MX-5 bildet da eine erfreuliche Ausnahme: Er ist weder gealtert, noch wurde er technisch überholt. Im Gegenteil, sein Antriebskonzept ist heute eine wahre Rarität geworden! Sein grösstes Problem dürfte daher das grosse Occasionsangebot sein.
Dass man den Testwagen als Modelljahr 2022 identifizieren kann, liegt daran, dass es sich um das Sondermodell Prestige (ausserhalb der Schweiz: Kinenbi) handelt. Das Sondermodell ist mit einem blauen Stoffdach sowie braunem Nappaleder ausgestattet. Zusätzlich trägt der Testwagen die neue Lackierung «Platinum Quarz», die farblich perfekt zum Sondermodell passt. Ansonsten sieht der Mazda MX-5 genauso aus, wie er anno 2015 präsentiert wurde. Für mehr Exklusivität steht zudem ein umfangreicher Zubehörkatalog zur Verfügung, der unter anderem eine Tieferlegung, BBS-Felgen, ein Aero-Kit und weitere Individualisierungen beinhaltet.
Nichts für Riesen
Das Cockpit hat Mazda seit dem letzten Facelift gänzlich unangetastet gelassen. Das Infotainmentsystem bietet zwar Apple Carplay und Android Auto an, ist ansonsten aber in die Jahre gekommen und nicht mehr State of the Art. Der Mazda MX-5 ist nach wie vor eines der modernen Autos mit den kleinsten Innenräumen. Es gibt kaum Ablagemöglichkeiten und ab ca. 1,85 Meter ist die maximale Grösse erreicht, mit der man noch perfekt im Auto Platz findet. Auch der Kofferraum ist nichts für Leute, die gerne genügend Kram oder Klamotten mitnehmen. Nichtsdestotrotz weiss ich aus eigener Erfahrung, dass ein 1-wöchiger Trip zu zweit im MX-5 super machbar ist, sofern man keine Winterklamotten oder -Ausrüstung transportieren möchte.
Zurück in die Vergangenheit
Beim Mazda MX-5 dreht sich alles ums Fahren und um die Einfachheit. Das Verdeck ist innert zwei Handgriffen offen und wer auch noch die Seitenscheiben unten hat, geniesst Wind und Freiheit pur. Fahrmodi gibt es keine, der Roadster wird nicht über irgendwelche Schalter, sondern über das Getriebe gesteuert: Dieses ist wunderbar knackig und kurz übersetzt, sodass es eine wahre Freude ist, denn Sauger auf über 7000 Umdrehungen auszudrehen!
Natürlich kann man mit dem kleinen Mazda sportlich unterwegs sein und dank des sensationell geringen Gewichts sind vor allem enge Kehren ein Genuss. Da der MX-5 so klein ist, kann man auch auf engen Strassen zügig unterwegs sein, wo sich viele andere Autos selbst im Weg stehen. Und da der Sauger seine Kraft schön linear aufbaut, ist der Wagen sehr gutmütig und einfach zu kontrollieren, auch ohne übertrieben viel Elektronik.
Freiheit geniessen
Doch worum es im Mazda eigentlich geht, ist der Genuss am Fahren und der Freiheit. Üblicherweise schläft einem auch bei 80 km/h fast das Gesicht ein, doch im kleinen Japaner ist das Grinsen riesengross! Der Wind tobt einem um die Ohren, man fühlt sich eins mit der Strasse und der Umgebung. Dieses Auto lädt einen förmlich dazu ein, von der Autobahn oder der Hauptstrasse abzubiegen und Neben- und Bergstrassen zu erkunden!
Autos wie der Mazda MX-5 gibt es kaum noch. Das Trio Sauger, Handschaltung und Heckantrieb findet sich kaum noch und während man sich in anderen Sportwagen schnell mit einem Fuss bereits hinter Gittern befindet, braucht es im MX-5 keine Tempoexzesse, um die Fahrt zu geniessen. Mit seiner (Antriebs)-Technik ist der Roadster also nicht gealtert, sondern im Verlauf der Jahre noch begehrenswerter geworden!
Neu oder nicht?
Leider hat sich im Laufe der Zeit der Preis verändert und zwar nicht zum Guten. Vor ein paar Jahren war ein Mazda MX-5 neu noch unter 40’000 Franken erhältlich, heute kostet das gezeigte Sondermodell 44’000 Franken. Ein Roadster ist ein emotionaler Kauf und daher ist es gut möglich, dass man sich einen schönen Neuwagen gönnen möchte. Doch wer eine Occasion der aktuellen Generation kauft, muss kaum Abstriche in Kauf nehmen und kann sich dafür bis die Hälfte des Neuwagenpreises sparen. Vor dem Modelljahr 2018 gab es zwar etwas weniger Leistung, doch selbst das tut dem grandiosen Fahrspass keinen Abbruch. Und das Schönste am MX-5 ist, dass man einer Community beitritt, dessen Fahrer sich auf der Strasse gegenseitig grüssen!
Alltag 
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Man kann den Mazda MX-5 als einziges Auto das ganze Jahr über fahren. Er erfordert zwar gewisse Zugeständnisse und Einschränkungen, aber wenn man sich auf das Wesentliche beschränkt, kommt man sehr gut damit durch den Alltag.
Fahrdynamik 
Der MX-5 ist kein extremes Performance-Tool, da entsteht schon ein wenig Neigung in Kurven und wer ihn hart rannimmt, bringt auch die Bremsen ans Limit. Aber er versprüht maximale Fahrfreude dank kernigem Sound, brillianter Schaltung, drehfreudigem Sauger und gut kontrollierbarem Heckantrieb!
Umwelt 
Dank seines geringen Gewichts und der Möglichkeit, sehr niedertourig zu fahren, kann man den Mazda mit rund 6 Litern Verbrauch bewegen. Selbst im Mix mit sportlichen Fahrten ergibt sich ein für Sportwagen-Verhältnisse sehr niedriger Verbrauchswert von 6,8 l/100 km.
Ausstrahlung 
Der kleine MX-5 weckt Sympathien. Sein Design ist überhaupt nicht aggressiv, sondern knackig dank sportlichen Proportionen – einfach im Miniatur-Format.
Fazit
+ Sportliches, nicht aggressives Design
+ Simples, manuelles Verdeck, das sich auch bei höheren Geschwindigkeiten bedienen lässt
+ Sehr tiefe Sitzposition, gute Ergonomie, allerdings nur bis zu einer gewissen Grösse
+ Hochwertige Verarbeitung
+ Sehr niedriges Gewicht
+ Kerniger Motorsound
+ Drehfreudiger und sehr flink ansprechender Saugmotor
+ Brilliante Handschaltung
+ Sehr gut kontrollier- und dosierbarer Heckantrieb
+ Versprüht maximale Fahrfreude, man fühlt sich schneller, als man ist
+ Präzise Lenkung mit feinfühliger Rückmeldung
+ Wankstabiliserung für mehr Stabilität in schnell gefahrenen Kurven
+ Matrix-Licht
+ Fairer Preis
– Knappes Platzangebot im Innenraum und Kofferraum
– Langsames und im Funktionsumfang eingeschränktes Infotainmentsystem
– Auf der Autobahn sehr hoher Geräuschpegel im Innenraum
– Standardsitze nur mit mässigem Seitenhalt
– Preis im Lauf der Zeit immer weiter angehoben
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
| Marke / Modell | Mazda MX-5 Prestige |
|---|---|
| Preis Basismodell / Testwagen | 43 200 CHF / 44 000 CHF |
| Antrieb | Benzin, Heckantrieb |
| Hubraum / Zylinder | 1998 ccm / R4 |
| Motoranordnung / Motorkonzept | Front-Mittelmotor / Saugmotor |
| Getriebe | 6-Gang manuell |
| Max. Leistung | 135 kW bei 7000 r/min |
| Max. Drehmoment | 205 Nm bei 4000 r/min |
| Beschleunigung 0–100 km/h | 6,5 s |
| Vmax | 219 km/h |
| WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,9 l/100 km / 155 g/km / D |
| Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 6,8 l/100 km / 152 g/km / -1% |
| Länge / Breite / Höhe | 3,92 m / 1,74 m / 1,23 m |
| Leergewicht | 1100 kg |
| Kofferraumvolumen | 127 l |
