Mit dem MX-5 allgemein hat Mazda einen echten Volltreffer gelandet. Meinungen gehen in der Regel auseinander und das ist auch gut so, aber beim japanischen Flitzer sind sich anscheinend alle einig: Das Leichtgewicht macht einfach Freude! Das zeigen auch meine Begegnungen mit dem RF (Retractable Fastback) genannten Targa. Manch Neugieriger schleicht am Parkplatz ums Auto und Passanten am Fussgängerstreifen strahlen einen an, weil man eben nicht einer Blechburg sitzt, sondern im sympathischen MX-5. Dass er so klein ist, dürfte einer der Hauptgründe sein, weshalb er auch vom Umfeld so positiv wahrgenommen wird. Der RF ist ein optisches Highlight und bewahrt die Werte des Zweisitzers – sofern man die Finger vom Automatikgetriebe lässt.
Die Show kann beginnen: Der ganze hintere Bügel hebt sich an, das zweiteilige Hardtop faltet sich aufwendig zusammen und verschwindet hinter den Sitzen, ohne den ohnehin schon winzigen Kofferraum zu beeinträchtigen. Anschliessend senkt sich der Bügel wieder. Fertig! Schade, funktioniert das Ganze nicht via Fernbedienung, damit man sich die Faltkunst von aussen anschauen kann. Dafür kann man die Prozedur auf dem kleinen, aber gestochen scharfen Infodisplay links vom Drehzahlmesser in Echtzeit mitverfolgen.
Das Display ist denn auch die einzige Änderung des RF – zumindest optisch. In Fahrt wird es im Innenraum etwas weniger stürmisch als im Roadster, doch ohne Haargel verwirbelt es die Frisur trotzdem. Gut so! Was sonst noch gut ist? Die sehr tiefe Sitzposition und die wunderbare Übersicht, obwohl man fast am Boden kauert. Was ist weniger gut? Die Kopffreiheit. Schon im Roadster hatte ich mit meinen 1,85 Meter das Gefühl, gerade noch so reinzupassen. Im RF verstärkt sich das beengende Gefühl, zwischen Haaren und Dachhimmel besteht kaum noch Luft. Sitzriesen sollten daher nicht nur mal kurz reinsitzen, sondern auch eine längere Runde fahren, um festzustellen, ob der MX-5 auch nach einiger Zeit noch bequem ist.
Apropos fahren. Böse Zungen mögen behaupten, dass der Targa mit besserer Dämmung sowie etwas milderem Fahrwerk etwas für Warmduscher sei. Ich finde es einen cleveren Schachzug der Japaner, mit dem RF jene abzuholen, denen der Roadster einfach zu extrem ist. Oder man begeistert mit der Optik eine völlig neue Kundschaft? Jedenfalls kann auch der RF mit dem Sportpaket, welches hautenge Recaro-Sitze sowie Bilstein-Dämpfer beinhaltet, geordert werden – zumindest, wenn man beim Schaltgetriebe bleibt.
Ganz bewusst habe ich dem Automatikgetriebe im MX-5, das nur für den RF erhältlich ist, eine Chance gegeben. Doch bereits nach einem Tag wäre ich am liebsten wieder umgestiegen auf den Handschalter. Coupé-Linie, bessere Dämmung, angenehmeres Fahrwerk, ja selbst die rund 60 Kilo Mehrgewicht verwässern den Charakter des MX-5 nicht. Das Automatikgetriebe jedoch tut es.
Es bringt nochmal 25 Kilo Gewicht ins Auto, es ist nicht mit dem Sportpaket und dem Sperrdifferential kompatibel und es beraubt den Bonsai-Sportler mit einer zu langen Getriebe-Übersetzung seiner Agilität. Der wirklich einzige Vorteil des Automatikgetriebes ist das niedrige Drehzahlniveau und der tiefere Geräuschpegel auf der Autobahn. Aber ganz ehrlich, wem das wichtig ist, der ist beim MX-5 so ziemlich an der falschen Adresse.
Dieses Auto ist gebaut, um Fahrspass zu vermitteln und insbesondere die kurz-knackige Handschaltung des MX-5 sorgt für eine intensive Verbindung zwischen Auto und Fahrer – genau das, was Mazda mit dem MX-5 bezwecken will. Der ziemlich träge Automat distanziert hingegen Auto und Fahrer voneinander, da helfen die Schaltwippen am Lenkrad auch nichts mehr. Aufgrund der langen Übersetzung kommt auch die Drehfreude des Motors weniger zur Geltung und zu guter Letzt steigt auch der Verbrauch, da häufiger niedrige Gänge gewählt werden müssen, um vorwärts zu kommen. Auf dem Papier ist der Automat zwar um 0,2 l/100 km sparsamer, doch im echten Leben ist der Testverbrauch von 7,4 l/100 km höher, als er mit Handschaltung ausfallen würde.
In meinen Augen ist der RF der schönere und angenehmere MX-5. Er ist etwas ruhiger, aber nicht minder sportlich – solange man beim Handschalter bleibt. Das etwas sanftere Fahrwerk lässt sich mit der Auswahl des Sportpakets, welches die Bilstein-Dämpfer beinhaltet, wieder kompensieren. Wer das nicht möchte, erfreut sich am besseren Reisekomfort. Der Aufpreis von 3000 Franken sind die schöne Dachlinie und der aufwendige Dachmechanismus definitiv wert!
Gemessen am Fahrspass ist der MX-5 ohnehin ein Schnäppchen: Der Testwagen mit Automatikgetriebe kostet 41’128 Franken. Mein Vorschlag: Automatikgetriebe raus und Sportpaket rein! Das wären dann 41’628 Franken. Übrigens: Wer einen besonders schönen Flitzer will, kann sich ordentlich aus dem Individualisierungsprogramm von Mazda bedienen. Unter der unscheinbaren Bezeichnung «Zubehör» in der Preisliste stehen dort nämlich unter anderem Aero-Paket für die Karosserie, ein Tieferlegungssatz von Eibach, ein Sportauspuff von Bastuck sowie grosszügige Alcantara-Verkleidungen im Innenraum zur Wahl. Klingt alles super! Nur, bitte, macht keinen Haken beim Automatikgetriebe, denn das verdient dieses grossartige Auto einfach nicht.
Alltag
Ob RF oder Roadster, ein Reiseauto in dem Sinn ist der MX-5 nicht. In den Kofferraum passt höchstens das Gepäck für einen Weekend-Trip und auf der Beifahrerseite wird es bereits ab 1,80 Meter Körpergrösse ungemütlich eng. Ablagen im Innenraum sind ebenfalls Mangelware.
Fahrdynamik
Die nur mässige Bewertung hier ist dem Automatikgetriebe und seiner langen Übersetzung geschuldet. Mit Handschalter ist dieses Auto vom Handling her die reinste Fahrmaschine, welches einen dank überschaubarer Leistung nie mit einem bösen Heck überrascht.
Umwelt
Auch hier trifft wieder das Automatikgetriebe die Schuld. Um den nötigen Schub bereitzustellen, schaltet es viel häufiger runter, als man es mit dem Handschalter tun würde. Nur auf längeren Autobahnstrecken wäre die Automatik im Vorteil. Aber hallo, das hier ist ein MX-5, kein CX-5…
Ausstrahlung
Dem herzigen und doch frechen MX-5 muss man einfach mit Freude begegnen. Das Auto macht nicht nur als Fahrer Freude, sondern wirkt auch auf die Passanten sehr sympathisch.
Fazit
+ Schönes Design
+ Sehr gute Übersicht
+ Simple Bedienung
+ Drehfreudiger Motor, cooler Sound
+ Tiefer Schwerpunkt
+ Tolles Handling
+ Geringes Gewicht
+ LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht
+ Fairer Preis
+ Umfangreiches Angebot an Zubehör
– Träges Automatikgetriebe mit langer Übersetzung
– Sehr enger Innenraum mit wenig Ablagen
– Kleiner Kofferraum
– Keine Smartphone-Integration möglich
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Mazda MX-5 RF |
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Preis Basismodell / Testwagen | 31 300 CHF / 41 128 CHF |
Antrieb | Benzin, Heckantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1998 / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Front-Mittelmotor / Saugmotor |
Getriebe | 6-Gang Automatikgetriebe |
Max. Leistung | 118 kW bei 6000 r/min |
Max. Drehmoment | 200 Nm bei 4600 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 8,5 s |
Vmax | 194 km/h |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,4 l/100 km / 149 g/km / G |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 7,4 l/100 km / 172 g/km / +16% |
Länge / Breite / Höhe | 3,92 m / 1,74 m / 1,24 m |
Leergewicht | 1173 kg |
Kofferraumvolumen | 127 l |
Bilder: Koray Adigüzel