Sieht der Nissan Juke Nismo hübsch aus? Naja, Geschmackssache. Ich würde seine Optik als speziell bezeichnen. Ist er sportlich? Jein, einerseits schon, andererseits aber nicht so richtig. Ist er praktisch? Nein, er ist ziemlich eng. Was also ist der Juke Nismo? In meinen Augen: ein Witz. Aber ein richtig guter Witz.
Bereits der zivile Juke hat ein sehr auffälliges Aussendesign, als Nismo legt er aber nochmals Einen obendrauf: Eine tief hinuntergezogene Frontschürze mit rotem Zierstreifen, rote Aussenspiegel, ausgestellte Kotflügel, ein massiver Dachspoiler und ein ebenfalls mit rotem Zierstreifen versehenen Heckdiffusor lassen den Juke Nismo wie ein Bodybuilder aussehen, der allerdings mit Wachstumsproblemen zu kämpfen hat. Denn für einen Crossover ist der Juke sehr klein, mit dem Nismo Bodykit wirkt er aber ungeheur muskulös. Als Nismo ist der Juke lediglich in den drei Farben Schwarz, Weiss oder Silber erhältlich.
Aufgrund der bescheidenen Aussenabmessungen ist der Juke innen ziemlich eng, zumindest hinter der B-Säule. Auf den vorderen beiden Plätzen sitzt es sich hervorragend in den Sportsitzen mit Wildlederbezug, die sowohl ausgeprägten Seitenhalt, als auch super Langstreckenkomfort bieten. Ein schönes Detail ist das Lenkrad mit dem Leder-Mikrofaser-Mix und der roten Geradeausmarkierung. Was ich jedoch als Lapsus sehe, ist, dass das Lenkrad nur höhenverstellbar ist. Im Sinne einer optimalen Ergonomie sollte heutzutage kein Auto mehr ohne ein in der Länge verstellbares Lenkrad erscheinen. Schade auch, dass Nismo auf Schaltwippen verzichtet hat. Ebenfalls verzichtet hat man auf eine schöne Türinnenverkleidung, bis auf die Armlehne besteht nämlich alles aus lieblosem Kunststoff. Auf der Rücksitzbank mangelt es zudem an Knie- und Kopfraum, was zur Folge hat, dass der Fond nicht für grössere Menschen taugt. Auch der Kofferraum ist mit einem Volumen von 207 – 786 Liter alles andere als geräumig.
Das sogenannte NissanConnect Infotainment System ist durch eine intuitive Menuführung und einer sehr schnellen Reaktionszeit positiv aufgefallen. Man kann via einer Bluetooth Verbindung zum Smartphone auf Infodienste zugreifen und beispielsweise Benzinpreise oder Wetterdaten abrufen. Auch kann man via Google Send-To-Car einen Zielpunkt über Google Maps ans Navi versenden. Schade, dass an ein so effektives Mediasystem eine schwache Audioanlage gekoppelt ist, die eine ziemlich fade Klangqualität produziert.
Ich starte den aufgeladenen 1.6 Liter Turbobenziner vom Juke Nismo, der sich mit einem dumpfen Grummeln zum Dienst meldet. Im Vergleich zum zivilen Juke sind lediglich 7 kW Leistung und 10 Nm Drehmoment dazugekommen, was nach nichts klingt. Allerdings beschränkte sich Nismo nicht alleine auf den Motor, dazu aber später mehr. Die Tankanzeige signalisiert einen vollen Tank, laut Bordcomputer komme ich aber lediglich 313 km weit. Entweder der Juke hat ein Leck im Tank, oder aber mein Vorgänger hatte es ziemlich eilig…Nach ein paar Kilometer Fahrt korrigiert sich die Reichweitenanzeige zwar ein bisschen, viel Ausdauer hat der Juke Nismo trotzdem nicht. Nach nur 450 Kilometer Fahrt schreit er nach Benzin – eine Folge der unglücklichen Kombination aus recht hohem Verbrauch (8.7 l/100 km) und ziemlich kleinem Tank (50 Liter). Bereits die Werksangabe von 7.4 l/100 km signalisiert, dass der Juke Nismo nicht viel von Sparsamkeit hält. Macht der Juke Nismo wenigstens was aus seinem Durst? Ja, er macht, und zwar ganz ordentlich. Leider wird der Motor zuweilen etwas von der stufenlosen Automatik eingebremst. Man kann zwar zwischen sieben virtuellen Schaltstufen switchen, diese liegen teilweise jedoch etwas zu nah bei einander. Vorteil der Automatikversion gegenüber jener mit manuellem Getriebe ist der Allradantrieb, der die Kraft nicht nur zwischen Vorder- und Hinterachse, sondern hinten auch zwischen den einzelnen Räder steuert (Torque Vectoring).
Wo Nismo wirklich ganze Arbeit geleistet hat, sind Fahrwerks- und Lenkungsabstimmung. Das Fahrwerk ist schön straff und der Juke zieht spurtreu durch die Kurven. Ebenfalls gelungen ist die direkte Lenkung, die eine sehr gute Rückmeldung bietet und dank einer niedrigen Übersetzung wenig Dreharbeit erfordert. Im Zusammenspiel mit dem Allradantrieb und Torque Vectoring ist der Juke Nismo ein wahrer Kurvenräuber, der mit dieser Konstruktion ohne Weiteres auch mit mehr Drehmoment zurechtkommen würde.
Schade, dass Nissan für den Juke keine Assistenzsysteme anbietet, obwohl das Technikregal schön voll ist, wie die Japaner mit dem neuen Qashqai und ihrer edlen Tochter Infiniti beweisen.
Die Aufpreisliste für den Juke Nismo umfasst… nichts. Für 34’650 CHF bekommt man den handgeschalteten mit Frontantrieb, für 38’050 CHF den mit CVT-Automatik und Allrad, wie im Test. Bei beiden ist eine Komplettausstattung inklusive. Der Aufpreis vom stärksten zivilen Juke zum Nismo beträgt 5900 CHF, dafür bekommt man ein Nismo Bodykit, Sportsitze und -Lenkrad, eine geringe Leistungssteigerung, sowie eine angepasste Lenkung und ein angepasstes Fahrwerk.
Alles in allem ist der Juke Nismo also nicht sehr praktisch, nicht gerade günstig, ziemlich durstig und sportlich – allerdings mit einem gewissen Vorbehalt. Klingt nicht besonders vorteilhaft, was den Juke Nismo in meinen Augen zu einem Witz macht. Aber einem guten Witz, denn er ist individuell, mit einer super Querdynamik gesegnet und er bietet viel Spass. Wenn man ihn mag, kann man über seine Schwächen hinwegsehen, aber das ist eine Herzensangelegenheit und keine Kopfsache.
Alltag ★★★☆☆
Man könnte den Juke auch schon als SUV bezeichnen, er ist aber eher eng geschnitten, insbesondere ab der B-Säule. Für die hinteren Passagiere und das Gepäck geht sehr schnell der Platz aus. Schade, dass Nissan für den Juke keine Assistenzsysteme anbietet, wo doch offensichtlich viele Systeme entwickelt sind, wie der neue Qashqai zeigt.
Fahrdynamik ★★★★☆
Der Juke Nismo ist sehr sportlich, was die Kurvendynamik anbelangt. Lenkung, Fahrwerk, Torque Vectoring und Allradantrieb machen ihn zum Kurvenjäger mit hohem Spasspotential. Bei der Längsbeschleunigung besteht aber noch Luft nach oben. Ich stelle mir da einen 2.0 Liter Turbobenziner mit Doppelkupplungsgetriebe oder manuellem Getriebe vor… Da würde die Post abgehen!
Umwelt ★★★☆☆
Puncto Energieeffizienz kann sich Nismo kein Kränzchen winden. Ein Verbrauch von 8.7 l/100 km für einen 1450 Kilo schweren Crossover, auch wenn er sportlich ist, ist zu hoch.
Ausstrahlung ★★★★★
Ob er jetzt hübsch ist, oder nicht: Der Juke Nismo fällt auf und macht aus seiner Nismo Kraftkur keinen Hehl. Gut, dass Nissan sich mit ihm ein doch eher spezielles Modell erlaubt.
Fazit ★★★★☆
+ Einzigartiges Design
+ Super Querdynamik
+ Präzise und direkte Lenkung
+ Handlich und wendig
+ Intuitives und flinkes Infotainment mit Online Diensten
+ Erstklassige Sportsitze
+ Wahl zwischen Antriebsvarianten
– CVT-Automatik bremst Motor etwas ein
– Keine Schaltwippen
– Hoher Verbrauch
– Schwaches Audiosystem
– Lenkrad nicht längsverstellbar
– Enge Platzverhältnisse hinter der B-Säule
– Keine Assistenzsysteme erhältlich
Steckbrief
Marke / Modell | Nissan Juke Nismo |
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Preis Basismodell / Testwagen | 34'650 CHF / 38'050 CHF |
Antrieb | Benzin, Allrad |
Hubraum / Zylinder | 1618 ccm / R4 |
Getriebe | XTRONIC-CVT-M7 (Stufenlose Automatik mit 7 programmierten Übersetzungen) |
Max. Leistung | 147 kW bei 6000 r/min |
Max. Drehmoment | 250 Nm bei 2400 - 4800 r/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 8.2 s |
Vmax | 200 km/h |
Verbrauch Werk / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 7.4 l/100 km / 169 g/km / F |
Verbrauch Test / CO2 Emissionen | 8.7 l/100 km / 199 g/km |
Länge / Breite / Höhe | 4.17 m / 1.77 m / 1.57 m |
Leergewicht | 1455 kg |
Kofferraum | 207 - 786 l |
(Bilder: Koray Adigüzel)
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