Opel Astra Electric: Stromsparmodus

Der Opel Astra Electric zeigt, wie eine sinnvolle und effiziente Elektromobilität aussehen kann. Der Kompaktwagen verzichtet auf einen riesigen Akku und astronomische Fahrleistungen, fährt trotzdem ganz vernünftig und punktet mit niedrigem Stromverbrauch. Doch da auch Opel nur mit Wasser kocht, hat die vergleichsweise kleine Batterie eine knappe Reise-Reichweite, jedoch mehr als ausreichend für alltäglichen Gebrauch. Trotz vernunftbetonten technischen Daten zeigt Opel, dass auch ein grundsolides Auto gut aussehen darf und soll.

Die neue Designsprache lässt den Astra sehr schnittig und sportlich dastehen. Die spitze Front mit den Powerdomes auf der Motorhaube und den schwarzen Akzenten wirkt sehr dynamisch, ebenfalls das Heck mit den schmalen Rücklichtern und der dreieckigen, in den massiven Dachkantenspoiler integrierte Bremsleuchte. Wer grössere Räder und etwas weniger Bodenfreiheit möchte, muss zum PHEV-Modell GSe greifen, was das höchste der sportlichsten Gefühle ist. Trotzdem kann man sich auch mit dem Astra Electric sehen lassen.

2023 Opel Astra Electric
Die kantige Front lässt den Astra sportlich und modern wirken.

Schlichtes Cockpit mit guter Bedienung

Statt Riesenscreens setzt Opel auch im Innenraum auf einen vernünftigen Ansatz. Der Touchscreen ist gross genug und es gibt nebst einem physischen Lautstärkeregler auch eine Klimabedienung komplett über Tasten samt Sitz- und Lenkradheizung. An der Bequemlichkeit und Sicherheit führt einfach kein Weg an diesem Konzept vorbei. Was die Platzverhältnisse angeht, so bietet der Astra Electric genau wie die anderen Antriebsarten klassenübliche Raumausnutzung. Ein Frunk für Ladeutensilien steht leider nicht zur Verfügung.

2023 Opel Astra Electric
Das Cockpit ist optisch schlicht. Dafür punktet es mit toller Ergonomie und vorbildlicher Bedienung.

Deutsche Mentalität, französische Herkunft

Dass Opel mittlerweile zum Stellantis-Konzern gehört und sich in gewissen Zügen beispielsweise dem Peugeot E-308 ähnelt, ist nicht von der Hand zu weisen. So ist etwas der Antrieb bestehend aus E-Motor sowie Batterie identisch mit anderen Modellen aus dem Konzern. Auch beim Infotainmentsystem gibt es keine Ausnahme. Der Spirit von Opel muss also bei anderen Eigenschaften zutage treten– unter anderem bei den Sitzen. Der Fahrersitz mit vielfach verstellbaren Optionen trägt das Gütesiegel AGR (Aktion gesunder Rücken) und ist ergonomisch einwandfrei sowie sehr bequem. Warum Opel dies allerdings beim Beifahrersitz weg spart, erschliesst sich mir nicht ganz.

2023 Opel Astra Electric
Schade, hat sich Opel die zahlreichen Verstellmöglichkeiten für den Beifahrersitz gespart.

Dass Opel nach wie vor ein deutscher Hersteller ist, kristallisiert sich im Fahrbetrieb beim Handling heraus. Im Gegensatz zu seinen französischen Geschwistern ist das Handling im Opel einfach eine Spur verbindlicher: Das Fahrwerk ist straffer, die Lenkung schwergängiger und direkter. Von einem Sportmodell ist die Elektrovariante zwar weit entfernt, aber das liegt mehr am Antrieb als am Handling. Selbst im Sport-Modus ist der Antrieb mit seinen maximalen 270 Nm kein Ausbund an Temperament, da würde das Fahrwerk mit deutlich mehr Leistung zurechtkommen.

2023 Opel Astra Electric
Das Fahrwerk ist typisch Deutsch und eher auf der straffen Seite. Das sorgt für ein waches und agiles Handling.

Effizienz als Pluspunkt

Dafür kann der deutsch-französische Stromer auf der anderen Seite mit einem geringen Verbrauch punkten. Im eher anspruchsvoll gefahrenen Test, in welchem der Sport-Modus häufiger als der Eco-Modus verwendet worden ist, verbrauchte der Astra Electric 17,0 kWh/100 km. Wer einen gemütlichen Fahrstil pflegt, dürfte auch einen Verbrauch erzielen, der dem WLTP-Verbrauch von 16,2 kWh/100 km sehr nahekommt. Aufgrund der kompakt dimensionierten Batterie sind aber auch trotz niedrigem Stromverbrauch in der Praxis maximal 300 Kilometer möglich. Das ist zwar für den Alltag mehr als ausreichend, aber auf Reisen halt nicht sehr vielversprechend, zumal maximal mit beschaulichen 100 kW geladen wird.

2023 Opel Astra Electric
Die Platzverhältnisse im Fond entsprechen dem Klassendurchschnitt.

Weniger beschaulich ist dafür der Preis. Zwar ist der Testwagen mit 50’710 Franken kein extremer Ausreisser nach oben, aber für die gebotene Leistung und Reichweite halte ich den Astra Electric als zu teuer, da gibt es günstigere Alternativen. Leider fehlt zumindest dem Testwagen ein Alleinstellungsmerkmal oder eine hervorragende Eigenschaft, die seinen Preis trotz wenig aufregend technischen Daten rechtfertigen würde. Ein Ass hat Opel dennoch im Ärmel, nämlich den Astra Kombi, den es auch als Electric-Variante gibt. Damit steht Opel weitgehend alleine da, da alle Welt zwar Elektro-SUVs, aber fast niemand rein elektrische Kombis anbietet. Damit manifestiert sich der Astra Electric durch und durch als solides Elektroauto mit viel Platz und geringem Verbrauch.

2023 Opel Astra Electric
Der Opel Astra Electric zeigt keine nennenswerten Schwächen, ist angesichts der gebotenen Leistung und Reichweite aber eher hoch eingepreist.

Alltag 4 out of 5 stars

Der kompakte Astra bietet klassenübliche Platzverhältnisse, punkten kann Opel mit der Kombi-Version, da in diesem Segment ansonsten praktisch nicht vorhanden. Ebenfalls lobenswert ist der kompakte Wendekreis. Weniger berauschend sind die Autonomie sowie die Ladeleistung.

Fahrdynamik 3 out of 5 stars

Das Handling ist auf der sportlichen Seite, allerdings vermag der Antrieb nicht ganz mit den Qualitäten des Fahrwerks mitzuhalten.

Umwelt 5 out of 5 stars

Der niedrige Stromverbrauch von 17,0 kWh/100 km ist vorbildlich. Potenzial für einen noch geringeren Praxisverbrauch ist definitiv vorhanden.

Ausstrahlung 4.5 out of 5 stars

Das Design des Astra kann sich mit seinen schnittigen Linien und sportlichen Proportionen sehen lassen.

Fazit 4.5 out of 5 stars

+ Sportliches, eigenständiges Design
+ Sehr bequeme Sitze mit hohem Komfort, tiefe Sitzposition
+ Einfache Bedienung dank diversen Knöpfen im Cockpit
+ Tiefer Verbrauch
+ Sportliches Handling
+ Zuverlässige Assistenzsysteme
+ Sehr effektives Matrix-Licht
+ Umfangreiche Ausstattung
+ Kleiner Wendekreis

– Unterdurchschnittliche DC-Ladeleistung
– Infotainmentsystem reagiert manchmal etwas verzögert
– Cockpit optisch ziemlich trist

Mängel am Testwagen

– Keine Mängel

Steckbrief

Marke / ModellOpel Astra Electric
Preis Basismodell / Testwagen41 140 CHF / 50 710 CHF
AntriebElektrisch, Frontantrieb
Akkukapazität54 kWh (brutto) / 51 kWh (netto)
Max. Leistung115 kW
Max. Drehmoment 270 Nm
Beschleu­nigung 0–100 km/h9,2 s
Vmax170 km/h (elektronisch abgeregelt)
WLTP-Verbrauch / Energieeffizienz16,2 kWh/100 km / A
Test-Verbrauch / Differenz17,0 kWh/100 km / A
WLTP-Reichweite381 km
Ø Test-Reichweite300 km
Max. Ladeleistung (DC)100 kW
Länge / Breite / Höhe4,37 m / 1,86 m / 1,44 m
Leergewicht1760 kg
Kofferraumvolumen352 - 1268 l

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