Opel startete eine Produktoffensive. Nebst dem Kompakt-SUV Mokka rollen neu auch der kleine Adam und ab Sommer das Cabrio Cascada auf den Strassen herum. Es bleibt zu hoffen, dass die Modelle erfolgreich sind, denn Opel steckt in den roten Zahlen. Mit dem Mokka hat der Hersteller auf jeden Fall den Puls der Zeit getroffen, denn kompakte SUVs erfreuen sich grosser Beliebtheit. Allerdings ist die Konkurrenz auf diesem Gebiet nicht zu unterschätzen, da braucht es schon mehr als einen einprägsamen Namen. Bleibt der Mokka auch nach einer Fahrt in Erinnerung?
Der Mokka strahlt eine gewisse optische Präsenz aus und steht satt auf der Strasse. Mit heller Lackierung und der schwarzen Kunststoffbeplankung rundum sieht er robust aus und ist bereit für ein kleines Abenteuer abseits befestigter Strassen. Dass der Mokka aber mit 4.28 Meter Länge und 1.78 Meter Breite sehr kompakt gehalten ist, sieht man ihm nicht an. Dem Mokka sieht man bereits von aussen an, was er verspricht: er verzichtet auf Äusserlichkeiten wie eine besonders aggressive oder sportliche Optik, er bietet den Platz, den er optisch ausstrahlt und kostet in etwa auch das, was man angesichts seines Äusseren schätzt. Da der Mokka besonders Freizeitsportler ansprechen soll, ist der Fahrradträger im Heckstossfänger integriert und kann mit wenigen Handgriffen einsatzfertig gemacht werden. FlexFix nennt Opel dieses System.
Innen sitzt man SUV-typisch leicht erhöht auf äusserst bequemen und langstreckentauglichen Sitzen. Die beheizbaren Vordersitze sind AGR-zertifiziert (Aktion gesunder Rücken) und schier endlos verstellbar. Schade nur, dass sie nicht komplett elektrisch verstellbar sind. Darüber hinaus dürfte der Seitenhalt etwas besser sein, auch wenn der Mokka kein Sportler ist. Die allgemeine Kritik an der überladenen§ Mittelkonsole von Opel kann ich nur bedingt nachvollziehen. Natürlich kommen andere Modelle mit weniger Knöpfen aus, doch wer sich zwei Minuten Zeit nimmt, lernt sofort, wie man die gesamte Multimedia- und Klimaeinheit bedient. Leider kann der Mokka via Bluetooth lediglich telefonieren, Audio-Streaming ist nicht möglich. Auch die Wiedergabe von Musik via Spotify mag das System gar nicht, das iPhone wurde x Mal während dem Abspielen entkoppelt.
Die Sicht nach hinten ist durch das kleine und hoch liegende Fenster nicht optimal, daher sind mindestens Parksensoren zu empfehlen. Auch eine Rückfahrkamera ist erhältlich. Die Verarbeitung im Innenraum ist sehr gut, allerdings würde das Armaturenbrett auch einen hochwertigeren Kunststoff vertragen. Eine dezente, rote Ambientebeleuchtung erhöht den Wohlfühlfaktor. Das Platzangebot ist auf allen Plätzen ausreichend und Ablagemöglichkeiten sind überall vorhanden, allerdings ist der Kofferraum mit 356 – 1372 Liter etwas knapp ausgefallen. Schön gestaltet sind hingegen die Instrumente, an dessen Rand ein roter Lichtpunkt ähnlich eines Laserpointers wandert und zusammen mit der konventionellen Nadel das Tempo und die Drehzahl anzeigt. Unüblich für diese Fahrzeugklasse ist die Lenkradheizung.
Im Test stand der 1.4 Liter Turbobenziner mit Allrad und manuellem Sechsganggetriebe zur Verfügung. Der kleine Hubraum täuscht, der Motor geht munter zur Sache. Natürlich sind keine Beschleunigungsorgien zu erwarten, aber das Aggregat dreht willig hoch und bietet von 1900 bis 4900 Umdrehungen 200 Nm, sowie eine maximale Leistung von 140 PS. Vom zweiten Benziner, ein 1.6 Liter Sauger mit manueller Fünfgangschaltung, würde ich, ohne ihn gefahren zu sein, abraten. Die technischen Daten – 155 Nm und 115 PS – wirken bereits auf dem Papier ziemlich schwach, zumal der Motor mangels Turbo seine Kraft erst sehr spät entfaltet.
Aber zurück zum Testwagen. Wie bereits erwähnt, sind seine Fahrleistungen – 0-100 km/h: 9.6 s und VMax: 186 km/h – nicht speziell hervorzuheben, aber sie sind ordentlich. Der Allradantrieb wird nur dann via Lamellenkupplung zugeschaltet, wenn es an der Vorderachse an Traktion mangelt. Das Fahrwerk passt gut zum Wagen, es ist ausgewogen abgestimmt, so dass es auf der Autobahn gut federt und auf der Landstrasse trotzdem eine ziemlich flotte Kurvenfahrt ermöglicht. Ebenfalls positiv aufgefallen ist die direkte Lenkung und der ruhige Geradeauslauf. Allerdings dürfte das Bremspedal für eine präzisere Dosierung etwas mehr Gegendruck aufbringen. In der Dunkelheit macht sich das Lichtsystem AFL+ (Adaptive Front Light System) von Opel gut bemerkbar. Die Bi-Xenon Scheinwerfer passen ihren Lichtkegel den Fahrverhältnissen an, die verschiedenen Modi sind in einem Bild am Ende des Berichts ersichtlich. Ein Lichtsystem, wie man es nur von höheren Klassen gewohnt ist. Nebst dem aktiven Lichtsystem verfügt der Mokka serienmässig über Berganfahr-und Abfahrhilfe, optional aber auch über einen Spurhalteassistenten, der beim Verlassen der Spur zwar akustisch warnt, aber nicht aktiv eingreift. Ebenfalls optional erhältlich sind eine Verkehrszeichenerkennung und ein Kollisionswarner, der akustisch warnt, wenn man dem Vordermann zu nah auffährt, aber keine selbstständige Notbremsung einleitet.
Laut Werk sollte sich der Turbobenziner mit 6.4 l/100 km begnügen, 0.1 Liter weniger als der schwächere Sauger. In der Realität zeigte dann der Bordcomputer einen Schnitt von 6.9 l/100 km an, in Tat und Wahrheit waren es dann 7.3 l/100 km. Ein akzeptabler Wert.
Die Preise für den neuen Kaffee aus dem Hause Opel beginnen bei 24’400 CHF mit dem (koffeinfreien) 1.6 Liter Sauger ohne Allrad. Es gibt drei Ausstattungslinien: Mokka, Enjoy und Cosmo, wobei lediglich der Sauger in der Ausstattungslinie Mokka angeboten wird. Alle anderen Motorisierungen beginnen bei Enjoy. Der getestete 1.4 Liter Turbo 4×4 bekommt man ab 31’400 CHF, der Testwagen inkl. Extras kostete 37’900 CHF. Nebst den beiden Benzinern ist noch ein 1.7 Liter Diesel ab 31’400 CHF im Angebot. Den Diesel gibt es entweder mit manuellem Getriebe inkl. Allrad, oder nur mit Frontantrieb. Ein Automatikgetriebe ist derzeit dem Diesel vorbehalten, allerdings ohne Allrad. Eine Automatik für den Turbobenziner steht in den Startlöchern.
Der Mokka ist auf der Höhe der Zeit und preislich attraktiv, aber der praktische Nutzen ist angesichts der eingeschränkten Grösse nicht überwältigend. Wirklich bedenklich ist allerdings die viel zu geringe Zuladung von 335 Kilo – ausgehend von 80 Kilo pro Person sind bereits fünf Personen ohne Gepäck deutlich zu viel.
Update – 17.05.13
Ab sofort ist der Kompakt-SUV Mokka mit dem getesteten 1.4 Liter Turbobenziner auch mit Frontantrieb und Automatikgetriebe erhältlich. Zusätzlich spendiert ihm Opel optional ein neues IntelliLink Mediasystem, welches neu unter anderem auch Bluetooth-Audiostreaming ermöglicht, was vorhin von mir bemängelt wurde. Dass Opel den Nerv der Zeit getroffen hat, zeigen die 100’000 Bestellungen in Europa (davon 3000 in der Schweiz).
Alltag ★★★★☆
Der Mokka ist ein komfortabler Begleiter für bis zu vier Personen und vereinfacht das Autofahren durch das eine oder andere Assistenzsystem. Schade, dass das Kofferraumvolumen mit 356 Liter, die max. Zuladung von 335 Kilo und die max. Anhängelast mit 1200 Kilo etwas knapp ausgefallen sind.
Fahrdynamik ★★☆☆☆
Für seinen geringen Hubraum macht der 1.4 Liter Turbobenziner einen guten Job, aber echte Fahrdynamik kann man das trotzdem nicht nennen. Der Mokka ist vielmehr ein gemütlicher Gleiter. Die Bremsen sind bei stärkeren Bremsmanövern nicht ganz einfach zu dosieren.
Umwelt ★★★☆☆
Der Testverbrauch lag zwar relativ nahe an der Werksangabe, aber im Verhältnis zu Hubraum und dem Leergewicht von 1335 Kilo ist der Verbrauch trotzdem recht hoch. Immerhin verfügen alle Motorisierungen über eine Start-Stopp-Automatik.
Ausstrahlung ★★★☆☆
Der Mokka wirkt bulliger und wuchtiger, als er eigentlich ist. Seine Optik wirkt robust und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Trotzdem besitzt er keine besonders auffällige Designelemente.
Fazit ★★★★☆
+ Fairer Preis
+ Guter Fahrkomfort
+ Saubere Verarbeitung
+ Grosszügige Ausstattung
+ Gutes Lichtsystem
+ Alle Motoren mit Start-Stopp-Automatik
+ Gute, präzise Lenkung
– Schlechte Sicht nach hinten
– Geringe Zuladung
– Bremsdosierung nicht optimal
– Kein Bluetooth Audiostreaming möglich
3 thoughts on “Opel Mokka: Der Muntermacher”