Der Peugeot 508 PSE ist in seinem Segment mit seinem Plug-in-Hybrid-Antrieb nach wie vor einzigartig. Während andere Konkurrenten mit ähnlichen Sportambitionen entweder auf Sechszylinder oder vollelektrischen Antrieb setzen, stattet Peugeot Sport seinen Kombi mit einem Verbrenner und einem Elektromotor pro Achse aus. Üppig motorisiert mit einer Systemleistung von 265 kW ist der Franzose definitiv für Fahrspass zu haben. Allerdings überrascht der Peugeot mit Eigenschaften, die weniger erwartet werde und enttäuscht dafür an anderen Orten.
Ganz neu ist der Wagen nicht, aber die Franzosen haben dem Auto ein Facelift spendiert, was insbesondere die Front mit schwarzen Akzenten deutlich bissiger wirken lässt als bis anhin. Ausserdem darf das neue Peugeot-Logo nicht fehlen und am Heck steht nun – dem Zeitgeist folgenden – ebenfalls Peugeot auf dem Heckdeckel anstelle des Logos. Neue Lichter und Felgen runden das Facelift ab. Die Grundform betört noch genauso wie am Debüt anno 2017: Der 508 SW ist ein richtig schnittiger, stylischer Kombi mit sportlichen Proportionen und flacher Linie. Ein wunderschöner Gegenentwurf zu all den SUVs.
Sportliches und nobles Ambiente
Im Innenraum halten sich die Änderungen in Grenzen. Aktualisiert wurde das Infotainmentsystem, welches zwar einen sehr hohen Grad an Personalisierung sowie eine wirklich gute Sprachsteuerung umfasst, aber leider zuweilen mit verschachtelten Menüs und nicht sonderlich schnellen Reaktionszeiten nicht das benutzerfreundlich ist. Der Schaltknauf wurde durch ein kleines Hebelchen ersetzt und das digitale Cockpit um neue Anzeigestile ergänzt. Geblieben sind die tiefe Sitzposition, das noble Ambiente und die durchgängig sehr hohe Qualität. Sportlich ist im 508 aber bedauerlicherweise auch mit eng gleichzusetzen. Der Kombi ist bereits vorne eher knapp denn luftig, im Fond zwickt es grossen Erwachsenen am Knie und am Kopf, da das Raumangebot einfach nicht üppig ist. Punkten kann der Franzose dann aber wieder beim Kofferraum. Die tiefe Ladekante und der üppige Laderaum mag man nicht mehr missen.
Erst Gleiter…
Ist genügend Strom vorhanden, startet der 508 PSE stets elektrisch im Elektro-Modus. Sofern man sich jedoch nicht nur in der Stadt bewegt, ist die Nutzung des Hybrid-Modus empfehlenswert, in welchem bergauf oder ab 60 km/h der Verbrenner mitwirkt. Da die Batterie sehr klein ist, ist der Akku ansonsten in rund 30 Kilometer komplett leer gefahren. Für Autobahnfahrten ist der Komfort-Modus prädestiniert. Er ist vom Antriebssetting her identisch mit dem Hybrid-Modus, allerdings wird das ohnehin schon gemütliche Fahrwerk in diesem Modus zur richtigen Sänfte. Der dadurch erzielte Fahrkomfort in Verbindung mit dem niedrigen Geräuschpegel an Bord lässt einen vollkommen vergessen, dass man eigentlich in einem Sport-Modell sitzt.
…dann Sportler
Um das Sport im Peugeot 508 PSE herauszukitzeln, bedarf es wirklich des Sport-Modus, ansonsten ist der schnittige Kombi zu sehr auf Komfort bedacht und wirkt auch zugeschnürt. Im Sport-Modus ist der Antrieb dafür auf Attacke gebürstet und alle drei Motoren sind bereit, volle Leitung zu erbringen. Nun ist das Ansprechverhalten wirklich scharf. Etwas gar ambitioniert ist dafür das Automatikgetriebe, welches oft übermütig in den niedrigsten Gang schaltet, obwohl das aufgrund des Elektro-Boosts häufig nicht nötig wäre. Zwar kann man mittels Schaltpaddels eingreifen, ein dedizierter manueller Modus steht aber nicht zur Verfügung und das Getriebe wechselt stets wieder in den Automatikmodus. Schade.
Das Handling kann sich dafür wirklich sehen lassen. Die Lenkung ist sehr agil und der Kombi lässt sich präzise dirigieren. Das kleine Lenkrad verstärkt das Gokart-artige Gefühl noch mehr. Das zuvor kuschlig-weiche Fahrwerk arbeitet inzwischen mit der nötigen Härte, wobei der Peugeot auch hier noch längst nicht bockhart ist. Der Grip, den der Kombi in Kurven aufzubauen vermag, ist nichtsdestotrotz beeindruckend. Damit der Fahrspass übrigens lange anhält, wird im Sport-Modus der Akku kontinuierlich geladen, damit stets maximale Power abrufbar ist. Apropos Power: Etwas trübend für die Emotionen ist der klagende Klang des Benziners.
Für viele, aber nicht für Enthusiasten
Der Peugeot 508 PSE ist ein überzeugendes Gesamtpaket aus Style, Komfort, Sportlichkeit und Nutzwert. Obohl er eine grosse Bandbreite zwischen Komfort und Sport bietet, richtet er sich nicht an Fahrenthusiasten, die gerne nur aus Spass einen Pass oder einen Umweg fahren. Zu unschön ist der Klang, zu selbstsüchtig das Automatikgetriebe. Ausserdem lässt sich der Wagen zu harten Einsatz nicht gefallen, denn das nicht deaktivierbare ESP regelt lieber, bevor an einer Achse zu viel Schlupf auftritt.
Wer aber einfach das sportliche Wesen des Kombis bei Bedarf schätzt und hauptsächlich komfortabel unterwegs sein möchte, ist mit dem Franzosen gut bedient. Eine eigene Ladestation ist aber wärmstens zu empfehlen, da der kleine Akku praktisch nach jeder Fahrt voll aufgeladen werden muss. Preislich ist der 508 PSE mit fast 80’000 Franken selbstbewusst positioniert, aber da das Facelift vor allem kosmetischer Natur ist, findet sich allenfalls ein beinahe baugleiches Vor-Facelift-Modell zu attraktiven Konditionen.
Alltag
Leider wirkt sich das flache, dynamische Design negativ auf die Platzverhältnisse aus. Bereits vorne ist es eher passgenau, hinten fehlt dann Kopf- und Beinfreiheit, wenn man nur schon durchschnittlich gross ist. Für einen Kombi ist der 508 SW wirklich eng, dafür ist der Kofferraum wieder gross. Klein im positiven Sinne ist ausserdem der Wendekreis, welcher das Auto sehr handlich macht.
Fahrdynamik
Der Schub ist im Sport-Modus sehr kraftvoll und das Ansprechverhalten dank der beiden Elektromotoren gut. Die Bremse bietet einen guten Druckpunkt und verzögert kräftig, die Lenkung wirkt agil und präzise. Minuspunkte gibt es für das Fehlen eines manuellen Schaltmodus, die hektische Schaltstrategie des Getriebes sowie das unmotivierte Gejaule des Motors.
Umwelt
Wie immer beim PHEV hängt der Verbrauch stark vom Laden ab. Enttäuschenderweise ist die Batterie im Peugeot 508 PSE klein, sodass der Strom nicht weit reicht. Um im Sport-Modus trotzdem die volle Leistung zu bieten, wird im Sportprogramm die Batterie konstant geladen, was den Verbrauch sprunghaft ansteigen lässt. Im Test waren es 7,5 l/100 km – exklusive Stromverbrauch.
Ausstrahlung
Da Kombis im Portfolio heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr sind, ist der Peugeot 508 SW mit seiner berauschenden Form umso lieber gesehen. Das Auto gefällt zudem mit markanten sportlichen Akzenten, welche die PSE-Variante vom Basismodell abheben lassen.
Fazit
+ Sportlich-elegantes Design
+ Sehr hochwertiges Ambiente
+ Tiefe Sitzposition, diverse Massageprogramme, gute Ergonomie
+ Infotainmentsystem mit hoher Personalisierung und ausgezeichneter Sprachsteuerung
+ Super Fahrkomfort
+ Diverse Fahrmodi mit deutlicher Spreizung
+ Hohe Leistung, schnelles Ansprechverhalten
+ Präzise und direkte Lenkung, agiles Einlenkverhalten
+ Verlässlicher Druckpunkt der Bremse
+ Umfangreiche Ausstattung
+ Sehr gutes Matrix-Licht
+ Zuverlässige Assistenzsysteme ohne Fehlalarme im Test
– Knappe Platzverhältnisse im Fond
– Kleine Batterie
– Kein manueller Schaltmodus
– ESP nicht deaktivierbar
– Sehr unsportlicher Motorsound
Mängel am Testwagen
– Scheinwerfer links mit innerer Feuchtigkeit
Steckbrief
Marke / Modell | Peugeot 508 SW PSE |
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Preis Basismodell | 77 100 CHF / 79 550 CHF |
Antrieb | Benzin Plug-in-Hybrid / Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1598 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor + 2 Elektromotoren |
Getriebe | 8-Gang-Automatikgetriebe |
Max. Systemleistung | 265 kW |
Max. Systemdrehmoment | 520 Nm |
Vmax | 250 km/h (elektronisch abgeregelt) |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 5,2 s |
Elektrische Reichweite nach WLTP | 52 km |
Batteriekapazität | 12,4 kWh |
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 2,0 l + 18,8 kWh/100 km / 45 g/km / D |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 7,5* l/100 km / 169 g/km / +275% |
Länge / Breite / Höhe | 4,78 m / 1,86 m / 1,42 m |
Leergewicht | 1988 kg |
Kofferraumvolumen | 530 - 1780 l |
*Hoher Testverbrauch: Aufgrund mangelnder privater Lademöglichkeit werden Plug-in-Hybride während des Testzeitraums unregelmässig geladen. Dies resultiert in überdurchschnittlich hohen Verbräuchen.