Am Stammtisch ist gerne mal das Auto ein Gesprächsthema. Gerne wird über die Leistung oder die Durchzugskraft des Motors geschwärmt, überhaupt wird immer die Leistung ins Zentrum gestellt. Doch irgendwie muss die Leistung auf die Strasse gebracht werden und hier kommen die Reifen ins Spiel. Kaum jemand ist sich dessen bewusst, was für wichtige Aufgaben die Reifen übernehmen: Sie sorgen für den Kontakt zur Strasse, sorgen für Grip und Traktion und verdrängen bei nasser Fahrbahn soviel Wasser wie möglich, damit die Räder nicht aufschwimmen (Aquaplaning). Allerdings wissen viele Fahrer nicht Bescheid über ihre Reifen. Marke? Grösse? Und ganz wichtig: optimaler Luftdruck?
Für viele ist der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen und wieder zurück das einzige, was sie mit Reifen zu tun haben. Eine fatale Einstellung, denn der Luftdruck sollte monatlich überprüft werden. Immerhin muss jeder Reifen ein Viertel des Fahrzeuggewichtes stemmen und diese Last wird nicht vom Gummi, sondern von der Luft gehalten. Der richtige Luftdruck steht entweder auf der Innenseite des Tankdeckels, auf der Innenseite der B-Säule (hinter der Fahrertüre) und in der Betriebsanleitung des Autos. Wer mit falschem Luftdruck unterwegs ist, nutzt die Reifen unnötig ab und verbraucht mehr Treibstoff. Zu hoher Luftdruck bedeutet, dass der Reifen nur in der Mitte einen Fahrbahnkontakt herstellen kann und sich dort stärker abnutzt. Zu niedriger Luftdruck bedeutet, dass der Reifen nur an den Seiten Fahrbahnkontakt herstellen kann und sich dort stärker abnutzt. Generell hat falscher Luftdruck zur Folge, dass sich die Reifen unregelmässig und stärker abnutzen (= weniger Kilometerleistung), weniger Traktion entwickeln und der Bremsweg länger ist.
Eine Luftdruckkontrolle ist kostenlos und innert fünf Minuten erledigt. Es gibt also keine Ausrede, wenn dem Luftdruck keine Beachtung geschenkt wird.
Es gibt für ziemlich jede Verwendung den passenden Reifen, denn Reifen gibt es mit den unterschiedlichsten Eigenschaften. Als erste grobe Unterteilung gibt es Sommer- und Winterreifen. Sommerreifen sind für den Betrieb ohne Schnee ausgelegt, ihre Gummimischung wird auch bei hohen Temperaturen nicht weich. Winterreifen sind für niedrige Temperaturen und schneebedeckte Strassen geeignet. Sie bleiben auch bei negativen Temperaturen elastisch genug und bieten bei Schnee mehr Traktion, da sie Lamellen für eine Verzahnung bei losem Untergrund besitzen.
Ausserdem besitzt jeder Reifen ein Positiv- und ein Negativ-Profil. Das Positiv-Profil mit seinen ausstehenden Gummiblöcken bietet Traktion und Grip auf trockener Strasse, während das Negativ-Profil mit den Rillen bei nasser Fahrbahn möglichst viel Wasser verdrängt. Gesetzlich ist ein Negativ-Profil Anteil von 17% vorgeschrieben. Ambitionierte Autofahrer oder Tuner fahren gerne sogenannte Sportreifen welche genau die nötigen 17% Negativ-Profil aufweisen. Durch den hohen Anteil von Positiv-Profil, der geringeren Profiltiefe und der weicheren Gummimischung haben Sportreifen auf trockener Fahrbahn bessere Fahreigenschaften als herkömmliche Serienreifen, verlangen aber bei Regen einen geübten Fahrer, da bereits bei geringeren Geschwindigkeiten Aquaplaning auftreten kann.
Im Rennsport werden gerne Slicks eingesetzt, das sind Reifen ohne Profil. Damit Slicks die nötige Haftung aufweisen können, benötigen sie eine bestimmte Temperatur, deshalb werden sie vor dem Rennen warmgefahren. Mit Slicks wird durch das fehlende Profil eine höhere Aufstandsfläche erreicht, was den Grip erhöht, ausserdem besitzt der Reifen durch das fehlen des Negativ-Profils mehr Verschleissreserven. Mit Slicks werden auf der Rennstrecke wertvolle Sekunden im Vergleich zu herkömmlichen Reifen gewonnen.
Nachteilig ist, dass die Reifen durch das fehlende Profil sensibel auf Fahrbahnunebenheiten reagieren und bei zu nasser Fahrbahn aufgrund erheblicher Aquaplaninggefahr nicht verwendet werden können.
Auf öffentlichen Strassen sind Slicks generell verboten, da sie kein Profil besitzen und die Sicherheit erheblich beeinträchtigen würden. Jedoch würden Slicks im Strassenverkehr keinerlei Vorteile mit sich bringen, da die notwendige Betriebstemperatur nicht erreicht werden kann.
Heutige Reifen, auch solche an Serienfahrzeugen, sind Hightech-Produkte, welche verschiedene Aufgaben zu bewältigen haben. Es gibt Reifen für jede Bedürfnisse und wenn neue Reifen benötigt werden, sollte man dem Reifenhändler eventuell mitteilen, was für einen Fahrstil man hat, damit der richtige Reifen aufgezogen werden kann.
Da die Reifen einen erheblichen Beitrag zur Sicherheit leisten, erfordern sie ein Mindestmass von Aufmerksamkeit vom Fahrer. Dazu gehören der richtige Luftdruck und Kontrolle des Verschleiss. Die Profiltiefe muss überall mindestens 1.6 mm betragen, es ist aber empfehlenswert, sich bereits bei 5 mm Gedanken über neue Reifen zu machen.
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