Welch angenehmer Zeitgenosse euch hier aus dem Dunkeln entgegenblickt, nicht wahr? Müsstet ihr den Gemütszustand beschreiben, so gibt es wahrscheinlich viele Möglichkeiten, bietet die Deutsche Sprache doch eine Fülle an Adjektiven. Sie alle haben aber reichlich wenig mit dem Begriff “freundlich” zu tun, denn euer Gegenüber erweckt nicht unbedingt den Eindruck, als sei er über eure Bekanntschaft erfreut.
Doch nähern wir uns der Sache mal objektiv. Vor uns steht ein geformtes Stück Blech mit etwas Glas und ein Paar Lichtern vorne, welche eingeschaltet sind. Die obige Beschreibung ist eine reine Interpretation. Das solch eine Interpretation überhaupt möglich wird, ist das Werk der Autodesigner. Sie schenken den Autos sozusagen eine Seele, geben ihnen Emotionen. Das Beispiel oben hat auf jeden Fall eine äusserst düstere Seele geschenkt bekommen…
Im Grunde genommen sind Autos nichts weiteres als ein Mittel zum Zweck. Damit sie jedoch einwandfrei funktionieren und für den Strassenverkehr zugelassen werden, benötigen sie gewisse technische Einrichtungen, wie beispielsweise ein Kühlgitter vorne, um die Wärme des Motors abzuleiten und Lichter, um zu sehen und gesehen zu werden. Doch aus diesen notwendigen Einrichtungen lässt sich optisch eine Menge herausholen! Mit Hilfe der Kühlöffnungen, Lichtern, Dachlinie, Spoilern, etc. wird quasi die Persönlichkeit des Autos erschafft. Ausserdem definieren gewisse Elemente das Markengesicht. Ziel der Designer ist es schliesslich auch, dass auf den ersten Blick erkannt wird, aus welchem Hause das Auto stammt. Das Design des Autos ist wie das Corporate Identity einer Firma. Jeder Mensch, der nicht komplett gefühllos ist, sollte wenigstens ansatzweise in der Lage sein zu erkennen, ob ein Auto eher “gut oder böse” ist. Warum? Weil die Autos Augen haben, die Lichter nämlich. Beim Menschen drücken die Augen die Gefühle aus. Darum schauen wir uns ja auch in die Augen. Autos zeigen hauptsächlich mit den Lichtern, ob sie eher lieb und sanft oder eher aggressiv und böse sind. Unser Kollege von oben ist ein BMW M5 und mit seinen Augen – ironischerweise nennt BMW die Lichter Angel Eyes – drückt er völlig selbstbewusst seine Bosheit und Bedrohlichkeit aus.
Je nach Zielgruppe und Klasse, resp. Leistungsfähigkeit des Autos gestalten die Designer unterschiedlich. Beinahe das komplette Gegenteil des M5 ist der Fiat 500c. Mit seinen niedlichen Kurven und den kugelrunden Lichtern wird er von vielen liebevoll Knutschkugel genannt. Es ist ganz klar, dass dieses Auto den “jööh-Effekt” hervorrufen soll. Hingegen ist ebenfalls glasklar, dass der mächtige M5 seinem Vordermann auf der Autobahn unmissverständlich mitteilt, gefälligst Platz für den König der Fünfer zu machen.
toller Post!