Mit dem Scala stürzen sich die Tschechen ins sehr stark besetzte Kompakt-Segment. Doch Skoda wäre nicht Skoda, wenn der gefällige Neuzugang sich nicht von der Konkurrenz abzuheben wüsste. Der Scala bietet genau das, was sehr viele Normal-Fahrer sich wünschen: Praktikabilität, fairer Preis, cleveres Package, Verzicht auf Schnickschnack. Wer genau hinschaut, erkennt die dezenten Spuren des Sparprogramms und des Respektabstands zu den Konzernbrüdern. Doch wer nicht als kritischer Tester unterwegs ist, dürfte das gar nicht bemerken.
Die Tschechen beweisen einmal mehr, dass sich hoher Nutzwert und schickes Design nicht ausschliessen müssen. Zwar verzichtet Skoda auf auffällige und teure Designmerkmale, doch das Gesamtpaket mit der flachen, frech dreinblickenden Front, der sportlichen Silhouette und der schwarz abgesetzten Heckklappe gefällt. Unauffällig, schick, nicht aneckend.
Innere Grösse
Typisch Skoda: Das enorm geräumige Interieur. So, wie man im Fond die Beine ausstrecken kann, wähnt man sich nicht in einem Kompaktwagen! Darüber hinaus verwöhnt der Wagen die vorderen Passagiere mit tollen Sportsitzen und alle Insassen mit einem wahrlich gigantischen Panoramadach! Ebenfalls schick wirkt das grosse Infotainmentsystem, das darüber hinaus kinderleicht zu bedienen ist und Online-Navigation unterstützt.
Mühsam ist dafür die Klimabedienung. Über konventionelle Bedientasten lassen sich nur Temperatur und Lüfterdrehzahl ansteuern. Für die Luftverteilung muss man unnötigerweise den Touchscreen ansteuern. Wieso? Zwar kommt man via Menü-Taste bei der Klimaanlage direkt zur Luftverteilung, doch diese Taste hat während des Tests diverse Male schlicht nicht funktioniert. Aber wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht…
Der Mittelweg
Was das Fahrverhalten angeht, macht es Skoda dem Fahrer einfach: Es gibt nämlich weder adaptive Dämpfer, noch unterschiedliche Fahrmodi, lediglich das Getriebe kann man in die S-Stellung versetzen. Das bedeutet, dass das Setup für alle Situation stimmen muss und siehe da, es funktioniert. Es ist die typische, unaufgeregte, aber passende Einstellung: Recht komfortabel, nicht unsportlich, ausreichend präzise. Nirgends überragend, dafür total ausgeglichen und harmonisch. Und wenn man ehrlich ist, deckt so ein Fahrverhalten rund 90% aller Bedürfnisse ab, so what?
Für den Alltag erweist sich der getestete Dreizylinder als vollkommen ausreichend und selbst wer gerne mal etwas zügiger unterwegs ist, kommt sich nicht massiv untermotorisiert vor – und das, obwohl das DSG nicht zu den zackigsten seiner Gattung gehört. Ebenfalls positiv: Im Test konnte der WLTP-Normverbrauch von 6,8 l/100 km sogar um vier Zehntel unterboten werden! Und wer dennoch etwas mehr Leistungsreserven wünscht, für den hat Skoda noch einen 110 kW starken Vierzylinder mit Zylinderabschaltung im Angebot.
Die feinen Unterschiede
Der Scala-Einstiegspreis liegt bei knapp über 20’000 Franken, aber das ist ein Lockangebot. Der hier gezeigte Testwagen kostet dann auch über 34’000 Franken, bietet aber allerlei Annehmlichkeiten: digitales Cockpit, Online-Dienste, elektrische Heckklappe, Voll-LED-Licht und noch vieles mehr. Dazu kommen die markentypischen simply clever Lösungen sowie eine sehr gute Haptik und Qualität. Damit bietet der Wagen ein erstklassiges Preis-Leistungs-Verhältnis, aber diesbezüglich hat Skoda schliesslich auch einen Ruf zu verteidigen.
Nur wer wirklich genau hinschaut, entdeckt, dass für so einen guten Preis halt irgendwo gespart werden muss. Das betrifft zum einen das bereits erwähnte Fehlen von Fahrmodi. Des Weiteren sind Hightech-Features wie Stau-Assistent, aktive Spurführung oder Matrix-Licht für den Scala nicht erhältlich. Dafür ragt ein antiquierter Handbrems-Hebel aus der Mittelkonsole. Dass der linke Aussenspiegel automatisch abblendet, der rechte aber nicht, ist zwar ein winziges Detail, aber ich frage mich, ob die Devise «entweder ganz oder gar nicht» in Mlada Boleslav nicht bekannt ist. Aber was soll’s. Beim Scala bekommt man viel Auto fürs Geld und das ist es letztendlich, was zählt.
Alltag
Der Scala holt das Maximum aus seiner kompakten Grösse raus: Viel Beinfreiheit im Fond und ein grosser Kofferraum mit doppeltem Boden.
Fahrdynamik
Einen besonderen Hang zur Sportlichkeit hat der Scala nicht. Allerdings gerät er nicht gleich in Schwierigkeiten, wenn man es mal zügiger angehen lässt. Das DSG ist leider nicht sehr flink, da es auf Effizienz ausgelegt ist.
Umwelt
Der Testverbrauch von 6,4 l/100 km ist ein guter Wert, zumal das Auto nicht nur schonend bewegt worden ist.
Ausstrahlung
Ein paar feine Details wie leuchtende Akzente im Scheinwerfer oder die schwarz abgesetzte Heckklappe geben dem ansonsten zurückhaltend gestylten Scala immerhin ein bisschen Raffinesse mit auf den Weg.
Fazit
+ Sehr gutes Raumangebot im Verhältnis zur Grösse
+ Gefälliges Design trotz hoher Praktikabilität
+ Schicke Sportsitze mit hohem Komfort und gutem Seitenhalt
+ Riesiges Panoramadach
+ Modernes Infotainmentsystem mit Online-Navigation
+ Hoher Fahrkomfort
+ Ausgewogene Fahrwerkabstimmung
+ Exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis
– Umständliche Klimabedienung
– DSG zu sehr auf Effizient getrimmt, teilweise sehr niedertourig unterwegs
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Skoda Scala |
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Preis Basismodell / Motorisierung / Testwagen | 20 830 CHF / 26 000 CHF / 34 420 CHF |
Antrieb | Benzin, Frontantrieb |
Hubraum / Zylinder | 999 ccm / R3 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
Getriebe | 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
Max. Leistung | 85 kW bei 5000 - 5500 r/min |
Max. Drehmoment | 200 Nm bei 2000 - 3500 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 9,8 s |
Vmax | 201 km/h |
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,8 l/100 km / 154 g/km / B |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 6,4 l/100 km / 145 g/km / -6% |
Länge / Breite / Höhe | 4,36 m / 1,79 m / 1,47 m |
Leergewicht | 1350 kg |
Kofferraumvolumen | 467 - 1410 l |
Bilder: Koray Adigüzel