Der Autohersteller Smart ist nicht mehr, wer er einmal war. Von den knuffigen und kultigen Kleinstwagen hat man sich verabschiedet, stattdessen setzt man fortan auf vielseitigere Elektroautos. Auch die Eigentumsverhältnisse haben sich geändert, Smart gehört nun nicht mehr zu Daimler (Mercedes), sondern zu den Chinese Geely, die auch Volvo unter ihrem Dach haben. Es besteht jedoch ein Joint Venture zu Mercedes, sodass insbesondere das Design noch die Handschrift von Stuttgart trägt. Der Smart #1, der Erste der Neuzeit, ist zwar optisch nicht mehr mit der Historie zu vergleichen, der Spirit ist aber immer noch derselbe. Ausserdem ist das Preis-Leistung-Verhältnis viel besser als in der Vergangenheit.
Da Smart bis dato nie SUVs gebaut hat, ist das Design von Grund auf neu entstanden. Das Design ist typisch für Elektroautos glatt ohne Kühlergrill und mit bündigen Türgriffen. Markant sind die durchgehenden Lichtbänder vorne wie hinten, das Smart-Logo an der C-Säule, das farblich abgesetzte Dach sowie die Chromleiste, die sich unterhalb der Fensterlinie rund ums Auto zieht. Der Smart #1 ist relativ hoch gebaut, was ihn wuchtiger erscheinen lässt, eigentlich ist er aber immer noch sehr kompakt und Stadt-tauglich.
Grosszügige Platzverhältnisse
Platz war bei Smart bislang aufgrund des Konzept stets knapp, jetzt ändert sich alles. Das SUV bietet für alle Insassen gute und lustige Platzverhältnisse. Grosszüge Ablageflächen erlauben die Mitnahme von allerlei Kleinkram, der nicht im dafür knappen Kofferraum gelagert werden muss. Selbiger lässt sich dafür nebst dem Umlegen der Sitzbank auch durch die verschiebbare Rückbank bedarfsgerecht erweitern. Die Perlmutt-weissen Zierelemente hellen das Cockpit auf eine erfreuliche Weise auf. Verbesserungsbedarf besteht dafür bei der Verarbeitungsqualität. An gewissen Stellen ist der Wagen nicht hochwertig vermacht, ausserdem knarzte beim Testwagen die Mittelarmlehne munter vor sich hin.
Modernes fancy Infotainmentsystem
Das Infotainmentsystem ist so richtig jugendlich-frech und zeigt den Charme von Smart. Vieles wird bunt und animiert dargestellt, ausserdem verfügt das System über einen Fuchs als Maskottchen, welches permanent auf dem Startscreen ersichtlich ist. Der Fuchs fungiert denn auch als sprachgesteuerter Assistent, was sehr gut funktioniert. Ebenfalls top ist die Navigation mit Routenplanung sowie generell die Reaktionszeit des Systems. Knöpfe gibt es zwar kaum noch, aber ein paar Shortcuts erlauben den direkten Zugriff auf häufig genutzte Bereiche. Man kann sich auf dem System sein eigenen Profil erstellen und mit dem Smartphone koppeln, sodass selbiges auch die Funktion des Fahrzeugschlüssels übernehmen kann. Zu guter Letzt kann man via Smart-App den Zugriff zum Auto sharen, sodass man es an Freunde ausleihen kann, ohne den Schlüssel übergeben zu müssen. Smart!
Knackiges Handling
Eine lahme Variante gibt es bei Smart nicht, denn bereits die Basismotorisierung geht mit 200 kW und 343 Nm kräftig, agil und motiviert zur Sache. Im Gegensatz zu manch anderen Elektroauto mit Heckantrieb lässt einen der Smart bei forciertem Einsatz in Kurven spüren, dass das Auto sich mit Heckantrieb aus der Kurve drückt! Gefällt! Geregelt per ESP wird erst, wenn das Heck wirklich langsam instabil wird und nicht präventiv, wenn etwas mehr Gas gegeben wird. Das macht Laune und passt generell zum sportlichen Auftritt des nunmehr chinesischen Smart. Die Lenkung arbeitet erfreulich direkt und gibt gutes Feedback, das nicht adaptive Fahrwerk ist ganz klar auf der strafferen Seite. Mit seinem sportlichen Touch hebt sich der Smart #1 somit vom Gros seiner Konkurrenten ab. Ebenfalls positiv zu vermerken: Während in diesem Segment oft rollwiderstandoptimierte, aber Fahrspass-feindliche Eco-Reifen mit schwächerem Grip aufgezogen werden, rollt der Smart auf sportlichen Sommerpneus. So muss das sein!
Auf der anderen Seite darf man dafür keinen gemütlichen Gleiter erwarten. Durch das straffe Fahrwerk ist die Fahrt im Smart zuweilen eher rumpelig als geschmeidig. Ausserdem ist die Geräuschdämmung nicht die Beste, sodass auf der Autobahn deutliche Windgeräusche in den Innenraum gelangen. Dafür ist das kleine SUV puncto Assistenzsysteme bestens ausgerüstet. Autobahn-Assistent mit automatischem Spurwechsel, Matrix-Licht und Parkassistent sind Assistenzsysteme, die in diesem Segment nicht als selbstverständlich erachtet werden dürfen. Ausserdem haben die Assistenten im Test zuverlässig agiert und keine nicht nachvollziehbaren Fehlalarme generiert.
Einfache Konfiguration
Die Konfiguration des Wunsch-Smart ist denkbar einfach. Zur Auswahl stehen diverse Varianten, diese sind aber in sich als Motorisierung und Ausstattung fix fertig, einzig Lackierung und Interieur-Trim lassen sich aufpreisfrei wählen. Der Testwagen mit Heckantrieb ist eine Premium-Variante, was die Top-Ausstattung mit Heckantrieb darstellt. Das Auto kostet wie abgebildet 42’980 Franken, womit der Smart #1 preislich sehr attraktiv ist. Er verfügt über eine ausreichende Reichweite, ist einigermassen geräumig, voll ausgestattet und bietet erst noch Fahrspass. Viele vergleichbare Konkurrenten sind preislich höher aufgestellt, ausserdem wird Smart aggressiv mit kurzen Lieferzeiten. Wer über allfällige Verarbeitungsschwächen hinwegsehen kann, kann beim Smart der Neuzeit also bedenkenlos zugreifen und bekommt ein Elektroauto, welches technisch up to date ist.
Alltag
Trotz kompakten Ausmassen verfügt der Smart #1 über grosszügige Platzverhältnisse für die Passagiere. Dieser geht dafür auf Kosten des Kofferraums, dieser lässt sich aber durch die verschiebbare Rückbank oder das Umlegen der Sitze wieder erweitern. Grösster Nachteil: Der überraschend grosse Wendekreis.
Fahrdynamik
Die schwächere Motorisierung mit Heckantrieb verfügt bereits ausreichend Power für Fahrspass. Besonders cool: Man spürt den Heckantrieb und wie sich das Auto um die Kurve drückt. Ebenfalls gelungen sind die direkte Lenkung und das gute Bremsgefühl.
Umwelt
Mit einem Testverbrauch von 19,2 kWh/100 km gehört der Smart #1 zu den sparsameren Vertretern der Elektroautos. Wer etwas weniger sportlich fährt wie ich im Test, dürfte locker Werte um die 18,0 kWh/100 km erzielen.
Ausstrahlung
Die neue, eigenständige Designsprache steht dem Smart der Neuzeit gut. Man erkennt Einflüsse vom Mercedes-Design, was nicht verkehrt ist. Wer es noch sportlicher mag, sollte sich den Smart #3 anschauen.
Fazit
+ Eigenständiges Design
+ Gute Platzverhältnisse
+ Bequeme Sitze, gute Ergonomie, grosse Ablagen
+ Super schnelles Infotainmentsystem mit top Online-Diensten und erstklassiger Sprachsteuerung
+ Spritziges Ansprechverhalten
+ Diverse Fahrmodi mit deutlicher Spreizung
+ Deutlich spürbares hecklastiges Handling
+ Präzise und direkte Lenkung, agiles Einlenkverhalten
+ Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
+ Umfangreiche Ausstattung
+ Zuverlässige Assistenzsysteme ohne Fehlalarme im Test
+ Niedriger Stromverbrauch
– Kleiner Kofferraum
– Grosser Wendekreis
– Verarbeitungsqualität teils mässig
– Deutliche Windgeräusche auf der Autobahn
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Smart #1 |
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Preis Basismodell / Testwagen | 35 480 CHF / 42 980 CHF |
Antrieb | Elektrisch, Heckantrieb |
Akkukapazität | 66 kWh (brutto) / 62 kWh (netto) |
Max. Leistung | 200 kW |
Max. Drehmoment | 343 Nm |
Beschleunigung 0–100 km/h | 6,7 s |
Vmax | 180 km/h (elektronisch abgeregelt) |
WLTP-Verbrauch / Energieeffizienz | 16,8 kWh/100 km / A |
Test-Verbrauch / Differenz | 19,2 kWh/100 km / + 14% |
WLTP-Reichweite | 440 km |
Ø Test-Reichweite | 320 km |
Max. Ladeleistung (DC) | 150 kW |
Länge / Breite / Höhe | 4,27 m / 1,82 m / 1,64 m |
Leergewicht | 1875 kg |
Kofferraumvolumen | 313 - 976 l |