Speed Date: Hyundai i40 & Tucson

Warum aus Tucson ix35 und aus ix35 nun wieder Tucson geworden ist, braucht niemand zu verstehen. Offensichtlich ist man bei Hyundai zum Entschluss gekommen, dass ein starker Name, der in den Köpfen der Leute verwurzelt ist, stärkere Gefühle hervorruft als ein Zahlenkürzel. Wie dem auch sei – der ganz neue Tucson glänzt mit dynamischem Design und viel Technik.
Der erfolgreiche i40 wurde geschminkt und fährt jetzt ebenfalls mit einem mächtigen Kühlergrill durch die Gegend. Audi lässt an dieser Stelle grüssen.

i40 nur noch als Diesel

Eigentlich gäbe es schon einen 2,0-Liter Benziner (121 kW) für den i40, aber Hyundai Schweiz importiert ihn mangels Nachfrage nicht mehr. Übrig bleiben zwei Diesel mit 85 kW und 114 kW. Beide sind serienmässig an ein manuelles 6-Gang Getriebe gekoppelt, optional ist für den Stärkeren ein neues 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe erhältlich. Besonders das Getriebe ist im Test sehr positiv aufgefallen. Es steht VWs DSG in nichts nach, schaltet blitzschnell, ruckelfrei und scheint während der Fahrt mitzudenken. Sogar Schaltwippen sind mit an Bord, wobei die sich ziemlich billig anfühlen. Dafür scheint Hyundai kontinuierlich an der Lenkung zu arbeiten. Die Zeiten, in denen Südkoreaner mit einer synthetischen Lenkung ausgestattet sind, scheinen sich dem Ende zu neigen. Der i40 lässt sich präzise dirigieren, die Bremse überrascht durch angenehmen Gegendruck für perfekte Dosierung. Well done, Hyundai.

Hyundai i40
Der grosse Kühlerschlund erinnert schon sehr stark an Audi.

Aber bevor der i40 vor lauter Komplimenten noch rot anläuft, hole ich ihn lieber auf den harten Boden der Tatsachen zurück. Dafür, dass es ein Facelift Modell ist, läuft der Diesel etwas gar rau, ein richtiger Traktor, sobald man ihn etwas höher drehen lässt. Da hätte man bestimmt noch das eine oder andere Dezibel wortwörtlich herausholen können. Ausserdem ist der Platz für die Beine ausgerechnet in der ersten Reihe eingeschränkt. Das wuchtige Armaturenbrett zieht sich sehr weit nach unten, sodass langbeinige Fahrer und Beifahrer Mühe haben, ihre Beine buchstäblich unterzubringen. Das Problem besteht auch darum, weil man im i40 selbst in der tiefsten Sitzposition ungewöhnlich weit oben sitzt. Auch hier gilt: Solche Dinge sollte man mit einem Facelift ausmerzen.

Hyundai i40
Nebst dem Grill sind auch die Scheinwerfer und die Felgen neu gestaltet worden.

Dafür ist der Raum ab der zweiten Reihe gigantisch. Selbst Riesen sind im Fond exzellent untergebracht und der 553 – 1719 Liter fassende Kofferraum lässt sich dank der sehr tiefen Ladekante hervorragend beladen. Auch die Verarbeitung ist im i40 enorm gut, diesbezüglich haben es die Koreaner mittlerweile richtig drauf. Ah ja, auch die in der Schweiz extrem seltene Limousine ist nach wie vor erhältlich, allerdings ausschliesslich mit dem stärkeren Diesel, Automatikgetriebe und Komplettausstattung. Die Preise für den i40 beginnen bei 24’990 Franken für den Wagon, der Sedan mit allem drin kostet 37’990 Franken.

Hyundai i40
Am Heck sind dagegen keine Unterschiede zum «alten» i40 auszumachen.

Fashionita: Der neue Tucson

Wäre der Tucson eine Dame, sie wäre eine ausgemachte Fashionita. Welches Kleid soll es heute Abend sein, welche Schuhe passen dazu, welche Uhr ergänzt mein Outfit, welcher Make-Up Style ist heute angemessen… Beim Design hat Hyundai echt alle Register gezogen. Breit und für ein SUV verhältnismässig flach steht der Tucson auf der Strasse, die Front schindet mit dem mächtigen Kühlergrill und den auffälligen LED-Scheinwerfern mächtig Eindruck. Aber Achtung: LED-Licht gibt’s nur fürs Abblendlicht. Das Fernlicht übernehmen Halogenscheinwerfer, was ich sehr hässlich finde. Wenn schon, denn schon… Von der Seite betrachtet fallen die asymmetrischen Radkästen und die schnittigen Felgen auf – wobei letztere mehr als nur offensichtlich vom Golf GTI abgekupfert sind. Das Heck macht mit den dicken Endrohren ebenfalls ziemlich auf dicke Hose. Dezent wirkt der neue Tucson wahrlich nicht, eher aufgepimpt.

Hyundai Tucson
Vor allem die Front des neuen Tucson ist sehr einprägsam.

Sitzt man im Tucson, so fragt man sich, wo der ganze Elan plötzlich hin ist. Das Interieur ist so konventionell gestaltet, dass es irgendwie nicht so recht zum expressiven Äusseren passen will. Selbst der ältere i40 hat mehr Pepp und Schwung im Innenraum. Auch ein farblich abgesetztes Zierelement wie im i40 würde dem Tucson gut stehen, stattdessen ist alles in Kunststoff gehalten. Hochwertig wirkt der Tucson trotzdem, geräumig ist er ebenfalls, aber dennoch: Ein bisschen mehr Mut hätte ich von Hyundai erwartet, wenn der Tucson schon als «Game Changer» bezeichnet wird.

Hyundai Tucson
Beim Aussendesign konnten sich die Designer anscheined frei austoben. Zurückhaltung geht anders.

Der Tucson ist auf Wunsch mit ziemlich kräftigen Motoren unterwegs. Bei den Dieselmotoren reicht das Spektrum von 85 bis 136 kW, zusätzlich ist ein 130 kW starker Benziner erhältlich. Schade finde ich, dass das super Doppelkupplungsgetriebe nur für den Benziner erhältlich ist und die Dieselmotoren sich weiterhin mit der veralteten 6-Gang Wandlerautomatik herumschlagen müssen. Gemäss Hyundai verträgt das Doppelkupplungsgetriebe das Drehmoment des kräftigen Tucson Diesels nicht. Obwohl der gefahrene stärkste Diesel auf dem Papier sehr kräftig wirkt, fühlt er sich auf der Strasse bei weitem nicht so agil an, wie man es erwarten würde. Das liegt zum einen am Getriebe, aber auch am Gewicht. Mit über 1800 Kilo Leergewicht ist der Tucson nämlich ein rechter Brocken. Er fühlt sich allerdings viel handlicher als, als er ist. Die Lenkung reagiert präzise und feinfühlig, allerdings erst, wenn der Tucson in Fahrt ist. Bei langsamen Tempo ist die Lenkung zu leichtgängig.

Hyundai Tucson
Innen ist er zwar solide und hochwertig, aber die fliessende Gestaltung von aussen sucht man hier vergebens.

Auch technisch lässt sich der Tucson nicht lumpen. Notbremsassistent mit Fussgängererkennung sowie Tot-Winkel Warner und Spurhalteassistent sind optional an Bord. Leider haben die Systeme – mit Ausnahme des Tot-Winkel-Warners – nicht unbedingt einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Der aktive Spurhalteassistent zuckt nämlich ständig im Lenkrad, was sehr unangenehm ist. Andere Hersteller schaffen es, dass der Assistent nur ganz fein eingreift, aber bei Hyundai ist er viel zu präsent. Dann der Notbremsassistent. Der schlug Alarm, weil ich auf ein in einer Kurve seitwärts parkiertes Auto zugefahren bin, das nicht mal sehr nahe war. Ich kann nur noch einmal predigen: Assistenzsysteme ja, aber nur, wenn sie absolut dezent und möglichst ohne Fehlalarme funktionieren.
Ein Novum ist die Heckklappe, die sich durch blosses Anstehen ohne Wedeln mit dem Fuss automatisch öffnet. Die Idee an sich ist hervorragend, allerdings hat es im Test nicht immer funktioniert… Der Tucson ist ab sofort zu Preisen ab 24’950 Franken erhältlich, wobei die Top-Versionen um die 40’000 Franken kosten. Ob und wann die in Genf gezeigt Plug-in Hybrid Variante kommen wird, steht derzeit noch in den Sternen.

(Bilder: Hyundai)

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