Gewisse Autos teste ich einfach deshalb, weil sie eine Neuheit sind und es verdienen, getestet und vorgestellt zu werden. Beim Subaru Outback war es vor allem das sogenannte EyeSight System, welches diverse Assistenten bündelt, was mich neugierig gemacht hat. Das Auto selber hat, nun ja, nicht zuoberst auf meiner Prioritätenliste gestanden. Das typische «Bauernauto» fand ich einfach nicht besonders «amächelig». Doch wieder einmal wurde ich eines besseren belehrt. Aber ich will mich nicht beschweren. Ich mag Autos, die mich positiv überraschen…
Beim Outback ist der Name Programm, das verrät bereits die Optik. Grundsätzlich stehe ich nicht wirklich auf Cross-Kombis und in meinen Augen ist auch der Outback keine Schönheit. Aber er sieht auch nicht wüst aus. Etwas hemdsärmelig, aber auch schlicht. Ich verzeihe ihm die Cross-Optik, weil es ihn nur in dieser Variante gibt. Er ist nicht bloss eine aufgebockte Version eines normalen Kombis, wie es die deutschen Hersteller praktizieren. Ausserdem ist er mit 20 cm Bodenfreiheit und permanentem Allradantrieb wohl besser fürs Gelände gerüstet, als so manches Lifestyle-SUV. Schade finde ich einzig, dass ihm Subaru nicht die freche Motorhaube mit der grossen Lufthutze mit auf den Weg gibt. Die gehört meiner Meinung nach einfach zu Subaru.
Das Interieur ist wie das Aussendesign eher schlicht, dafür sehr übersichtlich gehalten. Erstaunlich ist das enorme Platzangebot. Logisch, fühlt man sich vorne sehr gut aufgehoben, aber selbst im Fond kann ich ohne weiteres hinter meiner Sitzposition die Beine ausstrecken. Das Ganze geht keineswegs zu Lasten des Kofferraums, denn auch der ist so gross, dass man sich strecken muss, um etwas ganz nach hinten zu schieben. Gut gemacht, Subaru! Mühsam ist einzig die träge, automatische Heckklappe. Okay, auch das Armaturenbrett wirkt eher zweckmässig als edel.
Dabei beweisen die Japaner, dass sie es besser können, denn Türen und Mittelkonsole fühlen sich sehr viel hochwertiger an. Beim Mediasystem macht Subaru ebenfalls vieles richtig, denn die Bedienung ist simpel und alle üblichen Funktionen funktionieren einwandfrei. Doof finde ich einzig, dass das System nur Android-Smartphones spiegeln kann (MirrorLink). Apple CarPlay wird nicht unterstützt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau und genau wie das wenig hochwertige Armaturenbrett kein Grund, den grossen Kombi zu verschmähen.
Beim Losfahren dachte ich allerdings, dass ich mein K.O.-Kriterium gefunden habe: Das stufenlose Automatikgetriebe namens Lineartronic. Der Subaru PR-Chef meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, das Getriebe mache seinen Job gut, ausserdem verfügt es über sieben virtuelle Gangstufen, die bei starker Beschleunigung dafür sorgen, dass der Motor nicht heulend am Begrenzer hängt. Ja ja. Er muss das ja sagen, er arbeitet schliesslich für diese Marke. Auch bei Nissan und Lexus setzen sie auf virtuelle Gangstufen und bei beiden hat es nichts genützt.
Ich fahre also mit dem Outback los und fühle mich schon halbwegs bestätigt, denn obwohl ich nur mässig beschleunige, grummelt der Boxer-Diesel zwischen 2000 und 3000 deutlich vor sich hin. Doch ich habe den Subaru zu Unrecht vorverurteilt. Sobald sich der Antrieb ansatzweise aufgewärmt hat, kehrt nämlich Ruhe ein. Nicht nur, dass die Drehzahl angenehm tief bleibt, nein, auch der Motor klingt besser wie viele andere Dieselmotoren. Ausserdem würde ich das Getriebe für eine 7-Gang Automatik halten, wenn ich es nicht besser wüsste. Auch beim Kickdown ist nichts vom gefürchteten Heulen zu hören, sondern das Auto zappt sich durch seine eigentlich nicht existierende Gänge. Dies ist mit Abstand das beste stufenlose Getriebe, das ich je gefahren bin, denn ich hatte auch nie das Gefühl, dass die Kraft vom Motor irgendwo versandet.
Weiteres Lob bekommt der Subaru von mir, dass er sich nicht anfühlt, wie ein Ruderboot auf hoher See. Denn es sind verdächtig oft die asiatischen Hersteller, denen die Fahrdynamik auf gut Deutsch am Arsch vorbeigeht, wenn sie nicht gerade ein Coupé bauen. Der Outback hingegen fühlt sich schön ausgewogen hat. Sehr komfortabel, ja fast schon weich bei gelassener Fahrweise und doch kann er auf einer Passstrasse zügig gefahren werden. Vor allem die direkte und präzise Lenkung hilft dabei. Trotzdem wird er ziemlich früh vom ESP ausgebremst, denn man darf nicht vergessen, dass man immerhin höhergelegte 1800 Kilo in die Kurve wirft. Ich bin mir sicher, der neue Levorg ist fahrdynamisch um einiges attraktiver als der Outback.
Kommen wir nun zum Hauptgrund, warum ich den Outback überhaupt testen wollte: Dem Assistenzpaket EyeSight. Mit zwei Kameras hinter der Frontscheibe überwacht der Outback das Verkehrsgeschehen. In einem deutschen Test von Notbremssystemen hat der Subaru am besten abgeschnitten. Nicht schlecht. Des Weiteren funktioniert auch der Abstandstempomat über die beiden Kameras. Er funktioniert überraschend gut und geschmeidig, was mich erstaunt, denn normalerweise arbeiten solche Systeme mittels Radar und nicht mit Kameras. Mühsam ist einzig der piepsende Spurhalteassistent, denn man nach jedem Motorstart erneut deaktivieren muss. Überflüssig finde ich, dass der Outback einen warnt, wenn man im D abfahren will und er vor einem ein Hindernis erkennt. Wer bitteschön fährt denn aus dem Stand heraus gegen eine Wand?
Insgesamt muss ich sagen, dass ich mit dem Outback zufriedener bin, als ich es erwartet habe. Er ist nämlich nicht so träge, wie ich vermutete, sondern gibt einem beim Fahren ein gutes Gefühl. Er ist viel direkter zu fahren als viele andere asiatische Konkurrenten. Dann kommt das tolle Getriebe, was mich am meisten überraschte. Warum können das die anderen nicht? Last but not least ist das EyeSight System vor allem durch den sehr gut funktionierenden Abstandstempomat lobenswert. Wer auf deutsche Präzision und Perfektion verzichten kann und dafür ein paar Tausender sparen möchte, sollte den Outback unbedingt berücksichtigen. Er ist weit mehr als das typische Bauernauto.
Alltag
Platz ohne Ende! Wenn man nicht gerade mit einem Skoda Superb vorfährt, dann steckt der Outback garantiert mehr weg. Ausserdem ist er sehr komfortabel zu fahren und dank guter Geräuschdämmung ein gemütlicher Alltagsbegleiter.
Fahrdynamik
Er ist nicht der Sportler in der Subaru-Modellpalette, nur schon konstruktionsbedingt hat er es diesbezüglich schwer. Aber seine ausgewogene Abstimmung und die präzise Lenkung sind mir positiv aufgefallen.
Umwelt
Dafür, dass der Outback ein grosser und fast 1800 Kilo schwerer Kombi ist, geht der Verbrauch von 6,9 l/100 km voll in Ordnung. Ausserdem ist die Abweichung zum Normverbrauch von 6,1 l/100 km ungewohnt tief.
Ausstrahlung
Man kann eben nicht alles haben. Er ist sehr praktisch und angenehm zu fahren, aber optisch ist er keine Wucht. Zwar nicht hässlich, aber schön ist doch anders.
Fazit
+ Riesiges Platzangebot
+ Ausgewogenes Fahrverhalten
+ Komfortables Fahrwerk
+ Ausgezeichnetes Getriebe
+ Präzise Lenkung
+ Bequeme Sitze
+ Perfekte Ergonomie
+ Fairer Preis
+ Modernes und intuitives Infotainmentsystem
+ Ruhiger, leicht kernig klingender Motor
+ Sehr guter Abstandstempomat
+ Akzeptabler Verbrauch
– Nerviger Spurhalteassistent
– Träge, automatische Heckklappe
– Fernlicht mit Halogen-Scheinwerfer anstatt LED wie beim Abblendlicht
– Billig wirkendes Armaturenbrett
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell Subaru Outback Preis Basismodell / Testwagen 33 900 CHF / 47 800 CHF Antrieb Diesel, Allradantrieb Hubraum / Zylinder 1998 ccm / R4 Motoranordnung / Motorkonzept Frontmotor / Turbomotor Getriebe Stufenloses Automatikgetriebe Lineartronic Max. Leistung 110 kW bei 3600 r/min Max. Drehmoment 350 Nm bei 1600 - 2800 r/min Beschleunigung 0–100 km/h 9,9 s Vmax 192 km/h NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz 6,1 l/100 km / 159 g/km / E Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz 6,9 l/100 km / 180 g/km / +13% Länge / Breite / Höhe 4,82 m / 1,84 m / 1,61 m Leergewicht 1787 kg Kofferraumvolumen 559 - 1848 l
(Bilder: Koray Adigüzel)
Ich finde Subara klasse.
Den Wagen sieht man nicht so oft auf der Straße und trotzdem stimmt das Preis / Leistungsverhältnis.
Dein Bericht zeigt, dass auch Underdogs etwas bewegen können.