Das Tesla Model Y Performance ist eine schöne Veranschaulichung, wie sehr sich Tesla einerseits verbessert hat und wie sehr es andererseits matchentscheidend ist, ob das Auto von Anfang an und ausschliesslich als Elektroauto konzipiert ist. Zwar ist das Model Y nicht wirklich kompakt, aber was die Amerikanier hier an Raum anbieten, lässt auch deutlich grössere SUVs vor Neid erblassen – ganz abgesehen davon, dass sie dem Model Y Performance nicht hinterher kommen würden, weder in der Beschleunigung, noch von der Konnektivität her.
Dass das Model Y mit dem Model 3 verwandt ist, liegt auf der Hand. Scheinwerfer und Lichter sind identisch zum kleinen Bruder. Von der Linienführung her orientiert sich das Model Y am Model X, ist also ein höher gelegter Crossover und würde sich im richtigen Gelände ziemlich verloren fühlen. Das Design ist clean und schnörkellos, vor allem die glatte Front könnte nicht deutlicher für den Elektroantrieb sprechen. Das Performance-Modell erkennt man an den roten Bremssätteln, den 21-Zoll-Rädern sowie an der Carbon-Abrisskante. Zudem sind für die neuen Modelle aus Berlin zwei neue, aufwendige Lackierungen verfügbar.
Minimalistisches Design
Das Innenraum-Design ist 1:1 vom Model 3 übernommen worden. Der zentrale 15″-Touchscreen dominiert das Cockpit, aufgehübscht wird das Ambiente durch Mikrofaser- sowie Holz-Verkleidungen. Durch die höhere Sitzposition ist die Egonomie insbesondere für grosse Personen besser als im Model 3. Allerdings bieten die Sitze einen zu geringen Seitenhalt und obwohl es technisch keine Hexerei wäre, bietet die der Hightech-Hersteller nach wie vor kein HUD an.
Dafür brilliert das Infotainmentsystem. (Sprach-)Bedienung und Eingaben funktionieren so flüssig wie bei einem leistungsstarken Tablet, die Online-Navigation inklusive Routeplanung ist nach wie vor Branchenstandard und für die Ladepause stehen Netflix, Youtube, Twitch sowie Disney+ als native App zur Verfügung. Das Soundsystem überzeugt sowohl bei Musik wie auch bei Filmen und die möglichen Gadgets und Spielereien, die man mit dem Tesla betreiben kann, würden den Rahmen hier sprengen. Für Licht und Scheibenwischer hätte sich Tesla meines Erachtens für die Bedienung über Knöpfe oder Lenkradhebel entscheiden sollen, ansonsten ist dieses Infotainmentsystem nach wie vor das Beste, was man derzeit in einem Auto kriegen kann. Die Verarbeitungsqualität ist sicherlich besser als bei früheren Tesla-Modellen und man hört absolut keine störenden Geräusche. Wer aber genauer hinschaut, findet hier und da immer noch verarbeitungstechnische Schwächen.
Maximales Raumangebot
Beim Platzangebot schöpft Tesla beim Model Y aus den Vollen. Man sitzt überall sehr luftig, insbesondere in Reihe zwei geniesst man sensationelle Bein- und Kopffreiheit und zusätzlich eine verstellbare Lehne. Man haltet es sogar auch eine Weile zu dritt aus, wenn nicht gerade drei Bodybuilder hinten Platz nehmen wollen. Der Kofferraum dürfte klassenbester sein, denn nebst dem eigentlichen Raumangebot stehen drei zusätzliche, sehr grosse Nebenfächer, ein kleines Nebenfach sowie der Frunk zur Verfügung. Wer also am Black Friday die Ikea Filiale seines Vertrauens stürmen möchte, ist mit diesem Auto perfekt ausgerüstet.
Mehr ist mehr
Wie alle Tesla Performance Modelle geht auch das Model Y nicht gerade zimperlich zur Sache. Klar kann man den Gasfuss zügeln oder das Beschleunigungsverhalten im Menu sogar auf «lässig» umschalten, aber das ist nicht Sinn des Performance-Modells. Bei forscher Beschleunigung übermannt einen das Model Y mit Drehmoment und das Auto schiebt gewaltig und ansatzlos nach vorne, der berüchtigte Elektrokick halt! Der Schub wird kontinuierlich aufrecht erhalten, erst ab rund 120 km/h lässt die Kraft allmählich etwas nach – also perfekt für die Schweizer Strassen.
Doch auch puncto Handling überrascht das Model Y, Tesla hat sich fahrwerkstechnisch in den letzten Jahren massiv verbessert. Vor allem für ein SUV lenkt das Model Y sehr agil ein, bietet gutes Feedback über die Lenkung und bleibt in Kurven lange neutral. Enge Kehren mag das Auto aber nicht besonders und wer sich an die Grenze rantasten will, wird bereits vorher vom ESP brüsk eingebremst. Da setzt das Model Y konsequent auf Sicherheit, während das Model 3 Performance mit Track Mode, ESP Off und maximaler Kraftverteilung nach hinten mehr den Hooligan raushängen lässt. Gibt es beim Model Y Performance alles nicht und meiner Meinung nach passt diese unterschiedliche Modellphilosophie auch zu den Autos.
Hightech ja, aber nicht überall
Der berühmte Autopilot hat bei Tesla mittlerweile fast schon kultstatus. Er ist das Vorzeige-Assistenzsystem der Amerikaner und auch das, welches am besten funktioniert. Kurven, auch engere, werden mit Bravour gemeistert, Spurwechsel auf Blinker-Kommando automatisch vollzogen und bei aktivierter Navigation schlägt der Autopilot auch die korrekte Spur vor, respektive fordert den Fahrer sogar auf, via Blinker-Kommando die Freigabe für einen Spurwechsel zu erteilen. Es ist nach wie vor beeindruckend, wie das Auto seine präzise Wahrnehmung der Umwelt inklusive Ampeln auf dem Screen visualisiert.
Einzig das sogenannte Notfall-Spurhaltesystem, welches nach jedem Motorstart wieder aktiv ist, greift bereits frühzeitig und sehr hysterisch ein, wenn man mit Abstandstempomat, aber ohne Autopilot unterwegs ist. Da dürfte die Toleranz durchaus grösser sein. Der Fernlichtassistent dagegen müsste sensibler eingestellt sein, da er teilweise zu spät auf Gegenverkehr reagiert. Überhaupt wirkt das System insbesondere im technikverliebten Model Y antiquiert. Wo bleibt das Matrix-Licht bei Tesla?
Viel Technik und Auto fürs Geld
Das hier gezeigte Model Y Performance kostet 74’700 Franken. Das sind exakt 4000 Franken mehr als der Testwagen des VW ID.4 GTX, den ich hatte, und es gibt genau vier Disziplinen, in denen der ID.4 gewinnen würde: Sitze, Verarbeitungsqualität, HUD und Licht. Der ganze Rest wäre ein Sieg auf ganzer Linie für das Model Y. Die Mehrleistung vom Model Y beziffere ich besser gar nicht genau, es ist auch so bereits eine Schmach für VW und zeigt exemplarisch, dass Tesla nicht nur Hype, sondern schlicht und einfach verdammt gut für verhältnismässig faires Geld ist. Dazu kommt, dass nicht dur die sehr gute App – die im übrigen auch als Fahrzeugschlüssel dienen kann – sondern das ganze Auto permanent via Software-Updates weiterentwickelt wird. Klar, das kommt langsam auch bei anderen Herstellern, aber niemals in den Intervallen, wie sie bei den Amerikanern üblich sind. Man kann von der Marke und seinem Chef halten, was man will, aber die Autos sprechen für sich.
Alltag 
Das Tesla Model Y bietet im Verhältnis zu seiner Grösse fürstliche Platzverhältnisse. Man sitzt vorne wie hinten luftig und geniesst vor allem im Fond Bein- und Kopffreiheit, die oberklassemässig ist. Der Kofferraum ist gigantisch und bietet zahlreiche grosse Nebenfächer. Zu guter Letzt wäre noch der Frunk sowie das Tüpfchen auf dem i: 1,6 Tonnen Anhängelast. Nicht so gut sind die schlechte Sicht nach hinten sowie der grosse Wendekreis.
Fahrdynamik
Wie von einem Tesla Performance Modell nicht anders zu erwarten, ist der Schub brachial und überwältigend. Doch auch puncto Fahrwerk und Lenkung braucht sich das Model Y nicht zu verstecken, da es präzise einlenkt und Kurven neutral und mit schier endlosem Grip durcheilt. Wer sich aber an die recht hohe Grenze rantastet, wird vom ESP rigoros eingebremst.
Umwelt 
Im Vergleich zur Konkurrenz im Segment ist das Model Y sparsam. Der Testverbrauch von 21,2 kWh/100 km liegt zwar deutlich über der Normangabe, das liegt aber auch an der verlockenden Leistung. Wer gemütlich fährt, bewegt sich problemlos unter 20 kWh/100 km, was für ein SUV dieses Kalibers eine hervorragende Leistung ist.
Ausstrahlung
Tesla ist immer noch Inbegriff von fortschrittlicher Elektromobilität und Coolness und davon profitiert auch das Model Y Performance.
Fazit
+ Cleanes, ruhiges und dezent sportliches Design
+ Fürstliche Platzverhältnisse
+ Gigantischer Kofferraum
+ Extrem fortschrittliches Infotainmentsystem mit unendlich vielen Gadgets, top Konnektivität, massig Rechenpower und super online Navigation inklusive Routenplanung
+ Brachialer und ansatzloser Schub
+ Direkte Lenkung mit gutem Feedback
+ Gute Dosierbarkeit des Bremspedals
+ Niedriger Geräuschpegel
+ Sehr sicheres Fahrverhalten, da ESP nicht deaktivierbar
+ Intutive Steuerung diverser Funktionen via App
+ Öffnen und starten des Autos via App
+ Sehr ausgeklügelte Assistenzsysteme und Autopilot-Software
+ Relativ geringes Gewicht
+ Niedriger Verbrauch, gute Reichweite
+ Fairer Preis
– Sperriger Wendekreis
– Sitze mit geringem Seitenhalt
– Leichte Abstriche bei der Verarbeitungsqualität
– Kein Matrix-Licht
– Kein HUD
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
| Marke / Modell | Tesla Model Y Performance |
|---|---|
| Preis Basismodell / Testwagen | 71 000 CHF / 74 700 CHF |
| Antrieb | Elektrisch, Allradantrieb |
| Akkukapazität | 82 kWh (brutto) / 75 kWh (netto) |
| Max. Leistung | 393 kW |
| Max. Drehmoment | 660 Nm |
| Beschleunigung 0–100 km/h | 3,7 s |
| Vmax | 250 km/h (elektronisch abgeregelt) |
| WLTP-Verbrauch / Energieeffizienz | 17,1 kWh/100 km / A |
| Test-Verbrauch / Differenz | 21,2 kWh/100 km / +24% |
| WLTP-Reichweite | 514 km |
| Test-Reichweite | 350 km |
| Max. Ladeleistung (DC) | 250 kW |
| Länge / Breite / Höhe | 4,75 m / 1,92 m / 1,62 m |
| Leergewicht | 2078 kg |
| Kofferraumvolumen | 854 - 2158 l |
