Von A nach B reisen, dies ist die Hauptaufgabe eines Autos. Alles was es dafür braucht ist ein Motor, ein Blechkleid und die nötigen Instrumente, um das Auto zu bedienen und zu steuern. Alles andere, angefangen beim Handschuhfach, taugt nicht zur Bewältigung der Hauptaufgabe, sondern der Nebenaufgabe, nämlich die Fahrt so bequem wie möglich zu gestalten. Die heutigen Autos lassen sich ab einer bestimmten Klasse mit allem erdenklichem Luxus ausstatten, wovon Fahrer und/oder Passagiere profitieren.
Früher war es ein gefährliches Unterfangen, sich ins Auto zu setzen. Das ist es zwar eigentlich auch heute noch, denn im Strassenverkehr verlieren jährlich weltweit noch immer über 600’000 (!) Menschen ihr Leben. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, da nicht alle Staaten eine diesbezügliche Statistik führen. Einige Quellen sprechen von bis zu einer Million Opfer jährlich. Doch ich möchte hier nicht das Autofahren verteufeln. Wer früher in einen Unfall verwickelt wurde, musste auf einen starken Schutzengel hoffen, denn Sicherheitssysteme gab es noch nicht. Heute ist es möglich, Horrorcrashes, bei denen das Auto völlig verschrottet wird, zu überleben, dank zahlreichen Assistenz- und Sicherheitssystemen, welche den Weg ins Auto gefunden haben.
Doch auch das Interieur als Ganzes wird so gestaltet, dass man sich gerne im Auto aufhält. Darüber hinaus werden zahlreiche aufpreispflichtige Extras angeboten, welche das Innenleben aufwerten. Und dass diese Extras wie eine Sitzheizung, ein belüftetes Handschuhfach, Ambientebeleuchtung, etc. von der Klientel geordert werden, zeigt, dass ein Bedürfnis da ist, sich sein Vehikel üppig auszustatten. Mit der Liste der Sonderausstattungen lässt sich der Preis des Auto um bis zu 50% steigern.
Der Sinn dahinter ist klar: Wer Freude an seinem Auto hat, benutzt es öfters und gern und benötigt somit schneller einen Neuwagen. Am besten natürlich von derselben Marke. Die meisten Hersteller zielen mit ihrem schicken Kompaktwagen auf die jüngere Kundschaft. Natürlich ist in der Kompaktklasse kein übermässiger Luxus vorhanden, doch es lassen sich viele Annehmlichkeiten optional hinzufügen, welche in den höheren Klasse serienmässig dabei sind. Optimal ist es aus Sicht des Herstellers, wenn ein junger Kunde beim Kauf seines nächsten Fahrzeuges der Marke treu bleibt und am besten eine Klasse aufsteigt. Dort ist zwar die Serienausstattung etwas üppiger, doch es werden einem Optionen angeboten, die sich in tieferen Klassen nicht vorfinden. So soll der Kunde sein Leben lang immer dieselbe Marke kaufen und mit jedem Auto etwas tiefer in die Tasche greifen.
Hinter dem angebotenen Wohlfühlambiente steckt also gerissenes Marketing. Der Mensch will immer mehr, diese Tatsache wird mit dem Angebot an Sonderausstattungen schamlos ausgenutzt. Ausserdem wird das Auto in der Werbung nicht als Luxusprodukt, sondern als ein absolutes Muss beworben, welches sich auf die persönlichen Bedürfnisse anpasst. Dem Auto wird ein Charakter gegeben, um es attraktiver wirken zu lassen.