Volvo möchte auch ein Stück vom SUV-Coupé-Kuchen abstauben und schickt dazu den C40 Recharge ins Rennen. Wie der Name verrät, handelt es sich beim C40 um ein Elektroauto, das Design mit geschlossenem Kühlergrill unterstreicht das. Im Gegensatz zum Schwestermodell XC40 sind keine Verbrennermotoren im Angebot. Stattdessen punktet der C40 mit bärenstarkem Antrieb und top modernem Infotainmentsystem. Bezüglich der Effizienz hapert es allerdings.
Pfiffiger und pragmatischer Innenraum
Wie von Volvo gewohnt, präsentiert sich das Cockpit qualitativ ausgesprochen hochwertig. Allerdings lässt der schwarz in schwarz gehaltene Innenraum das behagliche skandinavische Ambiente mit warmen Tönen missen. Dafür punktet das SUV-Coupé mit praktischen Lösungen: induktive Ladefläche fürs Smartphone, zahlreiche Ablagemöglichkeiten für Kleinkram sowie die wohl grössten Türfächer in einem Auto. Selbst ein Laptop lässt sich problemlos darin verstauen! Auch der Kofferraum braucht sich nicht zu verstecken, denn beim Umlegen der Rückbank klappen die Kopfstützen automatisch um und es entsteht ein ebener Ladeboden.
Wird nur ein kleiner Teil des Kofferraums genutzt, so lässt sich der Boden in eine Art Raumteiler umklappen, um so beispielsweise Einkaufstaschen vom Umkippen zu bewahren. Etwas weniger grosszügig bemessen ist dafür der Platz für die Hinterbänkler. Für grosse Personen sind Kopf- und Kniefreiheit eher knapp bemessen, ausserdem wirkt es im Fond durch die kleinen und abgedunkelten Seitenscheiben höhlenartig. Immerhin sorgt das grosse Panoramadach für etwas Licht und ein besseres Raumgefühl und ist obendrein noch serienmässig.
Google ist mit an Bord
Das Infotainmentsystem auf Android-Basis vermag zu begeistern. Es reagiert genauso schnell wie ein übliches Smartphone, auch die Bedienung gibt keine Rätsel auf. Dank Google Maps ist Online-Navigation mit Echtzeit-Verkehrsdaten möglich und Google findet selbst die unmöglichsten Wege ans Ziel, wenn es irgendwo stockt. Auch Ladestationen sind direkt in der Google Navigation integriert. Ausserdem ist auch der Google Assistant mit an Bord und kann nicht nur frei gesprochene Wünsche bezüglich Musik, Navigation oder Anruf entgegennehmen, sondern auch die Sitzheizung oder Klimaanlage per Sprachbedienung justieren. Selbst das Sprachkommando «Spiel den Song Doggy von Katja Krasavice auf Spotify» setzt das System anstandslos und unverzüglich um. Grossartig!
Stark wie ein Ochse
Ebenfalls ganz smart gibt sich der Volvo C40 beim Starten: Platz nehmen, Fuss auf die Bremse, Fahrtrichtung wählen und es kann losgehen. Auf einen konventionellen Startknopf verzichten die Schweden genauso wie auf einen Fahrmodusschalter. Stattdessen reagiert der Wagen darauf, wie man das Fahrpedal bedient. Bei behutsamer Fahrweise reagiert auch das Auto sehr gemütlich und gibt die Leistung nur allmählich frei. Wird das Pedal dagegen schnell betätigt, dann fällt die Kraft blitzartig über beide Achsen her. Der Schub ist gewaltig, macht Laune und Überholmanöver zum Kinderspiel!
Was in Schweden aber offenbar vergessen gegangen ist, ist die Rekuperation via Schaltpaddels oder sogar Abstandsradar zu regulieren. Stattdessen bietet das Auto lediglich die Option, das sogenannte One Pedal Driving zu aktivieren (maximale Rekuperation), oder eben nicht zu aktivieren (keine Rekuperation). Während die Kraft eines Sportwagens würdig wäre, gibt sich der Wagen beim Handling eher gelassen. Zwar erhöht der tiefe Schwerpunkt durch die Batterie im Boden die Stabilität in Kurven, doch der Lenkung fehlt es an Rückmeldung. Zwar kann man in den Einstellungen ein «sportliches Lenkgefühl» einstellen, doch das verhärtet nur die Lenkung, sodass sich das Feedback künstlich anfühlt. Das ESP ist ausserdem Volvo-typisch auf maximale Sicherheit bedacht und lässt sich nicht deaktivieren, sodass am Kurvenausgang manchmal nicht die volle Kraft zur Verfügung steht.
Die Kraft hat seinen Preis
Den kräftigen Dual-Motorantrieb muss man sich leisten wollen. Für die Topmotorisierung mit sehr umfassender Ausstattung zahlt man rund 73’000 Franken. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass das kräftig motorisierte SUV-Coupé nicht besonders haushälterisch mit dem Strom umgeht. Man muss mit einem Verbrauch von 24,6 kWh/100 rechnen, wer häufig und gerne beschleunigt, sogar mit noch mehr. Somit bleiben am Ende von den 472 Kilometer WLTP-Reichweite noch rund 300 Kilometer Praxis-Reichweite. Das ist dann nicht mehr besonders smart.
Alltag
Die Platzverhältnisse im Volvo C40 sind eher durchschnittlich, die Übersicht ist schlecht und der Wendekreis gross. Dafür verfügt er über riesige Ablageflächen und einen sehr vielfältig einsetzbaren Kofferraum.
Fahrdynamik
Der Schub ist kräftig und aufbauend, viele Autos lässt der Schwede beim Beschleunigen hinter sich. Beim Handling ist der Wagen dann aber deutlich entspannter unterwegs. Die Kurvenlage ist gut, die Lenkung lässt aber Feedback vermissen.
Umwelt
Die Abweichung zum Normverbrauch ist mit 24,6 kWh/100 km eher hoch, was sich auf die praktische Reichweite niederschlägt. Eine bessere Annäherung an den Normverbrauch wäre wünschenswert.
Ausstrahlung
Das klare und elegante Design ohne aggressiven Look spricht für den Volvo C40. Allerdings fehlt insbesondere innen der skandinavische Stil.
Fazit
+ Elegantes und zurückhaltendes Design
+ Sehr hohe Verarbeitungsqualität
+ Bequeme Sitze mit sehr schneller Sitzheizung
+ Sensationelles Infotainmentsystem auf Android-Basis mit super Sprachsteuerung und Google Maps Integration
+ Gut nutzbarer Kofferraum, riesige Ablageflächen
+ Kräftiger Antrieb, Ansprechverhalten vom Beschleunigungsstil abhängig
+ Ausgewogenes Fahrwerk
+ Sehr hohes Sicherheitsgefühl beim zügigen Fahren durch unbeirrbares ESP
+ Sehr gutes Matrix-LED-Licht
+ Zuverlässige und fehlerfreie Assistenzsysteme
– Verhältnismässig hoher Preis
– Reichweite in der Praxis knapp bemessen
– Recht hoher Verbrauch
– Deutlich zu vernehmende Windgeräusche bei Autobahntempo
– Grosser Wendekreis
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Volvo C40 Recharge |
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Preis Basismodell / Motorisierung / Testwagen | 53 800 CHF / 63 200 CHF / 72 965 CHF |
Antrieb | Elektrisch, Allradantrieb |
Akkukapazität | 82 kWh (brutto) / 78 kWh (netto) |
Max. Leistung | 300 kW |
Max. Drehmoment | 670 Nm |
Beschleunigung 0–100 km/h | 4,7 s |
Vmax | 180 km/h (elektronisch abgeregelt) |
WLTP-Verbrauch / Energieeffizienz | 17,8 kWh / 100 km / B |
Test-Verbrauch / Differenz | 24,6 kWh/100 km / +28% |
WLTP-Reichweite | 472 km |
Ø Test-Reichweite | 300 km |
Max. Ladeleistung (DC) | 150 kW |
Länge / Breite / Höhe | 4,44 m / 1,87 m / 1,59 m |
Leergewicht | 2245 kg |
Kofferraumvolumen | 413 - 1205 l + 35 l Frunk |