Dass Volvos jüngster Spross ein Kompakt-SUV ist, verwundert nicht, da dieses Segment das stärkste Wachstum verzeichnet. Allerdings haben die Schweden die Möglichkeit, ein komplett neues Auto zu konstruieren, tatsächlich genutzt und etwas Neuartiges lanciert. Der Volvo XC40 ist das wohl beste Familienauto überhaupt – allerdings in einem anderen Sinn, als man diese Bezeichnung heute benutzt.
Keine Frage, das SUV soll eine jüngere Kundschaft ansprechen als seine beiden älteren Brüder XC60 und XC90. Da ist es nur konsequent, dass man das Auto auch von einem jungen Designer designen lässt, oder? Gesagt, getan. Als die erste Skizze in Angriff genommen wurde, war der Chefdesigner vom XC40 gerade mal 27 Jahre alt. Mit seinem kantigen Design hebt sich der Schwede von der Konkurrenz ab. Dass der Wagen hinten leicht breiter ist als vorne, gibt dem SUV muskulöse Proportionen. Nichtsdestotrotz empfinde ich den XC40 etwas femininer als seine grösseren Brüder. Das könnte aber auch an der sehr sanftmütigen Farbkombination des hier abgebildeten Autos liegen…
Das Cockpit widerspiegelt das aktuelle Volvo Design. Das Infotainmentsystem in Form eines Tablets ist meiner Meinung nach eines der Besten überhaupt, was die Bedienbarkeit angeht. Leider ist das Ablenkungspotenzial hoch, insbesondere, weil sich auch die Klimaanlage nur über den Touchscreen bedienen lässt. Jedenfalls ist der XC40 ein rollender Hotspot, versteht sich mit allen Smartphones und kann über eine App geortet, vorgeheitzt, etc. werden.
Spannend zum Thema Smartphone-Integration finde ich, was der Futurist Martin Lindstrom sagt. Er war von Volvo anlässlich der Art Session und der XC40-Präsentation eingeladen und sagte, wir drohen unsere Balance zu verlieren. Weil nicht wir, sondern die Technologie, respektive das Smartphone, unseren Takt bestimmt. Darum werfe ich mal die Frage in den Raum, ob es denn diese immer stärker werdende Vernetzung zwischen Handy und Auto wirklich braucht? Ist das ein so starkes Bedürfnis der heutigen Kundschaft oder wird uns das «aufgebrummt»? Meiner Meinung nach hat man als Autofahrer zu fahren und nicht nebenbei übers Infotainmentsystem Nachrichten an Siri zu diktieren. Auch das lenkt nämlich mehr ab, als man denkt.
Doch nicht nur technisch hat der XC40 seine Qualitäten. Volvo hat nicht bloss online Kundenbefragungen durchgeführt, sondern potenzielle Kunden tatsächlich besucht und sich auch die Autos von innen angeschaut. Dabei haben die Schweden bemerkt, wieviel Kleinkram die Leute in ihren Autos mitführen! Ergo strotzt der XC40 nur so von Ablagemöglichkeiten. Besonders clever finde ich den Haken vor dem Handschuhfach und die gigantischen Ablagefächer in den Türen. Letztere wurde dadurch ermöglicht, dass die platzfressenden Lautsprecher in das Armaturenbrett versetzt wurden. Wie die Harman/Kardon-Anlage dennoch so satt klingt, liegt über meinem Technik-Verständnis, aber die Lösung funktioniert!
Apropos Lösung: Bislang existiert Carsharing nur in der Öffentlichkeit. Volvo wagt einen neuen Ansatz und ermöglicht es mit dem XC40 seinen Kunden erstmals, das Auto via Volvo On Call App mit Familienmitgliedern und Freunden sowie Bekannten zu teilen. Der grosse Vorteil ist, dass über die App genau bestimmt wird, wer wann Zugriff aufs Auto erhält. Wo sich das Auto und der Schlüssel befinden ist egal, denn das Auto wird über die App nicht nur geortet, sondern sogar entriegelt. Der Dienst ist kostenlos und macht es Menschen einfacher, mit nur einem Auto auszukommen. Jede Fahrt wird aufgezeichnet und der Besitzer kann stets nachvollziehen, wann sein Auto wo und wie lange gefahren ist und was es dabei verbraucht hat.
Volvos neues SUV ist mit der ganzen Technologie und dem vielseitigen Innenraum der beste Beweis dafür, dass es bei Nicht-Sportwagen je länger je weniger darauf ankommt, was das Auto antriebt. Auch seitens Volvo kommen die Motorisierungen als letztes zur Sprache, nachdem alle anderen Highlights aufgezählt worden sind. Zur Wahl stehen vorerst ein 180 kW starker Vierzylinder-Benziner und ein 140 kW starker Vierzylinder-Diesel. Es folgen ab 2018 ein 112 kW Benziner, ein noch schwächerer Dreizylinder-Benziner als unterstes Einstiegsmodell sowie eine Hybrid- und eine rein elektrische Variante. Zudem offeriert Volvo die Wahl zwischen Schaltgetriebe und Automatik sowie zwischen Front- und Allradantrieb. Der 152 PS Benziner kostet ab 35’500 Franken. Wer einen stärkeren Motor und Ausstattung dazu rechnet, wird wahrscheinlich schnell bei rund 55’000 Franken oder noch mehr landen. Allerdings schwafelt Volvo nicht nur die ganze Zeit Premium, sondern liefert auch. Apropos liefern: Bestellbar ist der neuen Schwede bereits, in die Schweiz wird er allerdings erst nächstes Jahr geliefert.
Bilder: Koray Adigüzel
Habe das “eingebaute” Carsharing inzwischen ausprobiert. Das hat wirklich Potenzial. Denn es macht den XC40 in der Familie oder auch im Fuhrpark von Firmen megaflexibel. Kein “Gibt mal bitte die Schlüssel mehr” … stattdessen Freigabe über die App. gefällt mir sehr … https://1300ccm.de/auto-test/erste-ausfahrt-im-volvo-xc40-2017.html