Viel spezieller kann ein VW Golf wie im vorliegenden Fall nicht werden. Der ohnehin schon fahrdynamischste und stärkste Golf R aller Zeiten wird noch ein bisschen stärker, rebellischer und feierlicher. Das Jubiläumsmodell 20 Years blickt auf 20 Jahre Historie bis zum Golf R32 zurück, als noch ein Sechszylinder wüten durfte. Im R 20 Years kitzelten die Ingenieure ein paar Pferde mehr aus dem bekannten Vierzylinder-Turbo und stellten ein paar weitere Regler mehr in Richtung scharf. Somit ist der Golf R 20 Years ein Fest für alle Fahr-Enthusiasten, zumal die Konkurrenz aufgrund des grassierenden Elektro-Wahns praktisch nicht mehr vorhanden ist. Im Test zeigt sich, wie viel Fahrspass mit einem herrlich aggressiven Benziner möglich ist. Ob das Sondermodell als Sammlerstück und Wertanlage taugt, wage ich angesichts der viel stärker limitierten Edition 333 aber stark.
Für ein Jubiläumsmodell hat sich VW optisch arg zurückgehalten. Schwarz-blaue Felgen, blaue R-Logos, blaue Aussenspiegel sowie die Aussenspiegel-Projektion 20R auf dem Boden sind die einzigen optischen Veränderungen. Im Innenraum gibt es erstmals Echt-Carbon als Zierleisten, die im Dunkeln zudem sanft im Schein der Ambientebeleuchtung funkeln – sieht nobel und cool aus. Ansonsten war es das aber. Ein normaler Golf R mit all seinen bekannten Vorzügen – etwa Ergonomie und Sitze – wie auch Nachteilen, namentlich das Infotainmentsystem und seine umständliche Bedienung.
Alltag bleibt Alltag
Beim normalen Cruisen im standardmässigen Sport-Modus ist von den technischen Änderungen im Jubiläumsmodell nichts zu spüren. Der Golf R 20 Years fährt zwar ziemlich straff und mit einer direkten Lenkübersetzung, fühlt sich aber trotzdem in erster Linie einfach wie ein sportlicherer Golf als eine explosive Taschenrakete an. Positiv und wichtig im Alltag: Der Antrieb legt schnell und geschmeidig los, sodass keine Anfahrschwäche auszumachen ist. Wer auf der Langstrecke unterwegs ist, kann ausserdem in den Comfort-Modus wechseln. Mit einer grösseren Servounterstützung, weichen Dämpfern und maximal zurückhaltendem Sound wird aus dem potenziell aggressiven Jubiläumsgolf ein lammfrommes Gefährt, dessen sportliche Attitüden besonders tief schlummern.
Geheimwaffe Special-Mode
Das Ass im Ärmel des Golf R ist nach wie vor der für die Nordschleife optimierte Special-Fahrmodus, der aber auch perfekt für Überland- und Bergstrassen funktioniert und im 20 Years Sondermodell nochmal nachgeschärft wurde. Der Motor hat im oberen Drehzahlbereich leicht an Leistung und Drehfreude zugelegt und die Schaltvorgänge des Getriebes sind deutlich aggressiver. Die Akrapovič-Titanabgasanlage (optional, 4600 CHF) verhilft dem Golf R zu einem rauen Sound und bollern und knallen wie in guten, alten Zeiten.
Am meisten Fahrfreude bietet der spezielle Golf im besagten Special-Modus mit ESP-Sport, da das elektronische Sicherheitsnetz ansonsten zu früh eingreift. Dank des Torque Vectorings dreht der Golf R sich in der Kurve ein Stück weit von alleine ein, wenn man kurz vor dem Scheitelpunkt wieder aufs Gas geht. Anschliessend kann man leicht hecklastig, aber immer stets stabil voll aus der Kurve raus schiessen, stets die Drehzahlen im Blick oder akustisch unter Kontrolle, da im manuellen Modus des Special-Modes die Schaltung komplett abgegeben wird.
Teuer, aber beinahe konkurrenzlos
Der Golf R 20 Years schraubt den Fahrspass mit dezenten Verbesserungen weiter in die Höhe, hebt sich aber weder technisch noch optisch stark vom Standardmodell ab. Preislich liegt der Jubiläumsgolf mit Vollausstattung bei 82’960 Franken, was einem Aufpreis von rund 3000 Franken im Vergleich zum normalen Golf R mit vergleichbarer Ausstattung beträgt. Der VW Golf R hat sich zwar zu einem waschechten Sport-Modell gemausert, ist aber mittlerweile auch sehr teuer geworden. Allerdings kann sich VW diese Preise leisten, da Konkurrenzmodelle quasi nur noch innerhalb des Konzerns existieren. Alle anderen Hersteller haben sich leider weitgehend von ihren Hot Hatches getrennt. Ein wertstabiles Sammlerstück wird der unlimitierte Golf 20 Years wahrscheinlich nicht, aber wer Freude an aggressiven Fahrwerks- und Antriebssetups hat, wird an diesem Jubiläumsmodell seine helle Freude haben.
Alltag 
Golf bleibt Golf, wobei das gar nicht so viele Vorteile bietet. Unkomplizierte Handhabung und mehr als genügend Restkomfort sind die beiden grossen Pluspunkte. Allerdings ist der Golf per se kein sehr geräumiges Auto und mit dem Allradantrieb wächst der Wendekreis deutlich.
Fahrdynamik 
Im Jubiläumsmodell hat die R-Truppe dem Sondergolf in der Motor- und Getriebeabstimmung nochmal eine ordentliche Prise Chili hineingehauen. Ansprechverhalten und Durchzug sind für einen Zweiliter-Turbo sensationell. Das Getriebe ist extrem schnell und das Handling dank Torque-Vectoring sehr mitreissend und reaktiv.
Umwelt 
Man kann nicht puncto Performance all in gehen und gleichzeitig ein Verbrauchswunder bauen. Daher muss bei einem Mix aus Alltag und sportlichen Fahrten mit einem Verbrauch wie im Test von 10,5l/100 km gerechnet werden.
Ausstrahlung 
Etwas mehr als ein paar blaue Akzente hätten es meiner Meinung nach für das Sondermodell schon sein dürfen. Nichtsdestotrotz ist der Golf R 20 Years ein recht zeitloser und adretter Hot Hatch.
Fazit
+ Hübsches Sondermodell, nicht nach Stückzahlen limitiert
+ Sehr bequeme Sportsitze mit Heizung/Lüftung, top Ergonomie
+ Ausreichender Komfort
+ Sehr deutliche Unterschiede zwischen den Fahrmodi
+ Keine Anfahrschwäche
+ Sehr kräftiger Durchzug, hohe Drehfreude
+ Brachialer Special-Fahrmodus “Nordschleife”
+ Sonorer Motorsound, Bollern und Knallen inklusive
+ Neutrales bis hecklastiges Handling
+ Sehr hoher Grip
+ Zuverlässige Assistenzsysteme, sehr gutes Matrix-Licht
+ Umfangreiche Serienausstattung
– Infotainmentsystem verschachtelt und manchmal träge. Umständliche Bedienung.
– ESP muss in den Tiefen der Untermenüs angepasst werden
– Grosser Wendekreis
– Knapp bemessener Innenraum
– Hoher Preis
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
| Marke / Modell | VW Golf R 20 Years |
|---|---|
| Preis Basismodell / Testwagen | 70 200 CHF / 82 960 CHF |
| Antrieb | Benzin, Allradantrieb |
| Hubraum / Zylinder | 1984 ccm / R4 |
| Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
| Getriebe | 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
| Max. Leistung | 245 kW bei 5600 r/min |
| Max. Drehmoment | 420 Nm bei 2100 - 5500 r/min |
| Beschleunigung 0–100 km/h | 4,6 s |
| Vmax | 270 km/h (elektronisch abgeregelt) |
| WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 8,2 l/100 km / 184 g/km / F |
| Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 10,5 l/100 km / 236 g/km / +28% |
| Länge / Breite / Höhe | 4,29 m / 1,79 m / 1,48 m |
| Leergewicht | 1621 kg |
| Kofferraumvolumen | 381 - 1237 l |
