VW Golf R Black Edition: Neuer Stil, gemässigtes Temperament

Der VW Golf R geht in die nächste Runde und hält als einer der wenigen verbliebenen Vertreter der Hot Hatches seine Stellung. Inoffiziell als Golf R 8.5 bezeichnet, handelt es sich um das Facelift eines Autos, dessen Zukunft ungewiss ist. VW hat bereits eine elektrische GTI-Studie präsentiert und obwohl gefühlt die halbe Welt nach rechts dreht und E-Autos bisher nicht den (von einigen erhofften und auch prognostizierten Durchbruch) erreicht haben, könnte es sein, dass der gegenwärtige VW Golf R der Letzte seiner Art ist. Höchste Zeit also, um der zum Launch verfügbaren Sonderedition Black Edition auf den Zahn zu fühlen. Wie viel Feuer steckt im düstersten Serien-Golf ever?

Optisch zeigt der aufgefrischte Golf R insbesondere von vorn betrachtet mehr Schärfe. Die Scheinwerfer sind schmaler, die Linse ist vom Tagfahrlicht markanter eingefasst und die gesamte Front inklusive Logo ist mittlerweile beleuchtet. Die Frontstossstange wirkt zerklüfteter und bissiger, da die Frischluftzufuhr verbessert wurde. Neue Felgen und neue gestaltete Rücklichter runden die Änderungen ab. Das R-Logo sitzt nun nicht mehr auf dem Kotflügel, sondern an der Türe und prangt dort grösser und prominenter.

2025 VW Golf R Black Edition
Die Front kühlt nun besser, die Scheinwerfer sind schmaler und das VW-Logo ist vorne beleuchtet.

Eine weisse Black Edition

Die hier gezeigte Black Edition trägt die Felgen «Warmenau» in Schwarz, die ansonsten in Silber ausgeführt sind. Ferner sind alle Logos und R-Embleme in Schwarz gehalten, die hinteren Fenster getönt, die vorderen Scheinwerfer abgedunkelt und die Abgasanlage (nur die Serien-Anlage; nicht jedoch die optionale Akrapovič-Abgasanlage) verfügt über dunklere Blenden. Darüber hinaus ist bei der Black Edition das Performance Paket (Vmax auf 270 km/h angehoben, Special-Fahrmodi Drift und Nordschleife sowie grösserer Dachkantenspoiler) serienmässig enthalten. Was dagegen nicht Serie ist: Der schwarze Lack. Ein Humor, den wohl nur VW versteht. Standardmässig ist die Black Edition in Weiss gehalten, der Lack Grenadill Black kostet 890 Franken Aufpreis.

2025 VW Golf R Black Edition
Bis auf die schwarzen Akzente lässt sich jeder normale Golf R so wie die Black Edition konfigurieren.

Update an den richtigen Orten

Der Innenraum ist weitgehend bekannt, die grösste Neuerung (und auch die dringendste) ist das Infotainmentsystem. Der Touchscreen misst nun beachtliche 12,9 Zoll und dominiert das Armaturenbrett stark. Optisch ist der Screen mir persönlich für den Golf fast schon zu gross, aber das ist Geschmackssache. Viel wichtiger ist, dass das Infotainmentsystem jetzt endlich zuverlässig funktioniert, sich flüssig bedienen lässt und die leider immer noch fummeligen Touchslider jetzt beleuchtet sind. Die Bedienung wurde vor allem dadurch erleichtert, dass am oberen und unteren Ende des Touchscreens feste Bedienelemente (wie beispielsweise die Sitzheizung unten) per Schnellzugriff auswählbar sind.

2025 VW Golf R Black Edition
Das Infotainmentsystem verfügt über den intelligenten Sprachassistenten IDA inkl. ChatGPT-Integration. Die Bedienung ist um Welten besser als im Vor-Facelift-Modell und das System endlich stabil.

Die ebenfalls viel kritisierten, drucksensitiven Touchflächen am Lenkrad sind im Zuge des Facelifts vom Golf durch klassische Tasten ersetzt worden – nicht jedoch im R. Der Grund ist anscheinend die R-Taste für den Schnellzugang in den Race-Modus. Aber immerhin hat VW an der Sensitivität der Drücker gearbeitet, sodass jetzt bei forcierter Fahrt nicht mehr ständig versehentlich die Lenkradheizung eingeschaltet wird. Ferner haben die Wolfsburger die Innenraumqualität allgemein durch mehr unterschäumten Kunststoff, Carbon-Einlagen und Stoff-Applikationen erhöht. Etwas schade finde ich persönlich, dass der Golf R in seiner aktuellen Generation wohl keine echten Schalensitze erhalten wird.

2025 VW Golf R Black Edition
Das Lenkrad verfügt immer noch über die kapazitiven Tasten, aber die Druck-Dosierung ist viel besser.

Zuerst Golf, dann R

Keine Sonderedition und keine Leistungssteigerung – der Golf R verfügt nun nach dem Facelift standardmässig 245 kW – kann dem besonnenen Wesen des schnellen Golf etwas anhaben. Insbesondere im Comfort-Modus fragt man sich schon, wieso man soviel Geld für den Golf R ausgeben sollte. Zwar ist es durchaus auch eine Stärke, wie beflissen ein Hot Hatch Fahrbahnunebenheiten wegdämpfen kann, aber ist das eine der Kernkompetenzen in diesem Segment? Auch Lenkung, Gasannahme sowie Getriebesteuerung geben während des alltäglichen Fahrens in keiner Weise das Gefühl, ein schnelles und sportliches Auto zu fahren, das gerne auch mal ordentlich gescheucht wird!

2025 VW Golf R Black Edition
Die Sitze sind bequem, dürften aber noch tiefer montiert sein.

Wobei das mit dem Scheuchen so eine Sache ist. Der Golf R ist schnell und präzise, ausserdem ist er seit dem Generationenwechsel dank Torque Vectoring an der Hinterachse auch deutlich fahraktiver. Sein – meiner persönlicher Meinung nach – grösstes Problem ist, dass er auf eine technokratische, effiziente Weise schnell ist. Das ganze Auto fühlt sich in etwas so an wie der Motor: Der holt kurz Luft, um sein Turboloch bis kurz vor 3000 Umdrehungen zu überwinden und dann folgt ein geglätteter, gleichmässig ansteigender Punch bis zum Begrenzer. Schnell und durchzugsstark ja, aber mitreissend? Eher nicht.

2025 VW Golf R Black Edition
Das Cockpit lässt sich stark individuell anpassen. Die Musik des Motors spielt oberhalb von 3500 Umdrehungen.

Und das zieht sich dann durchs gesamte Erlebnis. Man kann durchaus bis in die Kurve reinbremsen, das Heck in der ESP Sport Stellung leicht eindrehen lassen, ans Gas gehen und wiederum leicht hecklastig mit bester Traktion aus der Kurve rausbeschleunigen. Selbst mit ESP Sport und Torque Vectoring ist der Golf auf maximalen Grip gebürstet, böse Überraschungen bleiben gänzlich aus. Bremse und Lenkung stimmen ins gleiche Lied: Präzise dosierbar, aber nicht messerscharf. Man fährt im R, ist schnell, womöglich sogar schneller, als man denkt, aber es fehlt irgendwie dieser mitreissende Beat, dieses Gefühl, dass man selber verantwortlich ist für die Linie, die man gerade fährt.

2025 VW Golf R Black Edition
Schicke, gewichtsoptimierte Felgen. Die Bremse arbeitet sehr standfest und lässt sich gut dosieren.

Nur in wenigen Situationen blitzt das wilde Tier im Golf hervor. Etwa dann, wenn man bei rund 5000 Umdrehungen kurz vom Gas geht, der Ladedruck aber aufrecht erhalten wird und das Triebwerk beim erneuten Tritt ins Gas dann wie gepickt die letzten 1500 Umdrehungen in Angriff nimmt. Oder im Special-Modus der Nordschleife, bei dem das automatische Hochschalten unterbunden wird. Verpasst man den Moment, wird die Leistung nicht gedrosselt, sondern der Motor hämmert mit aller Kraft in den Begrenzer. Der zu spät eingeleitete Gangwechsel wird mit einem massiven Kick untermauert und bei besonders schlechter Stimmung knallt es richtig laut aus der Auspuffanlage. Obwohl man eigentlich einen “Fahrfehler” begeht und den Schaltvorgang verpasst, grinst man ab dem wilden Verhalten des Autos in diesem Moment am meisten. Ich rate aber davon ab, zu oft absichtlich in den Begrenzer zu rauschen, denn das Getriebe dankt diesem Vorgang definitiv nicht.

2025 VW Golf R Black Edition
Die Stärke vom Golf R liegt in seinem Allradantrieb mit Torque Vectoring an der Hinterachse.

Ebenfalls erfreulich ist an dieser Stelle der Motorsound der Akrapovič-Abgasanlage, die kernigen Sound mit sanftem Ploppen im Schubbetrieb kombiniert. Vor zehn Jahren nicht gross der Rede Wert, aber bei einem 2025er-Modell muss man dankbar sein, dass man solchen Sound noch geniessen kann. Allerdings ist es ein teurer Genuss, denn die Titanabgasanlage lässt sich VW mit 4160 Franken sehr teuer bezahlen. Dafür sieht sie optisch sehr schön aus und wer es mit der Legalität nicht ganz so genau nimmt, findet Mittel und Wege, dass die Akrapovič-Anlage auch ganz andere Töne spuckt. Potenzial ist nämlich reichlich vorhanden.

2025 VW Golf R Black Edition
Kostprobe? Ohne auf die Bremse zu drücken erst lang auf den Startknopf, diesen loslassen, und dann erst den Motorstart einleiten. Dann röhrt es ziemlich zum Motorstart.

Teuer, doch die Konkurrenz ebenfalls

VW geht gegen den Trend und bietet den Golf R seit dem Facelift etwas günstiger an. Wobei günstig dennoch komplett der falsche Begriff ist: 78’430 Franken für den Testwagen wie abgebildet sind zwar rund 1800 Franken weniger als vorher, aber für ein Auto seiner Grösse eigentlich zu viel. Der Punkt ist, dass VW sich den Preis leisten kann: Die Konkurrenz kommt entweder aus den eigenen Reihen (Audi S3) oder von Mercedes sowie BMW, die alle mehr oder weniger dieselbe Preisvorstellung haben. Abgesehen von den deutschen Herstellern sind die Hot Hatches nahezu ausgestorben, lediglich der Honda Civic Type R spielt ebenfalls noch mit.

2025 VW Golf R Black Edition
Der Golf R ist kein hochemotionales Auto wie vielleicht andere (nicht mehr verfügbare) Hot Hatches. Aber er ist auf eine effiziente Art enorm schnell.

Der VW Golf R ist in seiner aktuellen Generation fahraktiver und auf eine sportliche Art effizienter als jemals zuvor. Er kann sehr schnell gefahren werden und glänzt durch irre Traktion und ein leicht hecklastiges, aber dennoch narrensicheres Fahrverhalten. Eine Emotionsgranate wird er aber in seinem Dasein nicht mehr werden. Da die fahrdynamisch relevanten Änderungen im Zuge des Facelifts vernachlässigbar sind, kann man auch eine Occasion vor dem Facelift in Betracht ziehen und so einiges an Geld sparen.

2025 VW Golf R Black Edition
Obwohl die Preise leicht gesunken sind, ist der Kompaktsportler mit einem stolzen Preisschild angeschrieben.

Alltag 3.5 out of 5 stars

Der Platz im Golf R entspricht ungefähr dem Klassenschnitt. Positiv hervorzuheben ist die gute Übersicht, negativ ins Gewicht fällt dagegen der grosse Wendekreis.

Fahrdynamik 4.5 out of 5 stars

Das Turboloch ist gross, der darauffolgende Punch ist es aber auch: Der Motor lebt von den hohen Drehzahlen. Das Handling ist neutral bis leicht hecklastig mit sehr hohem Grip und hoher Präzision, wobei der Golf R nicht messerscharf ausgelegt ist.

Umwelt 3 out of 5 stars

Neu seit dem Facelift ist der Eco-Fahrmodus, wobei ich mich schon frage, wieso man ein derartiges Auto in diesem Modus fahren sollte. Wird der R gefahren, wie er sollte, resultiert ein Verbrauch von 11,3 l/100 km.

Ausstrahlung 5 out of 5 stars

Optisch ist der Golf R ein guter Mix zwischen Understatement und sportlichen Akzenten. Die Black Edition setzt die richtigen Noten, hat aber nur optische Auswirkungen.

Fazit 4.5 out of 5 stars

+ Ansehnliches Design
+ Hohe Innenraumqualität
+ Sitzlüftung (optional)
+ Flüssiges Infotainmentsystem mit exzellenter Sprachsteuerung
+ Druckvoller Motor mit kernigem Sound
+ Leicht hecklastiger Allrad, aber idiotensicher
+ Sehr hohes Gripniveau
+ Special-Modus Nordschleife passt auch perfekt für Bergstrassen
+ ESP dreistufig deaktivierbar
+ Zuverlässige Assistenzsysteme
+ Tolles Matrix-Licht

– Deutliches Turboloch
– Hoher Preis
– Sperriger Wendekreis
– Hoher Verbrauch

– Keine Mängel

Steckbrief

Marke / ModellVW Golf R Black Edition
Preis Basismodell / Testwagen65 700 CHF / 78 430 CHF
AntriebBenzin, Allradantrieb
Hubraum / Zylinder1984 ccm / R4
Motoranordnung / MotorkonzeptFrontmotor / Turbomotor
Getriebe7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Max. Leistung245 kW bei 5600 r/min
Max. Drehmoment420 Nm bei 2100 - 5500 r/min
Beschleu­nigung 0–100 km/h4,6 s
Vmax270 km/h (elektronisch abgeregelt)
WLTP-Verbrauch / CO2-Emissionen / Energieeffizienz8,3 l/100 km / 188 g/km / G
Test-Verbrauch / CO2-Emissionen / Differenz11,3 l/100 km / 256 g/km / +36%
Länge / Breite / Höhe4,29 m / 1,79 m / 1,48 m
Leergewicht1612 kg
Kofferraumvolumen381 - 1237 l

Bilder: Koray Dollenmeier

2 thoughts on “VW Golf R Black Edition: Neuer Stil, gemässigtes Temperament”

  1. Lieber Koray

    Toller Bericht, einmal mehr. Seit vielen Jahren treuer Leser und war gespannt auf dein Empfinden. Ich habe den 8.5 R BE in Lapiz Blau mit schwarzem Dach und Vollausstattung dank mehreren Rabatten für knapp 64k CHF geholt letztes Jahr. Immer noch teuer, aber verkraftbarer 🙂 Ich schätze vor allem, den typisch Deutschen Spagat, zwischen Alltag und “kleiner Rennsemmel”, ein All-In-One Package. Von daher kann ich es auch verkraften, dass ein mehr als Restkomfort vorhanden ist.

    Wie du korrekt geschrieben hattest, stirbt leider die (bezahlbare) Konkurrenz langsam aus im Kompaktsportler-Segment. Eigentlich schade, da heute viele überdimensionierte Autos, mit zwar mehr Leistung, auf der Strasse unterwegs sind, aber die Physik nicht schläft und die Mehrleistung auch anhand von Mehrgewicht zu Nichte geht. Nicht zu vergessen die Mehrkosten (STVA, Versicherung, Benzin, Parkplatzproblematik, Unterhalt etc.). Jedem das Seine. Ich bereue es nicht, den Golf R dem Audi RS5 SB vorgezogen zu haben, rational gesehen 😉

    Ich freue mich auf weiterhin viele Petrol-Berichte und wünsche Alles Gute.

    Lg
    Joel

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    • Hoi Joel

      Danke für dein Feedback, freut mich zu hören! Es gibt natürlich genau diese Klientel wie dich, für die der Golf R perfekt passt. Es gab aber durchaus vom Wesen her wildere Kontrahenten, um mal den Ford Focus RS oder den Renault Mégane RS als Beispiele zu nennen.

      Ich kann dir nur zustimmen, wie schade dass es ist, dass die Hot Hatches aussterben und dafür übermotisiertre aber auch massiv übergewichtige Elektro-(“Sportler”) auf den Markt kommen. Wir wissen beide, dass das einfach nicht dasselbe ist und auch nie sein kann, solange die Akkus so schwer sind, wie sie halt gegenwärtig sind.

      Spannend auch dein Preis für den Golf R, immer wieder interesant, wie hoch teils die Rabatte ausfallen. Auch auf Autoscout ist es teilweise erstaunlich, mit was für Abschlägen nagelneue Autos oder solche mit weniger als 200 KM angeboten wurden. Zu guter Letzt können natürlich auch Leasingangebote vorübergehend sehr vorteilhaft ausfallen. Aus Vergleichsgründen muss ich aber immer den Listenpreis nennen, obwohl den allermeisten bewusst ist, dass kein Auto zum vollen Preis gekauft wird.

      Wünsche ganz viele unfallfreie KM mit deinem neuen Golf R!

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